13.07.
WM Finale.. endlich hat der Spuk ein Ende..
Ich saß auf dem Sofa und strickte vor mich hin, mein Mann guckte das Spiel (obwohl Fußball sonst garnicht sein Ding ist), ich guckte mit einem halben Auge mit.
Als das Geböllere los ging fiel mir ein, das das Küchenfenster noch offen war, R. schlief mit offener Tür im Schlafzimmer gegenüber. Ich sprintete los in die Küche um es zu schließen, damit sie von dem Lärm nicht wach würde.
Als ich ankam merkte ich ein unangenehmes Zwicken im Bauch und dachte "Hoppla... was ist denn nun?". Als ich mich wieder aufs Sofa setzten wollte, merkte ich, das ich es mir irgendwie nicht mehr richtig bequem machen konnte.. es drückte im Beckenboden, da war irgendwie "was" im Weg..
Als wir gegen 1 Uhr ins Bett gehen wollten bekam ich "Regelschmerzen". Ich schickte meinen Mann ins Bett und spazierte ein Stündchen im Wohnzimmer umher. Dachte noch, das würde sich wieder geben, so wie die Tage zuvor auch.
Gab sich nicht. Es wurde stärker.
Ich wollte für mich sein, baute mir langsam mein Gebärnest zurecht, der fertig aufgeblasene Pool wartete schon seit einigen Tagen auf seinen Einsatz. Ich dämpfte das Licht und veratmete die Wehen tönend am Tragetuch hängend. Sie waren super auszuhalten und ich fragte mich, ob die überhaupt noch stärker werden würden..
Gegen 3 Uhr wies ich meinen Mann an leise und unauffällig den Pool zu füllen und kurz darauf die Hebamme zu rufen.
Um 3:40 schrieb ich noch in mein Tagebuch "Jetzt tuts langsam richtig weh".
Als M. ankam hatten die Wehen schon ordentlich Wums. Ich kam aber super damit klar. Ich war ganz bei mir, brauchte nichts und niemanden, war sehr konzentriert.
Der Pool war wie ein Schutzwall, der meinen Mann und die Hebamme in einem gewissen Abstand zu mir hielt. Ganz anders als bei R.s Geburt, wo ich beide ganz nah bei mir wollte, viel Berührung und Trost brauchte, wollte ich jetzt ganz für mich alleine sein, nicht angefasst werden.
Ich schien das auch auszustrahlen, Mann und Hebamme hielten sich wie Schatten im Hintergrund, ohne das ich was sagen musste.
Die letzte halbe Stunde war heftig. Ein Wehensturm, zum Ende keine Pause mehr zwischen den Wehen, genau wie bei R. damals, aber diesmal ging es rasant!
Ich wurde RICHTIG laut, der Moment kurz vorm Pressdrang war unerträglich, ich fluchte und biss in das Tragetuch, was über dem Pool hing und mir die besten Dienste überhaupt leistete.
"Wir schaffen das, du kommst jetzt da raus!!", sagte ich immer wieder zum Baby.
Das Babyphone schlug Alarm. R. wurde wach. In einem kurzen Moment zwischen den Wehen dachte ich "ooooohjeee...." Als mein Mann dann aber mit ihr auf dem Arm rein kam und ich sie in ihrem normalen Tonfall "Mama sreit" sagen hörte, war ich erleichtert und wieder ganz bei mir. Flüsternd hockten die beiden neben dem Pool und mein Mann erklärte ihr was passierte. Sie schien von nichts überrascht, sie war gut vorbereitet.
Dann kam ein heftiger Pressdrang, eine absolute Erleichterung!! Die Hebamme wollte noch schnell die Herztöne kontrollieren, fand sie aber nicht mehr. "Noch nicht mit schieben", sagte sie daraufhin, Herztöne suchend. Ich brüllte sie während einer Wehe an "ES GEHT NICHT ANDERS!!!" Der Drang war überwältigend!
