Unsere Langtrödlerin ist da!

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Nadini
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Unsere Langtrödlerin ist da!

Beitragvon Nadini » So 11. Jan 2015, 14:37

Da mir dieses Forum und die vielen tollen Hausgeburtsberichte in meiner Schwangerschaft sehr oft weitergeholfen, mich bestärkt und motiviert haben, möchte auch ich nun das Geburtserlebnis meiner Tochter Ella mit Euch teilen.

Der ursprüngliche Geburtstermin nach sturer Frauenarzt-Berechnung wäre bereits der 15. Dezember gewesen. Glücklicherweise bin ich dann aber sehr schnell zu einer anderen Frauenärztin gewechselt, welche mich übrigens auch in Bezug auf die von Anfang an geplante Hausgeburt sehr unterstützt hat. Dort ließ ich auch am Anfang gleich einen Ultraschall machen und laut ihren Messungen war der zu erwartende Geburtstermin erst 10 Tage später, am 25.12. Sie riet mir, beide Termine in den Mutterpass zu schreiben. So hätte ich weder wenn das Baby etwas zu früh, noch wenn es etwas zu spät käme, ein Problem mit meiner Hausgeburt. So machten wir es.

Sehr bald schon fand ich auch eine passende Hebamme. Eine echte Koryphäe unter den Hausgeburtshebammen hier in Bayern. Sie wurde mir wärmstens von der Hebamme die ich damals bei meiner Tochter hatte empfohlen und hatte zum Glück auch keinen Weihnachtsurlaub geplant. Von nun an fanden die Vorsorgeuntersuchungen im Wechsel bei ihr und der tollen Frauenärztin statt. Ultraschalls ließ ich die 3 vorgesehenen Screenings durchführen (wegen der für mich sehr einleuchtenden Aussage der Ärztin "Wenn Ihr Baby einen Herzfehler, eine Plazenta praevia totalis oder ähnliches hat, wird es eine Hausgeburt nicht überleben. Ihre Hausgeburt unterstütze ich voll und ganz, aber nur wenn ich vorher reinschauen darf, ob alles stimmt!"), auf vaginale Untersuchungen und CTGs verzichtete ich gänzlich.

So war nun alles bereit und die Hausgeburt konnte beginnen. Nur unser Baby wollte nicht raus aus dem Bauch! Es wurde kein Nikolausbaby. Kein Christkind. Kein Silvesterbaby. Kein Neujahrsbaby. Kein Heilig-Drei-König-Baby. Ich war die Ruhe in Person. Wir wollten ihr alle Zeit lassen, die sie braucht. Mein Freund war noch ruhiger und sprach von Früchten die erst vom Baum fallen, wenn sie reif sind. Die Hebamme war am alleruhigsten.

Am Mittwoch, den 7. Januar war es dann aber aus mit meiner Ruhe. Der erste ET war bereits 23 Tage überschritten. Der zweite 13 Tage. Ich hatte ein totales Hormontief, zweifelte an meinem Körper, meinem Baby, meiner Hebamme, meinen Entscheidungen. Als ich dann kurz davor war, der Hebamme zu kündigen, mich von meinem Freund zu trennen, zum Wunschkaiserschnitt in die Uniklinik aufzubrechen, entschied ich mich zum Glück doch dafür, einfach meine liebe Ärztin noch mal zu bitten, mit ALLEN Möglichkeiten der Schulmedizin nach meinem Kleinen zu schauen. Das tat sie. CTG gut. Plazenta geradezu jugendlich. Durchblutung gut. Fruchtwasser reichlich. Muttermund 5 cm auf. Sie als Ärztin müsse mich zwar natürlich darauf hinweisen, dass dieses Baby nach den Richtlinien längst raus sollte, aber medizinisch bestünde noch längst kein Grund zur Sorge. Ich war wieder beruhigt. Das hatte ich gebraucht und mein Vetrauen kam wieder.

Ab dem frühen Nachmittag hatte ich dann immer mal eine Wehe. Aber unregelmäßig. Und große Abstände (15 Minuten im Schnitt). Aber sie wurden doch schmerzhafter. Und mit etwas gutem Willen auch regelmäßiger. Und vielleicht wurden auch die Abstände kürzer?! Also habe ich das Haus auf Vordermann gebracht, schnell das Abendprogramm mit der Großen durchgezogen und immer mal wieder den Papa auf die bevorstehende Geburt hingewiesen. Der hat aber nicht wirklich daran geglaubt nach wochenlangem wegendurchzogenen Warten.

