Beitragvon JulianeM » Fr 9. Jun 2017, 05:36
Die anfängliche Trauer ist in den letzten zwei Wochen einer unbestimmten Erschütterung gewichen. Dauernd sorge ich mich um meinen Mann und um unsere lebenden Kinder. Die Möglichkeit des Todes ist auf einmal so greifbar geworden und erschreckt mich. Ich lebe immer noch in einer Wolke, eine Art Endzeitstimmung. Wenn mein Mann längerfristig Urlaube oder Anschaffungen plant, sind auf einmal Gedanken wie "Ach, das erleben wir doch eh nicht mehr" oder so in meinem Kopf. Seltsames Gefühl so im Hier und Jetzt verhaftet zu sein... Der Alltag klappt mittlerweile wieder ganz gut.
Und der Kinderwunsch? Der ist fast so groß wie meine Angst vor einer erneuten Schwangerschaft. Oder vielleicht größer? Ich weiß es nicht. Was ich aber spüre ist, dass tatsächlich am größten unter allen Gefühlen die Liebe ist, die uns trägt und hält. Gestern war ich mit den Hunden spazieren und hatte auf einmal diesen tröstlichen Gedanken, dass die Antwort auf den Tod nicht Angst sein darf, sondern dass die einzige für mich praktikable Antwort heißen muss "noch mehr lieben"! In den anderen Schwangerschaften war ich in den ersten Wochen immer sehr verhalten in meiner Freude. Später dann die Angst vor der Geburt, die Angst vor SIDS... Das Leben ist aber nun mal immer lebensgefährlich, was mir jetzt einfach nochmal so deutlich bewusst geworden ist. Wenn man aber aus dieser Lebensangst heraus die Liebe immer wieder wegschiebt und vertröstet, sich sagt,dass man das Kind nach der 12. Woche, nach der Geburt etc pp mehr lieben wird, dann stirbt dieses Kind vielleicht so plötzlich wie Anni und man merkt, dass man sich nie wirklich getraut hat zu lieben. Also werde ich meine Liebe in Zukunft nicht mehr aufsparen oder zurückhalten, sondern unser nächstes Babay ganz unvernünftig einfach von der ersten Sekunde in meinem Bauch an lieben. Dass diese Liebe auch verletzlich macht, ist klar, aber für mich ist sie auch die einzige Möglichkeit, meinen Ängste entgegenzutreten und zu sagen "Jetzt erst recht. Aus Liebe!"
Juliane 09/1982, sekundäre, klinikproduzierte Sectio
Luise 12/2011, sekundäre, klinikproduzierte Sectio
Theo 08/2013, abgebrochene HG, spontan im KH
Charlotte 07/2015, Alleingeburt
Anni 05/2017, stille Geburt in der 30. SSW im KH
Benno 05/2018, spontan im KH