Caspars Geburt 2004

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why-is-me-so-dumb
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Caspars Geburt 2004

Beitragvon why-is-me-so-dumb » Mo 11. Nov 2013, 12:48

Hallo,

ich habe die Geburtsberichte von Anna-Soi und Helena in den Foren "Traumatische Geburtsberichte" und "Hausgeburtsberichte" eingestellt, in ca. zwei Wochen steht die Hausgeburt unseres vierten Kindes bevor. Doch mit Caspar fing alles an:

Caspar wurde im Juli 2004 in der Münchner Uniklinik "Rechts der Isar" geboren. Mit meinem damaligen Freund bin ich schon sehr lange nicht mehr zusammen und inzwischen bin ich überzeugte Hausgeburts-Mama. Mein Bericht erklärt, warum.


Geburtsbericht Caspar

Es war meine erste Schwangerschaft, ich war damal junge 22 Jahre alt, gerade frisch in einer neuen Beziehung und die Schwangerschaft war nicht geplant. Als ich den positiven Schwangerschaftstest in den Händen hielt wusste ich sofort, dass ich dieses Kind bekommen werde. Beim ersten Frauenarzttermin sah ich das winzige Herz schlagen und es war Liebe auf den ersten Blick! Für dieses kleine Menschlein werde ich mein Leben lang sorgen, mit allem, was ich geben kann, das wurde mir in diesem Moment auf der Liege im abgedunkelten Ultraschallraum bewusst.

Die Schwangerschaft verlief medizinisch komplikationsfrei, meine private Situation war jedoch leider alles andere als rosig. Mit meinem Freund gab es sehr viel Streit, ich war emotional ziemlich auf mich allein gestellt und das Geld war mehr als knapp. Trotzdem genoss ich die Schwangerschaft, sogut es ging. Ich streichelte meinen Bauch und redete viel mit meinem kleinen Sohn in mir drinnen. Ich besuchte einen Geburtsvorbereitungskurs (leider war mein Freund nicht bereit, mitzukommen) in meinem Wunschkrankenhaus und übte das richtige Atmen.

An einem Freitagabend im Juli, ich war gerade in der 36. Schwangerschaftswoche, verlor ich immer wieder etwas Flüssigkeit, ohne dass ich Wehen gehabt hätte oder das berüchtigte Blasensprung-Knacken gehört zu haben. Das Köpfchen war schon fest im Becken, also sind wir mit dem Auto in die Klinik gefahren, um das abklären zu lassen. Ergebnis: hoher Blasenriss, ich verliere Fruchtwasser, auf dem CTG jedoch keine Wehen sichtbar. Mein Freund tippte darauf, dass unser Baby in genau einer Woche geboren würde, der diensthabende Gynäkologe lachte nur und meinte: "Wir geben Ihnen höchstens zwei Tage!"

Wir sind erst mal wieder nach Hause gefahren, dort hat mein Freund dann beschlossen, zu seinem besten Freund nach Augsburg zu fahren und dort zu feiern. Na toll, ich wusste also, dass ich jetzt mein erstes Kind bekomme und der Vater haut ab! Es war schon spät, also ging ich erst mal schlafen.

Der nächste Tag verlief erst sehr ruhig, ich packte die Kliniktasche fertig, ging spazieren und rief gegen abend meine beste Freundin an, damit sie vorbeikommen würde und ich nicht ganz allein sein müsste. Als sie dann da war, scherzten und lachten wir viel und machten nochmal Fotos von meinem riesigen Bauch. Gegen 21:00 Uhr bekam ich leichtere Wehen, aber wir beschlossen, sie aufzuschreiben, um die Abstände zu messen. Anfangs kamen sie so alle 10-15 Minuten, um 1:00 Uhr nachts dann schon alle 3-4 Minuten. Zu dem Zeitpunkt kam dann auch mein Freund von seinem 24 Stunden-Ausflug wieder. Er nahm das ganze immernoch nicht ernst und meinte, dass das gar keine richtigen Wehen sein können, wenn ich hier noch sitze und ratsche...

