Alleingeburt nach Sectio und VE

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JulianeM
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Alleingeburt nach Sectio und VE

Beitragvon JulianeM » So 2. Aug 2015, 08:27

So, bevor ich mich nicht mehr richtig erinnere, tippe ich euch mal schnell den Geburtsbericht von unserem Lottchen.
Es ist der 30.7., 2 Tage vor meinem erratenen Termin. Morgens habe ich noch geschrieben, dass diese Schwangerschaft nun meine längste ist.
Mittags ist die Hebamme nochmal zu Besuch, nichts deutet auf einen baldigen Geburtsbeginn hin.
Nachmittags bin ich mit einer Freundin und meinen zwei Großen auf dem Spielplatz. Ab 16:00 Uhr werden die gewohnten Übungswehen der letzten Wochen auf einmal etwas unangenehmer, aber keineswegs schmerzhaft oder veratmingswürdig. Um ca. 17:30 Uhr kommen wir heim, Abendessen, abendliche Staubsaugrunde, Kinder bettfertig machen. Immer mal wieder ne Wehe, aber ich glaube nicht an einen Geburtsbeginn am heutigen Tag. Rufe trotzdem meinen Mann an, der von seiner neuen Arbeitsstelle eine gute Stunde zu uns braucht. Sage ihm, dass es nicht mehr so ruhig im Bauch ist wie die letzten Tage. Er solle sich mal lieber langsam auf den Weg nach Hause machen...
Um 20:00 Uhr stehe ich von Luises Bett vom Gute-Nacht-Geschichte-Lesen auf, um mit ihr nochmal Pipi zu machen. Nach zwei Schritten knackt es in meinem Bauch, das Kind rutscht mit einem kleinen Ruck ins Becken. Man kann es richtig spüren. Fruchtwasser läuft nicht, erst als ich mich kurz darauf auf Toilette setze. Aha, das war also ein Blasensprung. So früh in der Geburt hatte ich das ja noch nie... Ich bringe schnell Luise ins Bett, sage ihr, dass heute wohl unser Baby kommen will und sie versuchen soll, schnell zu schlafen. Macht sie auch tatsächlich.
Ich gehe runter, sage erst meinem Onkel, der momentan bei uns wohnt bescheid, rufe dann nochmal Stefan an und sage der Hebamme, dass die Fruchtblase gesprungen ist, dass die Wehen seither alle 4 MInuten kommen, aber noch nicht besonders schmerzhaft sind und ich mich melden würde, wenn ich sie brauche. Ich esse noch mit meinem Onkel ein Butterbrot und einen Apfel (ca. 20:30 Uhr). In den 10 Minuten essen drei inzwischen doch schmerzhaftere Wehen. Mein Onkel, der bei den sehr schnellen Geburten seiner eigenen Kinder dabei war sagt: "Also, wenn die Wehen in der Frequenz kommen, dauert es nicht mehr lang. Weiß die Hebamme bescheid?" Ich lache, verweise auf meine bisherigen Geburten und die immer noch nicht besonders schmerzhaften Wehen. Er: "Also, ich möchte hier heute eigentlich nicht den Geburtshelfer geben..."
Nach dem Essen gehe ich in die Wanne. Musik, Kerze an. Sofort werden die Wehen intensiver. Um viertel nach 9 kommt Stefan, fängt an den Pool aufzupumpen. Nach zwei nun echt schmerzhaften Wehen bitte ich ihn, jetzt die Hebamme zu verständigen. Er: "Wie? Sie ist noch nicht auf dem Weg?" Er ruft an, sie verspricht gleich loszufahren.
Um kurz vor 10 gehe ich mit ihm in den Pool, zwei Wehen später, die v.a. im Kreuzbein unerträglich weh taten, kommt der Pressdrang. Ich sage: "Ich muss aufs KLo." Stefan hilft mir. Es kommt nix, außer der nächsten Wehe. Ich taste - und fühle den Kopf schon ganz nah am Ausgang. Nächste Wehe, der Kopf kommt. Ich schreie: "Stefan, der Kopf, der Kopf...." Scheiße, tut das weh. Er hilft mir vom Klo auf, kniet vor mir nieder, ich stütze mich auf ihn. Nächste Wehe, der Kopf ist draußen. Stefan fragt, was er machen solle. Ich sage: "Halt einfach das Baby fest. Nicht ziehen oder so..." MIt der nächsten Wehe ist das Baby geschlüpft. Stefan gibt es mir, ich setze mich vor den Pool. Das Baby quäkt leise, sieht ganz gesund aus.
Wir besinnen uns kurz. Stefan sagt nach einer Minute, es sei zu kalt im Bad und hilft mir aufs Sofa...
Später weiter...
Luise 12/2011, sekundäre, klinikproduzierte Sectio
Theo 08/2013, abgebrochene HG, spontan im KH
Charlotte 07/2015, Alleingeburt
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JulianeM
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Re: Alleingeburt nach Sectio und VE