Als dann die Große so gegen 19 Uhr im Bett war bin ich in die Badewanne gestiegen. Habe die Geburtskerze und nochmal die Nelkenöl-Kerze angezündet (nicht, dass die Wehen wieder verschwinden) und ein schönes heißes Schaumbad genommen. Anfangs alle 10 Minuten Wehen. Dann 8. Dann 6. Gut auszuhalten zwar, aber Wehen! Mit rasant kürzer werdenden Abständen. Und eine Alleingeburt wollte ich keinesfalls, schon gar nicht nachdem der Papa jetzt langsam erst anfing, mir den Geburtsbeginn abzunehmen. Also um 20:20 Uhr die Hebamme verständigt. Wir haben uns dann darauf geeinigt, dass sie in einer Stunde kommt. Die Wehen wurden aber wieder etwas schwächer und die Abstände länger. Ich war kurz davor, der Hebamme für heute "abzusagen". Tat es aber dann doch nicht. Fehlalarm ist eben ihr Berufsrisiko.

So kam sie also um 21:20 Uhr. Hörte kurz nach den Herztönen auch während einer Wehe. Befand diese für gut, die Wehen aber wohl noch nicht sehr effektiv und bat daher darum, sich "bis es richtig losgeht" im Kinderzimmer der Großen (die schlief im Elternschlafzimmer) einrichten und hinlegen zu dürfen. Wir richteten ihr also das Kinderzimmer her und gerade als ich ihr Gute Nacht sagen wollte, so um 22 Uhr, platze mir während einer dieser "uneffektiven" Wehen die Fruchtblase. Es lief und lief bei jeder Wehe und meine Versuche mir immer wieder etwas trockenes anzuziehen stellte ich bald ein. Die Wehen kamen jetzt Schlag auf Schlag und taten echt weh. Die Hebamme legte bereits die ganze Sofagegend mit Unterlagen aus, ich fragte mich noch wieso sie das tut. Und da kam die erste Presswehe. Mein Glaube an das absolut schmerzfreie Gebären, das tiefe Tönen, die Selbsthypnose und die Schmerzkontrolle waren hinweggefegt und wäre ich im Krankenhaus gewesen - ich hätte nicht nur nach einer PDA verlangt, ich hätte mir zur Not den Schlauch selbst ins Rückenmark geschoben! Die Intensität und die mangelnden Pausen boten mir keine Gelegenheit mich an den Schmerz zu gewöhnen, besser mit ihm umzugehen. Tja so kamen dann noch ein paar wenige Presswehen und der Kopf war geboren. Da hatte ich eigentlich geplant hinzufassen, aber ich hab mich dann doch nicht getraut. Ich wartete auf die letzte Wehe und schwups, lag unser Baby um Punkt 23 Uhr zwischen meinen Beinen und genau in dieser Sekunde war der ganze schlimme Schmerz vergeben und vergessen.

Wir rubbelten sie alle etwas unbeholfen ab und dann schnappte ich sie mir aber gleich auf den Bauch. Und sie schrie und ärgerte sich fürchterlich, bis wir endlich eine kuschelige eng zusammengedrückte Position unter der Sofadecke gefunden haben. Dann war alles gut, die Hebamme hatte das Zimmer verlassen und wir küssten und kuschelten unsere kleine Ella. Prompt wachte auch die frischgebackene große Schwester auf. Kam kurz ganz verschlafen zu uns, bestaunte die Schwester und ging dann wieder ins Bett um dort auf uns alle zu warten.

Nach einer Weile bemühte sie sich sehr Richtung Brust und ich legte sie das erste mal an. Da kam auch gleich eine fiese Nachwehe, die Hebamme war wieder da und wollte doch glatt dass ich noch einmal presse. Danach war mir gar nicht zumute, ging aber nicht anders und so kam dann auch die vollständige Plazenta mit relativ schwacher Lösungsblutung. Dann erst wurde Ella abgenabelt. Ich bekam dann auch gleich Schüttelfrost und mir wurde unbequem, sodass mein Freund mir dann schnell die Dinge anzog die ich wollte und ich ins warme Bett ging. Mein Freund zog dann mit der Hebamme die kleine Maus an (so wollte ich das - ich weiß, viele lassen ihre Babys gern länger nackig aber ich bin selbst so ein Mensch der unangezogen einfach immer friert und sich unwohl fühlt und dachte, meinem
Baby ginge es sicher ähnlich) und gemessen und gewogen haben sie sie auch noch. Dann haben sie sie mir ins Bett gelegt und ich sie mir wieder an die Brust.