Meine Freundin fuhr dann nach Hause, wollte aber aber unbedingt benachrichtigt werden, wenn wir in's Krankenhaus fahren. Wir legten uns in's Bett und schauten einen Film an, bzw. mein Freund schaute ihn an, ich veratmete die immer stärker werdenden Wehen. Sobald der Abspann einsetzte, drängte ich zum Aufbruch, da war es ca. halb fünf Uhr morgens.

Im Krankenhaus angekommen wurde erst mal nach dem Muttermund geschaut und siehe da: Er war schon 5cm offen! Wir bekamen ein Kreissaalzimmer und als die Hebamme hereinkam, freute ich mich riesig: Es war Christine, meine Hebamme aus dem Geburtsvorbereitungskurs, die ich sehr gerne mochte! In den nächten 2-3 Stunden wurden CTGs geschrieben, Kanülen gelegt, ich bekam einen Tropf mit Schmerzmitteln und immer mal wieder kam Christine oder eine Ärztin herein und tastete nach dem Muttermund.

Es war wohl recht viel los in dieser Nacht, jedenfalls lag ich die ganze Zeit alleine im Kreisbett, mein Freund schlief und ich fühlte mich furchtbar. Ich wusste unter diesen Umständen nicht, wohin mit meinen Wehenschmerzen und niemand zeigte mir Geburtspositionen oder massierte mich. Gegen acht Uhr morgens bat ich meinen Freund, meine Freundin und meine Mutter zu benachrichtigen. Er verschwand nach draußen und war für über eine Stunde verschwunden. Was er da gemacht hat weiß ich bis heute nicht... Wenigstens hatte Christine jetzt wieder mehr Zeit und blieb bei mir. Sie hielt meine Hand und redete mir gut zu, aber ich lag noch immer auf dem Rücken im Kreisbett... Ich muss während der Wehen wohl ziemlich geschriehen haben, ich erinnere mich jedoch nicht mehr daran (meine Freundin wartete zu dem Zeitpunkt vor dem Kreissaal und hat mir danach davon erzählt).

Ich schaute auf die Uhr, es war schon halb zehn. In dem Moment platzte mit einem lauten Knall die Fruchtblase. Die Hebamme griff kommentarlos nach einem Telefonhörer neben sich und flüsterte hinein: "Wir haben hier grünes Fruchtwasser in Kreissaal 2.". Ich fragte, ob das schlimm sein und sie meinte nur, dass das ein Zeichen dafür sei, dass mein Baby Stress hat. Es müsse jetzt schnell gehen. Aha.

Genau jetzt tauchte mein Freund mit meiner Mutter im Kreissaal auf, gefolgt von mehreren Ärzten und StudentInnen (Uniklinikum...). Meine Mutter stellte sich an mein Kopfende, um möglichst niemandem im Weg zu stehen. Ich erinnere mich genau, dass sie mich ganz hilflos und mitleidig angeschaut hat aber trotzdem gelächelt hat, um mich aufzumuntern. Ihre Hände hat sie sich dabei selber ganz fest gedrückt. Mein Freund, Amerikaner, fing sofort an zu weinen und legte sich quer über meinen Bauch. Er schluchzte andauernd "Sophie, i really need you now!" Sophie, ich brauche dich jetzt wirklich! Ich hatte Angst um mein Baby, irgendetwas schien schiefzulaufen und ER braucht mich jetzt? Ich war stinksauer und wollte von Hebamme und Ärzten wissen, was ich jetzt tun soll, aber ich war zu schwach, um etwas sagen oder fragen zu können.

Da hörte ich Christine rufen, dass ich jetzt pressen muss. Sie würden einen Dammschnitt machen und unser Sohn müsste mit dieser einen Presswehe geboren werden. Ich presste also, soviel ich konnte und tatsächlich: Er flutschte einfach so aus mir hinaus!

