Die Geburt meiner Tochter ist nun schon sechseinhalb Jahre her.
Da ich gerade kurz vor der Geburt meines dritten Kindes stehe, beschäftigt mich das Ganze aber wieder sehr und ich denke, es aufzuschreiben hilft!
Manche Unfassbarkeiten sind mir auch erst klar geworden, nachdem ich eure Berichte gelesen habe.
Ich hatte eine unkomplizierte Schwangerschaft, die "ganz normal" durch meine Gynäkologin betreut wurde. Bei einem Muttermundsbefund von 4cm vier Wochen vor Termin blieb sie ruhig. Ich bin dann vier Tage vor ET mit Wehen ins Krhs gefahren, nachdem ich mir sicher war, dass es losgeht. Ich hatte schon längere Zeit über immer Wehen, die nach einiger Zeit wieder aufhörten.
Da ich als Krankenschwester die medizinische Maschinerie kenne und auch damals schon auf keinen Fall in dieselbe hineingeraten wollte, sind wir erst nach einigen Std regelmäßiger und stärker werdenden Wehen los. Ich lies mir die Option ambulant zu entbinden offen, wenn ich mich danach fühlte wieder heim zu fahren.
Beleghebammen oder gar eine Hausgeburt kamen in meinen Gedanken aber irgendwie gar nicht vor, obwohl ich mich nicht als uninformiert bezeichnen würde!
Sonntags um ca 15:30Uhr kamen wir also im Kreissaal an.
Die diensthabende Hebamme kannte ich aus meiner Ausbildung und ich war nicht begeistert, an sie zu geraten!
Nun ja, der MM war bei meiner Ankunft fast vollständig eröffnet, also gab es kein Zurück mehr.
Zunächst hieß es natürlich CTG schreiben. Das Liegen war schwer auszuhalten, aber ich hielt durch, bis die Hebamme auf die Idee kam, ohne Vorwarnung die Fruchtblase zu sprengen. Sie wurde ziemlich geduscht und ich hatte ab diesem Zeitpunkt Wehen....Ich war nicht darauf vorbereitet, dass die Intensität derart zunehmen würde.
Eine Weile lies mich die Hebamme dann allein und ich habe am Seil hängend wie es mir vorkam pausenlos geweht!
Die Hebamme kam zurück und wies mich etwas vor 17:00Uhr an, mich aufs Bett zu legen. Da ich wusste, liegend gebären ist das Unphysiologischste überhaupt, habe ich einen zaghaften Einwand versucht, mich aber nicht durchgesetzt. Also gings auf Bett, DauerCTG dran.Die Herztöne blieben glücklicherweise immer gut. Der Kopf war wohl noch nicht tief genug und ich sollte mich einige Male von einer Seite auf die andere drehen. Irgendwann war´s dann in den Augen der Hebamme soweit das ich pressen sollte. Ich kann mich nicht mehr erinnern, ob ich Pressdrang hatte, ich weiß nur, dass ich mit meiner Position ganz und gar nicht glücklich war. Ich hatte den Eindruck so recht voran ginge es nicht, ich wußte auch nicht genau, wie ich "richtig" pressen muss und lag natürlich in Käferstellung, was mich fertig gemacht hat.
Mich über ihr Vorgehen zu informieren kam der Hebamme überhaupt nicht in den Sinn, und so katheterisierte sie mich, ohne das ich drauf vorbereitet war. Nach meinem Schreck- und Schmerzensaufschrei meinte sie, die volle Blase sei im Weg, so käme das Baby nicht weiter!
Nicht weiter ging es in meinen Augen eher, weil ich wie ein unbeholfener Käfer da lag, und so wagte ich es mich aufzusetzen und ihr mitzuteilen, das ich im Liegen nicht mehr könne.
Sofort bekam ich die Antwort, dass es absolut GAR NICHT GUT sei, mich hinzusetzen! GAR NICHT GUT! Nach zwei Aufforderungen mich zurückzulegen, hab ich aufgegeben und mir gedacht, ich mach was sie sagt, hoffendlich ist´s bald vorbei.
Es folgten ein Dammschnitt plus Riss und Kristellern. Nachdem der Kopf geboren war, gab es kein Halten mehr, die Hebamme zog den restlichen Körper einfach ohne Wehe hinterher. Ich hab jeden einzelnen Knochen meines Babys durch mich hindurch rumpeln gespürt. Geburtszeitpunkt war 18:06Uhr. Es wurde sofort abgenabelt.
