7.3.
Ich habe ein Termin bei S, einer meiner drei Hebammen. Der Fledermaus geht´s super und S. schätzt sie auf 2800g.
Das Köpfen lässt sich noch etwas abschieben, aber schwer. Während des Abtastens hat S. auch mal den Eindruck, dass es doch nicht abschiebbar ist.
Sie rät mir, mich bei einem Blasensprung lieber direkt zu melden. Da wir uns beide einig sind, dass die Fledermaus noch keine baldige Ankunft plant, besprechen wir das Vorgehen bei ET+3 und ab wann sie mich gerne zum Doppler schicken würden (ET+7 bis ET+10). Dafür würde es dann nach H*rdecke gehen. Nach dem Termin bin ich etwas ernüchtert, da ich schon ganz schön ungeduldig bin.
8.3.
Der Geburtstag meiner Mutter. Ich verbringe die meiste Zeit in der Küche, da mir ein Teil meiner Verwandtschaft gehörig auf den Keks geht. Irgendwann bin ich ziemlich erschöpft und mein Mann und ich fahren nach Hause.
Dort angekommen bekomme ich einen Anfall von "Ich bin bestimmt für immer schwanger" und akuter Ungeduld in Kombination mit reichlich Tränen.
9.3.
Es ist spät geworden und wir kommen erst kurz vor eins dazu ins Bett zu gehen. Ich entscheide mich sicherheitshalber noch mal für kleine Mädchen zu gehen. Auf dem Rückweg merke ich wie meine Hose nass wird. Ich denke, dass ich mir in die Hose gemacht habe und ziehe sie aus. Da ich müde bin entschließe ich mich einfach so ins Bett zu steigen. Wo ich prompt in einer Pfütze sitze.
Langsam dämmert es mir und fange direkt an zu zittern. Sicherlich Anspannung.Nachdem ich mich davon überzeugt habe, dass die Nabelschnur nicht vorgefallen ist geht es mir schon besser.
Ich verkünde J., meinen Mann, dass er morgen nicht arbeiten gehen könne, da wir jetzt ein Baby bekommen. Er war davon nicht überzeugt, da K. (eine meiner Hebammen) ihm gesagt hatten, es könne dauern, bis die Wehen einsetzten.
Keine 10min später dann die ersten leichten Wehen. J. entschließt sich dazu, schnell zur Arbeit zu fahren alles nötige zu regeln.
Als er gegen halb drei wieder kommt, kann ich nicht mehr im Bett liegen. Ich tieger durch das Kinderzimmer oder sitze auf dem Gymnastikball. Wir entscheiden uns L., meine Schwester, anzurufen, da sie einen sehr weiten Anreiseweg. Sie entscheidet sich dazu, direkt loszufahren.
Die Wehen sind noch recht unregelmäßig werden aber stärker. Sie sind noch nicht direkt schmerzhaft, aber auch nicht gerade angenehm.
Um sechs ruft J. die Hebammen an. S. hat Bereitschaft und ist sehr überrascht. Wir machen aus, uns bei ihr zu melden, wenn wir sich brauchen.
Um 7 Uhr trifft meine Schwester ein, Sie gibt mir viel Ruhe und die Wehen lassen sich wieder leichter ertragen. J. und L. machen es sich bequem und ich laufe unaufhaltsam durch die Gegend. In den Wehenpausen unterhalten wir uns und die Atmosphäre ist sehr angenehm.
So gegen halb neun rufen wir dann nochmal bei S. an, die daraufhin so gegen neun bei uns eintrifft. Sie beobachtet mich erst mal eine Weile und fragt mich dann, ob sie mich vaginal untersuchen solle. Ich stimme zu. Sie verkündet, dass mein MM schon 5-6 cm eröffnet sei. Ich bin erleichtert, dass es voran geht und fühle mich motiviert.Sie überprüft noch die Herztöne und fährt dann um noch ein paar Termine abzuarbeiten und ist etwa eine Stunde später wieder da.
Jetzt muss ich die Wehen schon ordentlich vertönen und halte mich in den Wehen an der Wickelkommode fest.
Irgendwann schlägt S. vor, mal eine andere Position auszuprobieren und ich kniee mich vor das Sofa. Die Wehen werden häufiger und schmerzhafter. Ich bin alles andere als leise. Zwischendurch bekomme ich immer wieder mit, wie J. im Sitzen einschläft.
S. erklärt meiner Schwester anhand dieser Linie zwischen den Pobacken, dass ich fast vollständig eröffnet bin. Dann wendet sie sich an mich und erklärt, dass sie jetzt L., die Zweithebamme anrufen würde. Am Rande bekomme ich noch mit, wie J. geschickt wird Handtücher im Ofen vorzuwärmen. Ich bin erleichtert. Bald ist es geschafft.
Gegen 13 Uhr trifft dann die Zweithebamme ein. Ich kenne sie nicht, aber sie ist mir sympathisch. Sie setzt sich neben S. auf dem Boden und lässt mich in Ruhe.
