Geburtsbericht Ida
37+5:
Meine Hebamme hat sich am Vortag erkundigt wie ich mich fühle und ob sie bis um 12.00 Uhr weiter wegfahren darf. Ich hab natürlich zugestimmt, da ich keinesfalls mit einem Geburtsbeginn gerechnet habe. Wäre ja wahnsinnig, wenn ich genau denselben Geburtsstart hätte wie meine Mama bei meiner jüngsten Schwester... (ET, Blasensprung und Geburtstag stimmen genau überein!)
Um 8.30 Uhr läuft irgendetwas. Ich kann es nicht kontrollieren und vermute daher Fruchtwasser. Der Hebamme habe ich eine Nachricht geschickt, sie solle sich doch bitte melden sobald sie wieder in der Stadt ist. Sie hat sich dann vor dem Mittag gemeldet und gesagt, sie würde um ca. 12.45 Uhr zur Schwangerschaftskontrolle kommen.
Da hat sie das erste mal untersucht und einen hohen Blasenriss vermutet. Muttermund war noch nicht erreichbar für sie und das Köpfchen gut abschiebbar. Wir haben uns drauf geeinigt, abends um 19.00 Uhr nochmals zu telefonieren. Für den Fruchtwassertest hat sie mir Tröpfchen dagelassen. Sollte ich nochmals FW verlieren am Nachmittag, so könne sie mich maximal bis am Dienstag Morgen um 8.30 Uhr begleiten.
Bis um 16.30 Uhr tat sich nix, habe bis dahin nicht mal mehr FW verloren und war schon erleichtert, dass ich noch mehr Zeit habe. Um 16.30 Uhr war die Binde allerdings wieder nass und nach dem Tropfen-Test war auch klar dass es FW war. Wie abgemacht hab ich mit der Hebi telefoniert und wir verblieben so, dass ich mich melde sobald ich sie brauche. Meine Mama wollte dann von sich aus zu uns kommen und bei uns im Wohnzimmer auf der Matratze übernachten.
Um 22.00 Uhr begannen die Wehen gut aushaltbar im 8-12min Abstand und ich habe mich richtig gefreut! Wir haben uns dann alle hingelegt und um 2.30 Uhr wollte und konnte ich die Wehen nicht mehr liegend ertragen. Ich hab im Geburtszimmer Kerzen angezündet, noch Kissen bereitgelegt, Sirup gemacht und mich auf die Geburt gefreut. Um 3.40 Uhr wollte ich dann einfach mal die Hebamme draufschauen lassen. Sie kam innert 20min weil sie von der letzten Geburt noch wusste dass es unter Umständen schnell gehen kann. Aufgrund des vorzeitigen Blasensprungs wollte sie ein CTG schreiben. Mumu war da bei 4cm und ich freute mich riesig, dass sich die Arbeit gelohnt hat.
Die Wehen wurden wieder zunehmend schwächer und die Abstände grösser. Um 7.00 Uhr schickte mich die Hebamme wieder ins Bett um Energie zu tanken. Sie verliess uns nachdem sie mit meinem Mann den Pool gefüllt hat. Um 8.00 Uhr wurde ich von 2 Hammerwehen geweckt. Diese Art von Wehen hatte ich noch nicht und ich dachte wirklich es ginge jetzt nur noch wenige Minuten. Also haben wir der Hebamme Bescheid gegeben und innert 10min stand sie wieder in der Wohnung. Sie schickte mich ins Wasser und tastete einmal den Mumu - Ergebnis 8cm.
Im Wasser verschwanden die Wehen wieder. Also wieder raus, auf die Matratze und sie wollte es probieren mit Bauchmassagen und Geburtsöl. Hat alles nix gebracht. Hab dann immer wieder zwischendurch meine 20monatige gestillt was jeweils 2-3 Wehen ausgelöst hat. Die Zeit verstrich ohne dass es voran ging. Meine Mama kochte Mittagessen, ich verarbeitete einzelne intensive Wehen und wurde immer verzweifelter. Nach dem Mittagessen (ich habe nur ein paar Kürbiswürfel gegessen) habe ich erstmal geweint weil ich merkte, wie ich langsam keine Energie für dieses auf und ab hatte. Die Wehen waren jetzt zwar durchgehend recht intensiv und von der Länge her laut Hebamme auch super, aber die Abstände waren viel zu gross.
