Geburtsbericht des Maikätzchens

öffentliches Forum

Moderator: Hausgeburtsforum

Benutzeravatar
Rebecca
Beiträge: 1541
Registriert: Di 1. Mai 2012, 20:37
Wohnort: Hamburg

Geburtsbericht des Maikätzchens

Beitragvon Rebecca » Do 25. Jun 2015, 21:24

Nachdem meine „Wunschtermine“ (10.5., 15.5. und 20.5.) ereignislos verstrichen waren, war mir inzwischen ziemlich egal, wann sich mein Baby nun endlich auf den Weg machen würde. Hauptsache BALD! Wobei ich den 25. (Pfingstmontag) ins Auge gefasst hatte.

Am 22.5. (ET-2) bekam ich dann eine SMS von Ulrike. Am Pfingstmontag wäre sie von 12 – 20 Uhr nicht verfügbar und ich solle im Falle, dass es losgeht, direkt Edith (Zweithebamme) anrufen.
Da ich bis auf einen kurzen Termin keine wirkliche Gelegenheit hatte Edith kennenzulernen, wollte ich unbedingt Ulrike bei der Geburt hier haben. Daher sprach ich meinem Bauchbaby gut zu, sich entweder am Pfingstsonntag noch oder erst wieder ab Dienstag auf den Weg zu machen.
Na ja, erstens kommt alles anders und zweitens als man denkt...

