[Anmerkung: Dieser Geburtsbericht ist von McSound. Ihr Wunsch ist, dass dieser unter "KH-Geburtsberichte" erscheinen soll, nicht bei den traumatischen.]
Ausdrücklich wünscht McSound Eure Kommentare und Anmerkungen: wo sind Dinge schief gelaufen, was hätte man anders machen sollen usw.?
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Kurze Vorgeschichte
Schon in der 37. SSW haben wir meinen Zustand beobachtet: geschwollene Fuesse, Beine, Haende und sogar Arme und Gesicht, dazu noch ploetzlich ansteigenden Bluthochdruck (140/100) und rapide Gewichtszunahme. Alleine schon in diesem Zustand haette mich das Geburtshaus nicht mehr aufgenommen. So ueberlegten wir uns einfach daheim zu bleiben. Krankenhaus kam fuer uns auf keinen Fall in Frage, weil wir um die Zustaende dort wissen.
Es fing alles in der Nacht von Montag auf Dienstag an (38. SSW + 1 Tag). Meine erste unruhige Nacht. Alle 2-3 Stunden musste ich sowieso auf die Toilette, doch diese Nacht bemerkte ich, dass mein Gesicht extrem schnell angeschwollen war, auch Hals und Arme. Sorge und auch Furcht haben mich gepackt, bei dem Gedanken an Praeklampsia und Geburt im Krankenhaus. Dienstag Morgen haben wir mein Urin im Labor ein zweites Mal untersuchen lassen (solche tollen Teststreifen aus der Apotheke gibts hier noch nicht). Tatsaechlich, nun wurde Eiweiss entdeckt! Erster Anruf bei meiner Schwiegermama: “Wir gehen heute noch zur Frauenaerztin in die Grossstadt (1 Stunde Autofahrt).” Zweiter Anruf an unsere zustaendige Hebamme: “Was ratest du mir? Muessen wir sofort ins Krankenhaus?” Mit Gelassenheit hat sie uns zur Frauenaerztin geschickt, in der Meinung, dass sie uns bestimmt blutdrucksenkende Medikamente gibt. Da mein Mann auch nicht mit einer sofortigen Krankenhauseinweisung gerechnet hat, haben wir alle vorbereiteten Taschen daheim gelassen.
In der Stadt angekommen hatte die Frauenaerztin wegen einem Notfall erst ab 16.00Uhr Zeit. So vertroedelten wir die Zeit im Einkaufsladen.
Beim Frauenarzt
Da wir einige Termine beim Frauenarzt einfach ausfallen lassen haben und auch dementsprechende Untersuchungen, war ich etwas besorgt, getadelt zu werden. Schon beim Gewicht messen, das bei mir 90.8kg ergab, waren die zwei Helferinnen sehr erschrocken. Wir haben der Frauenaerztin erklaert, dass wir eine Praeklampsia befuerchten und dann wurde ich untersucht: Ultraschall, Blutdruck und etwas, was ich nie vergessen werde: die vaginale Untersuchung, hier IE (internal examination) genannt. Ganz ohne Voranmeldung oder Erklaerung. Sie sagte einfach, als sie schon mit ihren Fingern drin war: “Sorry, das tut jetzt halt weh.” Ich kam mir vor wie ein Huhn, das ausgenommen wird. Mir wurde ganz schwindelig und mein ganzer Koerper schmerzte und zog sich zusammen. Ich hatte Probleme, von der Liege wieder aufzustehen und die Helferin musste assistieren. Davor wurde mein Mann beauftragt, ein blutdrucksenkendes Medikament im Erdgeschoss zu kaufen, so hat er nichts davon mitbekommen. Als die Frauenaerztin die Ueberweisung ins Krankenhaus schrieb und mir ganz ruhig erklaerte, dass ich sofort ins Krankenhaus muesse, damit die Aerzte versuchen, meinen Blutdruck zu senken, dann eine Geburt einleiten und wenn das nicht klappen sollte einen Kaiserschnitt. Gut, dass ich inzwischen auf einem Stuhl vor ihr sass, den ich zitterte am ganzen Leib. Sogar meine Zaehne klapperten. Mein Wunsch von Hausgeburt oder Geburtshaus in Begleitung meines Mannes und einigermassen Selbstbestimmung bei der Geburt war nun vorbei. Warum duerfen wir nicht nach Hause? Alles, doch nur nicht Krankenhaus! Und jetzt hab ich wohl keine andere Wahl.
