Der Bruder kam bei 38 plus Null mit der Tendenz schon noch eher herauszutauchen.
Schlussendlich bin ich einen ganzen Monat länger schwanger als in der letzten Schwangerschaft. Sonst, immer fit und beweglich bis zum letzten Tag, kann ich diesmal die letzten vier Wochen nicht lange auf der Stelle stehen und auch nicht mehr weite Strecken gehen. Ich bin so richtig endzeitschwanger und außer auf dem Heimtrainer kann ich keine Anstrengungen mehr vollbringen. Zum Glück istmein Mann da, der den Buben 30 Minuten lang auf der Schaukel anschubst und alle anderen Kinderaktivitäten betreut.
Erst denken wir, den Termin doch falsch berechnet zu haben, aber letztendlich gehe ich wirklich etwa 14 Tage über den Termin. Vorher habe ich ein zwei Nächte mit stärkerem Gewehe, aber jedesmal wache ich wieder schwanger auf. Auch beginnt die Geburt nicht wie von meinem Mann vermutet abends oder nachts, nein früh morgens. Am 22. Juni wache ich auf und um acht Uhr habe ich die erste leichte Wehe. Und die Wehen setzen sich fort. Ich sage, daß das Baby heute auf jeden Fall auf die Welt kommt. Wir frühstücken und gehen zum Opa hinter, die Kinder spielen und ich sitze einfach da. Die Wehen sind noch schwach, regelmäßig alle zwei drei Minuten. Wie bei meiner ersten geburt. Aber auf dem Computer, wie sonst, mag ich nicht mehr herumdrücken. Meine Konzentration verlagert sich automatisch nach innen. Um elf Uhr beschließen wir unser bis dato kleinstes Kind mit dem Kinderwagen zu schieben damit er schläft. Unser Mädchen läuft mit und ich gehe derweil vor ins Haus. Es ist ein warmer Tag. Trotzdem mag ich nicht draußen bleiben. Ich muß alle fünf Minuten aufs Klo und nachdem es mir in der Kuschelecke auf der Matratze doch zu statisch ist, begebe ich mich wie immer ins abgestützte Stehen. In der Küche lege ich mir zwei Kissen übereinander und stütze mich darauf. Ich wiege mich hin und her. Auf der Herduhr kann ich die Zeit genau ablesen. Um kurz vor zwölf kommt meine Familie zurück und macht den Pool bereit. Die große Schwester ist voller Vorfreude und rast rund um den Pool herum. Schlag zwölf setzen Presswehen ein. Ich sage meinem Mann, der nur ab und an für zwei Sekunden nach mir schauen kann, so beschäftigt ist er, er soll schnell Wasser einfüllen. Er bringt mir von meinem obligatorischen Fruchtsaft und ich habe ganz gut mit den starken Wehen zu tun. Beine zittern. Anscheinend findet Baby noch nicht die rechte Richtung, es drückt Richtung Po. Ich bewege die Hüfte und die Lage bessert sich spürbar.