Beitragvon JulianeM » So 2. Aug 2015, 08:50

Den Kamin hatten wir in weiser Voraussicht schon befeuert, so dass es im Wohnzimmer wunderbar warm und schön ist. Wir rubbeln das Kleine ein bisschen ab, da es etwas bläulich ist und die Atmung noch sehr feucht klingt. Stefan ruft nochmal die Hebamme an, sagt ihr, dass das Baby schon geboren ist. Sie braucht noch etwa 10 Minuten, meldet ihr Navi. Mein Onkel kommt hoch, um das Wunder mit uns zu bestaunen. Wir sehen endlich nach, was es ist. Ein kleines Mädchen. Charlotte, sage ich. Sie wirkt ganz zart und zerbrechlich. Unheimlich lange, zarte Finger und Füße. Wie eine kleine Porzellanpuppe. Ich halte sie im Arm, kann es noch immer nicht glauben.
Die Hebamme kommt. Eine kleine Anspannung löst sich nun doch von mir. Instinktiv weiß ich zwar, dass es meinem Baby gut geht, aber es erleichtert mich dennoch, sie zu sehen. Sie wirft erstmal einen kurzen Blick auf die Kleine, sieht, dass es ihr gut geht und lässt sie bei mir!!! Zum ersten Mal muss ich mein Baby nicht hergeben. Sie tastet nach der Nabelschnur. Die ist gerade dabei auszupulsieren. Wir warten ab, bis kein Puls mehr tastbar ist, dann durchschneidet mein Mann das Band zwischen uns. Aber es ist in Ordnung so für mich. Stefan nimmt Charlotte und die Hebamme hilft mir die Plazenta zu gebären. Sie ist vollständig. Mein Körper hat auch dies perfekt gemeistert, obwohl ich beim letzten Ultraschall noch gewarnt wurde, dass die Plazenta unmittelbar über der Kaiserschnittnarbe sitze. Die Hebamme schaut nach Verletzungen. Ein kleiner Dammriss und eine Schürfung am Eingang der Vagina. Nichts zum Nähen. Beim Durchtritt des Kopfes hätte ich schwören können, dass alles kaputt geht. Das war ein kurzer Moment in der Geburt, an dem ich dachte: Hoffentlich ist das gleich vorbei. Das halte ich keine Minute länger aus. Da habe ich auch zweimal bei den Wehen echt heftig mitgepresst, damit es schnell vorbei ist.
Später weiter.
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einneuesleben
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Re: Alleingeburt nach Sectio und VE

Beitragvon einneuesleben » So 2. Aug 2015, 08:56

:rosabrille:
Der kleine Prinz 09/15 Zuhause

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Re: Alleingeburt nach Sectio und VE

Beitragvon Simsalabim » So 2. Aug 2015, 10:11

Wunderbar gemacht :applaus:
Das Herz hat Gründe
die der Verstand nicht kennt.



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Soreia
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Re: Alleingeburt nach Sectio und VE

Beitragvon Soreia » So 2. Aug 2015, 10:53

Superschön :herzen: Herzlichen Glückwunsch zur Geburt, die DU wunderbar gemeistert hast :flagge: :blume: :babyglueck: Bin gespannt, was Du noch schreibst.. Erhol Dich gut im Wochenbett :wolke:
Liebe Grüße

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Sohnemann Juli 2011 Verl.vom GH ins KH- klinikproduzierter KS
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Re: Alleingeburt nach Sectio und VE

Beitragvon lela15 » So 2. Aug 2015, 12:12

Herzlichen Glückwunsch zum Mädchen! :blume: Und Glückwunsch auch zu dieser tollen Geburt! Kuschelt schön.

