22:40 Uhr
Ich bin total euphorisch. In mir herrscht das reinste Gefühlschaos. Ich rufe hysterische Dinge, wie "Da ist das Baby!" "Ich hab ein Baby geboren!" "Ich habs geschafft!". Mein Mann lacht und ist zu Tränen gerührt - ich liebe ihn

Ich versuche mich zu Ordnen, um mein Baby in Empfang zu nehmen. Sehe aus dem Augenwinkel oder getrübt durch meine Kurzsichtigkeit, dass die Hebamme die Nabelschnur einmal vom Hals wickelt. Ich krieg mein Baby in den Arm. Ich bilde mir ein, dass es leicht blau ist, aber im nächsten Augenblick ist es wunderbar rosig und schreit. Es beruhigt sich gleich und guckt dann ganz wach. Ich bin immer noch total euphorisiert und schwimme halb im Wasser nur auf einem Ellenbogen abgestützt - ich trau mich gar nicht zu bewegen. Das Wasser färbt sich rot - mir alles wurscht - ich habe nur Augen für mein Baby. Es ist so zierlich und winzig! Der Kopf sooooo klein! Und es sind viele Haare und die sind dunkel

Mir schießen einige Dinge sofort durch den Kopf, wie das biologisch möglich sein kann (ich hab rotblonde Haare und mein Mann hat blonde Haare mit Rotstich (v.a. der Bart ist rötlich) da dürfte nie was dunkles rauskommen!). Ich sag meinem Mann, dass das bestimmt noch heller wird und die nur nass sind
Ich will nach dem Geschlecht sehen.
Einschub:
Wir haben uns bewusst überraschen lassen - einerseits, weil wir es schön finden, es nicht vorher zu wissen und selbst nachzusehen und andererseits, weil hier im Umfeld alle von uns erwartet haben, dass wir endlich einen Jungen bekommen (unser Umfeld ist übersät mit Mädchenglück). Wir als Familie konnten uns aber sehr gut ein drittes Mädchen vorstellen. Ich hatte jedoch in der gesamten Schwangerschaft das Gefühl, dass es ein Junge sein muss - wohl, weil es das dritte Kindlein ist und es doch einfach mal einen Jungen geben muss. Nachdem mich die Warterei nach Blasensprung auch so nervlich belastet hat, habe ich meinem Mann gesagt, dass es sicherlich ein Junge sein wird, weil der mich sicher richtig ärgern will.
Ich bin fest davon überzeugt gleich einen Pullermann zu sehen. Aber nein - ich seh diese zwei Schamlippen und fange an zu rufen: "Du bist ein Mädchen!" "M. wir haben noch ein Mädchen! Ich glaubs nicht, wir haben noch ein Mädchen gekriegt!". Mein Mann lacht wieder so niedlich
Jetzt wollte ich die Uhrzeit wissen. Ich bin auch hier felsenfest davon überzeugt, dass wir den 27. haben und es schon 2 Uhr morgens ist. Pustekuchen. Der 26. um 22:40 Uhr. Unser Wunschtermin!
Wir bestaunen eine gefühlte Ewigkeit unsere kleine Dame in der Wanne, bis wir dann langsam aufs Bett umziehen. Die Hebamme und mein Mann helfen mir aus der Wanne. Mir geht es erstaunlich gut. Ich bin total perplex, dass ich nicht das Gefühl habe, einen Pavianhintern zu haben und mir gleich die Gebärmutter noch rausfällt. Es fühlt sich alles recht gut an und dass alles noch an seinem rechten Fleck sitzt. Wow! Wir dackeln zum Bett und kuscheln. Die Kleine guckt die ganze Zeit wahnsinnig interessiert - sicherlich zwei Stunden lang. Wir sind so hin und weg.
Die nächsten Dinge weiß ich nicht mehr so genau in welcher Reihenfolge die passiert sind, aber das ist ja auch nicht mehr so wichtig

Die Plazenta kam dann auf alle Fälle irgendwann ganz problemlos und die Hebammenschülerin hat sie gemeinsam mit uns untersucht. Alles vollständig. Mein Mann hat die Nabelschnur abgeschnitten. Die Kleine wurde vermessen, gewogen und untersucht. Auch hier alles gut und sie ist wirklich zierlicher im Vergleich zu meinen größeren zweien damals - 3050g auf 48 cm und 33cm KU. Wow ich kann auch Kinder kriegen, die nicht einen Dickschädel haben

(wobei der letzte Ultraschall im KH in der 32. SSW was ganz anderes prophezeit hatte

)
Ich wurde auf Verletzungen untersucht. Eine Schürfung und Dammriss 1. Grades an der alten Dammnaht. Hebamme würde das gerne nähen. Nähen war nicht so schlimm, wie ichs mir wieder vorgestellt hatte.
Ich konnte die Kleine dann auch schon relativ schnell anlegen und damit begannen dann auch schon die schönen Nachwehen

ich lies mir deswegen gleich Stücke aus der Plazenta für leckere Milchshakes schneiden
Ich musste dann auch relativ zeitig (glaube ich zumindest - hatte ja gar kein zeitgefühl mehr) auf Toilette und das klappte auch hervorragend

ich konnte gut laufen und fühlte mich megafit. Musste dann auch gut Harn ablassen - wahrscheinlich liefen gleich meine gestauten Nieren mit ab.
Gegen 1:30 Uhr durften wir dann nach Hause aufbrechen. Die Hebamme half mir noch ein Tuch schön straff um den Bauch zu wickeln und beim Anziehen und um glaube ich 2 Uhr waren wir schon daheim im Bett gelegen
Ich bin meinen Hebammen so dankbar, dass sie mich durch diese Geburt so toll begleitet haben und weiß gar nicht, wie ich mich dafür revanchieren kann
Ein selbstkritischer Rückblick wird noch folgen, aber jetzt bin ich erstmal froh, dass ich endlich den Geburtsbericht vollständig aufschreiben konnte. Irgendwie ist es mit drei Kindern daheim echt noch mal ein ganzes Stück anders und die Zeit rennt nur so dahin
Danke schonmal für die lieben Rückmeldungen