In effizienter Arbeitsteilung haben mein Freund und die Hebamme innerhalb von einer knappen Stunde alles sauber gemacht, Schreibkram erledigt und Paella gekocht. Die haben wir dann, nachdem sich die Hebamme verabschiedet hat im Bett verspeist und die ganze Nacht unser Baby gekuschelt, gestillt und bestaunt.

Die kleine Ella kam mit 3450 g und 51 cm aus dem Bauch geschlüpft und hatte keinerlei Übertragungsanzeichen.

Ich bin sehr dankbar für mein gesundes Baby, die schnelle und trotz Schmerzen schöne Geburt und vor allem die ersten Stunden und Tage die wir nun als Familie zu viert im Bett vebracht haben, anstatt im Krankenhauszimmer. Ich bin nicht perfekt, ich habe gezweifelt, ich konnte mit dem Schmerz nicht so umgehen wie ich es mir vorgestellt habe. Aber trotzdem habe ich es geschafft. Ich bin überglücklich und überzeugt davon, meinem Baby einen tollen Start ins Leben ermöglicht zu haben.

Und kleiner Nachtrag: Nachdem ich ja sehr besorgt war, wieder einen schlimmen Dammriss davonzutragen und die Geburt dann auch noch so schnell ging, habe ich doch tatsächlich keinerlei Verletzungen erlitten! :hearts:

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Meow
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Re: Unsere Langtrödlerin ist da!

Beitragvon Meow » So 11. Jan 2015, 15:28

herzlichen glückwunsch! und ein entspanntes wochenbett! :hearts:
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weib1969h
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Re: Unsere Langtrödlerin ist da!

Beitragvon weib1969h » So 11. Jan 2015, 15:58



:blume: :princess: :applaus: :flagge:

glueckwunsch zur hausgeburt und zur kleinen ella!
:rainbow: :wolke: gute erholung und gutes ankommen :venus:

Yvonne
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Jeanie
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Re: Unsere Langtrödlerin ist da!

Beitragvon Jeanie » So 11. Jan 2015, 17:08

Herzlichen Glückwunsch! Und Du hast das absolut super gemacht. Es geht eben nicht immer und auch nicht bei jeden "schmerzarm" - auch wenn man sich das natürlich wünscht. Aber das heißt noch lange nicht, dass es nicht optimal gelaufen ist. Sie kam ja dann doch sehr rasch auf die Welt und das spürt eben auch die Mutter oft "deutlicher".
Ist doch super, dass Du so ein vertrauen in Deinen Körper hattest und für Zeiten der Unsicherheit (die wohl die meisten mal haben) kompetente und ruhige Geburtsbegleiter. Toll, wie gelassen Deine Ärztin war und nur gemacht hat, was Du auch wolltest.
Alles Gute für Euch 4! :rainbow:
  1. Feuerwehrhauptmann 2011 im KH

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AniHu
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Re: Unsere Langtrödlerin ist da!

Beitragvon AniHu » So 11. Jan 2015, 17:59

Auch von mir Herzlichen Glückwunsch! :blume: :blume: :blume: :blume:
Genießt die Zeit und alles Gute! :blume:

Ultraschalls ließ ich die 3 vorgesehenen Screenings durchführen (wegen der für mich sehr einleuchtenden Aussage der Ärztin "Wenn Ihr Baby einen Herzfehler, eine Plazenta praevia totalis oder ähnliches hat, wird es eine Hausgeburt nicht überleben. Ihre Hausgeburt unterstütze ich voll und ganz, aber nur wenn ich vorher reinschauen darf, ob alles stimmt!"
Mich würde die Aussage der Ärztin stören...nicht unbedingt differenziert und durchaus direktiv. Und für mich wäre es wichtig, dass ich uneingeschränkt zu MEINEN Konditionen Unterstützung bekäme.
Aber wenn es für dich stimmig war, ist doch alles super! :daumen:

Helen
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Re: Unsere Langtrödlerin ist da!