Unser Mädel trällert, daß der Pool schon bald voll ist. Mein Mann sagt, ich soll noch warten, es sei noch fast gar kein Wasser drin!! Er setzt Töpfe auf, spült einen noch sauber… Ich frage gar nicht erst nach dem Wasserstand. Bei der letzten Geburt hatte ich nicht so viele Presswehen. Das Kind scheint sie zu brauchen um sich richtig zu positionieren. Nach der Ansage vom Papa bezüglich Wasser im Pool habe ich drei schwächere Wehen, mehr Zeit dazwischen zum Durchatmen. Ich bremse unbewußt. Ich fasse nach unten, blutiger Schleim, ich fühle, daß es schnell geht. Ich laufe ins Wohnzimmer und veratme zwei starke Wehen am Poolrand. Dann gehe ich rein, das bekannte Wohlgefühl wehend im warmen Wasser zu sitzen. Fast schwerelos, die Last den Körper zu tragen ist von mir genommen. Ich kann in Ruhe und Leichtigkeit gebären. Der Papa holt den noch schlafenden Buben aus dem Kinderwagen dazu. Meine große Tochter streichelt mich, der Erwachte begrüßt mich mit einem Kuß. Ich lehne mit dem Oberkörper, Arme über dem Rand, im Pool. Die Kinder haben keine Angst. Mein Mann macht Bilder Ein zweiter Griff nach unten zeigt mir, daß der Kopf gleicht herauskommt. Ich schiebe diesmal gar nicht mit. Von der Intensität her sind die Wehen stärker als beim letzten Mal, aber mein Zutun wird gar nicht gebraucht. Ich atme nur und lasse locker. Der Kopf schiebt sich mit der nächsten Wehe heraus. Bis zur Hälfte, ich empfange ihn mit meiner Hand. Dann stoppt die Wehe und der Kopf steht in maximaler Dehnung. Na prima, denke ich. Demütig warte ich auf die nächste Wehe. Die kommt und der Kopf ist geboren. Ich sage, der Kopf ist schon da. Der Körper folgt teilweise und diesmal warte ich nicht ab sondern ziehe das Baby heraus und aus dem Wasser. Wir merken gleich, daß es ein Junge ist. Er ist etwas blass, weniger blau und er schreit sofort. Alles gut also! Jede Menge Käseschmiere auf dem Rücken, fingerdick. Ich brauche ein Handtuch, er entgleitet mir sonst fast. Die Kinder gucken, unser Mädel gibt ein Küsschen, der Bub traut sich noch nicht wirklich den Bruder zu berühren. Ich bin glücklich, aber nicht so wahnsinnig körperlich erleichtert und befreit wie sonst. Mein Körper hat bravourös das Geburtsprogramm abgespult. Es ging in der letzten Stunde von 12 bis 13 Uhr sehr schnell. Im Prinzip hat die Geburt eine Stunde gedauert. Die starken und vor allem vielen Wehen im Vergleich zur letzten Geburt mit nur drei, vier Presswehen, haben mich überrascht. Wir sehen voller freudiger Überraschung wieder einen Nabelschnurknoten den sich beide Buben hineingetaucht haben. Laut Hebamme deshalb auch wieder die blasse anstatt blaue Körperfarbe kurz nach der Geburt. Nachdem ich die Käseschmiere abgemacht habe steige ich aus dem Pool und sofort will der Bub saugen und sucht. Ich setze mich in die Kuschelecke und stille. Um mich herum sitzen die Kinder. Nach eineinhalb Stunden gebäre ich die Plazenta in ein Sieb auf dem Klo. Wir untersuchen sie in der Küche, waschen sie ab. Sie ist bisher die Größte und hat einen Riss in der Mitte. Sie ist aber vollständig. Mir fallen gleich die Verkalkungen auf, innen sind grisselige helle Körnchen eingelagert. Wir beschließen dann nach etwa zweieinhalb Stunden abzunabeln obwohl wir das nicht vorhatten. Nur sind wir mit Einsalzen, Abwaschen und Kinderbetreuen (nach der Plazentageburt fordern die Kinder, dass ich etwas vorlese…Geburt ist ja jetzt rum, also kann das Normallprogramm weitergehen…hahah!) so eingespannt, dass wir nicht genug Muse haben die Plazenta dranzulassen. Wir fragen Baby ob es in Ordnung ist abzunabeln. Wir denken, ja, und der kleine Bub spürt aber den Durchschnitt wieder wie sein großer Bruder auch ganz genau. Weint aber im Gegensatz zu ihm nicht. Ich bin traurig über das Durchschneiden. Man sieht das Blut noch in Richtung Baby durch die Nabelschnur tropfen.
Wieder habe ich keine Geburtsverletzung bis auf eine kleine und eine sehr kleine Schürfung/Einriss an der inneren Schamlippe. Die Wunde ist nach einer Woche verheilt. August hat eine kleine Schürfung rechts oben an der Stirn. Offenbar hatte er wirklich ein Problem sich gleich richtig einzustellen.
Die Hebamme kommt am nächsten Tag und mißt und wiegt. August hat 3000 Gramm, so wie ich auch geschätzt habe.