Der Druck des Dopton an meinem Bauch war unerträglich, ich drückte ihre Hand weg. Sie fand keine Herztöne, wollte darauf hin meinen Muttermund untersuchen, ich verneinte, sie gab sich damit zufrieden. Gleich darauf musste ich extrem mit schieben, der Kopf kam, ich fühlte es! 3 heftige Wehen, ich brüllte das ganze Haus zusammen, dann war der Kopf geboren!!
Ich fasste hin, streichelte das kleine Köpfchen und sagte mehrmals überwältigt "Hallo Baby".
Es dauerte ein paar Sekunden, dann kam die finale Wehe.
05:12 Uhr Er war geboren.
Ich ließ mich erleichtert nach hinten fallen, M. hielt das kleine noch einen Moment unter Wasser, ich hatte ihr gesagt, ich wolle es selbst in Empfang nehmen. Es zappelte dann aber so heftig unter Wasser, das sie es mir doch rausholte und mir auf die Brust legte. War auch besser so, brauchte ein paar Sekunden für mich.
Kaum lag es auf meiner Brust fasste R. über den Poolrand, streichelte ihm das Köpfchen und sagte "Hallo Baby!" ich war überwältigt, glücklich, erleichtert und so stolz!! Auf mich, auf Baby, auf meine Tochter, meinen Mann, die Hebamme.. es war geschafft!!
Ein kurzer Blick zwischen die Beinchen... ein Junge!!!!!
Wenige Minuten darauf kam die zweite Hebamme (zu spät, wie meine andere Hebamme G. es prophezeit hatte). Es wurde rot um mich herum und M. schlug vor, aus dem Pool zu kommen. Es war gut das die zweite Hebamme da war, so konnte sie bei allem was noch kam helfen.
Die Plazentageburt war schnell und einfach, nicht wie bei R.
Ich zog um aufs Sofa und wir alle schauten bei der Untersuchung der Plazenta zu. M. erklärte R. alles, die hoch interessiert zusah und alles anfassen wollte.
"Wie soll er denn heißen?" fragt M. ich war noch unsicher.. die Namenssuche war so anstrengend und unbefriedigend.. überlegte noch eine Nacht drüber zu schlafen. Mein Mann war aber so überzeugt, das wir uns doch schon festlegten.
Nach der U1 erzählte M. mir, das A. als Sterngucker zur Welt gekommen war und sie deswegen die Herztöne nicht mehr fand und der Pressdrang so früh einsetzte. Davor hatte ich in den letzten Wochen der Schwangerschaft öfters mal Angst, weil er so oft mit dem Rücken auf der rechten Seite lag und ich gehört hatte, das so oft Sterngucker entstehen und diese eine schwerere und längere Geburt mit sich brächten.. war zum Glück nicht so.
Was bei R. 8 Stunden dauerte, brauchte nun kaum 2.
Nachdem ich mit Hilfe der zweiten Hebamme kurz duschen konnte, räumten die beiden Hebammen alles auf, machen die Waschmaschine an und verabschiedeten sich.
Wir legten uns alle zusammen glücklich uns erschöpft ins Bett.
A.s Geburt war wie eine Wiedergutmachung der aufreibenden, chaotischen und anstrengenden Monate der Schwangerschaft. Ich hätte nicht gedacht, das ich eine Geburt mal als toll empfinden würde!
Es lief alles genau so, wie ich es mir gewünscht hatte (abgesehen davon das meine Lieblingshebamme nicht dabei sein konnte, aber M. war genau richtig und wirklich ganz toll!!)
Nachdem A. 1 1/2 Wochen fast nur geschlafen hat, ist er inzwischen nicht mehr das pflegeleichte Baby, das ich mir erhofft hatte. Er schreit viel und laut und wir müssen noch an unserer Kommunikation arbeiten. Aber er ist so süß und wir haben uns alle sofort in ihn verliebt.
Wir raufen uns so langsam zusammen und versuchen ganz langsam wieder Normaität herzustellen.
A. wurde mit 3930g, 54cm und 37KU in Berlin Moabit geboren.