Was meinem Mann als erstes zur Geburt unserer Tochter einfällt: überrascht, dankbar
Was meiner 7jährigen Tochter als erstes einfällt: schön, toll
Wir drei sind die Zeugen dieser Geburt und es war für uns alle ein sehr bewegendes, wundervolles Erlebnis.
Es war der 15. Januar 2017, es war kalt, von den Bergen schaute es düster herab. Ich war bei 39+6 angelangt und war gut und positiv eingestellt auf eine baldige Geburt.
Doch an diesem Tag waren wir alle, vor allem die Kinder, so richtig komisch drauf.......schnell genervt, antriebslos, quengelig, störrisch, müde, die Kinder waren auch extrem anhänglich.......so dass ich zu meinem Mann sagte: „Irgend etwas liegt heute in der Luft. Entweder es beginnt wieder zu schneien, oder die Geburt geht los

„Haha!" dachte ich mir nur! Mit dem Gedanken, dass es so sein könnte hab ich mich schon lange abgefunden und es beunruhigte mich kein bisschen. Ich hatte nur im Hinterkopf, dass sie bis 19:00 arbeiten müsse.
Ab dem späten Vormittag spürte ich immer wieder ein Ziehen in meinem Bauch, nur ein Ziehen, aber anders als die Wochen zuvor. Ich nahm es wahr, aber wollte mich noch nicht recht darauf einlassen. Es war für mich zu dem Zeitpunkt noch kein sicheres Zeichen für eine Geburt.
Die Kinder wünschten sich zum Mittagessen bunte Spieße und Spätzle. Während die Buben, Gott sei Dank, eine Weile schliefen und die Mädchen total nett in ihrem Zimmer spielten, werkelten mein Mann und ich in der Küche und besprachen nochmal gewisse Dinge die mir für die Geburt wichtig waren - geladene Kamera, Geburtstee kochen, Bettlaken, verschiedene Öle, Rosenblüten (ihm muss man das öfter sagen, wo sich die Sachen befinden, damit er sich das merkt


........bald darauf begann es zu schneien.......immer mehr, so richtig große Flocken

Es war mir sehr recht, dass die Kinder dann unbedingt ins Freie wollten. So konnte ich mich ein wenig entspannen und in mich hinein fühlen. Es gab keinen Zweifel mehr für mich, dass unser Baby heute noch oder morgen zur Welt kommen wird.
Es änderte sich stundenlang dann aber nichts großartig an meinem Zustand - immer wieder ein stärkeres Ziehen. Ich hatte noch das Bedürfnis

Beim Abendessen fiel mir auf wie ich innerlich unruhig wurde und eigentlich nur wollte, dass die Kinder zu Bett gehen. Es sollte einfach Ruhe einkehren. Das Zubettgehen ging erstaunlich ruhig und flott, was bei uns nicht immer so der Fall ist. Grins. Ich hab mir dann noch für alle bewusst Zeit genommen zum Kuscheln und reden und hab ihnen auch gesagt, dass wir am nächsten Tag wahrscheinlich mit unserem Baby kuscheln werden

Annika bekräftigte nochmal ihren Entschluss bei der Geburt dabei sein zu wollen und ich versprach ihr, dass wir sie wecken, wenn die Geburt in vollem Gange ist.
Mein Mann und ich räumten noch die Küche auf. Irgendwie wollte ich zu diesem Zeitpunkt nicht gebären und Schmerzen haben, viel lieber wäre ich einfach schlafen gegangen. Ich sagte das auch meinem Mann, der mich in den Arm nahm und meinte, ich würde das alles super gut machen und bald würden wir unser Baby in unseren Armen halten. Es tat gut sein Vertrauen und seine Präsenz zu spüren und zu wissen es ist gerade gut so wie es ist.
Daraufhin ging ich räuchern. Ich hatte mir in der Schwangerschaft ein spezielles Harz und einen besonderen Weihrauch "das Tor zum Himmel" besorgt. Hmmm, ich liebe diese Düfte. Rosenblüten kamen auch noch dazu. Dieses Ritual hat mich sehr beruhigt und wieder in meine Mitte gebracht. Da konnte ich es erst richtig fassen, dass ich auf meiner Geburtsreise bin