Um 14.00 Uhr kippte bei mir die Stimmung und ich hab nur noch geweint. Die Hebi hat dann vorgeschlagen, dass wir uns eine Frist setzen und dann verlegen. Die Frist habe ich abgelehnt und den Wunsch geäussert sofort zu fahren. Sie wollte aber vorher noch mit einer anderen HG-Hebi telefonieren und erhoffte sich da noch einen Tipp. Die wusste allerdings auch nichts mehr und da der Befund unverändert war seit 8.00 Uhr am Morgen (8cm Mumu, Köpfchen zwar richtig eingestellt aber noch gut abschiebbar) meldete sie mich im am nächsten gelegenen KH an. Geplant war ein anderes KH im Falle einer Verlegung, die Hebamme meinte aber, sie wolle mir jetzt die Distanz von 25km nicht mehr antun (sie wusste wohl warum!). Ich zog mich also an mit Hilfe meiner Mama, die Hebi packte ihre Sachen, mein Mann kontrollierte nochmals meine Kliniktasche und ich weinte nonstop. Im Auto hatte ich die LMAA-Stimmung und verarbeitete 2 Wehen, welche nicht mehr am selben Ort schmerzten als alle vorangegangenen.
Um 14.40 Uhr kamen wir im KH an und mussten eine gefühlte Ewigkeit vor dem verschlossenen Eingang zu den Kreissälen warten. Wir wurden von einer jungen Hebi empfangen und sie erkundigte sehr einfühlsam wie es mir ginge. Im Kreissaal angekommen mussten sie zuerst CTG schreiben und ich wurde nach besonderen Wünschen gefragt (kein Dammschnitt, keine Rückenlage keine PDA und sofortiges Bonding waren mir die wichtigsten Punkte). Diese Wünsche konnte mir die Hebi sofort zusichern und sie versprach mir, dass ich das auch bekommen werde. Ich wurde dann noch aufgeklärt, dass sie mir Antibiotika aufgrund des vorzeitigen BS geben müssen und die FÄ wollte noch einen Ultraschall machen.
Die FÄ verliess also das Zimmer um den US zu holen und die Hebi richtete das AB auch in einem anderen Raum. Mit bei mir waren also für eine kurze Zeit nur noch meine HG-Hebi und mein Mann. Genau zu dem Zeitpunkt als die KH-Hebi den Raum verliess, bekam ich die erste Presswehe. Meine liebe HG-Hebi suchte eilig Handschuhe und die KH-Hebi stand plötzlich wieder da und zog mir die Hosen aus.
Presswehe Nummer 1 war seeeehr heftig, ich dachte echt der Kopf wäre schon geboren. Bei Presswehe Nummer 2 meinte mein Mann, das Kind hätte schwarze Haare. Meine HG-Hebi legte mir meine Hand auf den Kopf des Kindes. Ich denke, damit wollte sie mich motivieren <3 Mit der Presswehe Nummer 3 gebar ich den Kopf und Nummer 4 beförderte das ganze Kind auf die Welt. Ich hatte sofort ein blaues aber schreiendes Ding auf dem Bauch und irgendwie begriff ich im ersten Moment gar nicht, dass ich es geschafft habe. Geburtszeit war 15.05 Uhr.
Innert kürzester Zeit hatte ich wieder eine Wehe und erst beim Austritt aus dem Spital wurde mir mitgeteilt, dass mir da die Frauenärztin noch ein Wehenmittel in den vorbereiteten Zugang gespritzt hat. Mein Mann äusserte den Wunsch, die NS durchtrennen zu dürfen.
