Geburtsbereicht Silja
40+2 oder 39+6
Am Nachmittag kam meine Mama in die Stadt und wir beschlossen das schöne Wetter zu geniessen. Nochmals durch die Läden streifen und schauen ob die Babygarderobe wirklich vollständig ist, beim Asiaten 2 Frühlingsrollen verdrücken und über die vergangenen 9 Monate sprechen, das schien wohl für mein Unterbewusstsein der perfekte Abschied vom Leben als Paar zu sein. Denn um 17.30 Uhr verspürte ich die erste Wehe. Sie fühlte sich total anders an als alle vorherigen Senk- und Übungswehen. In unregelmässigen Abständen ging das bis am Folgetag um 4.00 Uhr morgens. Schmerzhaft wars definitiv noch nicht. Höchstens mal ein bisschen unangenehm.
40+3 oder 40+0
4.00 Uhr: Ich hatte gerade eine „längere“ Wehenpause von 30 Minuten und konnte nochmals kurz schlafen. Der Gedanke, dass mein Mann um 5.00 Uhr zur Arbeit fährt gefiel mir überhaupt nicht. So weckte ich ihn und bat ihn, im Büro anzurufen und zu sagen dass er heute zu Hause bleibt. Die Wehen kamen nun in Abständen von 8-12 Minuten. Unter der warmen Dusche fühlte ich mich sitzend auf einem Hocker am wohlsten und konnte da auch gut mit den noch sehr leichten aber gut wahrnehmbaren Wehchen umgehen. Um 5.30 Uhr beschloss ich, meine Hebamme U. zu kontaktieren. Ein leicht schlechtes Gewissen hatte ich schon, da die Wehenabstände ja noch ziemlich lang waren mit immer noch 7-10 Minuten. Sie wollte so gegen 9.00 Uhr mal vorbeischauen. Um 6.00 Uhr machte sich meine Mama auf den Weg zu uns und brachte um 7.00 Uhr den lange ersehnten Energydrink für meinen Mann.
Die beiden putzten dann noch die Badezimmer und saugten die komplette Wohnung. Ich bin überzeugt davon, dass sie das nur gemacht haben um sich abzulenken Für mich wars total in Ordung. So stand ich nicht im Mittelpunkt und konnte in Ruhe die immer intensiveren Wehchen verarbeiten. Bis um ca. 8.30 Uhr funktionierte das noch problemlos stehend auf eine Kommode gelehnt (auf dieser Kommode wurde ich als Baby gewickelt).
Danach wars für mich hängend um Manns Hals am angenehmsten. Pünktlich um 9.00 Uhr schlich U. zu uns in die Wohnung. Ihr Wunsch mich auf das Bett zu legen war mir zunächst zuwider. Ich konnte doch in der senkrechten viel besser mit den Wehen umgehen! Wir verarbeiteten gemeinsam atmend 3 Wehen und dann bat sie mich einmal schauen zu dürfen wie weit ich schon war. Mir war das absolut recht. Ich wollte doch selber wissen ob die vergangenen 5 Stunden schon etwas gebracht haben.
U: „Oh, warte. Ich taste nochmals bevor ichs sage. Einfach um sicher zu gehen.“
Ich dachte echt, jetzt komme der Hammer und die Wehen waren umsonst! Mit einer MuMu-Öffnung von 5cm habe ich aber definitiv noch nicht gerechnet! (Das war um ca. 9.20 Uhr). U. bat mich, auf die rechte Seite zu liegen. Das solle dem Kind den Eintritt ins Becken erleichtern. Sie rüttelte auch ganz sanft an meinen Hüften. Für mich war das total angenehm und half mir nach den Wehen wieder total zu entspannen.
Mama und mein Mann kamen danach zu uns ins Schlafzimmer. Einfach um da zu sein. Ich war so froh dass Mama ein wenig mit U. geplaudert hat. So konnte ich meine Wehen verarbeiten, ein bisschen dem Gespräch lauschen und einfach nur „sein“.
Um ca. 10.00 Uhr platzte die Fruchtblase. Ich muss jetzt immer noch schmunzeln wenn ich an das Gefühl dabei denken muss ☺ Wie wenn ein Luftballon in dir drin zerplatzt! U. blieb dann noch während 2-3 Wehen bei mir. Als die Wehen dann sehr schnell wahnsinnig intensiv wurden, wollte sie noch schnell die Notfalltasche im Auto holen. Sie hat wohl auch nicht damit gerechnet dass es bei mir so schnell geht.
In ihrer Abwesenheit hielten mein Mann und Mama je eine Hand von mir. Das brauchte ich da total. Ich bekam nämlich wahnsinnige Angst als mir bewusst wurde, dass ich schon den Pressdrang verspürte!
Eine andere Frau im GVK erlitt eine wahnsinnige Geburtsverletzung da sie ihr erstes Kind mit 6cm MuMu-Öffnung zur Welt brachte. Für einen kurzen Moment sah ich mich schon nach der Geburt im Spital. Horror!
Nach dem Blasensprung hatte ich praktisch keine Wehenpausen mehr. Das war der schmerzhafteste Teil der Geburt. Ich hatte kurz das Gefühl, bald sterben zu müssen. Die Abwesenheit von U. kam mir vor wie Stunden! Nach ihrer Rückkehr fragte sie mich nur so, ob ich wirklich im Pool gebären wolle oder ob ich auch mit dem Bett zufrieden wäre. Ich (stur wie ein Stier) wollte natürlich ab in den Pool! Irgendwoher bekam ich genügend Kraft um vom Schlafzimmer ins Gebärzimmer zu wechseln. Da legten sie mich auf die vorbereitete Matratze. U. untersuchte mich nochmals und verkündete „vollständig Eröffnet!“.