Erst dann wechselte das Ziehen in ein Wehen.......vielleicht ließ ich es erst jetzt zu, dass ich Wehen habe, zu dem Zeitpunkt (21:00) so alle 20-30min. Mein Mann kochte mir Gewürztee und ich beschloss, meine Hebamme erstmal durch eine SMS zu informieren.
Meine älteste Tochter wurde wach, vielleicht hatte sie auch gar nicht richtig geschlafen

22:00 Ich schrieb ins HG-Forum, dass ich alle 10 min recht kräftige Wehen habe. Zudem Zeitpunkt bewegte ich mich im Wohnraum, veratmete die Wellen abgestützt am Esstisch. Die Kinder schliefen und mein Mann legte sich auch noch eine Weile aufs Ohr.
Ich war alleine und ich genoss das! Ich entzündete die Kerzen, trank schluckweise meinen Tee und konnte mich voll und ganz auf die immer wiederkehrenden Wellen einlassen. Ich war bei mir und meinem Kind. Ich begann leise zu tönen, tiefes Tönen kam aus mir heraus, mein Becken kreisend.
22:30 Ich gehe ins Schlafzimmer zu meinem Mann und bat ihn nun mit dem Fotografieren und Filmen zu beginnen. Ich setzte mich ins Bett und tastete wieder nach dem Muttermund......konnte diesmal aber nicht genau sagen, wie weit sich die Blume schon geöffnet hatte. Auf jeden Fall erschien sie mir weit.
Die Wellen wurden heftiger und das Tönen lauter. Aufrecht sitzend die Beine gespreizt konnte ich einige zulassen und spürte ganz deutlich wie sich mein Baby den Weg nach unten bahnt und wie ich ihr dabei half.
Mein Mann massierte mir in den Wehenpausen leicht das Kreuzbein mit einem Geburtsöl. Das tat gut.
23:00 A. meinte wir sollten doch schön langsam unsere Hebamme anrufen. (im Nachhinein gesehen war das echt spät, aber ich empfand die Geburt und die Intensität der Schmerzen nicht so stark, wie ich es von den anderen Geburten kannte. Der Mumu hätte vielleicht darauf hingedeutet, aber da war ich mir ja nicht sicher) S., unsere Hebamme, fuhr übrigens gleich los, da sie ja ca. 1h Anfahrtszeit hatte.
Ich wollte sie, von der Zeit her, auch nicht früher anrufen. Diese Stunden dieses einfach "bei MIR sein", in Ruhe sein, in dem Wissen mein Mann und meine Kinder sind in der Nähe und in dem Wissen meine Hebamme wird kommen, war ich so glücklich und hatte vollkommenen Frieden. Unruhe zu keiner Zeit, Angst zu keiner Zeit. Und ich spürte mein Baby oft ganz fest strampeln......das gab mir auch Sicherheit.
Um kurz vor Mitternacht, unsere Hebamme war noch nicht eingetroffen, hatte ich Lust auf Wasser. Ich veratmete noch eine Welle am Bettrand und begab mich dann ins Bad. Ich hatte Lust auf ein warmes Bad mit meinem Geburtsöl und den Rosenblüten. Ich dachte mir nur noch S. wird bestimmt bald eintreffen. Meinen Mann schickte ich nochmal um nach den Kindern zu sehen.......
Auf einmal überraschte mich eine Hammerwehe. Boah, das war ein echt heftiger Schmerz, ich dachte es zerreißt mich. Ich tönte, den Mund weit geöffnet, Aaahhh, immer lauter und lauter. Ich stützte mich auf die Wickelkommode und siehe da......die Fruchtblase platzte. Ich hatte noch mein Höschen an. Das strich ich mir natürlich gleich nach unten. Dann fasste ich zwischen die Beine und spürte das Köpfchen meines Babys