Die Frauenaerztin war auch schon ganz nervoes bei meinem Anblick und rief eine ihrer zwei Helferinnen, um mir Wasser anzubieten: “Wo bleibt denn Ihr Mann?” fragte sie besorgt. Da kam er ploetzlich herein, ganz gelassen, wie er so ist, und war ganz verwundert ueber meinen Zustand. Ich schluckte die Tablette. Die Frauenaerztin erklaerte ihm alles. Er hatte mich inzwischen umarmt und mein Zittern lies nach. “Koennen wir nicht nach Hause fahren und sie verschreiben blutdrucksenkende Medikamente?” fragte mein Mann. Daraufhin lies sie uns endlich wissen, dass mein Blutdruck bei 200/100 war und wie gefaehrlich es fuer Mutter und Kind sein koennte. Jederzeit koennte ich Kraempfe bekommen.
Mein Herz pochte stark und wir zischten ab ins Krankenhaus.
Ankunft in der Notaufnahme
Nach einer kurzen Autofahrt und wichtige Anweisungen an meinen Ehemann, was er alles von daheim mitbringen solle, kamen wir mit dem Ueberweisungsschrieb der Frauenaerztin in der Notaufnahme an. Da wurde ich gleich von einer vom Personal gefragt, ob der Bauch schon weh tut. Als ich verneinte, verwunderte sie sich und starrte auf den Schrieb: “Hier, mach du das. Ich weiss nicht wie man damit umgeht.” Ihr Kollege setze mich sofort in den Rollstuhl und fuhr mich in den “Labor Room”. Wir waren ganz verwundert, warum denn jetzt schon in den Kreissaal? Wir dachten, dass mein Blutdruck erst mal gesenkt und beobachtet werden sollte. Ging das nicht in einem normalen Zimmer auf der Station? Alles ging so schnell und hier fing es an: die Unsicherheit, was wirklich notwendig war und was nicht…
Im ”Labor Room”
Schon der erste Schritt in den “Labor Room” war unangenehm: es fing an mit Flipflops wechseln - jegliche Angehoerigen und auch Ehemann draussen bleiben - Kleider ausziehen und Krankenhauskittel anziehen - wiegen - nach Daten ausfragen – hinlegen - Blutdruck messen - Infusion anlegen - Herztoene des Babies abhoere - Schambehaarung abrasieren mit Waschung - Urinprobe nehmen (Bettpfanne) - Blutprobe nehmen und Blutungszeit messen - vaginale Untersuchung (nicht so schmerzhaft wie bei der Frauenaerztin)
Fuenf verschiedene Schwestern oder Aerzte (aeusserlich konnte man das nicht erkennen) rannten um mich herum. Inmitten meines Albtraums bemerkte ich zwei Frauen neben mir, die mich anlaechelten. Frau 1 gerade in Wehen und Frau 2 mit einem voraussichtlichem Kaiserschnitt wegen Querlage. Drei Betten passten grad so in den Raum, die man mit einem Vorhang voneinander abtrennen konnte. Jedoch war der immer offen. Nun fuehlte ich mich nicht ganz so alleine. Obwohl wir kein einziges Wort ausgetauscht hatten, kam es mir vor, als ob ich sie schon ein wenig kannte, da man die Aerzte hatte reden hoeren und weil ich einen guten Blick auf die Tafel hatte, auf der alle unsere medizinisch wichtigen Daten kurz zusammengefasst waren. Dann wurde die Frau 1 in den daneben liegenden “Delivery Room” gebracht. “Ach so laueft das ab”, dachte ich mir und warf einen Blick in diesen Raum, der auch mich in einigen Stunden erwartete. Er sah furchtbar aus: der ganze Raum mintgruen ausgefliesst und mit einer Edelstahltuer, so wie im Schlachtraum eines Metzgers. Inmitten des Raumes eine Liege mit dieser Vorrichtung zum Fuesse spreizen und auflegen und alles mit guter Beleuchtung. Ich versuchte mich an den Gedanken zu gewoehnen, dass es DAS jetzt ist und positiv zu denken. Obwohl ich mich so gestraeubt habe, hier zu landen- da muss ich jetzt durch zusammen mit meinem Baby. Dann hoerte ich ein Kind schreien, “Oh, das ging aber schnell!” dachte ich. Alle haben Frau 1 gelobt, wie gut sie doch gepresst habe (ihr 3. Kind) und ich bekam grosse Hoffnung fuer mich.