Meine Hebamme hat dann noch beim nähen der Verletzung zugeschaut (kontrolliert ) und die Plazenta begutachtet. Sie hat dann nach der Geburt noch die Übergabe gemacht und gesagt, wenn wir wieder nach Hause wollen, so würde sie uns unterstützen und am Abend auch nochmals vorbei schauen. Erst im Verlauf der ersten Stunden wurde mir bewusst, weswegen sie das so betont hat. Von Seite der Frauenärztin und der Kinderärztin wurde richtig Panik gemacht, es wäre eine Risikogeburt mit Risikokind und wir würden eine Neugeborenensepsis provozieren wenn wir nicht noch 24h zur Überwachung bleiben würden. Ich musste uns selber entlassen indem ich einen Zettel unterschrieb.
Um 21.30 Uhr durften wir dann endlich die Klinik verlassen und ich informierte meine Hebi, dass wir nun nach Hause fahren. Vor dem Haus trafen wir uns und sie hat dann noch die Gebärmutter durch abtasten kontrolliert und Ida angeschaut (Sauerstoffsättigung, Nabel, Temperatur) und uns einige Punkte aufgeschrieben, welche wir über die Nacht beachten sollen (wickeln, Temperatur messen und Stillen mindestens alle 4h).
Zeitlich nicht mehr zuordnen kann ich nach der Geburt bis zur Entlassung im KH, wann meine Mama mit Silja zu uns kamen, wann ich geduscht habe und wann mein Mann die Kleine das erste Mal halten durfte.
Zu Hause hat dann meine Schwester mit Silja auf uns gewartet.
Ich habe den Ablauf dieser Geburt sehr lange verdrängt. Direkt nach der Geburt fand ichs okay wie es gelaufen ist. Mit der Zeit dachte ich dann absichtlich nicht mehr daran und beim vorbeifahren an der Klinik habe ich absichtlich nicht hingeschaut.
Belastend für mich war vor allem das ständige auf und ab. Mal wieder schön Wehen, wieder lange Pausen, kein Fortschritt bei den Befunden zwischen 8.00 Uhr-14.00 Uhr und in unserer Liegenschaft hatten wir auch prompt zwischen 13.00-17.00 Uhr kein Wasser weil sie die Leitungen irgendwie kontrollieren mussten.
Vielleicht hab ich mir selber auch ein Bein gestellt, weil ich eine so tolle HG beim ersten Kind hatte und überzeugt war, dass es diesmal sicher mindestens genauso toll werden würde. Ich habe überhaupt nicht mit einem so extrem anderen Verlauf gerechnet und das hat mich dann schon ein bisschen zermürbt. Ich habe auch Zeitweise das Gefühl, versagt zu haben. Hätte ich die von der Hebi gesetzte Frist zu Hause angenommen, wäre Ida dann zu Hause zur Welt gekommen? Habe ich mich in den Tagen vor dem Blasensprung zu sehr mit Aufgaben belastet? Die Geburt im KH war keinesfalls traumatisierend, dennoch fühlt es sich grad noch so an, als wäre es bestimmt auch anders gegangen und ich überlege ständig hin und her was ich hätte besser machen können.
Laut meiner lieben HG-Hebi haben wir alles mögliche gemacht (Massagen, schlafen zwischendurch, Wehen anregen durch stillen von Silja, Baden, verschiedene Lagen/Positionen mit rütteln an der Hüfte... vielleicht hab ich noch was vergessen) und sie denkt auch, dass es eigentlich noch zu früh war für das Kind und dass ich deswegen keine ordentlichen Wehen mit den passenden Abständen hatte...
Beim Abschlussgespräch im Januar werden wir bestimmt nochmal über die Geburt reden und ich werde den Geburtsbericht im KH noch erbitten. Und dann hoffe ich einfach, dass ich die Geburt irgendwann ohne Selbstzweifel annehmen kann.
Ida L*na
3115g
46cm, 33.5cm KU
Wenn ich darf, dann wünsch ich mir noch dass eher vorsichtig kritisiert wird.