Geburt meiner Tochter 2006

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Pepe78

Geburt meiner Tochter 2006

Beitragvon Pepe78 » So 30. Jun 2013, 14:49

Die Geburt meiner Tochter ist nun schon sechseinhalb Jahre her.
Da ich gerade kurz vor der Geburt meines dritten Kindes stehe, beschäftigt mich das Ganze aber wieder sehr und ich denke, es aufzuschreiben hilft!
Manche Unfassbarkeiten sind mir auch erst klar geworden, nachdem ich eure Berichte gelesen habe.

Ich hatte eine unkomplizierte Schwangerschaft, die "ganz normal" durch meine Gynäkologin betreut wurde. Bei einem Muttermundsbefund von 4cm vier Wochen vor Termin blieb sie ruhig. Ich bin dann vier Tage vor ET mit Wehen ins Krhs gefahren, nachdem ich mir sicher war, dass es losgeht. Ich hatte schon längere Zeit über immer Wehen, die nach einiger Zeit wieder aufhörten.
Da ich als Krankenschwester die medizinische Maschinerie kenne und auch damals schon auf keinen Fall in dieselbe hineingeraten wollte, sind wir erst nach einigen Std regelmäßiger und stärker werdenden Wehen los. Ich lies mir die Option ambulant zu entbinden offen, wenn ich mich danach fühlte wieder heim zu fahren.
Beleghebammen oder gar eine Hausgeburt kamen in meinen Gedanken aber irgendwie gar nicht vor, obwohl ich mich nicht als uninformiert bezeichnen würde!

Sonntags um ca 15:30Uhr kamen wir also im Kreissaal an.
Die diensthabende Hebamme kannte ich aus meiner Ausbildung und ich war nicht begeistert, an sie zu geraten!
Nun ja, der MM war bei meiner Ankunft fast vollständig eröffnet, also gab es kein Zurück mehr.
Zunächst hieß es natürlich CTG schreiben. Das Liegen war schwer auszuhalten, aber ich hielt durch, bis die Hebamme auf die Idee kam, ohne Vorwarnung die Fruchtblase zu sprengen. Sie wurde ziemlich geduscht und ich hatte ab diesem Zeitpunkt Wehen....Ich war nicht darauf vorbereitet, dass die Intensität derart zunehmen würde.
Eine Weile lies mich die Hebamme dann allein und ich habe am Seil hängend wie es mir vorkam pausenlos geweht!
Die Hebamme kam zurück und wies mich etwas vor 17:00Uhr an, mich aufs Bett zu legen. Da ich wusste, liegend gebären ist das Unphysiologischste überhaupt, habe ich einen zaghaften Einwand versucht, mich aber nicht durchgesetzt. Also gings auf Bett, DauerCTG dran.Die Herztöne blieben glücklicherweise immer gut. Der Kopf war wohl noch nicht tief genug und ich sollte mich einige Male von einer Seite auf die andere drehen. Irgendwann war´s dann in den Augen der Hebamme soweit das ich pressen sollte. Ich kann mich nicht mehr erinnern, ob ich Pressdrang hatte, ich weiß nur, dass ich mit meiner Position ganz und gar nicht glücklich war. Ich hatte den Eindruck so recht voran ginge es nicht, ich wußte auch nicht genau, wie ich "richtig" pressen muss und lag natürlich in Käferstellung, was mich fertig gemacht hat.
Mich über ihr Vorgehen zu informieren kam der Hebamme überhaupt nicht in den Sinn, und so katheterisierte sie mich, ohne das ich drauf vorbereitet war. Nach meinem Schreck- und Schmerzensaufschrei meinte sie, die volle Blase sei im Weg, so käme das Baby nicht weiter!
Nicht weiter ging es in meinen Augen eher, weil ich wie ein unbeholfener Käfer da lag, und so wagte ich es mich aufzusetzen und ihr mitzuteilen, das ich im Liegen nicht mehr könne.
Sofort bekam ich die Antwort, dass es absolut GAR NICHT GUT sei, mich hinzusetzen! GAR NICHT GUT! Nach zwei Aufforderungen mich zurückzulegen, hab ich aufgegeben und mir gedacht, ich mach was sie sagt, hoffendlich ist´s bald vorbei.
Es folgten ein Dammschnitt plus Riss und Kristellern. Nachdem der Kopf geboren war, gab es kein Halten mehr, die Hebamme zog den restlichen Körper einfach ohne Wehe hinterher. Ich hab jeden einzelnen Knochen meines Babys durch mich hindurch rumpeln gespürt. Geburtszeitpunkt war 18:06Uhr. Es wurde sofort abgenabelt.
Hektisch wurde mir befohlen SCHNELL mein TShirt hochzuschieben und ich bekam meine Tochter auf den Bauch. Ich wusste nicht, was ich empfinden soll, ich war total überfahren und fing an zu zittern, wie noch nie in meinem Leben.
Ich weiß nicht mehr, ob mein Mann meine Tochter dann genommen hat, oder wo sie war, jedenfalls musste bei mir ja noch die Plazenta raus. Schon wenige Minuten nach der Geburt meiner Tochter fingen Hebamme und Arzt an, auf meinem Bauch herum zu drücken. Ich hab nur gewimmert, Bitte Nicht... das sind ja Schmerzen, du meine Güte. Zum Glück kam die Plazenta vollständig nach einer Weile Gedrücke.
Dann wurde ich genäht, was der Arzt kommentierte mit "Die Hebamme hat ja wirklich ALLES getan, um Ihren Damm zu schützen, sogar Akkupunktur!" Na herzlichen Dank, sag ich da heute nur.
Ich kann absolut nicht nachvollziehen, wieso die Hebamme so einen Stress gemacht hat. Die Herztöne waren immer gut und von meiner Ankunft im Kreissaal bis zur Geburt sind nur etwas über zwei Std vergangen!

