Am Montag den 4.11 (36+6)habe ich den ganzen Tag noch rumgewühlt und alte Kindersachen sortiert für die Kruschelkiste. Abends hatte ich dann das dringende Bedürfnis mich beim Duschen nochmal komplett zu rasieren. Gesagt getan. Irgendwie hatte ich danach dann ein komisches Gefühl, ich spürte dass sich im Bauch was tat, konnte es aber nicht definitiv als Wehen einordnen. Eigentlich war ich für Dienstagmorgen mit meiner Freundin zum Frühstück verabredet und wir telefonierten abends noch. Ich witzelte noch rum dass ich nur komme, falls Jana die Nacht nicht schon kommt. Ich kann es nicht beschreiben, ich hatte einfach so ein Gefühl…
Mein Mann und ich sind dann abends ins Bett und auch ihm gegenüber witzelte ich rum, ob Jana nicht schon bald kommen würde. Aber er nahm es nicht ernst. Ich lag also da im Bett und war irgendwie aufgeregt und konnte nicht schlafen. Ich realisierte dass mir bald eine Geburt bevorsteht und hatte auch ein wenig Angst vor den Schmerzen, die bei meiner zweiten Geburt sehr, sehr heftig waren. Aber ich war positiv gestimmt, hatte ja brav noch ein paar Tage vorher meinen Hypnose-Geburtsvorbereitungskurs abgeschlossen.
Um 22.47 habe ich dann im Forum gepostet dass ich glaube dass ich Wehen habe.
Um 0.42 war ich mir dann sicher dass es Wehen sind
1.58: Wehen alle 3 Min
2.58: Hebamme kommt um 3.30
4.08: Ich glaube dass meine FB tröpfelt… (hatte auch abends um 22 auf dem Klo ein „Knacken“ gehört
8.42: Ich fürchte einen Geburtsstillstand, seit 2 Std keine Wehen mehr. Hebi ist auch wieder nach Hause. Wehen kommen aber langsam wieder
Tja und so ging es dann immer weiter, mal hatte ich total regelmäßig Wehen, alle 3 Min über 2 Stunden hinweg und dann waren sie wieder weg. Aber die Wehen waren auch noch nicht so schmerzhaft und keine richtigen Geburtswehen. Zwischendurch kam immer mal wieder meine Hebi um nach uns zu gucken. Mein Mann bereitete im Wohnzimmer alles vor, stellte den Geburtspool auf, holte die große Matratze aus dem Keller, stellte den Korb mit allem was man so evtl. für eine HG benötigt bereit usw. Wir haben dann auch den Lackmuspapiertest gemacht und dieser war beim ersten Test negativ, beim zweiten Test dann aber doch positiv. Ich hatte halt ständig das Gefühl aufs Klo zu müssen und es kam halt jedes Mal so viel, dass ich mir nicht vorstellen konnte dass das Pipi sein konnte. Also gingen wir dann von einem Blasenriss aus. Was allerdings komisch war, dass es so gar nicht tröpfelte, sondern nur auf dem Klo. Am späten Nachmittag kam dann die Hebi wieder, weil wir ja langsam unter Zeitdruck kamen, denn wenn seit 22 Uhr am Vorabend die FB offen war und ich immer noch keine richtigen, regelmäßigen Geburtswehen hatte, wurde es ja langsam Zeit.
Sie machte also Akupunktur. Solange die Nadeln drin waren, hatte ich tolle Wehen, kaum wurden die Nadeln gezogen, waren sie wieder weg. Wir sollten dann noch stramm spazieren gehen und anschließend den Bauch mit einem speziellen Öl massieren und schön warm baden gehen. Ich war langsam schon frustriert und hatte unheimlich Angst dass aus meiner so sehr gewünschten Hausgeburt nichts wird und ich im KH lande, im schlimmsten Fall mit einem KS.
Ich habe mich dann in der Badewanne ganz stark auf meine Hypnose Übungen konzentriert und bekam dann (davon?) Wehen. Die Wehen wurden ETWAS schmerzhafter und ich war wieder guter Dinge dass es nun langsam endlich richtig losgeht. Ich bin dann zum ersten Mal irgendwann etwas eingeschlafen und als ich dann durch eine SMS von meiner Hebi nach ca. einer halben Stunde geweckt wurde (ca. um 21.15), waren die Wehen wieder nicht mehr so intensiv. Sie kam dann vorbei um nochmal kurz nach den Herztönen zu hören. Und ich bat sie dann nun doch mal nach dem Mumu zu tasten (erste Mal in dieser Schwangerschaft).
Und was sie dann sagte, zog mir den Boden unter den Füssen weg, Mumu noch komplett verschlossen (da war es 22 Uhr), kaum tastbar ( und das nach 26 Std mal mehr mal weniger regelmäßigen Wehen ) Sie meinte dann dass das wahrscheinlich doch nur Vorwehen waren. Und beim Tasten konnte sie eine pralle Fruchtblase die sich komplett abschieben ließ tasten, also war aller Wahrscheinlichkeit die Fruchtblase doch intakt und wir hätten uns den ganzen Stress sparen können. Aber da der 2. Test ja positiv war, konnte man das auch nicht einfach ignorieren. Also verabredeten wir dass wir ganz früh am Morgen nach Herd*cke ins anthroposophische Krankenhaus fahren würden, um einen Test machen zu lassen ob es wirklich Fruchtwasser ist oder nicht, der nur dort vor Ort gemacht werden kann.
