Ich habe jetzt den Geburtsbericht rüberkopiert!
Leider gibt es das Tagebuch nicht mehr. Es wäre bzgl. des Ärztestalkings einer gesunden Schwangeren wohl recht interessant gewesen, ich habe es aber länger her löschen lassen.
m 3. Versuch sollte der Geburtsbericht nun endlich stehen....
Vorneweg: Ich schreibe hier absichtlich kaum Namen, wer Genaueres wissen will, gerne per PN.
Aaaaalso:
Nachdem ich hier ja verschollen war, ging es kurzgefasst so weiter: Wir haben uns mit der Hebamme in der Praxis getroffen, hatten ein sehr schönes Kennenlerngespräch und bei der Untersuchung wurde mein Gefühl bestätigt, dass die Zwillinge wohl gegen Mitte Mai kommen werden.
Zuhause ließ ich die Nachsorgehebamme, die mir schon zu diesem Zeitpunkt immer im Ohr lag, dass ich bei Zwillingen keine HG machen soll und somit das Ärztestalking fortführte, im Glauben, dass ich die von ihr vorgeschlagene Klinik zur spontanen Entbindung aufsuchen werde.
Im anderen KH habe ich mich sofort nach dem Besuch in Bayern abgemeldet, die Hebamme sah keine Notwendigkeit, weiter schulmedizinisch überwacht zu werden. Ein Stein fiel mir vom Herzen, dieses Haus nicht mehr betreten zu müssen und die Telefonate waren auch vorbei *hurra*
Unser gedachter ET verflog und die Tage und Nächte wurden länger. Weil das Wetter so schön war und Töchterchen ja auch ihr Pensum an Frischluft beansprucht, bin ich immer wieder mit ihr unterwegs gewesen und hörte andauernd : "Bist du immer noch ganz?" Am 20. habe ich mir dann eine Medaille mit "Zwillingsschwanger in der 40. Woche" gewünscht, aber sowas gibts wohl nicht am Markt....
Am 21. habe ich nach tagelangem Flehen gesagt, die Beiden sollen bitte heute drin bleiben, mir gefällt das Geburtsdatum nicht wirklich.
Nachdem es aber den ganzen Tag so dahinzog (was es in dieser Schwangerschaft immer wieder tat), aber nie Wehen zu erkennen waren, habe ich mich abends in die Wanne begeben. War herrlich, alle Anspannungen futsch und ein Mann der meinte: Du machst aber auch echt nicht vorwärts!!
Ich habe mich dann trotzdem bei der Hebamme gemeldet. Nachdem das Baden aber alle Anzeichen verschwinden ließ und auch die Tage vorher kein Schleim oder sonstige Anzeichen zu erkennen waren, meinte sie, es würde wohl noch 2-3Tage dauern. Der Meinung war ich auch, aber ich wollte halt nicht warten, bis ich mit Eröffnungswehen im Auto hänge. Andererseits wäre mir eine verfrühte Abreise (ja, MOni, Julia und Oliver, ihr solltet doch recht behalten *schweb* )nicht recht gewesen. Das wäre irgendwie Druck für mich gewesen, und es hätte sicher viele lange Tage gedauert, bis was losgeht.
Wir vereinbarten, dass wir uns am nächsten Tag in der Früh auf den Weg machen. Wir gingen ins Bett und ich war so ruhig und in Vorfreude, sogar noch bis kurz vor Mitternacht zu schlafen.
Dann weckte mich ein grausamer Stoß tief im Bauch und die Fruchtblase platzte.
Ich hatte plötzlich starken Durchfall und eine saftige Wehe. Trotzdem meinte ich, dass wir immer noch bis morgen warten können, dauerte das Einsetzen von Geburtswehen bei der ersten Tochter nach dem BSP ja auch noch 10 Stunden.
Dann kam die 2. Wehe und meine Überzeugung änderte sich. "Fahren wir, schlafen können wir auch in der Praxis.
intermezzo: "Praxis" ist das falsche Wort, für eine heimelige Riesenwohnung. Dort könnte man jederzeit Urlaub machen!.
Wir sausten ins Auto, ausgerüstet mit vielen Handtüchern, Plastikplane, Kotzkübel,....eben volles Programm. Bereits im Nachbardorf hatte ich Hammerwehen im 3-MInuten-Takt.
Sie waren wieder irrsinnig schmerzhaft, zogen ins Kreuz und während ich beim Vorbeifahren an dem einen KH nochmal kurz den Stinkefinger erhob, war ich beim Nächsten für millisekunden (nicht hauen) in Gedanken, für einen Kreuzstich vorbeizuschauen. Trotz Schreierei hatte ich aber doch ein gutes Gefühl, keine Angst und konnte mit den Wehen umgehen.
Das Zeitgefühl war wohl auch schon futsch. Ich dachte mir dauernd wie schnell wir weiterkommen, schlussendlich waren es doch 2 Stunden.
