Mi 22. Feb 2012, 13:26
Wie wir alle wissen funktioniert eine Geburt umso besser je unbeobachteter und ungestörter alles abläuft.
Dass es so derart unbeobachtet und ungestört gehen kann dass ich es selber kaum mitkriege war dann allerdings schon eine Überraschung.
Am Samstag war tugendhaft und habe einmal das Babygewand in die Kommode geräumt und die kleinen Windeln markiert und in die Waschmaschine geschmissen. Ich hab also was vorbereitet! (wenn ich schon keine Unterlagen gekauft hatte) Danach war ich dann einmal neugierig und wollte meinen Muttermund tasten. (Wenn alle anderen hier ihren Muttermundzustand kennen will ichs auch wissen!)
Der Muttermund war aber viel zu weit oben, das ganze Kind war so weit oben dass ich nicht wirklich was tasten konnte und mir dachte, naja, kann eh noch ewig gehen.
Am Sonntag Vormittag waren wir dann schwimmen, bei der Gelegenheit hab ich mehrere Stunden lang meine geschwollenen, dicht behaarten Beine ohne Stützstrümpfe gesehen
und beschlossen: So kann das aber nicht weiter gehen, es muss etwas geschehen! Allerdings dachte ich Beine Rasieren wäre die einzige Sache die ich so auf die Schnelle beeinflussen könnte.Am Abend hatte ich dann so ein paar Senkwehen.
Irgendwie fand ich den Gedanken nett, dass sich das Kind jetzt endlich ein wenig ins Becken senkt, damit ich oben wieder mehr Platz zum atmen (und Krapfen essen
) habe.So kleine nette Gebärmutterbewegungen waren das, nicht unangenehm, nicht störend. Und war auch nur so alle 20 Minuten, also sah ich keinen Grund irgendwas zu unternehmen, statt dessen gab es das übliche abendliche Schwangerenverwöhnprogramm (Fernsehen, Schokolade essen,
)Wir sind dann um 10 ins Bett gegangen, ich war aber noch nicht sooo müde weil ich zu Mittag zwei Stunden geschlafen hatte. Also hab ich gelesen.
Immer wieder mal musste ich aufs Klo weil es auf meine Blase gedrückt hat, also bin ich alle 20 Minuten marschiert.
Wehen hatte ich aber keine, nur so irgendwie ein bissl eine ziehen. Aber richtige Wehen waren das nicht, weil wenn man etwas im Liegen aushält indem man ein bisschen freundlich summt, dann ist es keine Wehe!
Gegen 12 war ich dann aber doch schon etwas genervt von der Pinkelei (am ende Blase verkühlt beim Schwimmen!) und wollte Ruhe, deshalb hab ich beschlossen doch noch ein heißes Bad zu nehmen.
Hab also die Badewanne eingelassen und bemerkt dass das Waschbecken dreckig ist, also hab ich es geputzt. Das war das erste wo ich ein wenig misstrauisch geworden bin, weil um Mitternacht Bad putzen ist eher nicht normal!
Dann ist mein Mann aufgewacht und hat gefragt was ich da mache, ob ich ein Kind kriege (ich hätte ja versprochen am Wochenende nicht...)
Ich hab gesagt ich weiß auch nicht, irgendwie ist mir komisch, ich geh jetzt einfach mal baden und schaue was passiert.
Also hat er sich wieder ins Bett gelegt und ich hab mir gedacht, na gut vielleicht geht das ja jetzt wirklich langsam los und hab noch die Laken herausgelegt die mein Mann nie findet und den große Weitling, den er auch nie findet.
Dann bin ich in die Badewanne gestiegen. Zwei Minuten später hab ich so eine richtige Wehe gehabt, aber so richtig richtig, mit wehtun und es hat ganz stark nach unten gedrückt. Danach wollte ich nach nach dem Muttermund tasten, aber da war keiner mehr, nur mehr Fruchtblase!
ich hab also nach meinem Mann gerufen, der ist auch gleich wieder gekommen und ich hab stöhnend und schnaufend Befehle erteilt: Mach die Kinderzimmertüren zu dass die Kinder mich nicht hören können!!! Ruf die Hebamme an und sag ihr dass ich da schon Fruchtblase in der Hand hab! Setz dich her zu mir! Sperr die Türe auf für die Hebamme!....
Irgendwie hat er das alles gleichzeitig geschafft und nebenher noch versucht sich anzuziehen.