Mein Baby hat doch tatsächlich auf mich gehört.
Am 24.5. (ET) gegen 4:30 Uhr wache ich auf, weil ich (wie so oft in dieser Schwangerschaft) mal pinkeln muss. Auf der Toilette merke ich dann wieder sowas wie stärkere Regelschmerzen im unteren Rückenbereich. Ich mache mir nichts draus und lege mich wieder hin.
Das ganze wiederholt sich allerdings nun ca. alle 10 Minuten (im Bad hängt eine Uhr) und es kommt auch nicht mehr nur Pipi.
Irgendwann beschließe ich, dass es mir nun zu doof wird alle paar Minuten aus dem Bett zu springen und ich fange an durchs Wohnzimmer zu tigern. In den Wehen knie ich mich aufs Sofa und lehne meinen Oberkörper über die Rückenlehne. Mich nervt es, dass die Schmerzen nie ganz weg sind (ich dachte, es gäbe sowas wie Wehenpausen???). Ich spüre sie permanent und alle paar Minuten kommt eine Schmerzspitze, die noch schlimmer ist. Wenn ich darüber nachdenke, dass das nur die Eröffnungswehen sind, will ich nicht wissen, was mir noch blüht. Ich versuche den Gedanken zu verscheuchen.
Plötzlich bekomme ich Brechreiz und schaffe es gerade noch zur Toilette. Da ich noch nichts gegessen oder getrunken habe, kommen nur Magen- und Gallensäfte – eklig bitter.
Ich laufe wieder durchs Wohnzimmer, ärgere mich über die knarrenden Dielen, will nicht, dass die Nachbarn unter uns mich hören. Irgendwann sitze ich dann auf dem Klo mit dem Badmülleimer auf dem Schoß (konnte ich gerade noch so greifen, sonst hätte ich auf den Boden gespuckt) und sinniere darüber, dass ich mir vielleicht nur eine fiese Magen-Darm-Grippe eingefangen habe und das Kind noch gar nicht kommt.
Gegen 7:30 Uhr wird es mir zu blöd, ich will nicht mehr alleine sein und wecke meinen Mann, der erstmal etwas durch den Wind ist. Er beginnt noch ein paar Sachen ins Geburtszimmer zu bringen, die auf der Liste der Hebammen stehen, wir aber noch nicht gemacht hatten. Wir beschließen die Hebamme U. anzurufen und dass Marco danach anfangen soll den Pool zu befüllen (Wir haben nur einen Boiler und keinen Durchlauferhitzer – haben uns also darauf eingestellt, dass es etwas länger dauern könnte bis der Pool voll ist). Nach dem Telefonat eröffnet mir Marco, dass U. leider gerade bei einer Geburt ist und da erstmal nicht weg kann. Auch E. ist bei einer Geburt (wo das Baby allerdings bereits geboren ist, trotzdem kann sie da nicht sofort losfahren) wird aber von U. informiert, danach direkt zu uns zu kommen. Ich stelle mich darauf ein, dass nun doch nicht U. meine Geburt begleiten wird und hoffe, dass ich mit E. doch gut zurecht kommen werde.
Marco beginnt nun den Pool zu füllen, ich tigere weiter durch die Wohnung. Wenn die Wehen zu schlimm sind, rufe ich ihn zu mir und er massiert meinen unteren Rücken, das hilft etwas.
Kurz nach 9 Uhr, ich sitze mal wieder mit Eimer auf'm Klo, klingelt es an der Tür. Ich putze mich schnell ab, um die Hebamme zu begrüßen (auf Toilette sitzend wollte ich das dann doch nicht). Und dann steht da plötzlich eine fremde Frau vor mir und stellt sich als Isabelle vor. Marco ist kurz das Herz in die Hose gerutscht, weil er Sorge hat, ich könnte mich mit einer fremden Hebamme unwohl fühlen (erzählt er mir später). Die Sorge war unbegründet, denn I. ist mir auf Anhieb sympathisch und ich bin einfach nur froh, dass nun jemand da ist.
Die Wehenspitzen kommen nun alle 2 Minuten (von Wehenpausen nach wie vor keine Spur) und es fällt mir immer schwerer die starken Schmerzen auszuhalten. I. bittet mich, mich aufs Sofa zu legen, damit sie mich untersuchen kann. Mit U. hatte ich eigentlich abgesprochen gehabt, dass ich keine Mumu-Untersuchungen möchte während der Geburt, es sei denn, sie hält es für unbedingt nötig. Doch nun ist es mir ganz recht, ich möchte den Stand der Dinge erfahren. Ich bin bei 4cm Öffnung, was mich froh stimmt (doch schon gut was geschafft).
9:30 Uhr – ich will endlich in den Pool (warum dauert das nur so lange?). Mein armer Schatz rennt vom Wasserkocher, der auf Hochtouren läuft, zum Herd mit den Töpfen voll kochendem Wasser, zum Pool und wieder zum Boiler im Bad, um zu schauen, ob der fertig ist mit aufheizen und dann wieder zu mir, um mir während der Wehen den unteren Rücken zu massieren. Inzwischen kommen die Wehen alle 1-2 Minuten.
10 Uhr, ich sitze wieder auf dem Klo, untersucht mich I. erneut. Muttermund ist bei 8 cm, das Köpfchen schon tief im Becken, sie kann die Fruchtblase tasten. Ich bin erstaunt. Das geht nun doch schneller als gedacht.
Um 10:13 Uhr kann ich endlich in den Pool, auch wenn er erst zu 2/3 gefüllt ist. Mir egal, Hauptsache ich kann ins warme Wasser!
Mein Wehen vertönen wird immer weinerlicher, ich finde die Schmerzen unerträglich und frage mich wie lange das wohl noch dauern wird. Ich versuche etappenweise auszuatmen, damit ich nicht hyperventiliere, aber es fällt mir schwer. I. ermuntert mich, selbst mal zu tasten und ich kann die Fruchtblase fühlen und sage das laut (Später stellt sich heraus, dass es das weiche Köpfchen war. - Wann die Fruchtblase geplatzt ist, hat keiner von uns mitbekommen).
Gegen 10:45 Uhr kommt E. an und informiert sich bei I. über den Stand der Dinge. Es werden nun zum 5. Mal die Herztöne des Kindes gemessen, scheinen ok zu sein, zumindest sagt keiner was gegenteiliges.
Ich knie im Pool, Marco direkt vor mir mit nacktem Oberkörper, wir umarmen uns, ich halte mich an ihm fest und er massiert mir wiederholt den unteren Rücken. Zwischendurch reicht er mir immer wieder mein Wasserglas mit Strohhalm und ich trinke etwas. I. sitzt im Wohnzimmer und E. mit bei uns am Pool. Marco geht immer mal wieder weg, um frisches heißes Wasser für den Pool zu holen, währenddessen hält E. meine Hand. Das gibt mir ein gutes Gefühl von 'ich steh dir bei, du bist nicht alleine'. Beide Hebammen sind sehr zurückhaltend und lassen mich machen. Wider besseren Wissens frage ich E., ob sie meine Fruchtblase öffnen könnte, damit es schneller geht. (Die Schmerzen sind so schrecklich!). Sie schüttelt nur den Kopf, die platzt von ganz alleine, wenn es soweit ist. Ich weiß ja, dass sie recht hat aber...
Die nächste (und auch letzte) MuMu-Untersuchung um ca. 11:30 Uhr ergibt eine vollständige Eröffnung und das die Fruchtblase längst geplatzt ist. Inzwischen presse ich immer wieder mal vorsichtig. Ich äußere meine Sorge, dass Stuhlgang mitkommen könnte (das wäre mir furchtbar peinlich und unangenehm). Die Hebis beruhigen mich, sie würden das dann wegmachen. Ich presse also mal stärker, habe aber nicht das Gefühl, dass es etwas bewirkt.
Wehenspitzen kann ich jetzt nicht mehr ausmachen. Da ist nur ein fortwährender starker Schmerz und Druck zu spüren. Ich will, dass das Kind nun endlich kommt und presse immer stärker. Die Hebis halten mich etwas zurück, ich soll nur während einer Wehe pressen. Ich sage ihnen nicht, dass ich schon gar nicht mehr weiß, wann da eine Wehe ist. Aber ich mache Pausen nach dem Pressen. Will ja schließlich nicht reißen am Damm etc. Der Kopf rutscht nun endlich tiefer. Marco ist weiterhin bei mir und hält mich. Auf Vorschlag der Hebis wechsle ich immer mal wieder die Position (tiefe Hocke, ein Bein hochgestellt usw.).
Um 12 Uhr gibt mir eine der Hebis 3 Globuli in den Mund (soll wohl irgendwas am Damm bewirken, ist mir in dem Moment völlig egal). Ich presse so stark ich kann und um 12:04 Uhr ist der Kopf geboren. E. setzt sich nun hinter mich und möchte, dass ich in den Vierfüßlerstand gehe. Das tue ich und um 12:06 Uhr mit nochmaligem kräftigem Pressen flutscht der restliche Körper raus. E. fängt das Baby auf und wickelt die Nabelschnur vom Hals. Ich setze mich derweile wieder auf und bekomme sofort mein Baby in den Arm gelegt. Im ersten Moment bin ich noch völlig fassungslos, dass es nun geschafft ist. Mein Baby ist ganz ruhig, schaut nur und weint dann kurz auf, beruhigt sich aber auch gleich wieder. Ich schaue kurz zwischen die Beinchen, „ein Mädchen“ sage ich leise (Die Hebammen haben es gar nicht gehört und fragen mich später nach dem Geschlecht) und freue mich unendlich, dass sie nun da ist. Meine kleine Annika.

