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Elin Anais *9. Juli 2010* Bilderlink eingefügt

Verfasst: Di 24. Apr 2012, 22:22
von die eule
Elin Anais
9. Juli 2010 - 3.19 Uhr
3060g
50cm

http://j.mp/cDj7QS

41+0:
Nachdem ich schon gar nicht mehr damit rechnete, dass dieses Kind überhaupt mal aus mir rauskommen würde, merkte ich gegen 20 Uhr ein stärkeres Ziehen im Bauch. Na ja, das hatten wir ja alles schon mal durch, seit drei Wochen nichts als Senk- und Übungen. Wir haben also weiter in Ruhe Abendbrot gegessen. Am Vormittag hatte ich noch ein ganz wichtiges Projekt endlich hinter mich gebracht und noch ein bissl Deko am Wickeltisch gebastelt. Das Ziehen ging aber nicht weg, im Gegenteil: Es wurde regelmäßiger und stärker. Yippieee, ich sollte heute gebären!

Ich bin die ganze Zeit rumgelaufen und habe gut veratmet, irgendwann sagte ich zu Andreas, dass er mal die Zeiten aufschreiben soll um zu sehen, wie weit sie auseinander sind. Ich habe sogar noch das Bad während der Wehen geputzt, das hatte ich nämlich nicht mehr geschafft! Halb elf abends sagte ich meiner Hebamme Kristin Bescheid. Ohhkaaayyy, ich war ganz schön naiv, was den Wehenschmerz betrifft! Ein stechender Schmerz vorne im Bauch – nix Rückenschmerzen und lindernde Massagen, nur ein konzentrierter Schmerz vorn.

41+1: 0:20 Uhr bat ich Kristin zu kommen, kurz vor ein Uhr war sie dann da. Ich erinnere mich noch wie ich sagte „bitte sag jetzt nicht, dass es erst zwei Zentimeter sind...“. Es waren schon sechs! Das war eine gute Motivation, ich konnte noch lachen und schaffte die restlichen vier Zentimeter in unter einer Stunde. Kristin und Andreas errichteten mein Lager in der Stube und unterhielten sich, als ich, von einer Wehe gepackt, immer wieder aufs unbeleuchtete Klo stürzte und dort die Wehen meisterte. Gott sei Dank hat der Heizkörper an der Wand gehalten, an dem hielt ich mich immer fest. Ich tönte vor mich hin und Kristin rief immer wieder: „Das klingt gut, echt super!“

Gegen 1:48 Uhr fühlte ich die vorgewölbte Fruchtblase in mir und ließ sie mit meinem Finger mit der ersten Presswehe zerplatzen (ein Fehler?!). Das tat gut. Danach bin ich vom Klo runter in die Stube. Ich kniete auf der Matratze und hatte den Drang mit zuschieben. Meine Hände verlassen zu diesem Zeitpunkt meinen Damm nicht mehr. Ich fühle Elins Kopf mit den Fingern und schaue mit dem Spiegel. Kristin lässt mich machen und gibt mir ab und an einen Tipp, wie ich effektiver atmen kann. Es hilft. 2:25 Uhr, die Herztöne verschlechtern sich in meiner bevorzugten Knie/Sitzposition und ich verlagere mich auf die Seite, Andreas hilft mir mein Bein zu halten. Die Herztöne erholen sich langsam. Immer wieder kehre ich in meine bevorzugte Geburtsposition zurück, lehne den Kopf auf den Geburtshocker. Um drei rum werden die Herztöne wieder schlechter, sacken bis auf 65 Schläge über mehrere Minuten ab, ich probiere gefühlte 1000 Positionen aus, Kristin ist sehr nervös und ich soll mich auf den Rücken legen, die Herztöne sind immer noch bei rund 80 Schlägen und ich soll pressen, pressen und pressen, hintereinander weg – mir läuft der Schweiß und ich habe in der Position kaum Pressdrang. Ich schiebe mit meinen Händen meinen Bauch runter.

3:10 Uhr. Die Herztöne fallen weiter ab, auch in den Pausen und Kristin ist nun wirklich besorgt. Sie entscheidet sich für einen Dammschnitt. Ich will diesen Schnitt nicht und verhandle um einen erneuten Positionswechsel. Andreas und Kristin haben Angst. Sie bitten mich um Vernunft und ich willige schließlich ein, Kristin beruhigt mich. Ich schütze immer noch mit jeder Presswehe meinen Damm, Andreas hält meine Hände fest. Den Schnitt spüre ich, aber er tut mir nicht weh. Jetzt wieder Powerpressen – ich gebe wirklich alles und bin nassgeschwitzt. Sieben Minuten später ist der Kopf endlich draußen und ich kann in ihr kleines Gesicht sehen! Ein kleines Gesichtchen! Ein Sternengucker mit der Nabelschnur dreimal um den Hals gewickelt. Der kleine Kopf ist überstreckt, aber sie ist rosig.

