Nach einer für mich wie in den letzten Wochen typischen, durchwachten Nacht (ich habe in dieser Schwangerschaft massive Ein- u. Durchschlafstörungen. Kenne ich zwar aus den anderen Schwangerschaften auch, aber nicht in dem Maße: ich schlafe immer nur so 1,5h am Stück und komme insgesamt vielleicht auf so 4h die Nacht. Bin also zu diesem Zeitpunkt körperlich ziemlich ausgelaugt -> ideale Vorraussetzungen für eine Geburt in 4 Wochen

Um kurz nach 5 Uhr werde ich wach, da etwas aus meiner Scheide läuft

Also gut, ich gehe erst mal auf Toilette und schaue dann mal. Auf Toilette...außer Urin meiner Meinung nach ...nichts. Ich stehe auf... und es plätschert auf die WC-Unterlage...klare Flüssigkeit...

Auf Toilette sitzend versuche ich mich zu erinnern, was sie über den Kopf gesagt hat. Sitzt er fest? Darf ich rumlaufen? Ich weiß es nicht mehr... Schnappe mir ein Handtuch und lege mich auf´s Sofa und versuche die Hebamme unter Festnetz zu erreichen (die Festnetznr. hatte ich im Telefon schon gespeichert). Vielleicht ist sie ja noch nicht auf Fortbildung?! In diesem Moment bin ich völlig konfus. Ich kann mir den Blasensprung nicht erklären. Bin irgendwie der Meinung, dass irgendetwas nicht stimmt und bin auf einmal total unsicher, ob ich ihn überhaupt noch spüre. Horche in mich rein, wackele am Bauch...war da was? Ich bin unsicher...Dazu muss ich sagen, dass die letzte Schwangerschaft ja in einer Fehlgeburt endete (12. SSW), was bei mir immer noch Ängste zurückgelassen hat. Diese sind mit dem Verstand nicht zu erklären, denn die Fehlgeburt hat ja nun mal gar nichts mit einem vorzeitigen Blasensprung zu tun. Aber trotzdem, sie sind da. Ich bin total ängstlich.
Auf Festnetz kann ich die Hebamme nicht erreichen und jetzt fällt mir auf, dass ich ihre Handy-Nr. noch nicht habe


Wir besprechen, was wir machen. Sie selbst kann keine Hausgeburt begleiten u. meine Hausgeburtshebamme sei definitiv das ganze Wochenende weg auf Fortbildung, sie sei die Vertretung für sie für irgendwelche Anfragen etc. Ein Alleingeburt kommt für mich überhaupt nicht in Frage und selbst wenn meine Hausgeburtshebamme da gewesen wäre, ich selbst hätte bei 36+ 1 kein gutes Gefühl gehabt. Mein Mann schlägt das nächste Krankenhaus vor... nein, niemals, dort kann ich nicht gebären. Das weiß ich

Da mein Mann das ganze Wochenende Rufbereitschaft hat, kommt Hebamme D. mit in die Klinik. Wir kommen dort an und lernen die Hebamme B.kennen, deren Schicht gerade begonnen hat. Mitte 50, sehr sympathisch, sehr entspannt. Sie untersucht mich, schreibt CTG, alles gut. Sie befragt mich zu den vorherigen Geburten, Schwangerschaften, bezieht auch gleich meine Fehlgeburten mit ein und wir klären versch. Eckpunkte ab (kein venöser Zugang, Wassergeburt ist mgl., Plazentageburt wird abgewartet, keine Oxytocin Gabe danach, weil ich Mehrgebärende bin etc.). Ich merke gleich, das passt. Hier fühle ich mich wohl, hier kann ich gebären. Da ich noch keine Wehen habe, bekomme ich ein Zimmer auf Station. Es ist ein Einzelzimmer mit Blick in die Bäume. Ich nehme das Bett am Fenster. Die Sonne scheint durch die Scheibe und ich bekomme das überwältigende Verlangen mich einfach in dieses Bett zu legen und zu schlafen. Und das mache ich dann auch. Ich schlafe und schlafe und schlafe (immer wieder unterbrochen von irgendwelchen Krankenschwestern u. Servicekräften