Die Frau 2 wurde noch untersucht und dann fuer den Kaiserschnitt vorbereitet. Auch das konnte ich beobachten und hatte Mitleid mit ihr. Es war ihr erstes Kind. Sie wurde in den OP gefahren. Nun war ich die einzige Patientin im Raum- alle Augen des Personals auf mich gerichtet.
Ich bin Gott so dankbar, dass ich so nette Schwestern um mich hatte und dass das Personal nur weiblich war. Immer wieder kam jemand Neues, die mir fast die gleichen Fragen gestellt hatte. Beim Schichtwechsel erneut viele Fragen. Eine Lernschwester war ganz gluecklich, mich zu sehen: “Wir hatten erst das Thema Praeklampsia in der Schule, aber ich sagte meiner Lehrerin, dass wir noch nie einen akuten Fall in der Praxis hatten. Nun sind sie da!” Ach wie nett- nun darf die Lernschwester an mir lernen. Bei manchen Schwestern ergriff ich die Gelegenheit, auch Fragen zu stellen und so ergaben sich nette Konversationen. Ich vergass mein Elend ein bisschen und mein Blutdruck verbesserte sich.
Mein Mann
Nicht nur ich geriet in die Muehlen des Krankenhauses, sondern auch mein Mann wurde auf Trab gehalten. Er musste eine Vorauszahlung an der Kasse machen (die meisten hier haben keine Krankenversicherung, wir uebrigens auch nicht), ein Zimmer fuer nach der Geburt buchen, Medizin und Essen kaufen. Da er dieses Zimmer buchte (Zimmer sind mit extra Liege versehen, weil sich ein Familienangehoeriger immer um den Patienten kuemmern muss), war er fest davon ueberzeugt, dass ich die Nacht im Zimmer und nicht im “Labor Room” verbringen wuerde. Keiner hat ihn richtig informiert. Er organisierte, dass seine Mutter ins Krankenhaus kommt, damit eine Person die noetigen Laufgaenge macht, waehrend er eine Stunde nach Hause fuhr, um unsere Sachen zu holen. Wenigstens durfe ich mein Handy bei mir behalten, so konnte er mich kontaktieren, aber auch nur wenn ich grade nicht untersucht oder interviewt wurde.
Nach Mitternacht kam er wieder im Krankenhaus an und nach einer fast schlaflosen Nacht wurde er am Morgen informiert, dass er drei Beutel voll Blut und einen Beutel von Blutplaettchen fuer mich vorbereiten soll, nur im Falle eines Notfalls. So suchten sie nach Spendern.
Mein Ehemann wollte ja auch lieber eine Hausgeburt. Nun war er so wie ich nicht mehr sicher, welche Anweisungen der Aerzte wirklich notwendig waren. Er wollte einfach alles tun, damit Mutter und Kind sicher und gesund sind.
Eingeleitete Geburt
Nach einer Nacht staendigen Blutdruckmessens und Herztoene des Kindes abhoerens, meinten die Aerzte, dass wir um 8.00Uhr mit den Tropfen fuer die Wehen anfangen sollten. Inzwischen war mein Blutdruck auf 140/90 runtergegangen und mein Mann und ich dachten, ich koenne auf die Station verlegt werden. “Wir werden auf jeden Fall eine natuerliche Geburt versuchen”, sagte die Frauenaerztin zu mir, als sie den Nachmittag zuvor die Ueberweisung schrieb. Dabei habe ich nicht an eingeleitete Geburt gedacht, sondern eher zur Beobachtung im Krankenhaus behalten zu werden.
Die Aerzte ueberzeugten uns, dass bei meinen Werten es sicherer sei, sofort mit der Einleitung zu beginnen. Da wir beide keine Ahnung hatten, wie schlimm wirklich mein Zustand war und wir auch keinen Vergleich oder eine Vertrauensperson hatten, die sich auskannte, stimmten wir zu. Die Aerzte versicherten uns, alles zu versuchen, damit die Geburt vaginal wird und nicht mit einem Kaiserschnitt endet. Ich war zuversichtlich.