Na ja. Mein Baby wurde gewaschen und angezogen, dann bin ich mir ihr zusammen ins KrhsBett umgezogen.
Während der Geburt kam mehrmals ein Krankenpflegeschüler herein, um irgendetwas aufzufüllen und zu räumen. Da hat sich echt keiner Gedanken gemacht.
Die Hilfe beim Stillen, die ich bekam sah dann so aus: "Sie dürfen ihr Baby jetzt auch mal anlegen!" Das gelang nicht wirklich, ich glaube, der beste Zeitpunkt war vorüber und mein Kind erschöpft. Das war ich auch, außerdem hatte ich Angst, die Bltg. nicht einschätzen zu können und so beschloss ich, eine Nacht im Krhs zu bleiben und erst am nächsten Morgen nach hause zu fahren. Die Hebamme war von unserem ursprünglichen Plan nach Hause zu fahren ohnehin nicht angetan gewesen!
Mein Mann bekam "sogar" ein Bett ins Zimmer dazugestellt, was wir für uns allein hatten. Wir haben die ganze Nacht wach gelegen und unser Kind angesehn.
Ich war unruhig, weil sie noch nicht getrunken hatte und habe nachts die Schwester gebeten, mir beim Anlegen zu helfen. Geklappt hat es nicht, aber die Schwester schien nicht besorgt darüber zu sein und ich habe dann gehofft, dass es zuhause mit der Nachsorgehebamme funktioniert.
Am nächsten Morgen sollte ich vor Entlassung noch zur Nachuntersuchung, auf die ich im Flur stehend (!) warten musste!Irgendeine mitwartende Patientin hat wohl bemerkt, dass mein Kreislauf das nicht mehr lange mitmacht und mir einen Stuhl besorgt. Nach der ziemlich schmerzhaften Untersuchung sind wir dann heim gefahren.
Ich konnte durch die massiv schmerzende Dammnaht eine Woche lang nicht sitzen. Das hat sich aber mit Auflösen der Fäden schlagartig gegeben.
Leider hatten sich durch die Pressaktion Hämmorrhoiden nach aussen gedrückt. Diese haben mir wochenlang Schmerzen ohne Ende bereitet. Nach dem Toilettengang habe ich ernsthaft Schmerzmittel eingenommen und mich vor Schmerzen und Übelkeit im Bett herumgequält.
Irgendwann wurde es mit Hämmorhoidenzäpfchen besser.
Das Stillen hat Dank meiner super entspannten und lieben Nachsorgehebamme mit viel Geduld geklappt.

Schon während der Geburt war mir klar, gebären geht anders, und ich habe beschlossen, so nie wieder.
Den einzigen Routineeingriff, der aus mir unerklärlichen Gründen vergessen wurde, war mir eine Braunüle zu legen.
Trotz allem habe ich mich tatsächlich bei der Krhs-Hebamme bedankt!!!
Wie angepasst bekloppt man doch sein kann.

