Ein wahrhaft gigantisches Ereignis

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knusperflocke76

Ein wahrhaft gigantisches Ereignis

Beitragvon knusperflocke76 » So 14. Okt 2012, 15:07

Nun ist auch meine Maus auf dieser Welt angekommen und ich möchte Euch meinen Geburtsbericht nicht vorenthalten.
Ich hoffe, ich kann den werdenden Mamis ein bißchen Mut damit machen und zeigen, dass eine Entbindung einfach nur ein gigantisches Ereignis sein kann.
Mein Termin war der 15.07.- daran geglaubt hat bis auf meinen Mann keiner! Ich unkte, zur Hochzeit meiner Freundin am 21. lauf ich immer noch mit Murmel rum, die Hebamme meinte, es könnte früher sein, die Freunde meldeten ihre Wunschtermine an…
Im Verlauf meiner reibungslosen Schwangerschaft habe ich mich mit dem Thema „Hausgeburt“ befasst. Recherchiert, gesetzliche Hintergründe studiert, Möglichkeiten ausgelotet. Meinen Mann damit konfrontiert- „Wie kommst du denn auf so eine Idee?“ Meinen Sohn habe ich vor 8 Jahren in der Klinik bekommen. Die Geburt war nicht schlimm, sie war nicht schön, sie ging schnell, aber die Tage in der Klinik fand ich nervig und stressig.
Und nun war doch mein achtjähriger da, seine großen Geschwister sind hier, unsre Tiere sind hier- kann ich nicht einfach zum Entbinden auch zu Hause bleiben?
Ich- ein Mensch der Tat- Telefonhörer geschnappt, Termin mit der Geburtshaushebamme ausgemacht, bei der wir damals zum Vorbereitungskurs waren. Als der Termin ran war, waren weder mein Mann, noch ich von der Idee hundertprozentig überzeugt. Ich dachte mir so insgeheim: vielleicht geht ja eine Hausgeburt gar nicht. Und Geburtshaus wäre für uns nicht in Frage gekommen. Pustekuchen!! Die Susan hat uns nach der Eröffnung der geplanten HG angeschaut und mit einer Selbstverständlichkeit. „ist doch kein Thema, wir machen das einfach…“ gesagt, als würde sie uns mitteilen, sie geht mal schnell zum Bäcker um die Ecke.
Also: alle Ängste waren wie fortgeblasen, diese Ruhe und Selbstverständlichkeit hat sich auf uns übertragen und die HG stand fest. Nun konnten wir es unseren Kindern und Freunden erzählen, wobei da noch einige Kämpfe auszustehen waren, aber wir ließen uns nicht reinreden. Mein achtjähriger fand es spannend und meine Freundin Sandra hat gebeten, zur Geburt dabei sein zu dürfen.
Um des lieben Frieden willens, bin ich weiterhin zu den Pflichtveranstaltungen zum FA gegangen, den Rest haben wir bei den Hebammen machen lassen. Nach der Eröffnung beim FA unserer geplanten HG durften wir uns einiges anhören, aber dafür hat der Mensch 2 Ohren!! Nun hieß es doch dann öfters: das Kind ist klein, wir müssen mehr kontrollieren…Halloooo, bei 1,56m Mamagröße wollte ich auch keinen Klops gebären.
Egal: alles überstanden, alle Sprüche ignoriert, weiter gemacht im Plan. Susan stellte uns dann die zweite Hebamme für die Rufbereitschaft vor. Die Maria. OK ?? : wir wollten die Geburt mit Susan machen, Urgestein des Geburtshauses, ruhig, Vertrauenserweckend, seit Jahren Erfahrung- Maria: seit nem halben Jahr im Geburtshaus, 10 Jahre jünger als ich, keine Kinder, ein Hüpferchen. Und nun? Das Ergebnis: Maria kam, sah und siegte. Wir haben uns auf Anhieb super verstanden, der Geburt stand nichts mehr im Wege…
Die Murmel wuchs und wuchs, Luft wurde immer knapper und Sodbrennen quälte mich- Tomate-Mozarella ade!! Und das bei dem schönen Wetter beim Grillen- was tut man nicht alles…
Die Rufbereitschaft begann und prompt bekam ich Wehen- Senkwehen. Also wohin sich das alles senken kann!!! Richtig heftig war das…Maria hatte Bereitschaft. Die ganze Woche hatte ich immer wieder mit Übungswehen zu kämpfen, bis sie mir einen Tee vorbei brachte, der die Wehen abflachen sollte. Es hat schon ganz schön an den Kräften gezehrt. Und jedes Mal dachte man: Au ja, jetzt geht’s richtig los. Hund geschnappt, auf dem Weg alle 2min Wehen, nach Hause gekommen, Wehen weg.
Das Wochenende kam, Susan ihre Rufbereitschaft ging los. Montag früh fing ich an zu zeichnen und der Schleimpfropf ging ab. Da gibt’s sogar Bilder im www dazu, echt hammer! Susan kurz nen Text geschrieben, Montag in freudiger Erwartung verbracht, Freundin Sandra Bescheid gegeben, Kinder instruiert- NIX passierte. Abends hab ich noch mal mit Maria gequatscht am Telefon, die mir freudestrahlend erzählte, sie habe mit Susan die Bereitschaft getauscht, sie macht die Woche noch mal. Prima Maria, ich denke die Woche kommen wir zum Ende…Maria: Aber nicht heute Nacht, ich bin noch bei ner Feier eingeladen, außerhalb. Gut Maria, ich schlürf deinen Tee und dann hören wir uns morgen. Gut feier…