Geboren am 24.05.2015
Gewicht: 3780g
Größe: 54 cm
Kopfumfang: 36 cm
Apgar: 9/10/10
Hase 5/15 - HG im Pool
Spatz 7/16 - HG/AG im Pool
Spätzchen 8/20 - HG im Pool
Mini-Spatz 4/23 - HG im Pool

Beja
Beiträge: 301
Registriert: Mi 29. Mai 2013, 14:38

Re: Geburtsbericht des Maikätzchens

Beitragvon Beja » Do 25. Jun 2015, 23:36

Das liest sich sehr schön :herzen:
Toll, dass Du so eine schöne Geburt hattest, obwohl Deine Wunschhebamme nicht da sein konnte.
Alles Liebe für euch :babyglueck:
Unsere Zimtschnecke - 01/05, eilige Sectio in Vollnarkose
Unser Frechmops - 01/08, spontan im KH
Unsere Zuckerschnute - 07/12, spontan im KH
Unsere Minimaus - 05/14, HG im Wasser
*Unsere 8 Sternchen*

Lottamarie

Re: Geburtsbericht des Maikätzchens

Beitragvon Lottamarie » Fr 26. Jun 2015, 05:29

Wunderschöner Bericht :herzen:
Das erinnert mich so an die Geburt meines ersten Kindes.
Ich hatte da exakt die selben Gedanken und Ängste.

