Wer noch in meinem Schwangerschaftstagebuch lesen mag, das ist hier
Geburt der kleinen Nixe
21. September 2012
11 Uhr
Die Regentonne stand seit einigen Tagen bei uns im Bad. Getestet hatte ich sie noch nicht und am 21. September endlich Gelegenheit dazu gehabt. Ich hatte etwas Bedenken, dass das Wasser auch warm war, wenn es ernst wird, da sich bei uns in der Zeit die Heizung öfter mal selbstständig abschaltete. Hatte schon seit Tagen regelmäßig nachgeschaut, ob noch warmes Wasser kam und musste immer mal wieder in den Keller, den Heizkessel einschalten gehen. Voll war sie dann in 20 Minuten (ca. 400l; 510l passen rein). Ich kopier hier kurz die Stelle aus meinem Schwangerschaftstagebuch:
Nochmal zur Erinnerung: Ich bin derzeit mit meinen Kindern allein, ohne Mann, da wir uns getrennt hatten. Ich war noch nicht sicher, ob ich eine Betreuung für sie hätte während der Geburt. Mit meiner Hebamme hatte ich auch telefoniert, ich weiß nicht mehr ob es an diesem Tag war. Sie meinte, solange ich gar nicht an den Muttermund drankomme, gehts wahrscheinlich noch nicht los. Dass er weiter unten zu tasten wäre, sei dann ein sicheres Zeichen, dass sie dann losfahren sollte.Die Regentonne hab ich jetzt auch eingeweiht. Braucht nur 20 Minuten zum Befüllen da kann ich dann ziemlich schnell reinspringen. Hab mir was zum angeln daneben gelegt, womit ich das Wasser ausstellen kann.
Hab die Kinder ca. 2 Stunden vorm PC geparkt und genossen. Heut tut mir der Bauch die ganze Zeit so komisch weh, wie Muskelkater... kann kaum laufen. Im Wasser dagegen war es super. Danach noch 2 Stunden mit Tochter im Wasser, die hat schön getaucht.
Kennt das jemand mit dem weh tun? Hat das was mit den Bändern zu tun? Ich hoffe, das legt sich wieder... Ich kann gar nichts mehr machen außer rumsitzen (und baden).
Eigentlich war das Getauche meiner Tochter neben mir in der Tonne ziemlich heftig und normalerweise wär ich wahrscheinlich aus dem Wasser rausgegangen. An dem Tag hat sichs aber immer noch besser angefühlt als der große drückende Bauch in der Schwerkraft. Ich weiß nicht mehr was ich danach noch gemacht hatte, ich glaube Wäsche in die Waschmaschine und Im Internet was geschrieben. Die komische Bauchspannung hielt jedenfalls an.
Gegen 18 Uhr
Mein Sohn wollte dann unbedingt stillen und ich legte mich mit ihm hin. Gegen 6 war er eingeschlafen und ich mit ihm... Meine Tochter hat drüben irgendwas gewerkelt und als ich wieder wach wurde, hab ich gar nichts mehr von ihr gehört... Die war dann auch eingeschlafen, da war es schon gegen acht. Meine Kinder schlafen sonst nie vor zehn.
Ich hatte jetzt auch deutlich Wehen in kürzeren Abständen. Ich hatte ja in den letzten Wochen aber sowieso ständig Wehen. Wollte daher noch warten, die Hebamme herzurufen, bis ich mir ganz sicher war. Sie hatte ja eine Stunde Weg; wäre doch blöd, wenn sie umsonst käme (gerade weil die Krankenkasse auch so ein Gezetere mit dem Wegegeld macht). So habe ich hier noch ein bisschen rumgeräumt, im Internet geschrieben.
Gegen 21 Uhr
Und um neun beschlossen, dass es jetzt definitiv heftig genug ist, sie herzubitten. Mit oder ohne tastbaren Mumu. Davor hatte ich schon das Wasser angestellt, das lief jetzt ein. Ich wollte noch schnell Wäsche aufhängen, damit ich mich darum nicht mehr kümmern muss, wenn das Baby da ist (Trockner im Bad hätte mich jetzt gestört). Schnell, naja... wenn man sich immer wieder hinknien muss, wenn eine Wehe kommt, gehts eben doch nicht so schnell. Ich glaube die kamen dann schon in 4-5 Minuten Abständen. Schnell noch Schlüssel draußen bunkern... Als ich es dann ins Bad geschafft hatte, war das Wasser schon etwas zu voll... Ich hatte noch schnell den Schlauch reingehängt, damit etwas davon wieder abläuft und wollte noch warten... konnte aber nicht mehr. Das war jetzt zu krass, um es außerhalb des Wassers auszuhalten. Ich passte aber noch rein, ohne dass was überlief Vorm einsteigen hab ich dann noch mal nachgefühlt, ob der Mumu immernoch unerreichbar weit oben steht. Pustekuchen, da war Fruchtblase mit Babyköpfchen zu tasten, und zwar in einem Mumu, der mindestens 7cm offen stand :P Eine halbe Stunde vorher war da noch nichts zu tasten.