2 Tassen hab ich mir im Laufe des Abends gemacht, das bißchen Wehen erfolgreich ignoriert und bis halb zwei mit meinem Mann „Fight Club“ geschaut. Echt krass der Film. Ab vier Uhr ging es dann doch nicht mehr zu ignorieren- also entweder war der Tee Mist oder ich hatte wirklich alle 15min Wehen. Erst mal Kaffee kochen, dann Mann wecken und dann den Timer am Herd im Auge behalten. Guuut, halb fünf waren wir bei 8min- Schatz, ich denke, heute kommt deine Tochter auf die Welt…
„Ich ruf Maria an“- ALARM – Hallo, schau mal auf die Uhr, die pennt doch noch. Vor um sechs wird nicht angerufen! Freundin Sandra wurde aber schon mal aus dem Schlaf geklingelt, warum sollen wir alleine munter sein…
Um sechs durfte mein Mann dann anrufen, Maria machte sich auf den Weg, Sandra kam auch, als dann alle da waren, war´s ne ganz schön müde Gesellschaft, einzig ich schnaufte und feierte schon kräftig alle 3-4min vor mich hin. CTG schlug prima an, der Kleinen ging es hervorragend und der Kaffee tat dann auch den Gästen gut…Sohn verabschiedet in die Schule- nachher bist du bestimmt schon großer Bruder- man war der aufgeregt.
Maria ging dann noch mal kurz nach Hause um sich umzuziehen und ne Handvoll Wasser ins Gesicht zu schmeißen, mein Mann, Sandra und ich verzogen uns in die Küche zum Kaffee trinken. Ich sollte dort auch nicht mehr raus kommen!!!
Halb, dreiviertel neun kam Maria wieder, ich hatte mir die Wickelauflage auf die Arbeitsplatte in der Küche gelegt und konnte dort prima meine Wehen veratmen, im Stehen, mein Mann an meiner Seite. Zwischendurch haben wir alle mal den Geburtshocker ausprobiert, Sandra fand ihn klasse… Das Wetter war super, wir hatten das Fenster sperrangelweit offen, so konnten wir noch ein bißchen mit den Nachbarn quatschen und ich war wohl die einzige, die nicht gefroren hat…
Maria und ich sind dann zum Muttermund gucken in die Stube gegangen. Auf der Couch hatte ich dann eine Wehe, die war so schmerzhaft und ätzend, das ich nur noch geflucht habe und geschimpft, man solle mich gefälligst wieder in die Senkrechte bringen, liegen ging gar nicht. Aber das Ergebnis war top: Muttermund 8 cm offen, wir nähern uns dem Ende.
Also auf in die letzte Runde- Maria und Sandra haben im Wohnzimmer alles vorbereitet, ich stand wieder vor unserem Spüler, zwischen Herd und Aufwaschbecken und hab geschnauft. „Wir können dann so langsam rüber gehen, es ist alles fertig“- Danke Maria, aber ich beweg mich hier keinen Zentimeter weg!! Gut- also haben die zwei alles wieder eingeräumt und in die Küche gebracht. Die Armen!
Kurz darauf merkte ich, dass es drückt. Also Maria, erzähl mir was, kann ich? „Es war einmal…“ manchmal sollten Blicke doch töten können! Ich bekam dann mein gewünschtes OK von ihr und die erste Presswehe rollte an. Mit ihr platzte dann endlich die Fruchtblase und der große Druck war erst einmal weg. Die zweite Presswehe ließ nicht lange auf sich warten und ich merkte, wie der Kopf geboren wurde. Ich hatte mich im Vorfeld mit Hypnobirthing beschäftigt und habe immer nur gedacht: du musst nach unten atmen, damit sich die Rosenblüte öffnen kann. Visualisierung beim Hypnobirthing… Aber es hat super funktioniert, die dritte Presswehe kam und meine Tochter war auf der Welt.
Maria hat sie in ein Handtuch gewickelt und mir zwischen den Beinen nach vorne durchgefädelt. Dann endlich kam der Geburtshocker zum Einsatz, auf den hab ich mich gesetzt und mir meine Tochter angeschaut. Sie war einfach perfekt. Und außer: „Ich habs geschafft“ konnte ich gar nichts sagen. Mein Mann und Sandra haben geweint, Maria war glücklich und ich konnte es nicht fassen. Mein kleines Wunder war endlich da.
Keine zwei Minuten später merkte ich, wie die Plazenta kam. „Maria, die Plazenta ist da“- Willst du mich vera…? Schau doch… Da lag sie einfach so unter dem Geburtshocker…
Mein Mann und ich durften dann ins Schlafzimmer umziehen zum Kuscheln und die Mädels haben alles aufgeräumt und sauber gemacht. Sogar der Hund musste noch versorgt werden, er hat vor lauter Aufregung in die Küche gekotzt. Als ich nach 2 Stunden rein geschaut habe, war, als wäre nie etwas gewesen.
Es war unfassbar, da lag unsere perfekte kleine Zoey Martha im großen Bett, mit ihren 2680g und 48cm und die Welt dreht sich einfach weiter. Kein Urknall, kein Erdbeben, keine Blitze vom Himmel- aber für uns vier war es ein wahrhaft gigantisches Ereignis.

