Hausgeburt mit ungewöhnlicher Lage

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Fela
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Hausgeburt mit ungewöhnlicher Lage

Beitragvon Fela » Do 10. Mai 2012, 21:31

Nach meiner nicht so tollen Klinikgeburt u.a. mit einem Dammschnitt, der mir noch ca. 6 Monate später Probleme bereitete, stand für mich schonmal fest, dass ich so eine Geburt nicht wieder haben möchte.
Erstmal machte ich mir aber keine Gedanken darüber. Ich wollte zuerst meine Doktorarbeit (Biologie) zuende bringen, bevor wir für ein zweites Kind hibbeln wollten.
Natürlich kam alles ganz anders. Kurz nach S´ Geburt ließ ich mir die Kupferspirale legen, da ich mich mit der Pille nicht gut fühlte und auch keinerlei Libido habe (und sie auch immer wieder vergaß, was dazu führte, dass wir immer wieder extra verhüten mussten. ) Leider führte der Verzicht auf Hormone nicht dazu, dass meine Neigung zu Pilzinfektionen nachließ. Ich versuchte sie eine Zeitlang mit Joghurt zu bekämpfen, hatte aber häufig gerade kurz vor Einsetzen der Menstruation doch Probleme. Mit der Blutung verschwanden diese dann immer.
So kam es, dass ich schon bei 2 Tagen Überfälligkeit furchtbare Probleme hatte und spontan beim Gynäkologen vorbeiging. Dort erwähnte ich auch die fehlende Blutung.
Der Arzt untersuchte mich, machte einen Ultraschall, aber da war alles unauffällig, die Spirale saß korrekt. Er sah auch, dass es bei mir schlimm aussah und besprach mit mir, wie er gegen die Infektion vorgehen wollte. Vor dem ausstellen des Rezeptes fiel ihm dann wieder ein, dass er ja noch das Testergebnis des Schwangerschaftstests nachschauen müsse, weil eines der Medikamente nicht im ersten Schwangerschaftsdrittel gegeben werden soll.
Kurz darauf stand er wieder da und erklärte mir, dass der Test positiv sei. :shock: :shock:
Ich hab erstmal angefangen zu heulen. Er fragte, ob ich es geahnt hätte und ich stammelte irgendwas, dass die Zyklen ja sonst so regelmäßig gewesen seien. Ich durfte meinen Mann anrufen und sagte ihm dann am Telefon, dass es vielleicht doch was werde, mit seiner Fußballmannschaft. (das sagt er immer, wenn er gefragt wird, wieviele Kinder wir wollen).
Der Pilz wurde schwangerenfreundlich behandelt, aber trotzdem wollte oder konnte der kleine Kämpfer, der sich neben die Spirale eingeschmuggelt hatte, nicht bei uns bleiben. Anfang der 6. SSW. hatte ich eine Fehlgeburt. Glücklicherweise kam ich um eine Ausschabung herum. Ich ließ mir also die Kupferspirale ziehen und wartete auf unser Baby.
Ein langes Jahr mussten wir warten, bis endlich wieder ein Krümelchen bei uns einziehen wollte.
Da ich in meiner ersten Schwangerschaft eine nicht so tolle Geburt hatte, wollte ich es diesmal besser machen. In der 16. Schwangerschaftswoche hatte ich den ersten Termin bei >>meiner<< Hebamme.
Zu diesem Zeitpunkt war ich noch nicht 100% sicher, ob es wirklich eine HG werden sollte. Doch große Auswahl an "Mittelwegen" gibt es bei uns nicht. Kein gut erreichbares Geburtshaus, keine Kliniken die Beleghebammen akzeptieren würden.
Nach wenigen Gesprächen stand für mich fest, ich will eine Hausgeburt. Mein Mann akzeptierte das vorbehaltslos. Er sagte immer, das wäre alleine meine Entscheidung :hug: . Außerdem ist er selber eine Hausgeburt :applaus:
Zu Beginn der Rufbereitschaft bekamen wir von Su., meiner Hebamme, alles mögliche für die Geburt nach Hause. Einen Pool, die zugehörige Hygienefolie, Pumpe...usw. Nur den Schlauch und den Adapter für den Wasseranschluss mussten wir uns noch selbst holen.
Auch eine Liste von Dingen, die wir für die Hausgeburt vorbereiten sollten.
Dann hieß es warten. Bei S. war ich ET + 7 mit absolut Geburtsunreifem Befund eingeleitet worden. Damals hatte ich keine Wehen vor ET. Diesesmal war es etwas anders. ET -5 fuhren wir mit dem Zug von meinen Eltern nach Hause und mir war komisch. Ein paar Wehen konnte ich da eindeutig feststellen und ich dachte, wenn das nicht weg ist, bis wir nach Hause kommen, dann muss ich Su. anrufen. Zu Hause war dann jedoch alles vorbei.
Ab ET musste ich jeden zweiten Tag zur Vorsorge bei meinem Gynäkologen. Der hatte bei mir die Vorsorge gemacht, die Termine bei meiner Hebamme hatte ich z.B. zur Behandlung meiner Symphysenprobleme und sonstiger Wehwehchen gehabt, wo es natürlich genug Zeit gab auch alles andere zu besprechen. Dort hieß es immer "ein großes Baby" aber sonst war mein Arzt da recht entspannt. Da ich wusste, dass er keine Hausgeburten mag, habe ich ihm das auch einfach nicht gesagt (und er fragte auch nicht). Ab ET +4 musste ich zu seine Kollegin, da er im Urlaub war. Die sagte mir auch nur, dass alles gut aussehe und ich bekam eine Überweisung für die Klinik. Da hätte ich die weitere Vorsorge machen lassen sollen... :irre3:
Natürlich bin ich lieber zu meiner Hebamme gegangen und wir haben ausgemacht, dass ich zu einem US an ET +10 oder ET +11 in die Klinik fahre. Eine Aussicht, auf die ich gar keine Lust hatte, weniger wegen der Klinik an sich, als vielmehr die Fahrt dorthin, nur für CTG und etwas US und evtl drängen, dass man doch einleiten solle.