21:20?30?
Endlich, endlich, endlich ins Wasser! Erleichterung, sprichwörtlich. Ich finde Wehen immer viel angenehmer im Wasser. Quer über die Regentonne hatte ich ein Tragetuch gespannt, an dem ich mich dann festhielt. Es kann auch nicht lange gedauert haben, bis ich merkte, wie es nach unten drückt. "Du kannst doch jetzt aber noch nicht rauskommen, die Hebamme soll noch kommen" hab ich gedacht. Zwei Wehen lang. So lange brauchte ich, um mich darauf einzustellen, dass ich dieses Kind ganz alleine auf die Welt bringen werde. Nach der Geburt meines Sohnes hatte ich ja so eine starke Blutung, dass ich lieber keine Alleingeburt riskieren wollte. Jetzt wars egal, die Hebamme war ja auf dem Weg und zu diesem Zeitpunkt sicher hier. Was mir noch mehr fehlte als die Hebamme, war genügend Zeit, mich richtig auf die Wehen einzustellen und mich fallen zu lassen. Das Rumgeräume davor hatte mich so abgelenkt und es ging jetzt einfach zu schnell. Diese Wehen waren auch so anders als ich sie kannte. Bei der letzten Geburt war ich ganz in meiner Mitte und trieb wie auf Wogen mit. Diesmal kam es mir eher vor wie eine Achterbahnfahrt oder wie als wäre ich in einen schnellen Strom geworfen. Ich kam irgendwie nicht hinterher, brüllte dann und spürte das Baby nach unten rutschen. Die Fruchtblase riss. Meine eigene Lautstärke brachte mich aus der Ruhe, so schrie ich dann ins Wasser. Irgendwie wollte ich nicht mehr (oder eher noch nicht?) bis mir klar wurde, dass es fast da ist. Ich presste noch zweimal und der Kopf war geboren! "Hallo Baby! Hallo mein Baby!" Ich ruhte mich kurz aus und streichelte die weichen Haare auf der zarten schrumpeligen Haut, tastete das Gesicht. Mit der nächsten Wehe rutschte es bis zur Hüfte heraus. Ich tauchte ab und sah meinem Baby in die Augen, dessen Oberkörper sich zu mir umgedreht hatte und dessen Unterkörper noch ungeboren in mir verweilte. Luftholen und wieder abtauchen, so wartete ich auf die nächste Wehe. Die nicht kam. Also zog ich vorsichtig seine Beine heraus und ließ es ganz ganz langsam an die Oberfläche kommen. Nur das Gesicht an der Luft, tat es den ersten Atemzug, weinte kurz... und sah mich wieder friedlich an. Ein Mädchen. Blick auf die Uhr - 21:55.
Gegen 22 Uhr
Jetzt fühlte ich mich doch etwas alleine. Ich rief die Freundin an, die mir helfen wollte. Die machte sich auf den Weg. Dann hatte ich das Gefühl, das Wasser könnte zu kühl sein und rief die Hebamme an. Die war fast da und riet mir, die Kleine hochzuheben und ein Handtuch drüberzulegen, bis sie da sei. Unterm Handtuch schlief sie ein...
Freundin und Hebamme kamen gleichzeitig an nach ein paar Minuten.
Die Freundin kümmerte sich um meine große Tochter, die dann wach wurde. Sie kam mit ins Bad, wo ich noch in der Tonne stand mit der Kleinen auf dem Arm. Mein Sohn war leider nicht zu wecken. Die Plazenta war wohl auch schon in die Scheide runter gerutscht. Die Hebamme tastete und sagte dann, sie wolle sie jetzt rausziehen. Ich sagte, nein! wozu? und da zog sie schon an der Nabelschnur - ich weiß bis heute nicht, weshalb sie das gemacht hat - und die Nabelschnur riss genau an der Plazenta ab... Sie meinte dann, das sei ja jammerschade. Eigentlich sollte erst am nächsten Tag abgenabelt werden. Wahrscheinlich wäre es ganz einfach möglich gewesen, die Plazenta herauszuziehen, sie war ja vollständig gelöst und schon auf dem Weg nach draußen... Aber in dem Moment, wo ich "nein" sage, halte ich sie natürlich noch fest in mir. Ich war noch gar nicht bereit, sie rauszulassen.
Was danach noch um mich rum passierte, habe ich nicht mehr so im Gedächtnis. Ich schaute meine kleine Babytochter an, die irgendwann auch stillte; ich glaube, ich musste noch ein paar Eihäute und Koakel herausdrücken. Diesmal gab es keine starke Blutung, alles ganz friedlich.
Vielleicht eine dreiviertel Stunde nach der Geburt stieg ich aus der Tonne heraus und legte mich mit der Kleinen ins Bett. Drüben wurde noch Wasser abgepumpt und aufgeräumt, bevor beide Helferinnen nach Hause gingen und mein kleines Wunder lag Haut auf Haut auf meinem Bauch und schlief.