So ging es um 8.00Uhr los: ich lag im Bett und eine Schwester sass neben mir auf einem Stuhl. Jedes Mal wenn eine Wehe kam, sollte ich es sagen und dann hat sie meinen Bauch angefasst und sich Notizen dabei gemacht. Die Wehen kamen so alle 3-4 Minuten und ich empfand sie als sehr leicht. Spaeter kam eine Aerztin und erhoehte die Tropfen, weil ich ja anscheinend kein Gesicht verziehe. Die Wehen wurden staerker, aber wirklich noch ertraeglich. Ich durfte noch Mittag essen und mir ging es zu dieser Zeit recht gut.
Dann kam die Frauenaerztin wieder (hier haben die Krankenhaeuser keine “eigenen” Aerzte, der behandelnde Arzt begleitet einen in der Behandlung, egal welches Krankenhaus man sich aussucht), und machte eine vaginale Untersuchung (die dritte inzwischen) und stellte fest, dass sich der Muttermund von 2cm zu 3cm geoeffnet hat. Spaeter dann von 3cm auf 4cm. Diese vaginalen Untersuchungen waren fuer mich das Schlimmste. (Nach der Geburt habe ich von einer werdenden Hebamme erfahren, dass man seit Neuestem nicht nur mit Zeige- und Mittelfinger diese Untersuchung machen darf, sondern nun noch zusaetzlich mit dem Ringfinger.) Die Frauenaerztin erklaerte, da wir ja jetzt bei 4cm angekommen waren, dass wir jetzt die Fruchtblase platzen lassen, damit alles schneller ginge. (Nach der Geburt erzaehlte ich dies unserer Hebamme und sie war sehr ueberrascht und auch veraergert, weil man das bei 4cm nicht macht und die vielen vaginalen Untersuchungen wirken sich negativ aus. Da war mir klar, dass die Aerzte nur Geld mit uns gemacht haben) Dazu sollte ich in den “Delivery Room” gehen. “Na dann”, dachte ich mir “Augen zu und durch!” Im “Delivery Room” sah ich mich um und alles in mir zog sich zusammen. Ich wusste nicht, ob ich vor Angst zitterte oder weil der Raum so kuehl war. Ich legte mich auf die Liege und die Fuesse in diese Vorrichtung. Ich kam mir vor wie auf dem Schlachttisch (als Kinder haben wir zusammen mit meinem Onkel Schweine geschlachtet und Wurst daraus gemacht- es erinnerte mich daran). Waehrend die Frauenaerztin die “Geraete” vorbereitete (gut, dass diese nicht gesehen habe), kam eine neue Aerztin, die mich ausgefragt hat. Da stellte sich heraus, dass wir Nachbarn sind und sie in dem schicken, grossen Haus mit den hohen Mauern schraeg gegenueber von uns wohnt. So konnte ich mich durch die Konversation ablenken. Die Schmerzen waren jedoch trotz Ablenkung noch schlimmer als diese vaginalen Untersuchungen. “Pressen!” sagte die Frauenaerztin waehrend sie mit irgendeinem Geraet in die Vagina reingefahren ist und ich spuerte das Fruchtwasser herausfliessen. Nach einer Waesche am Intimbereich mit kaltem Wasser (dabei hab ich mich echt erschrocken) durfte ich wieder in den “Labor Room” in mein Bett.
Die Wehen wurden immer staerker. Inzwischen kam jemand anderes, der die Wehenabstaende notierte. Sie war leider nicht so konzentriert bei der Arbeit, lief mal weg, telefonierte. Viele Wehen hat sie nicht notiert, so habe ich selber auf die Uhr geschaut und ihr spaeter meine Beobachtung berichtet. Alle 2 Minuten kam eine Wehe mit ca. 20 Sekunden Dauer.
Obwohl ich auf die Uhr geschaut habe, hatte ich die Zeit vergessen. Mein Mann durfte ab und zu mal rein kommen und ich bat ihn, meinen Ruecken zu massieren, aber er wurde auch immer wieder von den Schwestern und Aerzten unterbrochen. Zwischen den Wehen bin ich auch kurz eingeschlafen. Dann musste ich einmal spucken. Die Frage kam, ob ich Schmerzmittel wolle, ich verneinte. Nach einer Weile hoerte ich, dass sie mir nun doch Schmerzmittel geben, da mein Blutdruck wieder angestiegen ist. Ich war mir erst nicht sicher, ob ich das traeumte.
