Beitragvon Hibbeltrine » Mo 30. Sep 2013, 12:52
Ich würde mich auch noch gerne zu Wort melden. Ich kann Rose total verstehen und empfinde es genau wie sie. ich finde es schlichtweg dreist, wie hier teilweise mit ihr umgegangen wird und ich finde es gut, dass sich das Moderatorenteam schützend vor sie stellt. Da waren wirklich persönliche Angriffe mit bei und die müssen nicht sein.
Die Frage ist, muss man Geburtsberichte immer und unter allen Umständen kommentieren. Neulich schrieb ich irgendwo, dass manche Frau sich vielleicht als "Versagerin" fühlt oder eben wie "Silber" oder "nur Bronze", weil es für Gold = die Hausgeburt nicht gereicht hat, aus welchen Gründen auch immer. Ich würde mir gut überlegen, ob ich dann überhaupt noch einen Geburtsbericht einstelle. Es ist unter Umständen ganz schön vermessen, allein vom Lesen hier "Rückschlüsse" auf etwas zu ziehen, wo wir nicht dabei waren, wenn es z. B. heißt, die Hebamme war nicht die ideale Begleitung. Wir kennen diese Frau doch gar nicht und auch nicht die Umstände. Es ist doch teilweise auch reine Kaffeesatzleserei, was hier betrieben wird!
Ich finde es unter manchen Umständen einfach schwierig, zu kommentieren. Wie ich bereits schrieb, sind wir nicht die betreffende Frau, haben nicht dieses Kind unter unserem Herzen und nicht ihr Bauchgefühl. Und mit Röntgenaugen in ihren Bauch glotzen können wir nicht und vom PC/Tablet/Handy aus schon gar nicht.
Ich sehe es auch als Aufgabe dieses Forums, Frauen in ihrem Bauchgefühl zu bestärken, egal, in welche Richtung es geht. Leider nur allzuoft wird es ihnen leichtfertig ausgetrieben bzw. sie vertrauen von vorn herein nicht mehr darauf.Meistens lesen wir hier "ich wollte lieber laufen, aber die Hebamme meinte, ich müsste mich hinlegen..." etc. Das ist die eine Seite.
Hier ist aber eine Mutter, die gut in sich hineingehört hat. Die sich eine Hausgeburt gewünscht und geplant hat. Dieser Kaiserschnitt war definitiv nicht ihr Mittel der ersten Wahl (so wird hier aber teilweise getan), sondern entstand aus einem unguten Gefühl heraus. Dieses Gefühl hat sie nicht abgetan, sondern ernst genommen.
Sie hatte meines Erachtens großes Glück, dass sie in einem KH gelandet ist, wo die Ärzte ihr keinen Druck gemacht haben. Sie hat sich aus freien Stücken dafür entschieden, mit Hilfe ihres Bauchgefühls. Sie wollte es lieber so, als einen Not-Kaiserschnitt. Ich habe vollstes Verständnis dafür. Diese Frau hatte zwar nicht ihre Idealgeburt, aber sie kann mit dem Ablauf und den Tatsachen leben. Und das ist so wichtig, und so viel mehr, als viele Traumatisierte hier von sich sagen können. Rose freut sich offensichtlich über ihr kleines Kerlchen und darüber, dass sie eine Entscheidung getroffen hat, zu der sie dachte, auch hier stehen zu können. Muss man denn immer und unter allen Umständen alles zu Tode analysieren und dabei, weil man nicht der betreffende Mensch ist und auch nicht dabei war, vielleicht mehr reininterpretieren, als tatsächlich der Fall war?
Ich finds soooo traurig, wenn dann solche Kommentare kommen, das ist sooo verletzend für die Betroffene. Und Seitenhiebe auf ihren Youtube-Kanal etc. kann man sich auch verkneifen, das driftet ins Persönliche ab und sollte nicht sein.