Bei der Hebamme angekommen wurde ich nach ein paar Wehen untersucht: MuMu vollständig eröffnet, Schädellage (wie erwartet)!! Da war die ganze Fahrt vergessen und verziehen. Das ich sowas nach 2 Stunden Wehen mal hören darf *hurra*
Wenige Wehen später fing dann auch der Pressdrang an und ich wollte aufs Klo. Da gabs dann auch gleich Kerzenschein- was für ein Service!
Irgendwie war das aber auch nicht das richtige, und so kam ich ins Schlafzimmer zurück und kniete mich vors Bett. Die beginnenden Presswehen empfand ich gar nicht als schmerzhaft und in den Wehenpausen überlegte ich immer mal wieder, ob ich denn nicht aufs Bett sollte um etwas zu schlafen. Nach der Fahrt habe ich wahrscheinlich diese "Erholungsphase" gebraucht... Die Idee in die Wanne zu gehen gefiel mir auch diesmal gar nicht. Das ist bei mir wohl immer so: zuerst mords Vorfreude auf eine Wassergeburt und dann will ich gar kein Wasser mehr sehen....
Während ich so dahinwehte, mein Mann neben mir, kam auch die Hebamme und fragte wie es mir geht, ob ich gerne allein wäre oder mich verlassen fühle, wenn sie nebenan ist usw. Fand das total einfühlsam und angebracht, weil ich aus Erfahrung weiß, dass man hintennach erst versteht, dass man eigentlich eine Bitte hätte äußern können, aber irgendwie neben sich stand.
Nach einer Weile untersuchte sie mich trotzdem noch mal (denk mal, weil einfach gar nichts passierte) und meinte, dass eine seitliche Position auf dem Bett ideal wäre, um die Geburt weiterzubringen. So schiebt der 2. Zwilling den 1. weiter. Nachdem mir hockend eh langsam der Rücken weh tat begab ich mich in einer Wehenpause aufs Bett. Als ich dann endlich seitlich gelagert war, war die Positioin auch total o.k.
Und schon wurde auch die Wehen effektiv. Da waren dann auch gleich die Hebammenschülerin und eine nette Nachbarin dabei, deren Anwesenheit ich aber absolut nicht hätte missen mögen. Die Austreibungsphase empfand ich wie auch die Presswehen als fast schmerzfrei, im Vergleich zu den Hammer- Eröffnungswehen. Und weil ich weder ein "pressen, pressen" noch sonstwas hörte, das mich hätte drausbringen können, konnte ich in Ruhe unseren ersten Sohn im Dämmerlicht zur Welt bringen. Er kam sofort auf meinen Bauch und wir konnten das vollendete Geschöpf friedlich begrüßen. Gleich wurde abgehorcht, wie es dem 2. Zwilling da drinnen jetzt geht- alles absolut unauffällig. Wir begrüßten den jungen Mann und vor oder nach (ich weiß es nicht mehr) dem Abnabeln begannen wieder Wehen. Ich drehte mich auf die andere Seite und die Hebamme untersuchte erneut: Schädellage, Fruchtblase steht noch, deswegen ist das Kind noch recht weit oben. Wir warteten ein paar Wehen ab, ob die FB platzt, und das Kind dann gleich da sein würde. Nachdem aber nichts geschah, half die Hebamme etwas nach, und so war eine halbe Stunde später unser 2 Junge geboren. Auch er kam zu mir und wurde erst nach einer ganzen Weile abgenabelt. Später kamen dann auch die Plazenten, deutlich getrennt und zusammen an die 1,5 kg schwer.
Nach viel Kuscheln gab es erst die Untersuchung, natürlich auf dem großen Doppelbett ;-) Wie erwartet waren die Jungs "gscheide Brocken" und kerngesund, mit Super-Saugreflex und wackerem Blick. Nach einmal Probenuckeln betteten wir sie aufs Schaffell, wo sie dann gemeinsam ihren ersten Tag so ziemlich verschliefen.
Draußen war bereits die Sonne über dem See aufgegangen- wunderschön und absolut passend!
Den Tag verbrachten wir bei Festtagsmenüs im Bett und bekamen netten Besuch von Kiki und Moni! Das muss ein Luxus Forum sein: Live- Glückwünsche zur Geburt *hurra*
Auf meinen Wunsch hin, sind wir bereits am Abend wieder nach Hause gefahren- da ist es halt (fast noch) schöner ;-) wo uns meine Eltern erwarteten. Meine Mutter hat dann 2 wöchige- Wochenbett- Vollverpflegung gemacht, mich gehegt und gepflegt und natürlich auch die Jungs versorgt.