Du und Annika ihr wart schon bei der Geburt ein klasse Team. :byhop:

Jeanie
Beiträge: 327
Registriert: So 2. Mär 2014, 16:15

Re: Geburtsbericht des Maikätzchens

Beitragvon Jeanie » Fr 26. Jun 2015, 09:31

Toll! Deine erste Geburt? Hört sich so an, als ob Du gut "bei Dir" gewesen wärst.
Hattest Du Verletzungen?
Dein Bild ist jedenfalls wunderschön - so eine hübsche und glückliche Mama. :flagge:
  1. Feuerwehrhauptmann 2011 im KH

  • Tanzmaus 2014 daheim als HG

Benutzeravatar
Josie2013
Beiträge: 3290
Registriert: Fr 3. Jan 2014, 13:53
Wohnort: Im Norden

Re: Geburtsbericht des Maikätzchens

Beitragvon Josie2013 » Fr 26. Jun 2015, 11:16

Wahnsinn, das hast Du super gut gemacht! Ich hatte bei der ersten Geburt so ähnliche Gefühle und Gedanken, aber da war ich im kranken Haus und es ist so anders geendet...
Ich gratuliere Dir nochmal ganz herzlich zum Babymädchen und Deiner großartigen Leistung :clap: Und danke für den Bericht.
Der Pirat 10/09 KH
Der Kosmonaut 06/14 HG
Die Prinzessin auf der Erbse 05/16 HG
Die Rumpeline 09/22 HG

Benutzeravatar
Rebecca
Beiträge: 1541
Registriert: Di 1. Mai 2012, 20:37
Wohnort: Hamburg

Re: Geburtsbericht des Maikätzchens

Beitragvon Rebecca » Fr 26. Jun 2015, 17:34

Danke, ihr Lieben. :herzen:

Toll! Deine erste Geburt? Hört sich so an, als ob Du gut "bei Dir" gewesen wärst.
Hattest Du Verletzungen?
Dein Bild ist jedenfalls wunderschön - so eine hübsche und glückliche Mama. :flagge:

Ja, meine erste und ich bin unversehrt geblieben. :beten:

Danke, es ist mein Lieblingsbild vom Tag der Geburt. :wolke:
Hase 5/15 - HG im Pool
Spatz 7/16 - HG/AG im Pool
Spätzchen 8/20 - HG im Pool
Mini-Spatz 4/23 - HG im Pool

Benutzeravatar
Ardilla
Beiträge: 2196
Registriert: Di 1. Mai 2012, 10:37

Re: Geburtsbericht des Maikätzchens

Beitragvon Ardilla » Fr 26. Jun 2015, 22:11

:danke: für deinen schönen Bericht. Das hast du echt toll gemacht
Julitochter * 2001 (ambulante Beleggeburt)
Februarkerlchen * 2005 (Hausgeburt mit KS beendet)
Julimädchen * 2011 (Hausgeburt)

chrisma
Beiträge: 1346
Registriert: Di 1. Mai 2012, 19:14
Wohnort: Norddeutschland

Re: Geburtsbericht des Maikätzchens

Beitragvon chrisma » Sa 27. Jun 2015, 16:31

Oh wie schön!! Das habt ihr toll gemacht :herzen: Es erinnert mich auch ein bißchen an meine erste Geburt, obwohl die länger gedauert hat als deine :)
Mach weiter so und genießt euer Glück zu dritt :wolke:
Mädchen HG 2008
Mädchen HG 2015
Junge HG 2017

Benutzeravatar
Rosine
Beiträge: 194
Registriert: Mo 7. Jan 2013, 13:44
Wohnort: Schweiz

Re: Geburtsbericht des Maikätzchens

Beitragvon Rosine » So 28. Jun 2015, 00:01

Vielen Dank für den tollen Bericht.
Du hast es wirklich super gemacht, ganz stark! :rainbow:
Dir weiterhin viel Freude mit dem Maikätzchen :wolke: :rosabrille:
Honigbüebli (5/12, HG)
Süsse Maus (1/15, HG)

Benutzeravatar
selkie
Beiträge: 1468
Registriert: Di 4. Nov 2014, 21:44
Wohnort: allgäu

Re: Geburtsbericht des Maikätzchens

Beitragvon selkie » So 28. Jun 2015, 19:39

:hearts: herzlichen Glückwunsch zum Mädchen. Und zu dieser wunderschönen geburt. :hausgeburt:
sternchen 2000 (5.woche), sternchen 2009(5.woche), wunschkind 2009 (abgebrochenen HG), sommerkind 2013 (HG), sternenkind 2015 (HG 13.woche), winterkind 2015 (HG)
BildBildBild


Zurück zu „Hausgeburtsberichte“

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 24 Gäste