Ich habe den Eindruck, für manche hier ist die Hausgeburt (die unbestritten die beste Art zu gebären ist), eine Art "Heilige Kuh", die niemals nicht "geopfert" werden darf. Egal, wie das Bauchgefühl der betroffenen Mutter ist, hier gibt es welche, die wissen es besser. Hausgeburt, unter allen Umständen, egal wie.
Es wäre schon noch von allein gekommen, drin geblieben ist ja noch keins. Es war noch nicht "ausgebacken". Wer sagt denn, dass das immer so sein muss? Merkt ihr eigentlich, dass ihr in dem Punkt schon genauso dogmatisch und intolerant werdet, wie jene, die auf der anderen Seite zu uns herüberrufen: "Hausgeburt! Wie unverantwortlich! "
Die meisten Hausgeburten sind heute so sicher, weil sich die Ernährungs- und Hygiene und überhaupt die -Lebensbedingungen der Frauen deutlichst verbessert haben. Wir kriegen nicht mehr 18 Kinder, haben sauberes Wasser und gesundes Essen im Überlauf. So. Ich hab bewusst geschrieben, die "meisten" Hausgeburten. Auch hier gibt es neben den Klassikern PPT und Querlage, die offenbar hier von einigen als einzige "Indikation" fürs KH gelten, vielleicht noch ein paar weitere Faktoren, die eine Hausgeburt trotz verbesserter Lebensbedingungen nicht unbedingt ratsam erscheinen lassen. Vielleicht war es bei Rose so ein Fall. Ich hab neben einem unguten Gefühl auch was von einem Nierenstau bei ihr gelesen, von einem Köpfchen, das immer wieder zurückrutschte und anfangs etwas verformt war, von einer Nabelschnur, die irgendwo rumgeschlungen war.
Was hätte Rose denn tun sollen? Ihr Bauchgefühl ignorieren, in der Hoffnung, alles nur Einbildung/mangelnde Entspannung/Vertrauen, vergeht schon wieder? Ja, und wenn nicht?
Hätte sie euren Beifall und euer Mitgefühl gefunden, wenn sie unter allen Umständen ihr Kind daheim bekommen hätte, entgegen ihrem Bauchgefühl, nur damit sie "unsere Ideale von der Hausgeburt" hochhält? Krankenhäuser sind kein idealer Ort zum Gebären, das weiß jede hier und das brauchen wir nicht neu diskutieren. Manchmal kann es aber auch ein Segen sein, dass man die Möglichkeit hat, dorthin zu gehen.
Nix dagegen, dass man Geburtsverläufe kommentiert. Ich würde für die Zukunft folgendes Vorgehen vorschlagen: Wenn die Thread-Eröffnerin, wie in Roses Fall, schreibt, dass die Geburt, wie auch immer sie abgelaufen ist, "stimmig" ist, dann wird das Kommentieren (außer Glückwünschen, warum sollte man nicht aus Freude über einen neuen Erdbürger "nur" einen Glückwunsch dalassen?) unterlassen.
Wenn jemand Hilfe in Form von Analysen braucht, soll er das ebenfalls schreiben. Zum Beispiel "ich hadere immer noch mit mir, weil es dann so oder so kam und das war das, was ich niemals wollte.... Was meint ihr zu dem Ganzen?" Gerade bei traumatischen Geburten sind diese Kommentare sehr hilfreich. Da gefällt es mir übrigens gut, wie in so einem Fall z. B. bei Leanida, Marlena, Kristall oder anderen, das ganze Forum regelrecht zusammenrückt und für die Threaderöffnerin wahrscheinlich wirklich hilfreichen Trost spendet.
- Wer die Wahrheit sagt, braucht ein schnelles Pferd (William Shakespeare) -
Es grüßt die Trine (Boardgrantlerin)
Emma 10/06, KH mit allen Schikanen
Linus, Sternenkind 04/13,
Magdalena 03/14 Hockergeburt, heilend