Geburtsbericht 41+4
Hausgeburt nach sekundärer Sectio
Vorgeschichte:
Am 13.04.2012 war der errechnete bzw. erratene Termin.
Baby ließ sich davon aber nicht beeindrucken und fühlte sich weiterhin kuschelig wohl im Bauch.
Nach dem sich über eine Woche nichts getan hat, ging es dann am 23.04.2012 vormittags zum doppler ins Krankenhaus.
Befund: Fruchtwasser genug vorhanden, Herztöne Top, Nabelschnurr Top. Also alles bestens für ein, zu diesem Zeitpunkt, 10 Tage über Termin entwickeltes Baby.
So ging es, mit dem Hinweis in 2-3 Tagen doch wieder zu kommen und dann über eine Einleitung nach zu denken, wieder nach Hause.
Mit dem Satz des Arztes im Kopf, "eine Hausgeburt nach Sectio, Sie wissen über die Risiken... aber Sie werden es schon wissen!"
24.04.2012 gab es auch noch keinerlei Anzeichen für ein baldiges kommen, aber der Gedanke bis ET + 14 zu kommen war längst nicht mehr abwegig.
Am Abend hatten wir es dann noch geschafft, bei ET + 11, einen Gipsabdruck vom Bauch zu machen. Danach ging es noch in ein Entspannungsbad und dann gleich ins Bett.
Am nächsten Morgen erwachte ich mit einem leichten ziehen im Bauch, Oberschenkel und Rücken und hoffte, dass das langsam die Einstimmung auf die baldige Geburt werden würde.
Nach ca. 1 Stunde ziehen in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen, weckte ich dann um kurz nach 6 Uhr Martin auf mit dem Satz "Schatz, es ist schon 6 Uhr, du musst bald los, aber nicht zur Arbeit".
Um 6.30 Uhr bin ich raus aus dem Bett u habe langsam angefangen das Wohnzimmer zu richten und einfach in Bewegung zu bleiben.
Die Wehen kamen dann schon alle 5-6 Minuten für eine gute Minute.
daraufhin entschloss ich mich dann um kurz nach 7 Uhr meine Hebamme anzurufen und sie über die Wehen zu informieren. Wir freuten uns beide sehr, dass der kleine Mann nun selbst den Startschuss gegeben hatte, und machten aus, wenn ich mich nicht mehr melde ist sie wie gehabt zwischen 9.30-10.00 Uhr hier.
Die Oma kam dann kurz nach 8 Uhr um die Jungs zu holen und so kehrte Schlagartig Ruhe ins Haus, während Martin auch wieder zurück kam vom schnellen "ins Geschäft fahren u Material abgeben".
Nun saß ich da, auf dem Wohnzimmersessel und veratmete eine Wehe nach der anderen die gut spürbar aber noch aushaltbar waren. Kaum stand ich aber, oder ging ein paar Schritte, kamen die Wehen heftiger u in kürzeren Abständen.
Kurz nach 9 Uhr kam dann auch unsere Hebamme bei uns an, setzte sich zu uns während Martin den Pool befüllte und wartete ab was geschah.
Ich wehte vor mich hin - mit jeder Wehe schloss ich die Augen um ganz bei mir zu sein.
Nach dem mich meine Hebamme kurz untersuchte zwischen zwei Wehen und mir erzählte das der MuMu schon ca. 8 cm offen war (nach ungefähr 5 std) ging es dann gegen 10.30 Uhr in den warmen Pool. Sehr schön.
Dort veratmete ich immer wieder eine nach der anderen Wehe für mich während Martin und meine Hebamme sich leise und angenehm unterhielten (was auf meinen Wunsch hin gemacht werden durfte).
Im Wasser wurden die Wehen zunehmend länger und intensiver und hatten meist einen Abstand von 2-3 Minuten.
Ich fühlte mich so wohl, und machte alles aus dem Körpergefühl heraus, das es für die Hebamme erst mal keinen Grund gab sich einzubringen.
Sie schlug verschiedene Positionen vor, die ich dann auch je nach Gefühl probierte.
Von Wehe zu Wehe nutzte ich immer mehr die Pausen um mich auszuruhen und Kraft zu tanken und öffnete nur noch die Augen wenn es sein musste.