Sie packte ihre ganze Geburtstasche (die seit der Nacht zuvor bei uns stand) wieder ein und fuhr nach Hause. Sie war noch nicht ganz zur Tür raus, da fing ich fürchterlich an zu weinen, ich war so verzweifelt, enttäuscht, sauer, traurig, wütend, einfach alles. Ich hatte nach wie vor Wehen, aber immer noch wenig schmerzhaft. Ich war völlig übermüdet, konnte aber trotzdem nicht einschlafen.
Irgendwann bin ich dann aber doch ein wenig eingeschlafen, ich denke so eine halbe Stunde, um 0.59 Uhr bin ich dann von einer Hammer(press)wehe geweckt worden. In dem Moment habe ich es aber nicht als Presswehe wahrgenommen, sondern dachte ich müsste mal „groß“ aufs Klo. Ich spürte so einen Druck… Bin dann aufs Klo, aber es kam natürlich nichts (wie auch, war die Stunden vorher zig Mal auf dem Klo). Der Druck und die Wehen wurden unerträglich, ich wusste überhaupt nicht mehr wohin mit mir. Ich habe mich dann laut stöhnend ins Bett gelegt und fast schon geschrien vor Druck und Schmerz. Mein Mann wurde dann schlagartig wach. Ich flehte ihn an, sofort die Hebi anzurufen und ihr zu sagen dass sie SOFORT kommen soll.
Ich sagte meinem Mann dass er den Pool schnell füllen soll und bin wieder aufs Klo, ich drückte und in dem Moment machte es „Platsch“ und ich und das Badezimmer waren nass. Der Druck wurde immer stärker und ich sagte zu meinem Mann dass er das mit dem Pool eh nicht mehr schafft und dass er nochmal die Hebi anrufen soll und ihr sagen soll dass sie sich beeilen soll. Mein Mann wurde leicht hektisch und ich immer lauter. Die Hebi hörte mich am Telefon schon im Hintergrund und meinte sie fährt gerade los. Als ich dann zum dritten Mal aufs Klo ging, war mir schlagartig klar dass das Baby JETZT kommt. Ich schrie (ich glaub kreischen trifft es wohl eher) nach meinem Mann, der immer noch mit dem Pool beschäftigt war, weil er wohl nicht glauben konnte dass es nun schon so weit sein sollte. Ich sagte dass das Baby jetzt kommt. Er wollte mich noch ins Wohnzimmer auf die vorbereitete Matratze bringen, aber ich schaffte keinen Schritt mehr. So legte ich mich auf den harten, kalten Fußboden im Badezimmer und spürte wie der Kopf immer tiefer kam. Mein Mann war völlig aufgeregt und planlos und fragte was wir denn jetzt machen und ich sagte nur: „Ruhig bleiben!“ Mein Mann legte mir noch geistesgegenwärtig ein Kissen in den Nacken und rief wieder die Hebamme an. Ich schrie, weil der Druck so enorm war, es war ein wahnsinnig intensives Gefühl, ich habe bei keiner Geburt so deutlich gespürt wie der Kopf kommt. Als mein Mann den Kopf sehen konnte, schmiss er mitten im Telefonat das Handy zur Seite und kniete sich hin um seine Tochter entgegenzunehmen. So wurde Jana in seine Hände geboren und ich nahm sie dann in meine Arme. Es war so ein bewegender, besonderer Moment und ich war unendlich stolz auf uns. Mein Mann holte ein Handtuch und so saßen wir eine ganze Weile im Badezimmer auf dem Fußboden bis es klingelte und die Hebi kam. Er hat doch noch schnell ein Foto gemacht und kurz gefilmt.
Mein Mann öffnete ihr die Tür mit den Worten: “Du brauchst dich nicht mehr beeilen, das Baby ist schon da!“ Meine Hebamme staunte Bauklötze. Irgendwie schafften wir es dann mich mit Baby auf die Matratze zu legen und genossen unsere Zeit, während die Hebamme sich zurück zog und erstmal unser Badezimmer putze. Nach 45 Min war die Nabelschnur auspulsiert und mein Mann durfte sie durchtrennen. Kurz darauf kam noch ganz unspektakulär die Plazenta. Danach legte ich die Maus an und sie saugt schon recht ordentlich.
Irgendwann später wurde dann auf dem Sofa die U1 gemacht: 2600g, 48cm, 33cm Kopfumfang. Die Geburtszeit konnten wir nur ausmachen, weil wir im Handy nachgucken konnten, wann das letzte Telefonat mit der Hebi war, 1.09 Uhr, 10 Minuten nach dem ersten der drei Anrufe. Wir zogen sie an und gingen dann ins Bett und die Hebamme nach Hause. Schlafen konnten wir aber trotzdem nicht, wir waren noch so aufgeregt und konnten immer noch nicht fassen dass wir das alleine geschafft haben.
Es war für uns die perfekte Geburt und im Falle eines vierten Kindes würde ich immer wieder Zuhause entbinden und vielleicht sogar eine geplante Alleingeburt machen.
Der vorbereitete Pool, der dann ja doch nicht mehr zum Einsatz kam
Die vorbereitete Matratze im Wohnzimmer
Und das erste Bild
Kuscheln