Ich nehm mir jetzt mal die Zeit, den Geburtsbericht von meinem 2. Kind abzutippen, werde ihn aber kürzen.
Ich war 3 Tage über ET und schon lange ungeduldig, da ich ab der 28. SSW Vorwehen hatte. Erst Vorwehen, und dann über Termin gehen passte nicht zusammen und steigerte meine Ungeduld und Vorfreude.
In der zweiten Hälfte der Schwangerschaft beschloss ich, nicht mehr zum Gyn zu gehen, sondern mich nur noch von meiner Hebamme betreuen zu lassen. Eine HG wollte ich aber nicht, da wir noch bei meinen Eltern wohnten. Wir hatten dort zwar unsere eigene abgeschlossene Wohnung, aber das Geburtshaus entsprach mehr meinen Vorstellungen, ich fühlte mich dort ungestörter und vielleicht beruhigte mich auch die Nähe der Klinik (Totgeburt und angebliche Sauerstoffmangelfälle in der Familie saßen damals noch tief in meinem kollektiven Unbewussten fest).
Ich hatte eine anstrengende Schwangerschaft, da ich mitten im Staatsexamen war. Die Große, damals 2, wurde nicht fremdbetreut und somit hieß es: tagsüber Kind, nachts Uni (lesen, lernen, tippen). An Schlafen war selten zu denken, selbst mit Vorwehen saß ich täglich da und schrieb und ging stundenweise zu Prüfungen. Mein Mann machte gerade sein Diplom, und so saßen wir uns in den Nächten gegenüber und lasen und tippten wie die Irren
Et + 3 war ich dann bei meiner Hebamme zur Vorsorge, heißer Sommertag, Geburtshaus. Sie gab mir Kügelchen, um die Geburt anzustoßen, und kaum aus dem Geburtshaus draußen, bekam ich im Bioladen die erste Wehe. Das war um 14 Uhr. Einige Tage zuvor hatte sie den Schleimpfropf gelöst, auf meinen Wunsch hin, was ich aber nicht mehr tun würde (es schmerzt und außerdem kommt das Kind sowieso, wenn es will, und so soll es ja auch sein).
Vom Bioladen fuhr ich dann natürlich direkt nach Hause und tigerte mit meiner Tochter und meinen Eltern im Garten rum. Ich erinnere mich an das satte Grün und die heiße Sonne, an das Plätschern des Brunnens und die Nachbarn, die meine Mutter geschickt davon ablenkte, dass ich gerade in Wehenarbeit war.
Am frühen Abend kam mein Mann von der Arbeit und ich teilte ihm mit, dass unser Baby heute kommen wird.
Während ich meine Sachen fürs Geburtshaus packte, experimentierte mein Mann mit der Kamera, denn er sollte während der Geburt Fotos machen.
Meine Freundin sollte auch dabei sein, sie hatte ich also auch informiert.
Als die Wehen am Abend alle 3 Minuten kamen, machten wir uns auf den Weg. Ich verabschiedete meine Mama, die diesmal nicht bei der Geburt dabei sein konnte, da sie ja meine Zweijährige betreuen musste, und küsste mein "großes" Mädchen. Sie verabschiedete sich fröhlich, denn sie durfte ja bei Oma schafen und freute sich auf ihre Schwester.
Um 19 Uhr kamen wir im Geburtshaus an. Mein Stiefvater hatte uns hingefahren und wartete in der Küche meiner Hebamme bei Kaffee und Zeitschriften geduldig. Meine Schwester, meine Freundin, mein Mann und zwei Hebammen waren für mich da, wenn ich sie brauchte, und abwesend, wenn ich lieber alleine im Geburtsraum war. Wir hatten meinen Geburtspool aufgebaut, den Raum verdunkelt und Kerzen angezündet. Meine Hebamme machte leise Meditationsmusik an und beschallte das Wasser des Pools mit meiner Klangschale, die mein Mann mir extra für dieGeburt geschenkt hatte.
Ich kam sehr gut mit den Wehen zurecht, die ich seit 14 Uhr hatte. Die Abstände wurden zwar immer kürzer, die Intensität nahm auch stetig zu, aber sie waren herrlich leicht zu veratmen. In den Pausen lachte ich viel und tigerte umher, insgesamt herrschte aber eine große Stille und Ruhe, eine ganz meditative und heilige Stimmung.
Ich ließ mir von meiner Hebamme einen Einlauf machen, weil ich das gute Wasser nicht verdrecken wollte. Leider waren die Wehen da schon recht heftig, sodass ich Probleme hatte, mich auf dem Klo zu halten.
Als die Übergangsphase begann, stieg ich ins warme Wasser. Jetzt waren die Wehen zum ersten Mal schmerzhaft, vorher empfand ich sie eher als starke, unglaublich anstrengende Kontraktionen. Die Hebammen waren der Meinung, die Herztöne seien nicht gut, deshalb sollte ich vom Wasser aufs Bett wechseln. (Heute weiß ich, dass es keine schlechten Herztöne gibt und ein Abfall kurz vor der Austreibungsphase normal ist.) Ich war für einen kurzen Moment verunsichert und sah mich im KH entbinden vor meinem geistigen Auge, aber ich schaffte es, diese negativen Gedanken zu verbannen und nahm den Vierfüßler auf dem Bett ein. Ich hatte nun seit etwa 7 Stunden Wehen, wovon erst die letzte Stunde schmerzhaft war. Eine Stunde lag noch vor mir.
Auf dem Bett platzte dann auch meine Fruchtblase. Das war ein gigantisches Naturereignis, ich dachte, das Wasser sei an alle Wände gespritzt. Von dem Moment an war ich auf einem anderen Planeten, hab von meiner Umgebung nichts mehr mitbekommen, war nur noch Gebärende, fühlte mich wie all die Frauen in den Zehntausend Jahren vor mir. Gewaltig, ekstatisch! Wow, mein Wasser ist an alle Wände und an die Decke gespritzt Dwm Druck meiner Blase gab ich dann auch noch grad nach, wie gesagt, ich realisierte sowieso nicht mehr, dass da noch andere Menschen waren. Es war mir überhaupt nicht unangenehm, auf dieses große kuschelige Bett zu pinkeln.
Dann verspürte ich den Drang, mich hinzustellen. Ich stellte mich neben das Bett und hielt mich an dem von der Decke hängenden Seil fest.
Morgen gehts weiter, Baby hat Hunger!!