ET +5 machte Su. die erste Vorsorge und wir besprachen, dass wir noch bis ET+9 oder 10 warten und dann evtl sanft mit Nelkenöltampon versuchen würden, die Geburt einzuleiten. Wir vereinbarten für ET+7 den nächsten Termin.
Nachdem ich auch am Abend vor diesem Termin noch ein paar Kontraktionen gehabt hatte, hieß es diesmal, MuMu bei 1-2cm auf, alles sieht gut aus. Dann hatte ich das Gefühl, dass nichts weiter passierte, ET+9 trafen wir uns wieder. Zu meiner Überraschung war der MuMu bei der Untersuchung diesesmal bereits bei 3-4 cm Öffnung. Wir beschlosssen, den Nelkenöltampon über den wir kurz zuvor noch gesprochen hatten, auf den Abend oder den Morgen des nächsten Tages zu verschieben und ET+11 falls noch nötig in die Klinik zu fahren.
Zu meinem Glück hat mein Baby-Wuschelchen auch nicht in die Klinik fahren wollen. Nachdem Su. Sich wieder verabschiedet hatte, saß ich vor dem PC und spielte ein wenig um mich abzulenken.Um ca. 16.20 Uhr machte es in meinem Bauch soetwas wie „plipp“ und ich überlegte einen Moment, ob das die Fruchblase war? -Nein, es läuft ja auch nix- dachte ich gerade, da lief es doch.
Bin total erschrocken aufgesprungen und dachte, was wohl viele schon vor mit gedacht haben. Nein, in die Hose machen ist was anderes.... sooo inkontinent bin ich echt noch nicht.
Habe angefangen meinen Mann rumzuscheuchen, er sollte mir ein Handtuch bringen und die Vorbereitungen beginnen. Habe dann Su. angerufen und sie machte sich auch gleich auf den Weg. Erst dann ist mir eingefallen, dass ich mich ja hinlegen sollte, von der Kindslage her war eine eingeklemmte Nabelschnur zwar sehr unwahrscheinlich, aber um sicherzugehen hatten wir das so vereinbart. Also noch Füße hochlegen bis Su. dann da war und wir mit dem Tok-Tok, wie sie ihren kleinen Apparat zum Herztöne abhören nennt, feststellten, dass keine Nabelschnur eingeklemmt war. Dann lief ich herum, half mit den Pool aufzubauen und bemerkte auch endlich die Wehen, die nicht lange auf sich warten ließen. Der Pool war relativ schnell aufgebaut, während wir ihn mit Wasser füllten und die Temperatur einstellten, wärmte mein Mann noch die Hühnersuppe auf und verfrachtete unseren Sohn, ca. um 17.30 Uhr von seinem Freund, wo er den Nachmittag verbracht hatte, zu unseren Nachbarn. Das hielt dann bis 18.30. Gerade war ich in den Pool gestiegen, die Wehen hatten sich auch schon deutlich gesteigert, da mussten wir S wiederholen, weil er und der Nachbarsjunge waren nur am Streiten und wir hatten gesagt, sie sollten sich in so einem Fall melden.
Inzwischen war auch die zweite Hebamme dazugekommen und mein Mann und die Hebammen wechselten sich beim Spielen mit S.ab, während ich fleissig Wehen veratmete.
Mein Mann, der das auch schon während der Schwangerschaft mehrmals in scherzhaftem Ton geäußert hatte, bot wieder an, sich um S zu kümmern. Da ich merkte, dass es für mich egal war, ihm aber doch wohl lieber so war. Also sagte ich ihm, dass das ok wäre und nach 15 Minuten, die er noch bei mir blieb, kümmerten sich die beiden Hebammen um mich. Wobei ich eigentlich eher in Ruhe gelassen werden wollte.
Während dieser Zeit waren die Wehen langsam richtig heftig geworden und ich schaffte es während der Wehen kaum noch, richtig zu atmen. Die Hebammen hatten bereits zuvor zu mir, ich solle ruhig mal einen Ton von mir geben und da konnte ich kaum mehr anders, als jammern, keuchen, aua rufen usw. Die „Übergangsphase“ hatte mich voll im Griff. Und ausgerechnet jetzt wollte Su. mich noch schnell untersuchen, ob der MuMu auf wäre.
Sie untersuchte und es dauerte, die Wehenpause war vorbei und sie versuchte mich, trotz der Wehe in Position zu halten. Sie entschuldigte sich und sagte, es wäre irgendwas mit der Haltung, sie bräuchte mich nochmal „an Land“. Also die nächste Pause abgewartet und mit Hilfe auf das abgedeckte Sofa gekrabbelt. Wieder eine Untersuchung. Su. sagte, dass der Kopf nicht genau richtig wäre und drückte, obwohl schon wieder eine Wehe kam den Kopf nach innen, damit Wuschelchen ihn richtig hindrehen sollte.
Sie sagten mir, dass ich wieder in den Pool könnte, doch ich wusste, dass das nicht reichen würde. Bereits in der letzten Wehe, hatte ich versucht nicht zu pressen, in der nächsten Wehe konnte ich da garnichts mehr dagegen tun. Also blieb ich im Vierfüßlerstand auf dem Sofa und wartete auf die nächste Wehe, die auch bald kam.
Nicht ich presste, sondern es presste mich. Ein leichtes brennen an meiner Sch*ei*de war zu spüren. Im Geburtsvorbereitungskurs war uns erklärt worden, dass dann das Baby fast da ist- der Gedanke tröstete mich ungemein und ich wusste, was jetzt angesagt war: Dammschutz! Hand an den Damm beim Pressen. Auch die nächsten Wehen über konnte ich das Pressen kaum beeinflussen, ich versuchte mitzudrücken, fand aber beinahe keine Muskeln mehr, die das noch verstärken würden. Nach der ersten Wehe konnte ich mein Baby bereits spüren.
Nach insgesamt drei Presswehen war der Kopf da und ich war so froh. Das schlimmste ist geschafft, noch eine Wehe und das Baby ist da! Ich ließ meinen Damm wieder los, weil ich die Hand brauchte um mich abzustützen und tatsächlich, fühlte ich in der nächsten Wehe, wie mein Baby aus mir herausglitt. Nach nur 4,5 Stunden war F. bei uns angekommen.