Zum "schönsten Wochenbett der Welt" muss ich sagen, dass wir Startschwierigkeiten damit hatten: Oben genannte Nachsorgehebamme wusste mit meinem Bluthochdruck absolut nicht umzugehen. Ich hatte sowas noch nie, wurde aber mit der Auflage von absoluter Bettruhe im Dunkeln und ein paar Kontrollparametern von unserer Hebamme entlassen. Mir ging es recht gut damit und genau wie von ihr beschrieben änderte/bessert sich der Bluthocdruck in den nächsten Tagen. Kurz nach dem Milcheinschuss war er dann auch wieder paletti.
Die Nachsorgehebamme drehte jedenfalls nach 2 Tagen am Rad, wollte mich für Blutdrucksenker außer Haus zum Arzt schicken. Ich wollte aber nicht wegen ihrem Unwissen meine Gesundheit als stillende Wöchnerin aufs Spiel setzen und weigerte mich. Somit hat sie die Betreuung nach einem beleidigenden Telephongespräch mir gegenüber gekündigt. Ich war froh und werde das Gefühl nicht los, dass sie eh ein Problem mit der Hausgeburt hatte (Zitat bei der 1. Untersuchung: Ihr gehört alle untersucht, das muss ein Kinderarzt machen bei den Jungs, weil es eine Hebamme nicht können kann" usw.). Ich könnte jetzt einen Roman schreiben, kurzgefasst ist sie eine "durch Babypause dem Krankenhaus Entlaufene", die recht wenig versteht. Ihr Niveau zeigte sich dann richtig, als ich im Dorf hörte, dass sie meine Werte rumerzählte- absolut peinlich für ihren Berufsstand.
Was mir und den Jungs im KH mit diesem Blutdruck geblüht hätte, wissen wir hier wohl alle....
Rückblickend kann ich einfach nur immer wieder staunen, wie unspektakulär eine Zwillingsgeburt ablaufen kann, wenn die Einstellung von allen Seiten passt und wirkliche Fachleute am Werk sind. Gleichzeitig stimmt es mich jetzt immer wieder etwas traurig,weil ich jetzt sozusagen der lebende Beweis dafür bin, dass soviele Geburten "kaputt gemacht" werden, und wir Frauen immer noch glauben, das sei normal.
Sämtliche Schwarzmalereien sind nicht mal ansatzweise eingetroffen und die ganze Geburt hat keine 5 Stunden gedauert, ohne irgend ein Schmerzmittel oder eine Geburtsverletzung und mit nur 2 kurzen DopTon-Kontrollen.
Ich muss zugeben, dass die Autofahrt alles andere als lustig war, ich aber IMMER wusste, wofür ich es tue (gegen *kassierschnitt* , für meine Kinder und mich) udn welche Alternativen wir haben.
Die Ferienwohnungsgeburt (alles andere klingt nicht schön genug für dieses Geburtsparadies) die absolut beste Alternative für das Theater in Österreich war und ich mich (die da ja absolut gebrandmarkt ist) super gehen lassen konnte und irgendwie heimisch fühlte. Hintennach kann ich sagen, dass wir bei dieser unkomplizierten Geburt auch hier keine Schwierigkeiten bekommen hätten. Aber wie ihr wisst, war ich mit dieser Alternative gegen die meißten "Lageprobleme" und auch bei einer Verlegungabsolut gut betreut gewesen und hätte Gewissheit gehabt, das Allerbeste ausgeschöpft zu haben!
Außerdem fällt mir im Vergleich zum KH, dass einifach der Ton die Musik macht: ich habe absolut nichts dagegen gehabt und bis jetzt kein Problem damit, dass 4 Leute um mich gestanden sind, jeder auch gleich mal unsere Kinder auf den Arm nahm, mir ein Positionswechsel vorgeschlagen wurde, denn: es war immer alles sehr respektvoll, vertrauenserweckend erklärt und getan worden, sodass ich immer das Gefühl hatte, dass eigentich ich selbst alles entscheiden oder revidieren kann.
Zu den Ziffern auf den Armplaketten: Das ist unsere Schuld, wir wollen unsere Kinder immer zuerst mal kennenlernen, vor wir uns für einen Namen entscheiden *schweb*
Was noch ganz interessant sein könnte: beide Jungs hatten noch Käseschmiere und etwas Lanugobehaarung. Die Hebamme meinte gleich, ein paar Tage wären sich sicher noch ausgegangen. Dann kam die Auswertung meines Blutbildes mit leicht erhöhten Leberwerten. Wahrscheinlich hat also mein Körper das ganze nicht mehr gepackt und die Jungs via Blasensprung "rausgeschickt". Ist doch ein schönes Beispiel, dass der Körper keine Suizidveranlagung hat, sondern sehr wohl weiß, was er aushalten kann. Im KH wäre das sicher ein Fall für Einleitung (sprich *kassierschnitt* ) durch beginnendes HELLP-Syndrom oder irgendwas in der Art geworden *brr* .
Der Zwillingsalltag läuft, deswegen werde ich die Tage mal mehr Zeit finden, auch darüber zu schreiben....