So gegen 22.00Uhr bin ich wieder aufgewacht. Durch die Schmerzmittel bin ich wirklich fest eingeschlafen, denn ploetzlich meinte die Frauenaerztin, dass nun nach 7 Stunden Warten der Muttermund immer noch auf 4cm ist und ausserdem ist alles hart. Wir muessen wohl einen Kaiserschnitt machen, da mein Blutdruck wieder auf 200/110 gestiegen sei. Ich hoerte die Aerztin mit meinem Mann reden und dass er einem Kaiserschnitt zustimme. Aber ich konnte es nicht von Realitaet und Traum unterscheiden. Sie erklaerte, dass es die einzige Moeglichkeit sei, da frau sich normal jede 1,5 Stunden um 1cm oeffnet und wir ja jetzt 7 Stunden gewartet haben, besteht eine Gefahr fuer das Kind. Dann bestand auch noch die Gefahr, da mein Blutdruck so hoch ist. Dann habe ich noch mal gespuckt, jetzt war wohl das ganze Mittagessen draussen. Ich bat um 30 Minuten Bedenkzeit.
Zwischen den Wehen habe ich mit meinem Mann geredet, aber er hat nicht viel verstanden, da ich ploetzlich Deutsch und Cebuano (philippinischer Dialekt) vermischt gesprochen habe. So viele Dinge gingen mir duch den Kopf: das Grauen vor einer OP, die Wundheilung, das Gerede der anderen, evtl. nur drei Kinder haben, habe ich versagt?, die hohen Kosten. Ich akzeptierte, dass es leider keinen anderen Ausweg gab. Die Wehen wurden staerker (ich denke, dass die Wirkung des Schmerzmittel nachlies). Ich meine, dass das Koepfchen meines Kindes schon am Muttermund war, da sich alles sehr eng unten rum anfuehlte, als ob ich auf die Toilette muesse. Da hoerte ich die Frauenaerztin rufen: “Nicht pressen, sonst geht das Koepfchen kaputt!!!” Ich verspuerte so einen Druck, ich wusste nicht wohin damit, am Liebsten haette ich gepresst. Ich hielt die Schmerzen nicht mehr aus und war auch sehr erschoepft. Letzte Absprache mit meinem Mann, der mir gruenes Licht fuer meine Entscheidung gab.
Nach diesen 30 Minuten Bedenkzeit wurde eine letzte vaginale Untersuchung gemacht, ob sich nicht doch was getan habe. Ich habe mitgezaehlt: es war die fuenfte vaginale Untersuchung, aber sie haben in den 7 Stunden bestimmt auch welche gemacht. Immer noch 4cm. Wir stimmten dem Kaiserschnitt zu. Alles wurde vorbereitet (Rasur, Unterschrift meines Mannes). Dann wurden die Tropfen fuer die Wehen abgestellt und nach wenigen Sekunden hatte ich keine Schmerzen mehr. Bevor sie mich in den OP geschoben haben, hat mein Mann noch fuer mich gebetet.
Der Kaiserschnitt
Jetzt war mir so ziemlich alles egal. Im OP rollten sie mich auf den OP Tisch- nun lag ich wirklich auf dem Schlachttisch. Ich erkannte zwei Maennerstimmen, der Rest waren Frauen und auch die Frauenaerztin war mit dabei. Ich bekam die Narkose in den Ruecken und alles war taub. Ich fragte mich, ob ich nun einschlafen wuerde oder ob ich alles mitbekomme. Ich war zu muede, um zu fragen, aber ich fragte mich selber, ob ich irgendetwas spueren werde...
Ploetzlich das Schreien eines Babies! Unser Baby!!! Wir haben eine Tochter!!! Am 29. Juni 2016 um 23.16Uhr mit 2,8kg Gewicht und 49cm Groesse. Erleichterung und Freude, aber auch Wehmut, dass sie die ersten Minuten ihres Lebens nicht in Mamas Armen sein darf. Die Frauenaerztin fragt mich empoert: “Hast du etwa gepresst?” Wie muss das Koepfchen wohl ausgesehen haben, dass sie so empoert war? Spaeter hat man aber gar nichts erkennen koennen. Eine Schwester hob unser Kind, eingewickelt in ein Tuch, nahe an mein Gesicht. Ich kuesste sie. Dann wurde sie weggebracht.
Der Albtraum geht weiter
Unsere Tochter wurde auf die Neugeborenenstation gebracht, wo sie untersucht wurde. Dabei hat uns keiner um unsere Erlaubnis gefragt, welche Tests und Medikamente angewandt wurden.