Die Wehen nehmen in ihrer Intensität weiter zu. Ich habe das Gefühl, dass ich die ganze Nachbarschaft zusammen brülle und J. längst taub sein müsse. Leider werden sie aber wieder unregelmäßiger und seltener. Gegen 14 Uhr bitte S. darum, mich vaginal untersuchen zu dürfen. Der MM ist bis auf einen kleinen Saum vollständig eröffnet. Die Pfeilnaht konnte sie nicht richtig tasten. Dann geben sie mir Bryophyllum nach jeder Wehe. Ich merke, dass es nicht voran geht und überlege, ob mich irgendwas beschäftigt, was mich davon abhält dieses Kind zu gebären. Ich komme zu keinen Schluss und frage S. warum die Wehen weggehen. Sie antwortet mir, dass sie mich das auch fragen wolle.
Gegen 16 Uhr untersucht mich S. erneut. Dann bespricht sie sich mit der Zweithebamme vor der Tür. Ich sehe mich schon im Krankenhaus, bin aber trotzdem ganz ruhig. S. erklärt mir, dass sich das Köpfen schief eingestellt hat und es so nicht durchs Becken passen würde. Wir könnten aber versuchen, das Köpfen wieder abzuschieben und unsere Fledermaus zu drehen. Oder wir könnten auch direkt verlegen. Ich entschied mich dazu es zu versuchen.
Dafür musste ich mich auf den Rücken legen und hielt mich bei meinen Mann fest. S. versuchte dann vaginal das Baby richtig zudrehen während L., die Zweithebamme die Herztöne überwacht. Die Herztöne waren die ganze Zeit über super. Die Wehen auf dem Rücken waren unerträglich und ich war sehr froh meinen Mann da zu haben. Nach einigen Versuchen entschieden wir uns zu verlegen, da es zu nichts führte und ich auch schon recht erschöpft war. S. fragte, ob ich nach H*rdecke wolle, aber die halbe Stunde Fahrtzeit erschien mir viel zu lang, also fuhren wir ins nächstgelegene Krankenhaus.
Auf dem Weg ins Krankenhaus merkte ich, wie sich die Wehen verändert und war mir direkt sicher, dass das jetzt Presswehen waren. Eine sehr heftige Wehe hatte ich an einer stark befahrenen Kreuzung und ich wäre am liebsten direkt ausgestiegen.
Im Kreißsaal angekommen wurde ich direkt sehr energisch zum Pipi machen geschickt und dann aufs Bett verfrachtet. Die Diensthabende Hebamme erklärte mir, dass dann jetzt gleich die Ärztin käme und erst mal einen Ultraschall machen würde. Ich hab nur verkündet, jetzt ein Kind zu bekommen. Also wirklich jetzt. Hat sie aber nicht so wirklich ernst genommen. Ich wurde dann mehrfach gefragt, ob ich mich nicht von der Seite auf den Rücken legen wolle, da sie ja gerne ein CTG schreiben wollen und einen vaginalen Ultraschall durchführen wollen.
Dann stellte die Hebamme fest, dass der Kopf schon sichtbar wird und weg war sie. Sie musste wohl noch ein Nabelset holen... Als sie mit der Ärztin und den Nabelset wieder da war, brauchte es nur noch zwei Wehen bis der Kopf geboren war. Unsere Fledermaus atmete direkt, aber schrie nicht. Fasziniert schaute ich dabei zu, wie sich der Kopf langsam drehte und bemerkte, dass sie die Augen geöffnet hat. Dann wurden die Hebamme und die Ärztin hektisch, sie sagten mir, dass der Kopf wieder reingezogen werden würde und ich hatte auf einmal sehr viele Hände da unten. Dann forderten sie mich auf, jetzt zu pressen, auch ohne Wehe. Das Kind müsste jetzt sofort kommen. Ich kam ihrer Aufforderung irritiert nach. Zunächst wurde ein Arm geboren und dann das ganze Kind. Sie wurde mir auf dem Unterbauch gelegt, denn weiter reichte die Nabelschnur nicht. Ich bin unverletzt geblieben.
Dann haben wir alles um uns herum vergessen und einfach nur unsere Tochter bewundert, die uns mit wachen Augen ansah. Sie war direkt ganz rosig und der Kopf war gar nicht verformt, was ich erwartet hatte. Wir hatten sehr lange ungestört Zeit. Zwischendurch kam nur die Plazenta. Es wurde auch gewartet, bis die Nabelschnur auspulsiert war, bis mein Mann sie durchschneiden durfte. Meine Schwester durfte das waschen und Anziehen übernehmen.
Lea
48cm
2830g
34cm KU
Ich bin sehr dankbar für dieses Geburtserlebnis. Die Zeit zuhause war wunderschön. Im KK wurde ich respektvoll behandelt und habe keine Medikamente bekommen. Jetzt genießen wir die Zeit mit unserer zarten Fledermaus zu Dritt. Wir könnten sie stundenlang einfach nur ansehen.