F. war da. Wir durften ersteinmal ausgiebig miteinander Kuscheln. Su. erzählte mir so nach und nach, warum ich aus dem Pool hatte aussteigen müssen. Beim Tasten hatte sie eine Öffnung bemerkt. Zuerst war sie erschrocken, und fragte sich, ob F. sich tatsächlich nocheinmal komplett von 1. SL zu BEL gedreht hatte oder ob es sich um die Pfeilnaht handelte, der Kopf als quer stehen würde? Also musste ich raus und sie stellte dann fest, dass es das Gesicht war, das F. nach vorne streckte, die Öffnung, die sie gefühlt hatte, war sein Mund. Auch der Versuch ihn zurückzuschieben hatte nichts gebracht, F. war mit dem Gesicht voraus auf die Welt gekommen, für Su. das zweite Mal, in ihrer Karriere, dass sie das mitbekam. Die erste war gewesen, als sie Hebammenschülerin war, für die zweite Hebi war das die erste Gesichtslage-Geburt überhaupt gewesen. (Übrigens eine Position, die in vielen Kliniken als für eine Geburt unmöglich gilt... :red: :klatsch: )
Trotz dem Dammschutz musste ich genäht werden. Aber nicht der Kopf war es gewesen, der den Riß meiner alten Dammnaht verursacht hatte, sondern die nötige Drehung der Schulter hatte für den relativ kleinen Riß gesorgt.
Nachdem die Plazenta geboren war, ließen auch mein Mann und vor allem mein Sohn, der natürlich nicht hatte schlafen können (und wollen), sich nicht mehr halten. Nach einer kurzen Familienkuschelzeit wurde abgenabelt und ich wurde noch genäht. Hätte es mir viel schlimmer vorgestellt, mit dem genäht werden. Danach bekam ich F. wieder und auch das erste Stillen klappte wunderbar.
Dann zog ich mit F. in unser Schlafzimmer um, wo er noch gemessen und gewogen wurde.