Hebamme D. ist in der Zwischenzeit wieder nach Hause gefahren und auch meinem Mann sage ich, dass nur wenige Wehen sind und er ruhig weiter seinen Tag organisieren kann und nicht zu kommen braucht. Gegen 16 Uhr habe ich das Gefühl, jetzt habe ich genug geruht. Ich melde mich im Kreißsaal. Die Hebamme B. bietet mir an, ich könne noch etwas im Park spazieren gehen. Das mache ich und während des Spazierganges kommen immer wieder zarte Wehen bzw. Wellen. Ich habe mich in den letzten Wochen etwas mit Hypnobirthing beschäftigt und die Atmung u. Visualisierung klappt auch ganz gut. Ich telefoniere noch kurz mit meinem Ältesten. Sie sind alle bei Oma u. Opa. Es geht ihnen gut und auch hier kann ich sämtliche Verantwortung abgeben. Danach telefoniere ich noch mal mit meinem Mann. Das tut mir nicht so gut. Er will genau wissen zwecks Planung, wann das Kind kommt



Im Treppenhaus zum Kreißsaal merke ich, dass die Wehen ganz langsam stärker werden. Hebamme B. untersucht mich auf mein Einverständnis hin. Muttermund 2 cm. Gut, ich weiß, dass ich meistens schnell eröffne. Sie möchte ein CTG schreiben. Ich kann das Schreiben in Linksseitenlage sehr gut tolerieren. Zwischen den Wehen schlafe ich auch immer wieder kurz ein, träume viel. Die Wehenabstände sind so 10-15 min und mit der Hypnobirthing Atmung komme ich gut klar. Für meinen Geschmack schreibt sie das CTG sehr lange. Unter der Wehe wären die Herztöne vom Kleinen nicht stabil. Ok, ich finde den Abfall wirklich nicht dramatisch und da ich wie gesagt sehr gut entspannen kann auch mit CTG, ist das in Ordnung.
Nach kurzer Zeit werden die Abstände kürzer, die Wehen nehmen an Fahrt zu. Ich habe das Bedürfnis rumzulaufen. Ich wechsele in den Kreißsaal auf eine Isomatte am Boden. Hebamme B. meint, ihr wäre es lieber, wenn ich nicht zu viel im Stehen und Rumlaufen verarbeite, da er eben noch sehr klein wäre und sie Bedenken habe, dass er sonst sehr schnell durch den Geburtskanal durchrauschen würde. Das leuchtet mir absolut ein. Ich hatte schon mal eine sehr schnelle Geburt beim 3. Kind und er u. ich haben unter dieser schnellen Geburt etwas "gelitten". Es klappt aber sehr gut im Sitzen auf der Isomatte, teilweise über den Ball gelegt. Ich versuche mir immer wieder vorzustellen, wie ich ganz weit werde, wie ich jede Wehe annehme, wie ich mich öffne, wie mein Atem durch mich fließt. Das klappt gut, allerdings schmerzfrei sind die Wehen nicht

Hebamme B. lässt mich auch immer wieder alleine. Das finde ich absolut in Ordnung. Bin dann ganz bei mir. Aber auch ihre Anwesenheit zwischendurch ist sehr angenehm. In den Wehenpausen macht sie kleine Mediationen mit mir und ich kann dabei ganz gut entspannen. Zwischendurch fragt sie mich, wie es denn mit meinem Mann aussehen würde. Ob sie in anrufen soll? Ich entscheide mich, dass er nicht dabei sein soll. Ich glaube sein Anwesenheit würde eher Druck bei mir aufbauen (schließlich muss das Kind ja heute noch geboren werden

B. lässt die Badewanne einlaufen. Ich schaue auf die Uhr: 18.43 Uhr. Plötzlich kommt B. rein und sagt mir sie müsse, N. noch vorstellen. Ich bin völlig verwirrt. Wer ist N.? Ja, ihre Ablösung. Um 19 Uhr wäre Schichtwechsel


Ich steige in die Badewanne ein. Setze mich in diese vorgefertigten Lücken. Eine Wehe kommt. Nein, ist das unangenehm. Alles hart und irgendwie glatt. Kurz denke ich mit Wehmut an meinen Geburtspool zu Hause. B. empfiehlt mir, mich hinzuhocken. Ja, das ist ok. So sitze ich gerne. Das Wasser ist mir zu kalt. Es hat irgendetwas mit 34 Grad. Ihrer Meinung immer noch zu warm für eine Wannengeburt. Ich hatte das anders gelesen. Die Temperatur sollte der Mutter angenehm sein, oder

Mein Kleiner quäckt ganz kurz und ist dann still. Er ist voller Käseschmiere. Er hat dunkelblonde Haare



M.oritz P.hilipp geb. am 22.09.18 um 19.22 Uhr mit 2830 gr. u 52 cm