Ich hab noch ein paar heftige Wehen gehabt, Fruchtblase ist gesprungen und ich hab schon den Kopf gespürt. Mein Mann hat dann noch einmal die Hebamme angerufen, um sie zu noch mehr Eile anzuhalten, aber die Gute war eh schon am Weg, schneller als schnell sein kann sie halt auch nicht.
Ich bin in der Badewanne gepickt, hab den Kopf gespürt und wusste nicht wie ich da jetzt tun sollte. In der Wanne hatte ich einfach zu wenig Platz, zuviele Beine und dann hat mich auch das ganze Wasser plötzlich total genervt. (Semmelweise, ich hab an dich denken müssen!Die hat doch bestimmt auch 2 Beine, wie hat die das nur immer geschafft???)
Ich war in dem Moment wirklich verzweifelt weil ich einfach gemerkt habe: so geht das nicht. Geht einfach nicht. Und ich weiß doch dass es gehen muss!
Ich wollte da raus, aber ich mir nicht sicher war ob ich es noch schaffe aufzustehen.
Mein wunderbarer Mann hat aber gemerkt dass ich raus muss und mich gerettet. Hat mir aufgeholfen, ein Handtuch übergeworfen und mich ins Wohnzimmer geleitet.
Und dort am vertrauten Wohnzimmerteppich hat er schnell noch ein Laken ausgebreitet ich hab mich hingekniet und dann wusste ich dass alles gut ist. Er wollte noch irgendwas tun, aber ich hab ihn nicht von mir gelassen, hab ihn zu mir runter gezogen.
So hab ich den Kopf geboren, dann kurzes innehalten und mit der nächsten Wehe hab ich den Körper aufgefangen.
Und so ist er dann zwischen meinen Knien am Boden gelegen der kleine Bub einmal kurz gemaunzt. Ganz ein kleines zartes echtes Baby!
Er hat die Nabelschnur einmal um den Hals gehabt und mir war das echt zu schwierig da mit meinen glitschigen Händen die glitschige Nabelschnur von dem glitschigen Kind zu wickeln, da hab ich dann abgegeben: "Dein geschickter Vater macht das, kleines Kind!"
Ich mein, ich war so super! So toll! Hab da ein echtes Kind gekriegt! So ein tolles! Selber! Und dann wenn ich erschöpft bin soll ich mich da mit so Geschicklichkeitsübungen herumplagen -sicher nicht!
Und mein toller Mann hat das Gewurschtel aufgelöst und dann konnte ich das Kindlein endlich hoch nehmen. Ich hab mich mit ihm aufs Sofa gelegt und mein Mann hat uns schön zugedeckt und wir haben bewundert.
Dann ist die Hebamme gekommen, hat schon vom Hof aus gefragt obs Kind schon da ist. Mit ihrer Hilfe hab ich dann auch noch die Plazenta geboren, da wollte ich eigentlich schon nimmer.(Nach der Geburt vom Kind bin ich soooo unmotiviert, hab keine Lust mehr mich anzustrengen, finde alles Aua und blöd und jammere generell herum.
Meine liebe Hebamme trägt das mit Fassung und glaubt zum Glück nicht dass ich in echt so ein Waschlappen bin wie in der Situation immer.)Jedenfalls haben wir es geschafft eine vollständige Plazenta zu produzieren.
Weil uns der Schreck von letzten Mal im Nacken gesessen ist haben wir ausgemacht dass sie mir Synto gibt, davon sind die Nachwehen noch etwas ekelhafter geworden, aber jedenfalls hab ich diesmal nicht ungewöhnlich geblutet.
Das Baby hat dann angefangen sich für die Brust zu interessieren und hat fast eine Stunde lang hingebungsvoll gesaugt.Danach ist es eingeschlafen und hat bis in der früh geschlafen.
So um drei Uhr War die Hebamme dann beruhigt dass ich nicht noch anfange irgendwie blöd zu bluten und ich war auch müde und froh ins Bett gehen zu können. Natürlich hab ich dann eh nicht richtig einschlafen können weil ich doch zu aufgeregt war, aber zumindest ein wenig dösen konnte ich.
Erstaunlicherweise ist in dieser Nacht keines der anderen Kinder aufgewacht, erst gegen 6 sind dann alle zu uns ins Bett gekrochen und wir haben ihnen das Kindlein gezeigt.
Das war dann schon so ähnlich wie Weihnachten. :messi:
Seither genieße ich mein Wochenbett. Die Kinder bewundern und umsorgen den kleinen Adrian sehr, und gestern ist meine Mutter angereist (mit Krapfen und Reindling und Stilltee im Gepäck) und verwöhnt uns alle zusammen.