Beitragvon Helen » So 11. Jan 2015, 19:15

Herzlichen Glückwunsch! Es hört sich für mich alles sehr stimmig an.
1x KH, 1x GH, 4x HG, 1x KS

Nadini
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Re: Unsere Langtrödlerin ist da!

Beitragvon Nadini » So 11. Jan 2015, 20:54

Auch von mir Herzlichen Glückwunsch! :blume: :blume: :blume: :blume:
Genießt die Zeit und alles Gute! :blume:

Ultraschalls ließ ich die 3 vorgesehenen Screenings durchführen (wegen der für mich sehr einleuchtenden Aussage der Ärztin "Wenn Ihr Baby einen Herzfehler, eine Plazenta praevia totalis oder ähnliches hat, wird es eine Hausgeburt nicht überleben. Ihre Hausgeburt unterstütze ich voll und ganz, aber nur wenn ich vorher reinschauen darf, ob alles stimmt!"
Mich würde die Aussage der Ärztin stören...nicht unbedingt differenziert und durchaus direktiv. Und für mich wäre es wichtig, dass ich uneingeschränkt zu MEINEN Konditionen Unterstützung bekäme.
Aber wenn es für dich stimmig war, ist doch alles super! :daumen:

Also ich finde die Aussage der Ärztin gut. Bei all dem Vertrauen in den eigenen Körper und bei all den positiven Argumenten FÜR die Hausgeburt, vergisst man glaub ich manchmal eben diese Fakten: eine Plazenta die ganz oder großteils vor dem MuMu liegt, ein operabler Herzfehler: das waren noch vor wenigen Jahrzehnten sichere Todesurteile. Dank der Schulmedizin sind sie es nicht mehr. Bei eine Hausgeburt könnten sie es sein. Ein einfacher Ultraschall könnte unter Umständen davor schützen. Dass sie als Schulmedizinerin das so sieht ist doch klar. Und dass sie mir das so sagt, hat mich gar nicht gestört, im Gegenteil. Es ist (leider) keine Selbstverständlichkeit dass einen eine Frauenärztin bei der Hausgeburt unterstützt. Meine fand es von Anfang an gut. Nur wollte sie trotzdem ihren "Part" erfüllen und sich vergewissern, dass dem nichts im Weg steht.

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Ardilla
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Re: Unsere Langtrödlerin ist da!

Beitragvon Ardilla » So 11. Jan 2015, 21:05

:clap: herzlichen Glückwunsch!!!
Julitochter * 2001 (ambulante Beleggeburt)
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Julimädchen * 2011 (Hausgeburt)

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Re: Unsere Langtrödlerin ist da!

Beitragvon Lilith » So 11. Jan 2015, 22:25

Erstmal herzliche Glückwünsche!

Du bist da jedoch der FÄ ziemlich auf den Leim gegangen mit ihrer Aussage.

Gerade weil mein Mann einen angeborenen Herzfehler hat, kann ich verstehen, warum man da eine gewisse Sicherheit haben möchte. Nur hat dir deine FÄ leider verschwiegen, dass so etwas nur von einem DegumII Spezialisten im FeinUS ca. 4 Wochen nach dem 2.US Termin gemacht werden kann. Dabei kann man auch gleich die Lage der Plazenta klären lassen. Die drei Standard US Termine sind hierfür weder notwendig noch zielführend und bringen deiner FÄ zusammen mit den unnötigen bei ihr stattgefundenen Vorsorgen (die kann eine Hebamme problemlos ganz alleine und bis auf die US auch vollständig durchführen) eine Menge Kohle ein . Diese FÄ ist für mich daher nicht HG freundlich, sondern lediglich nicht HG feindlich - dafür aber daran interessiert an Schwangeren Geld zu verdienen. :hust:

Schnell mal vom Smartfone - Tippfehler dürft ihr behalten :)
06/2011 verlegte HG
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Cindy87
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Re: Unsere Langtrödlerin ist da!

Beitragvon Cindy87 » So 11. Jan 2015, 23:36

Ich lass einfach mal einen dickes fettes Herzlichen Glückwunsch da! Kuschelt schön. :flagge:
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