Die Schmerzen im Rücken wurden immer Stärke, so das mein Kopf zwischendurch tatsächlich an einen Abbruch dachte, an Schmerzmittel oder gar an einen weiteren KS nur um die Rückenschmerzen los zu sein. Diese Gedanken schob ich dann ganz schnell mit "du spinnst, du hast es so gewollt, aufgegeben wird nicht" ganz schnell zur Seite.
Irgendwann ging es nicht mehr weiter und die Option, die Blase zu öffnen stand im Raum, da sich bei den Wehen nur die Blase nach vorne schob aber nicht auch noch der Kopf. Zwei Wehen später und einer einfühlsamen Hebamme die wusste das ich gegen das Öffnen war, das es bei der ersten Geburt auch nicht klappte, sprengte sie dann um 12 Uhr die Blase u ein Schwall Fruchtwasser ging über in den Pool. Dabei drückte dann auch gleich der Kopf weiter nach unten.
Daraufhin forderte sie mich nochmal zu einem Positionswechsel auf, in die Hocke u Arme über den Rand.
Wenige Presswehen weiter die aber kein Ergebnis brachten wollte sie mich nochmal an Land untersuchen.
Zwischenzeitlich klingelte das Telefon.
Meine Frauenärztin am Telefon, wusste ich aber nicht und brüllte durchs ganze Wohnzimmer "Welcher Idiot ruft denn jetzt an?"
Aber genau diese Wut brauchte ich und nahm die nächste Presswehe mit und drückte.
Und merkte das sich der Kopf voran arbeitete.
Dann sollte ich raus, konnte mich aber nicht und habe das auch sehr forsch gesagt da kam schon die nächste Presswehe und der Kopf zeigte sich ein Stückchen.
Meine Hebamme ermutigte mich, man sieht ihn schon und weiter mit drücken aber ich musste erst einmal pausieren.
Die nächste Wehe war sehr schmerzhaft und ich merkte es passiert was. Dennoch versuchte ich so gut es ging mit zu drücken bis endlich der Schmerz nach ließ und dieser ungehaltene Druck weg war.
Der Kopf war draußen, im Wasser.
Nach zwei Presswehen merkte ich dann auch wie der Körper hinterher kam, durch meine Beine nach hinten rutschte, im Wasser.
25.04.2012 12.16 Uhr, Jonathan war geboren.
Nachdem dann meine Hebamme ihn aus der Nabelschnurr befreite, die sowohl um einen Arm, eine Schulter u den Hals gewickelt war kam er dann mit geöffneten Augen auf meinen Armen, aus dem Wasser gestiegen und schaute sich erst einmal sprachlos um.
Es dauerte sicher 30 Sekunden bis er das erste mal richtig Luft holte. Rosig, wach und propper schaute er uns an. Mit Käseschmiere am ganzen Körper.
Die Plazenta wurde wenige Minuten später auch geboren. Erst traute ich mich nicht mehr zu drücken aber Sie kam dann fast von alleine ohne Schmerzen.
Jonathan wurde eingewickelt in Handtücher und kam dann zu Papa aufs Sofa zum kuscheln, während ich langsam aus dem Pool Ausstieg und meine Hebamme kurz untersuchte was so schmerzhaft war.
Danach ging es dann erst mal aufs Sofa.
Meine Hebamme hat den kleinen kurz betrachtet und dann angezogen während Martin anfing den Pool abzubauen und die verbrauchten Handtücher zu entsorgen.
Jonathan kam wieder zu mir zum kuscheln, bis alles aufgeräumt war.
Martin hat dann später die Oma's informiert das der kleine Mann nun da ist. In dieser Zeit wurde Jonathan dann vermessen. 4200 g, 54 cm und einen KU von 38 cm.
Fazit: es gibt nichts schöneres als eine Hausgeburt, mitten in einer Wohlfühloase, selbstbestimmend mit einem wunderbaren Mann an meiner Seite, und einer vertrauensvollen Hebamme.
Der Pool wurde über den Anschluss der Badewanne gefüllt mit einem Gard*enaschlauch und raus kam das Wasser mit einer Pumpe deren Schlauch gleich ins Klo ging.