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Alva
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Re: Ein wahrhaft gigantisches Ereignis

Beitragvon Alva » So 14. Okt 2012, 16:01

Herzlichen Glückwunsch! :blume:
Drei Dinge sind uns aus dem Paradies geblieben: Sterne, Blumen und Kinder.
Dante

Unser Stück vom Paradies:
Konstantin 17.5.2012 - abgebrochene Geburtshausgeburt
Felicitas 25.10.2014 - schnelle Alleingeburt

Ferun

Re: Ein wahrhaft gigantisches Ereignis

Beitragvon Ferun » So 14. Okt 2012, 16:05

Herzlich :willkommen: hier!!

Und natürlich herzlichen Glückwunsch zum Töchterlein :blume: !

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Peke
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Re: Ein wahrhaft gigantisches Ereignis

Beitragvon Peke » So 14. Okt 2012, 16:31

:flagge:
Da freu ich mich für euch, dass ihr die Hausgeburt so für euch entdeckt habt. Ungewöhnlich :lol3:

Herzlichen Glückwunsch! :wolke:

towonda

Re: Ein wahrhaft gigantisches Ereignis

Beitragvon towonda » So 14. Okt 2012, 16:40

Herzlichen Glückwunsch! :blume:

blodau

Re: Ein wahrhaft gigantisches Ereignis

Beitragvon blodau » So 14. Okt 2012, 16:52

Herzlichen Glückwunsch :rainbow:
Wirklich ein schöner Bericht :hearts: :flagge:

NIKE

Re: Ein wahrhaft gigantisches Ereignis

Beitragvon NIKE » So 14. Okt 2012, 16:53

Herzlichen Glückwunsch :flagge:

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Daniela
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Re: Ein wahrhaft gigantisches Ereignis

Beitragvon Daniela » So 14. Okt 2012, 16:55

Herzlichen Glückwunsch :herzen:
Der April - Das ist die Drossel, die da schlägt, Der Frühling, der mein Herz bewegt; Ich fühle, die sich hold bezeigen, die Geister aus der Erde steigen. Das Leben fließet wie ein Traum - Mir ist wie Blume, Blatt und Baum. (Theodor Storm)

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dunlaith
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Re: Ein wahrhaft gigantisches Ereignis

Beitragvon dunlaith » So 14. Okt 2012, 17:15

:rainbow: herzlichen Glückwunsch :hearts:
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Ardilla
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Re: Ein wahrhaft gigantisches Ereignis

Beitragvon Ardilla » So 14. Okt 2012, 17:36

:danke: für den Bericht!!!! Und herzlichen Glückwunsch zum Babylein :herzen: :wolke: :princess:
Julitochter * 2001 (ambulante Beleggeburt)
Februarkerlchen * 2005 (Hausgeburt mit KS beendet)
Julimädchen * 2011 (Hausgeburt)


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