Bei meinem Sohn drei Jahre später hatte ich eine Beleghebamme und vieles, aber nicht alles war besser.
Jetzt habe ich ein Hausgeburtshebammenteam an meiner Seite und in einigen Tagen hoffentlich eine Hausgeburt!

LG, PEPE

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brummel
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Re: Geburt meiner Tochter 2006

Beitragvon brummel » So 30. Jun 2013, 17:27

Puhhh, danke fürs Teilen eures Geburtserlebnisses.
Schlimm, wie da mit euch umgegangen wurde. Das gilt wahrscheinlich als unkomplizierte Standardgeburt :kotz2:

Gut, dass du die richtigen Schlüsse gezogen hast.
Ich wünsche dir eine wunderbare und selbstbestimmte Hausgeburt!
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Hibbeltrine
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Re: Geburt meiner Tochter 2006

Beitragvon Hibbeltrine » So 30. Jun 2013, 18:26

Mir tut das sooo Leid für euch, wie das gelaufen ist. Und das ist, wie Brummel bereits sagte "Standard". :kotz: :kotz2: Für sowas preisen sie einem vorher einen Geburtsvorbereitungskurs an.

Ich finde es aber toll, wie du gespürt hast, was das Richtige für dich ist und versucht hast, dafür auch einzustehen!! Das kostet irre viel Kraft. Und irgendwann kommt man an den Punkt, wo man es einfach geschehen lässt. Vieles von dem, was du schreibst, erinnert mich an meine erste Geburt.

Mich macht das Verhalten deiner Hebamme stocksauer. Unflexibel und unrefkletiert. Du hast ja auch gespürt, dass die Chemie nicht stimmt.

Ich finds super, dass du Konsequenzen daraus ziehst :hausgeburt: und checkst, was da überhaupt mit dir passiert ist!! Ich behaupte: 95 % reden sich das schön: "Es musste halt so sein", "ging eben nicht anders", "Hauptsache, das Kind ist gesund..." "die werden schon wissen, was sie da tun...", "so ist Geburt nun mal..."

Eben nicht! Und du hast es erkannt, Glückwunsch und eine tolle Hausgeburt!!! :hausgeburt: :zuhause: :storch: :dafuer: :rainbow: :princess: :flagge:
- Wer die Wahrheit sagt, braucht ein schnelles Pferd (William Shakespeare) -

Es grüßt die Trine (Boardgrantlerin)

Emma 10/06, KH mit allen Schikanen
Linus, Sternenkind 04/13,
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Pepe78

Re: Geburt meiner Tochter 2006

Beitragvon Pepe78 » So 30. Jun 2013, 19:43

Ja, ich denke auch, so wie es bei mir gelaufen ist, ist es "Standard".
Ich hatte Glück nicht weiteren Maßnahmen ausgesetzt zu werden, da ich ja auch erst kam, als die Eröffnung schon fast komplett war.
Was mich wirklich ärgert ist, dass man bei den Kreissaalführungen die tolle Ausstattung präsentiert bekommt, einem quasi verkauft wird, man könne das Kreisbett auf Wunsch zur Kopfstandgeburt umbauen und dann liegt man doch wie ein hilfloser Käfer da und muss alles geschehen lassen. Hausgemachte Probleme werden dann mit Schere und Kristellern bekämpft, anstatt die Frau einfach aus ihr ausgelieferten Lage zu befreien.
Durch meinen Beruf war mir schon klar, dass es immer drauf ankommt, an wen man gerät und das es einige abgestumpfte und unreflektierte Schwestern, Ärzte und Hebammen gibt. Irgendwie hab ich trotzdem geglaubt, dass sich einigermaßen an die Kreissaalbesichtigungsversprechen gehalten wird!
Das man davon nicht ausgehen kann, ist mir dann schnell aufgegangen.
Ich bin froh, dass ich entdecken durfte, dass es auch anders geht!