Hektisch wurde mir befohlen SCHNELL mein TShirt hochzuschieben und ich bekam meine Tochter auf den Bauch. Ich wusste nicht, was ich empfinden soll, ich war total überfahren und fing an zu zittern, wie noch nie in meinem Leben.
Ich weiß nicht mehr, ob mein Mann meine Tochter dann genommen hat, oder wo sie war, jedenfalls musste bei mir ja noch die Plazenta raus. Schon wenige Minuten nach der Geburt meiner Tochter fingen Hebamme und Arzt an, auf meinem Bauch herum zu drücken. Ich hab nur gewimmert, Bitte Nicht... das sind ja Schmerzen, du meine Güte. Zum Glück kam die Plazenta vollständig nach einer Weile Gedrücke.
Dann wurde ich genäht, was der Arzt kommentierte mit "Die Hebamme hat ja wirklich ALLES getan, um Ihren Damm zu schützen, sogar Akkupunktur!" Na herzlichen Dank, sag ich da heute nur.
Ich kann absolut nicht nachvollziehen, wieso die Hebamme so einen Stress gemacht hat. Die Herztöne waren immer gut und von meiner Ankunft im Kreissaal bis zur Geburt sind nur etwas über zwei Std vergangen!
Na ja. Mein Baby wurde gewaschen und angezogen, dann bin ich mir ihr zusammen ins KrhsBett umgezogen.
Während der Geburt kam mehrmals ein Krankenpflegeschüler herein, um irgendetwas aufzufüllen und zu räumen. Da hat sich echt keiner Gedanken gemacht.
Die Hilfe beim Stillen, die ich bekam sah dann so aus: "Sie dürfen ihr Baby jetzt auch mal anlegen!" Das gelang nicht wirklich, ich glaube, der beste Zeitpunkt war vorüber und mein Kind erschöpft. Das war ich auch, außerdem hatte ich Angst, die Bltg. nicht einschätzen zu können und so beschloss ich, eine Nacht im Krhs zu bleiben und erst am nächsten Morgen nach hause zu fahren. Die Hebamme war von unserem ursprünglichen Plan nach Hause zu fahren ohnehin nicht angetan gewesen!
Mein Mann bekam "sogar" ein Bett ins Zimmer dazugestellt, was wir für uns allein hatten. Wir haben die ganze Nacht wach gelegen und unser Kind angesehn.
Ich war unruhig, weil sie noch nicht getrunken hatte und habe nachts die Schwester gebeten, mir beim Anlegen zu helfen. Geklappt hat es nicht, aber die Schwester schien nicht besorgt darüber zu sein und ich habe dann gehofft, dass es zuhause mit der Nachsorgehebamme funktioniert.
Am nächsten Morgen sollte ich vor Entlassung noch zur Nachuntersuchung, auf die ich im Flur stehend (!) warten musste!Irgendeine mitwartende Patientin hat wohl bemerkt, dass mein Kreislauf das nicht mehr lange mitmacht und mir einen Stuhl besorgt. Nach der ziemlich schmerzhaften Untersuchung sind wir dann heim gefahren.
Ich konnte durch die massiv schmerzende Dammnaht eine Woche lang nicht sitzen. Das hat sich aber mit Auflösen der Fäden schlagartig gegeben.
Leider hatten sich durch die Pressaktion Hämmorrhoiden nach aussen gedrückt. Diese haben mir wochenlang Schmerzen ohne Ende bereitet. Nach dem Toilettengang habe ich ernsthaft Schmerzmittel eingenommen und mich vor Schmerzen und Übelkeit im Bett herumgequält.
Irgendwann wurde es mit Hämmorhoidenzäpfchen besser.
Das Stillen hat Dank meiner super entspannten und lieben Nachsorgehebamme mit viel Geduld geklappt.
Schon während der Geburt war mir klar, gebären geht anders, und ich habe beschlossen, so nie wieder.
Den einzigen Routineeingriff, der aus mir unerklärlichen Gründen vergessen wurde, war mir eine Braunüle zu legen.
Trotz allem habe ich mich tatsächlich bei der Krhs-Hebamme bedankt!!!
Wie angepasst bekloppt man doch sein kann.
Bei meinem Sohn drei Jahre später hatte ich eine Beleghebamme und vieles, aber nicht alles war besser.
Jetzt habe ich ein Hausgeburtshebammenteam an meiner Seite und in einigen Tagen hoffentlich eine Hausgeburt!
LG, PEPE