Ich selber war sehr schwach, wie es einem eben nach einer OP geht mit Kateter, Tropfen, Sauerstoff, Medikamentencocktail. Die Oedeme waren weiterhin da, auch mein Bluthochdruck, deshalb gab es fuer mich eine salz- und fettarme Diaet.
Am 1. Tag nach der Geburt sah ich ein Foto und ein kurzes Video von unserer Tochter. Sie wurde nicht zu uns gebracht und ich war zu schwach, um sie zu besuchen.
Doch am 2. Tag war ich fest entschlossen, zur Neugeborenenstation zu gehen. Zu meiner Enttaeuschung durfte ich sie nur vom Fenster aus sehen. Ich brach in Traenen aus. Nicht wegen mir, sondern wegen ihr. Sie war 269 Tage in meinem Bauch und nun fehlte ihr doch was, wenn ich nicht bei ihr bin… Die Kleine hing am Tropf mit Dextros und Antibiotika. Die Arztin meinte, sie trinkt zu wenig und durch die lange Geburtszeit hat sie viele Bakterien verschluckt.
Am 3. Tag fuehlte ich mich schon viel besser, meine Infusion wurde weggemacht und ich konnte es kaum erwarten, meine Tochter zu sehen und zu tragen. Da kam die Kinderaerztin ins Zimmer und stellte uns vor die Tatsache, dass wegen Gelbsucht eine fuenftaegige Fototherapie (blaues Licht) gemacht werden muss und ich nicht stillen kann, weil das den ganzen Tag und auch die Nacht ginge. Ausserdem sind meine Medikamente nicht stillfreundlich. Ich weinte wieder. Was wird alles mit unserem Kind gemacht? Wann kann ich stillen? Werde ich ueberhaupt stillen koennen, wenn wir jetzt nicht anfangen?
Gut, dass spaeter die Frauenaerztin kam und mir versicherte, dass meine Medikamente stillfreundlich sind und dass man diese Fototherapie ruhig mal eine Stunde wegen Stillen unterbrechen kann. Mit Freuden zischten wir zur Neugeborenenstation. Die Schwester dort war sehr freundlich und half mir beim Stillen. Zum ersten Mal halte ich dich in meinen Armen! Was fuer ein Wunder Gottes! Aus Freude und Dankbarkeit kullerten mir die Traenen herunter. In diesem Moment wurde viel Herzschmerz geheilt.
Am 6. Tag durften wir das Krankenhaus verlassen endlich nach Hause, wo wir vieles nachholten.
[Anmerkung: Sie hat danach aber 2 Wochen abgepumpt und die Milch weggeschmissen, weil sie ein blutdrucksenkendes Mittel nehmen musste, was nicht stillfreundlich war.]
Schlusswort
Natuerlich ist jede Mutter gluecklich ueber ein gesundes Kind, das sie in den Armen halten darf- egal wie schlimm die Geburt auch war. So bin ich es auch und danke dem Herrn Jesus Christus, dass unsere Tochter und ich wohl auf sind. Durch diese erste Geburt bin ich aber nicht erschrocken, wieder schwanger zu werden und auch die Hoffnung zu haben, dass es eine wunderschoene Geburt werden kann. Viel mehr haben wir viel ueber Aerzte und Krankenhaeuser gelernt und sind viel besser vorbereitet, falls wir wieder in so eine Situation kommen.
Der HERR heilt alle Wunden!
Ich liebe den HERRN, denn er hat erhört meine Stimme und mein Flehen;
denn er hat sein Ohr zu mir geneigt; darum will ich ihn anrufen mein Leben lang.
Die Fesseln des Todes umfingen mich und die Ängste des Totenreichs trafen mich; ich kam in Drangsal und Kummer.
Da rief ich den Namen des HERRN an: "Ach, HERR, errette meine Seele!"
Der HERR ist gnädig und gerecht, ja, unser Gott ist barmherzig.
Der HERR behütet die Einfältigen; ich war ganz elend, aber er half mir.
Kehre zurück, meine Seele, zu deiner Ruhe, denn der HERR hat dir wohlgetan !
Denn du hast meine Seele vom Tod errettet, mein Auge von den Tränen, meinen Fuß vom Fall.
Ich werde wandeln vor dem HERRN im Land der Lebendigen.
Psalm 116,1-9