JulianeM
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Re: Alleingeburt nach Sectio und VE

Beitragvon JulianeM » So 2. Aug 2015, 17:45

Zur U1 nimmt die Hebamme mir Lottchen kurz ab. Sie beschwert sich die paar Minuten lang heftig. Danach ist sie dann aber gänzlich rosig und atmet auch nicht mehr so feucht. Sie will noch nicht stillen. Die Hebamme verlässt uns gegen Mitternacht. Danach trinkt mein Baby das erste Mal.
Mein Mann und ich können die ganze Nacht nicht schlafen und bestaunen unser Wunder, während Lottchen selig schläft.
Das Fazit dieser Geburt für mich: ich hatte keine Alleingeburt geplant, sogar mittags noch zur Hebamme gesagt, dass ich mich das nie trauen würde, gar nicht der Typ für sowas wäre. ich habe mich auch während der Geburt auch nicht so wahnsinnig selbstbestimmt empfunden wie es von Alleingeburtlerinnen oft beschrieben wird. Als ich spürte, dass jetzt wirklich der Kopf kommt, hatte ich sogar kurz Angst, weil mir plötzlich sämtliche Horrorszenarien der letzten Geburt durch den Kopf schossen - die Schulterdystokie, die manuelle Manipulation. Ich dachte zwischen zwei Wehen kurz: Oh Gott, wenn es jetzt stecken bleibt, weiß keiner was zu tun ist. Meinem Mann ging es wohl ähnlich,, aber er sagte nix, war ganz ruhig und souverän. Aber mein Körper und Lottchen haben es zusammen irgendwie perfekt gemeistert.
Obwohl die Geburt für mich absolut ok und definitiv die beste für Baby und mich bisher war, hatte ich nicht das Gefühl darin anzukommen, weil alles so schnell ging. Ab einem gewissen Zeitpunkt überrollten mich die Wehen einfach. Ich versuchte Hypnobirthing-Bilder, aber es war einfach alles so kraftvoll und schnell, dass das nur seeehr begrenzt funktionierte. Als ich realisiert hatte, dass dieses Baby jetzt wirklich von mir allein geboren wird, war es auch schon wieder vorbei... ich bin nicht sicher, ob ich es bei zukünftigen Geburten nun bewusst so planen würde. Ich bin einfach seeehr dankbar, dass alles so komplikationslos lief und dass mein Körper und unser Baby mir diese Entscheidung einfach abgenommen haben. Nun werde ich zumindest nie mehr an meinem Becken, meiner Gebärfähigkeit etc zweifeln, sondern einfach Vertrauen haben können, dass auch unsere weiteren Kinder in dieser tollen Geborgenheit zu Hause ankommen können. Ob mit oder ohne Hebamme - wer weiß...
Mein Mann übrigens wirkt von dieser Geburt ganz verzaubert und erzählt jedem, wie toll es war, in dieser Ruhe das Baby in Empfang zu nehmen. Und er fühlt sich sehr privilegiert, dass er der erste war, der seine Tochter berühren, er sagt immer, "auffangen" durfte. Also denke ich, dass zumindest er sich weiteren HG-Erlebnissen nicht verschließen wird.
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Re: Alleingeburt nach Sectio und VE

Beitragvon MorgaineDAvalon » So 2. Aug 2015, 20:04

wunderbar habt ihr das gemacht - charlotte, dein körper, dein mann und du :hearts: habe sehnsüchtig auf den bericht gewartet. danke, dass er so schnell fertig geworden ist!
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Re: Alleingeburt nach Sectio und VE

Beitragvon JulianeM » So 2. Aug 2015, 21:30

Danke dir, liebe E. Sollen wir uns mal wieder treffen oder hast du zuviel um die Ohren wegen deinem Mann?
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Re: Alleingeburt nach Sectio und VE

Beitragvon Zwieback » So 2. Aug 2015, 21:33

danke für den tollen bericht!

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