54cm lang, 4250g schwer und ein Kopfumfang von 38cm. :herzen: :hearts: :herzen: :hearts:

Er war, anscheinend ungewöhnlich für Gesichtslagen nach Lehrbuch, nur um den Mund herum ein wenig blau (soll sonst quasi das ganze Gesicht sein), was sich bis zum nächsten Tag fast vollständig wieder zurückbildete.

Ranunkel
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Re: Hausgeburt mit ungewöhnlicher Lage

Beitragvon Ranunkel » Fr 11. Mai 2012, 21:21

Super gemacht! Toll, dass du so ganz in Ruhe dein Kindchen auch aus einer ungewöhnlichen Lage gebären konntest! :daumen:

Das ist in der Tat selten, zumal ihr ja auch ein kräftiges Baby bekommen habt. Umso wichtiger und schöner, dass du den Bericht hier teilst, denn es zeigt, dass bei achtsamem Umgang auch ungewöhnliche Kindslagen nicht "geburtsunmöglich" sind, wie in der Klinik oft behauptet wird!

:danke:
Aprilmädchen 04/11 KH Saugglocke 35+4
Sommermini 08/12 wundervolle HG im Wasser 39+1

Fela
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Re: Hausgeburt mit ungewöhnlicher Lage

Beitragvon Fela » Sa 12. Mai 2012, 20:37

Danke euch auch fürs Lesen :)
Als ich das so nach und nach realisiert hab, wie das in der Klinik hätte laufen können, da war ich nur sooo froh, mich für ne HG entschieden zu haben :flagge:


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