3:19 Uhr. Ich richte mich auf meine Knie, halte ihren Kopf in meiner Hand und lasse den Körper in Kristins Hände gleiten. Sie ist da, wir sind eine Familie! Es war auf einmal alles so klar, ich war total gefasst und konnte es trotzdem nicht begreifen. Ein Blinddate zweier Generationen. Ich habe mich Hals über Kopf in eine Frau verliebt! Sie lag wie ein kleines Paket unter mir, die Hände am Kopf und Beine vor dem Bauch verschränkt – ein kurzes Schreien und dann sahen wir uns an. Andreas kann die Tränen nicht mehr halten. Wir werfen uns einen Blick zu – wir haben es geschafft. Ich wickle sie ein und küsse ihren zarten Kopf. Perfektion.

Eine viertel Stunde später spüre ich die Plazenta in der Scheide, die ich rausdrücken soll. Das versuche ich auch, aber da ich meine Tochter auf der Brust habe und liege, geht das nicht so gut, so ziehe ich an der Schnur. Kristin hilft mir dabei. Die Plazenta ist riesig und auspulsiert ist sie auch schon, obwohl Elin noch dranhängt, eine halbe Lotusgeburt sozusagen. Mit einem roten Satinbändchen wird die Schnur abgebunden und Andreas darf durchtrennen. Nun muss der Schnitt noch genäht werden. Kristin betäubt mit einem Gel und außer ein paar mal ziepen spüre ich kaum was. Elin hatte ich derweil mal angelegt und das Stillen klappte auch sofort sehr gut, es setzten auch gleich die Nachwehen ein. Gegen fünf Uhr wurde die Maus gewogen und vermessen. Ihr APGAR-Wert war 9/10/10 (ein Punkt Abzug in der ersten Minute für die Hautfarbe). Halb sechs rum ging ich duschen, mein Kreislauf war stabil und ich fühlte mich wirklich wohl – nur eben müde. Kristin verabschiedete sich gegen sechs und wollte mittags noch mal vorbeischauen.

Was für ein Kraftakt, was für eine Nacht! Es war sicher keine einfache Geburt, aber ich muss trotzdem sagen, dass ich mir alles viel, viel schlimmer vorgestellt habe. Keine halbe Stunder später wollt ich das Ganze nochmal machen – aber ohne Schnitt (wäre auch ganz ohne Verletzung durchgekommen, wenn die Herztöne nicht so schlecht gewesen wären). Ich mag mir gar nicht ausmalen, wie die Geburt in der Klinik abgelaufen wäre. Ich war so froh, dass ich diese richtige Entscheidung für uns getroffen habe.

Re: Elin Anais *9. Juli 2010*

Verfasst: Mi 25. Apr 2012, 04:03
von weiße wölfin

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Ein Blinddate zweier Generationen. Ich habe mich Hals über Kopf in eine Frau verliebt!
ooooooooooohhhhhhhhh *schnief* :herzen:

Re: Elin Anais *9. Juli 2010*

Verfasst: Mi 2. Mai 2012, 00:56
von Käthe
Hach, vielen Dank fürs Teilen... :herzen:

Re: Elin Anais *9. Juli 2010*

Verfasst: Mi 2. Mai 2012, 11:38
von die eule
ich hab noch ein paar geburtsfotos, die eigentlich zum bericht dazugehören (inkl. headerbild :wink2:), die suche ich heute abend mal raus.

Re: Elin Anais *9. Juli 2010*

Verfasst: Mi 2. Mai 2012, 11:40
von Ferun
:yeah: Oooooh ja, bitttttteeeeeeee!!!!
*süßeselinbabyguckenwill*

Re: Elin Anais *9. Juli 2010* Bilderlink eingefügt

Verfasst: Mi 2. Mai 2012, 20:30
von die eule
Bilder von der Geburt: http://j.mp/cDj7QS umblättern oben rechts nicht vergessen :wink2:

Re: Elin Anais *9. Juli 2010* Bilderlink eingefügt

Verfasst: Mi 2. Mai 2012, 20:36
von Martha
Die Bilder sind wunderschön. :herzen:

Re: Elin Anais *9. Juli 2010* Bilderlink eingefügt

Verfasst: Mi 2. Mai 2012, 21:26
von Jorinde
wow ... das Foto, wo Du Dich nackt über sie beugst und auf die Stirn küsst gefällt mir sehr!
und
aha, der weise Blick da oben im Banner gehört Elin!
schön schöner am schönsten

Danke fürs Teilen

Re: Elin Anais *9. Juli 2010* Bilderlink eingefügt

Verfasst: Mi 2. Mai 2012, 21:32
von Elsa
Ohjaaa dieses Denkergesichtchen :love:

Super schöne Fotos!

Re: Elin Anais *9. Juli 2010* Bilderlink eingefügt

Verfasst: Do 3. Mai 2012, 04:30
von weiße wölfin
ohne worte :herzen: :princess: