Arthur

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anniba
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Arthur

Beitragvon anniba » Mo 7. Mai 2012, 14:46

Arthur
Mo 3. Mai 2010, 22:42

Vorneweg muss ich wohl erklären, dass ich zwar von Beginn dieser Schwangerschaft wusste, dass ich das Kind daheim kriegen will, aber lange nicht wusste, ob es möglich sein würde.
In der Mitte der Schwangerschaft wurde mir nämlich eine Placenta praevia marginalis diagnostiziert, und der Trottel von Gynäkologe meinte, da müsse man dann eine geplante Sectio machen :saege: und bestellte mich für drei Wochen später wieder zu sich.
Nach viel Leid und Tränen sowie dem Studium geburtshilflicher Literatur bin ich zum nächsten Termin noch einmal zu dem Trottel hingegangen, um ihm zu sagen wie mies das von ihm war, was er da bei mir angerichtet hat, und dass das mit der geplanten Sectio ein Topfen ist, wie alle Bücher übereinstimmend schreiben. (Sogar eines, wo der Husslein Mitautor ist :laser: ) Er hat nur zickig reagiert (ich habe nämlich auch noch die Ultraschalluntersuchung verweigert, ich Böse) und mir diesmal einen Notkaiserschnitt in Aussicht gestellt.

Egal, für meine Psychohygiene wars wichtig, danach konnte ich beruhigt Arzt wechseln. Meine Hebamme hat mir einen unhysterischen empfohlen.
Die Tragik war halt diese: auch wenn alle Autoren einig sind, dass bei nur marginaler Placenta praevia eine vaginale Geburt angestrebt werden kann, so sind gleichzeitig auch alle einig, dass es ein Risiko darstellt und daher unter OP-Bereitschaft angegangen werden sollte.
Daher habe ich den Rest der Schwangerschaft mit Hoffen und Beten verbracht, dass die Placenta noch "hinaufwächst".
Ein paar Tage vor Weihnachten habe ich dann endlich gewusst: es wird gehen, die Placenta ist weit genug oben.
Mein Arzt hat mich gewarnt, dass es bei so tiefem Sitz der Placenta immer noch die Gefahr starker Nachblutungen gibt. Manche Ärzte würden bei sowas sagen, Hausgeburt geht gar nicht.Er hat mir viel Erfolg gewünscht.

Mein Sohn ist dann am 19.Jänner, also einen Tag nach dem errechneten Termin, im heimischen Wohnzimmer zur Welt gekommen.
Nachdem ich schon seit drei Wochen Vorwehen hatte, pünktlich alle 20 Minuten, war ich mir bei den ersten richtigen Wehen nicht ganz sicher, ob das jetzt auch richtige Wehen waren. Schrecklicherweise hab dann noch eine halbe Stunde herum telefonieren müssen um zu organisieren, dass die Babysitterin die großen Kinder vom Kindergarten abholt, die Kindergärtnerin sie nicht für eine Kinderklauerin hält, sie die Kinder zu Freunden bringt, mein Mann vom anderen Ende der Stadt heimkommt, die Hebamme gewarnt ist usw. (Und die Hebamme war gerade im OP, ich habe ihr also versprochen, dass ich mich noch ein bissl entspanne.)
Ich habe all das geschafft und mir daneben sogar noch ein Bad eingelassen.(hier bräuchte es einen Schweiß-von-der-Stirne-wisch -Smiley)
In der Badewanne liegend war ich mir dann sehr sehr sicher das das jetzt die Geburt ist. Also eine kurze zweite Telefonrunde an Mann und Hebamme, dass sie nicht nur kommen sollen, sondern schnell, bitte.
Mein Mann war als erstes da, er hat noch einmal alle Zimmer gesaugt, keine Ahnung wieso, das war ihm irgendwie ein Bedürfnis. Dann habe ich ihm befohlen, er solle sich jetzt neben mich setzen und nie wieder weg gehen.
Ich habe ihn auch aufgefordert, die Fruchtblase zu fühlen, denn die konnte man schon ganz leicht ertasten. Er war sich erst nicht ganz sicher, ob er das will, und "darf man denn das?".... Aber wie oft geschieht schon so etwas spannendes?
Die Wehen kamen schon recht schnell hintereinander, aber ich hab mich da schon um nichts mehr gekümmert, ich hatte auch gar kein Zeitgefühl mehr.
Die Hebamme ist dann auch gekommen, ich habe sie fröhlich stöhnend begrüßt und war einfach so froh, dass jetzt alle da sind wo sie sein sollen, und niemand mehr irgendwohin hetzen muss. Eigentlich wollte ich die Hebamme freundlich begrüssen und ihr sagen, dass ich mich freue dass sie da ist. Aber sie ist gerade während einer Wehe zur Tür hereingeschneit und da ist es halt eher so ein AAAAAHHHHHHOOOOOHH geworden. Ich hab irgendwie lustig gefunden, und sie wird sowas gewohnt sein.
Sie hat mir den Rücken massiert und es war wunderbar, bis ich plötzlich gewusst habe, ich muss jetzt raus aus der Wanne, ich brauch Boden unter den Füßen.
Ich habe Befehl zum Aufbruch gegeben, mein Mann hat mich abgetrocknet und mir ein T-Shirt übergezogen (bin immer noch beeindruckt, dass er daran gedacht hat).
In einer Wehenpause bin ich also schnell ins Wohnzimmer übersiedelt. Die Fruchtblase ist irgendwo unterwegs gesprungen (noch keine Sauerei!) und im Wohnzimmer hab ich das Handtuch auf den Teppich geworfen und mich drauf niedergelassen. Mein Mann ist auf dem Bett gesessen, ich hab mich knieend auf ihn drauf gehängt und ein paar Wehen später so das Kind geboren. Ich habe wirklich laut gebrüllt (wir haben keine Nachbarn :bgrin: ) und es ist auch nicht leicht gegangen. Ich hätte mir viel mehr Zeit gewünscht, aber das Kind wollte unbedingt raus. (Der wollte die ganze Zeit raus. Kein anderes Kind war während der Geburt so ungeduldig)
Nachdem der Kopf heraußen war, war ich der Meinung das wars jetzt, aber mein Kleiner hat irgendeinen Blödsinn mit seinen Schultern angestellt. Es hat mich noch einmal enorme Kraft gekostet und mein Damm ist auch ein wenig gerissen.
Dann war er aber wirklich da, ganz rosig und ganz lieb. Dieses Kind habe ich sofort gepackt und im Arm gehalten (Bei den anderen war ich immer viel zu verdattert)

Die ganze Aktion hat von ersten Telefonat weg etwas über zwei Stunden gedauert. Der kleine Arthur ist eigentlich auch gar nicht so klein, sondern hatte 4260g was uns doch überrascht hat. (erklärt aber die Schulter-Sache)

Meine Hebamme hat den Dammriss genäht, und die Plazenta ist schön vollständig und halbwegs freiwillig dahergekommen.
Danach hat die Sauerei dann angefangen, ich habe dann wirklich stark geblutet.
Das war echt schlimm, mein Mann hatte eine 10er Packung von diesen Unterlagen gekauft und wir hätten nie gedacht, dass wir die alle brauchen würden. Sind aber alle draufgegangen, und noch ein Haufen Handtücher.
(Und jetzt weiß ich auch warum ich so fanatisch Wäsche horte. Wir hatten nämlich noch reichlich Handtücher und auch Bettwäsche übrig nach der Geburt)
Ich hatte die gemeinsten Nachwehen, und trotzdem hab ich so geblutet. Beim Versuch mich nur aufzusetzen bin ich eher kollabiert, trotzdem ist nie Hektik ausgebrochen. Meine Hebamme hat mir Globuli gegeben, den Bauch geknetet (oh Schmerz!), einen Zugang in meine echt nicht mehr sicht- oder fühlbaren Venen gezaubert, Synto gespritzt (Horror!) und HAES verpasst, dazwischen haben wir aber auch ein gutes Abendessen genossen und Tee getrunken. Irgendwann hat sie dann gesagt, wenn es jetzt nicht SOFORT aufhört zu bluten, muss ich in die Klinik fahren, und das hat dann wohl endgültig gewirkt. Die Blutung hat sofort aufgehört.

Ich kann nur immer noch staunen, wie viel Blut man als Schwangere hat und dass da immer noch was in mir übrig war. Danach ist es mir natürlich gar nicht gut gegangen.
Trotzdem, oder gerade deswegen bin ich heilfroh, dass ich zuhause war. Ich habe mich bei meiner Hebamme sicher gefühlt, wir haben die Blutung in den Griff bekommen und ich durfte mich in meinem Bett erholen und zwar wirklich erholen. Ich bin einfach nur im Bett gelegen und habe hin und wieder dem Kleinen die Brust gereicht. Um alles andere mussten sich andere kümmern. Erst einen Tag später bin ich das erste mal wieder aufgestanden und bin,von meinem Mann gestützt, Richtung Klo gewankt

Meine Schwiegermutter ist am Tag nach der Geburt gekommen und hat gekocht und geputzt und den großen Kindern Märchen vorgelesen

Am dritten Tag habe ich dann auch noch hohes Fieber bekommen, mein Arzt war dann da, hat eine Nierenbeckenentzündung festgestellt und mir Antibiotika verschrieben. Damit ist es dann zum Glück gleich besser geworden.


Beitragvon Semmelweise » Mo 3. Mai 2010, 23:10

Liebe Anniba,

interessant, ich habe erst kürzlich von einer Hebamme gehört, dass es tatsächlich hilft, wenn man einer Frau "befiehlt", dass die Blutung aufhören muss. Eine Kollegin hat das bei einer australischen Hebamme aufgeschnappt, bei der sie auf Besuch war, und das übernommen. Die "schimpft" einfach mit der blutenden Frau, "Wirst du jetzt sofort aufhören, sonst muss ich dich ins KH bringen." Und bumm, in den meisten Fällen stoppt die Blutung.

Toll find ich auch, dass du dem Gyn die Meinung gesagt hast!! Die müssen einfach mitkriegen, dass man ihnen diese faktenleere Angstmache nicht mehr erlaubt!

LG,
Kathrin


Beitragvon anniba » Di 4. Mai 2010, 09:05

Das mit der Krankenhaus-Drohung um die Blutung zu stoppen fand ich sehr beeindruckend.
Man fragt sich, was die im Krankenhaus in so einer Situation getan hätten? "Sonst müssen Sie nach Hause gehen!" hätte wohl nicht die gewünschte Wirkung. :alter:

Den Blutverlust hat meine Hebamme auf gute 1,5 Liter geschätzt. Wie sie mir das gesagt hat, ist mir schon noch einmal anders geworden.
Interessant finde ich auch, dass weder Hebamme noch Gyn noch Hausärztin finden, dass ich grauslige Eisentabletten nehmen sollte. Das nutzt eh nichts, sagen sie unabhängig voneinander. Da braucht man einfach Geduld.

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Axomonster
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Re: Arthur

Beitragvon Axomonster » Di 8. Mai 2012, 15:03

:herzen:
Schneeprinzessin 12/11 HG ungeplant UC
Goldjunge 01/14 HG mit Hebamme
Weihnachtswunder erwatet 12/18

MarinaG
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Re: Arthur

Beitragvon MarinaG » Fr 21. Jun 2013, 20:53

Hallo anniba, ich habe ein paar Fragen. Ich habe jetzt auch Plazenta praevia marginalis, was mir natürlich Sorgen macht, ob es mit HG und überhaupt einer vaginalen Geburt kalppt. Die Ärztin, die den Ultraschall vorgestern machte, sagte, die wächst noch garantiert hoch, Angst habe ich trotzdem (obwohl heute schon weniger). Könntest du mir sagen, was du zu diesem Thema gelesen hast? Ich habe gestern schon bei Rockenschaub nachgeschaut. Hast du deine Plazenta dann während der 2. Schwangerschaftshälfte/vor der Geburt per US kontrollieren lassen? Wie sah deine Hebamme das alles?
2 Sternchen (Mai und Dezember 2009)
Sohn (April 2011, Klinikgeburt)
Tochter (Oktober 2013, Hausgeburt)
Sohn (Februar 2016, Haus(allein)geburt)


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