Da war noch das Problem mit dem Pool... Mein Mann hat mit dem befüllen begonnen kurz nach dem Blasensprung. Bis der Wasserstand die richtige Höhe für eine Geburt erreicht hat dauert es 30 Minuten haben wir beim probebaden festgestellt.
Beim Wechsel ins Gebärzimmer war noch zu wenig Wasser im Pool. Irgendwie hab ich da wohl noch zugeklemmt, ich habe mich doch so auf eine Wassergeburt gefreut!
U. hat mich dann nochmals gefragt ob ich ins Wasser wolle oder doch lieber grad liegen bleiben. ICH WOLLTE INS WASSER! Jetzt im Nachhinein ist mit rätselhaft wie ich es geschafft habe unter diesen Schmerzen am Schluss noch vom Boden aufzustehen und über den Rand des Pools zu klettern.
Mit den Armen über den Poolrand gehängt, den Kopf auch darauf abgelegt und kniend irgendwie über den integrierten Hocker gab ich mich den Machenschaften in meinem Körper hin. Schmerzen hatte ich keine mehr im Pool. Ich wusste, dass alles so ist wie es sein sollte. Vor mir hockten Mama und mein Mann und hielten je eine Hand. Sie sprachen mir zu, was allerdings wie durch Wolken bei mir ankam.
Schräg hinter mir meinte U. irgendwann „so, die Nase ist geboren“. Ich dachte, dass die Nase sichtbar ist. Aber keinesfalls dass der Kopf schon bis zur Nase geboren ist! Schmerzen hatte ich nämlich wirklich keine. Auch nicht ein brennen wie man so oft liest.
Als der Kopf geboren war, entspannte ich mich total. U. meinte dann irgendwann, jetzt müsse es aber weitergehen und ich solle bei der nächsten Wehe bitte pressen. Ich hab natürlich ohne Wehe einmal kurz gepresst und schon schwamm das Baby im Wasser. Wie ferngesteuert habe ich mich gedreht und U. hat mir das lilafarbene Bündelchen in die Hand gedrückt. Ich war total überwältigt. Weitere Gefühle kann ich für diesen Moment nicht nennen. Das Baby hat dann nicht sofort geatmet und U. hob es kurz komplett aus dem Wasser. Ich durfte es aber grad wieder zu mir nehmen.
Bevor ich nach dem Geschlecht geschaut habe (laut FÄ ist es ein Mädchen) kontrollierte ich ob alle Zehen und Finger dran waren. Das war mir zu diesem Zeitpunkt wichtiger als das Geschlecht.
Mein Mann hat dann Mama geschickt die Kamera zu holen. Wir hatten ja vorher keine Zeit mehr alles nötige im Geburtszimmer zu deponieren. Kerzen hatten wir auch nicht an, ausser einer Friedenskerze von Amnesty International.
Irgendwann wieder auf die Matratze umgezogen (beim verlassen des Pools fror ich wie ein Schlosshund) legte ich das Mädchen an. Beim ersten Stillen durfte mein Mann die Nabelschnur durchtrennen und U. schaute ob man nähen musste. 2 Stiche waren nötig. Jetzt im nachhinein bin ich davon überzeugt davon, dass ich verletzungsfrei davongekommen wäre, hätte ich nach der Geburt des Kopfes bis zur nächsten Wehe gewartet mit pressen. Ich könnte mich schlagen dafür! Schlimm war die Verletzung aber nicht. Nach 3 Tagen war sie schon absolut schmerzfrei.
4.00 Uhr: Beginn der regelmässigen Wehen
9.00 Uhr: Ankunft Hebamme U.
9.20 Uhr: MuMu 5cm
10.00 Uhr: Blasensprung
10.33 Uhr: Geburt
Silja Pascale
3220g, 48cm, 33cm KU
„Kurioses“
- Nach dem Wechsel ins Geburtszimmer habe ich 2x nach dem Kopf getastet. Irgendwie konnte ich mir dabei nie vorstellen, dass ich den Kopf gefühlt habe. Nach der Geburt war dann auch klar warum. Silja hat einen richtigen Pelz auf dem Kopf. Ich dachte beim tasten immer dass da noch irgendwelches Gewebe dazwischen sein muss. Es fühlte sich für mich einfach nicht nach Kopf oder Haaren an.
- Mama mag sich nicht mehr daran erinnern wie sie nach der Geburt Fotos gemacht hat. Sie können aber nur von ihr gemacht sein, da sie als einzige nicht darauf ist
Wochenbett
Silja ist ein Traumbaby! Ab dem 4. Tag nach der Geburt hatte ich aber sehr mit einem starken Stimmungstief zu kämpfen. Das wissen, dieses Kind nie mehr strampelnd im Bauch zu spüren bereitete mir wahnsinnige Mühe! Auch das Wissen dass wunderbare Erlebnisse vor uns liegen mochten mich nicht aufheitern. Jetzt 3 Wochen nach der Geburt habe ich vermutlich aber das schlimmste überstanden. Ich bin wahnsinnig dankbar, dass mein Mann 3 Wochen Urlaub gemacht hat um mich zu Hause zu unterstützen.
Foto ein paar Stunden nach der Geburt
Haare