Der erste Schrei folgte sogleich, wenn auch etwas verhalten. Ich hab ihr dann ihre Nase ganz leicht mit meinem Mund abgesaugt, weil sie so ein bisschen geröchelt hatte. Danach hab ich sie hochgehoben und sie hat ganz laut geschrien.
Da saßen wir nun, auf dem nassen, warmen Fliesenboden in unserem Badezimmer - Annika, mein Mann und ich mit unserem Neugeborenen in rote und orange Handtücher gewickelt. Wir waren überwältigt, vor allem ich, ob dieser friedvollen, sanften und schnellen Geburt und wir waren so berührt von diesem neuen Leben - unserer Tochter, Schwester Alma.
Nach einer Weile wechselten wir ins Schlafzimmer und bald darauf traf auch meine Hebi ein. Ich freute mich sie zu sehen und sie war irgendwie gar nicht überrascht, dass unser Baby schon geboren war

Alma lag dann auf meinem Bauch und es hat nicht lange gedauert, dass sie begann nach der Brust zu suchen. Das ist schon auch immer witzig, wenn sie mit geöffneten Mündchen und geschlossenen Augen so die Haut absuchen

S. hat das ganze nur mal beobachtet und sie hatte ein rosiges, stillendes Baby und eine glückliche Mutter vor Augen. Sie sah dann nach der Blutung und behielt die Zeit wegen der Plazenta im Auge.
Annika wollte ihre Schwester wecken und ihr das Baby zeigen. Ida kam ganz verdattert in unsere Höhle die nur durch eine Salzlampe und die Geburtskerze etwas erhellt war. Sie war allerdings auch gleich begeistert und freute sich, dass das Baby nun auf der Welt ist. Die Buben schliefen und bekamen von all dem nichts mit

DIE PLAZENTAGEBURT:
Eigentlich hatte ich ja eine Lotusgeburt geplant und auch alles dafür vorbereitet. Nachdem die Plazenta allerdings auf sich warten ließ und ich mich so unbeweglich und unfrei fühlte in meinen Versuchen sie zu gebären, entschied ich mich ca. 50min später die Nabelschnur mit der Geburtskerze zu durchbrennen.
Es war ein sehr schönes Ritual. Meine beiden älteren Töchter waren auch dabei

Nachdem die Nabelschnur durchtrennt war, bin ich kurz herum gelaufen, bin dann aufs Clo, hab ein paar Mal gedrückt und die Plazenta war vollständig geboren. Es ging auf einmal ganz leicht und ich war schon erleichtert, dass nun auch dies problemlos vorüber war.
Nachdem die Geburt also abgeschlossen war, warf Sabrina noch einen genaueren Blick auf mich und das Baby. Alma wurde gewogen und gemessen - 3020g, 49cm und 32,5 KU

Ich hatte dann das Bedürfnis zu duschen. Annika durfte ihre kleine Schwester derweil auf den nackten Oberkörper legen und mit ihr kuscheln.
Danach sind wir - mein Mann, die Mädchen und ich, kuschelnd und total erfüllt von diesem Ereignis “Alma's Geburt" eingeschlafen........

Ich habe 5 Kinder in 4 schönen Geburten zur Welt bringen dürfen - ich fühle mich sehr gesegnet.
In dieser Geburt war ich jedoch so vollkommen bei mir, so intuitiv, wie in keiner zuvor. Ich denke, dass ich dadurch diese Geburtsschmerzen anders wahr nahm, ich konnte noch besser damit umgehen, noch besser mit meinem Kind zusammen “arbeiten". Ich fühlte mich so stark und auch erfahren. Es war einfach toll diese Urkraft der Weiblichkeit so zu erleben! Ich bin unglaublich dankbar dafür!!