Hibbeltrine
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Re: Geburt meiner Tochter 2006

Beitragvon Hibbeltrine » So 30. Jun 2013, 21:17

Ja, ich denke auch, so wie es bei mir gelaufen ist, ist es "Standard".
Ich hatte Glück nicht weiteren Maßnahmen ausgesetzt zu werden, da ich ja auch erst kam, als die Eröffnung schon fast komplett war.
Was mich wirklich ärgert ist, dass man bei den Kreissaalführungen die tolle Ausstattung präsentiert bekommt, einem quasi verkauft wird, man könne das Kreisbett auf Wunsch zur Kopfstandgeburt umbauen und dann liegt man doch wie ein hilfloser Käfer da und muss alles geschehen lassen. Hausgemachte Probleme werden dann mit Schere und Kristellern bekämpft, anstatt die Frau einfach aus ihr ausgelieferten Lage zu befreien.
Durch meinen Beruf war mir schon klar, dass es immer drauf ankommt, an wen man gerät und das es einige abgestumpfte und unreflektierte Schwestern, Ärzte und Hebammen gibt. Irgendwie hab ich trotzdem geglaubt, dass sich einigermaßen an die Kreissaalbesichtigungsversprechen gehalten wird!
Das man davon nicht ausgehen kann, ist mir dann schnell aufgegangen.
Du schreibst mir sowas von aus der Seele!!! An mein Herz!!
Ich hatte während der Geburt sogar das Gefühl, dass die ganz erstaunt darüber waren, dass da jemand das ernsthaft einfordern will, was da am Infoabend angepriesen wurde. Und wo man fragt, alle haben im Liegen und meist in der Käfer, ab und zu in der Seitenlage entbunden, obwohl das Bett sich doch so toll verstellen lässt...

Ich finds dreist, wie die Leute da systematisch belogen werden. Und es ist ja wirklich nur die Bequemlichkeit des Personals, der Druck der Zeit- und Schichtpläne usw. Scheint wirklich nur drauf anzukommen, dass die Paare erstmal einen Fuß in den Kreißsaals setzen - wenn sie denn dann drin haben, gehen sie eh so schnell nicht mehr raus und das KH wechseln sie in den allermeisten Fällen schon gar nicht. Bei Stadelmann hab ich gelesen, ein Paar hätte es mal geschafft und sich unter Wehen wieder davon gemacht, als sie merkten, das geht so gar nicht für sie. Wer aber hat die Nerven, die Stärke, den Mut, noch dazu unter Schmerzen und wenn einem suggeriert wird, das, was man mache, sei angeblich schlecht und gefährlich fürs Kind? Damit ködern sie uns doch, mit unserem schlechten Gewissen, keine guten Mütter zu sein.

Gerade weil ich das Beste für mein Kind will, will ich ihm eine KH-Standard-Geburt gerne ersparen.

Woher soll eine Erstgebärende auch wissen, wie es wirklich abgeht? Die glaubt, sie hat ihrer Informationspflicht mit ein oder zwei Kreißsaalsbesichtigungen und dem Durchlesen von E*TERN genüge getan. Ich war auch mal so. Man hat am Meisten Angst vor den Schmerzen, vor dem Unbekannten usw. Dass man noch auf anderer Ebene kämpfen muss, z. B. gegen wurschtiges, unfreundliches und faules Personal, dafür, wo einem grad die Natur nach ist usw. das weiß man doch gar nicht. Und wenn man es merkt, steht man zu sehr unter Schock, dass nicht die Schmerzen das Schlimmste sind, sondern dieses Ausgeliefertsein, dass man als unmündig behandelt und nicht ernst genommen wird. Dass einem nichts erklärt wird, nichts angekündigt wird, so dass man gar keine Chance hat, aufzubegehren (siehe Fruchtblasenöffnung, Muttermunddehnung etc.)

Leider reflektieren dass die wenigsten Frauen. Die sind froh, dass ihr Kind rausgeprügelt, Verzeihung, "kristellert" und dadurch gerettet wurde. :red: :zensur: :banned: :wall: :wall: :klatsch: :neinnein: :kotz: :kotz2:
Und dass die Zahl der Dammverletzungen natürlich so um einiges höher ist - keine Frage, sondern eine logische Konsequenz für jeden, der halbwegs logisch denken kann. In anderen Positionen kommen die gar nicht so ran zum Schneiden.
- Wer die Wahrheit sagt, braucht ein schnelles Pferd (William Shakespeare) -

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Re: Geburt meiner Tochter 2006

Beitragvon mia » So 30. Jun 2013, 22:05

Du Arme! Hört sich an, wie bei mir. Auch ich bin erst danach schlau geworden und mit einer tollen Hausgeburt belohnt worden. Die wünsche ich dir nun auch, selbstbestimmt und entspannt. Wir können das :daumen: :hausgeburt: . Liebe Grüße.
Julimädchen, Juli 2003, KG
der kleine Süßling, Oktober 2012, HG

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