Ich wollte ihn sehen, spüren, schmusen, doch mein Freund war im Weg und unser Sohn wurde sofort abgenabelt und mitgenommen. Alles, was ich sehen konnte, war ein kleiner blauer Fuß hinter einem weißen Kittelrücken. Ich blieb mit meiner Mama und Christine im Kreissaal zurück. Dem Kleinen ginge es gut, sie müssten ihn nur absaugen, untersuchen, waschen und anziehen, dann dürfe ich ihn im Arm halten. Es war furchtbar!

Mit einer weiteren Wehe und einem kräftigen Ruck an der Nabelschnur (!) wurde die Plazenta geboren und eine Ärztin gerufen, um mich zu nähen. Trotz Betäubungsspritze tat das ordentlich weh und die Ärztin war super unfreundlich. Als auch das überstanden war, wusch mich Christine mit einem warmen Waschlappen und half mir, mich umzuziehen. Auch ein frisches Bett bekam ich.

Eine ganze Stunde nach der Geburt kam dann endlich mein total überwältigter und gerührter Freund mit unserem kleinen Sohn zurück. Ich nahm ihn zu mir und schaute ihm zum ersten Mal in seine wunderschönen Augen. Er blickte ganz konzentriert zurück und ich wurde überwältigt von so wahnsinnig viel Liebe für dieses kleine Wunderwesen! Christine zeigte mir, wie ich ihn anlegen kann und er trank sofort gierig bis er an meiner Brust einschlief. Sie wollten ihn mir wieder wegnehmen und in ein Wärmebettchen legen, da er noch Schwierigkeiten hatte, seine Temperatur zu halten, doch ich brachte meine letzte Kraft auf und wehrte mich vehement. "Ich bin genauso gut wie ein Wärmebett, er bleibt bei mir und schläft auf meinem Bauch!" Dort blieb er dann für die nächsten paar Wochen und ich werde es wohl bis ans Ende meiner Tage genießen, wenn er ganz nah bei mir ist.

Mein Freund verabschiedete sich zwei Stunden nach der Geburt und fuhr wieder zu seinem Freund nach Augsburg. Dort blieb er dann für drei Tage...

Die Daten:
Caspar Soufien
11.07.2004, 09:41 Uhr
Gewicht: 3100g
Körpergröße: 50cm
Kopfumfang: 36cm

Liebe Grüße
Sophie
Caspar Soufien (*11.07.2004, KH)
Anna-Soi (*23.05.2009+, KH)
Helena Philine (*27.01.2011, HG)
Jonah Said (*21.11.2013, HG)

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Re: Caspars Geburt 2004

Beitragvon why-is-me-so-dumb » Mo 11. Nov 2013, 14:09

Ja, die Geburt war wirklich konfus... Schade.
Caspars Zweitnamen spricht man aus wie Sophie, nur mit einem "en" angehängt. Die männliche Form meines Namens. Es ist arabisch und bedeutet "der Weise".
Caspar Soufien (*11.07.2004, KH)
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Re: Caspars Geburt 2004

Beitragvon weiße wölfin » Mo 11. Nov 2013, 14:53

also, Carspars vater hatte ja schon iwie einen an der klatsche, oder? (sorry) war er denn auch so alt wie du?

am schlimmsten find ich diese selbstverständlichkeit im KH, die neugeborenen einfach wegzubringen und zu waschen und anzuziehen,ganz abgesehen davon,wenn 1000 fremde hände es vor der mama anfassen :red: :shock: (*auchsoerlebthab* :heul: )
LG Viola 09/75
Angelo 09/95 KH,
Danilo 12/01 KH amb.,
Delano 05/03 HG,

Aaliyah 09/11 HG
Jovina 11/15 HG

Hütet euch davor, eure Kinder zu Anpassungsakrobaten einer Welt zu machen, die ihr zutiefst ablehnt. Erziehung muß Weltverbesserung zum Ziel haben!
© peter e. schumacher (*1941)

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Re: Caspars Geburt 2004

Beitragvon MorgaineDAvalon » Mi 27. Nov 2013, 22:57

boa was für ein typ :wall: :klatsch: :red:

aber du warst stark für deinen sohn :wolke:
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