Vom Geburtspool in den OP...wie alles ganz anders lief.

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Helen
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Vom Geburtspool in den OP...wie alles ganz anders lief.

Beitragvon Helen » So 31. Mai 2015, 13:48

Wie fange ich an? Wohl am Besten mit ein paar Informationen zum Hintergrund, um das was folgen wird besser einordnen zu können.
Ich habe 6 Kinder normal geboren. Normal heisst in diesem Falle... Neben einer etwas unschönen Klinikgeburt beim ersten Kind, entschied ich mich fortan meine Kinder ausserklinisch zur Welt zu bringen. So durfte ich 5 wundervolle Geburten erleben, 4 davon zu Hause , selbstbestimmt, kraftvoll und einfach schön. Diese Geburten haben mir ganzviel Kraft gegeben und auch mich in meinem Körpergefühl bestätigt. Meine Geburten waren alle schmerzhaft, teilweise herausfordernd, die letzten auch Kreislaufmässig eine echte Herausforderung... Doch ich war jederzeit bei mir, hatte ein gutes Gefühl und niemals Zweifel an meiner Entscheidung. So konnte ich selbst Kinder mit 5 kg. Und 39cm Kopfumfang verletzungsfrei und komplikationslos gebären.
Meine Hebamme und ich bilden ein Team, inzwischen seit über 12 Jahren....

Die Schwangerschaft

Dieses Kind hatte den Weg zu uns gefunden.. Auch wenn wir eigentlich mit Kinderwunsch fertig waren. Am Anfang haderte ich sehr mit mir... Nochmal von vorne alles? Ich war doch sehr froh gewesen um die Selbstständigkeit der Kinder...aber dieses Kind wollte zu uns, dann sollte es das auch.
Die Schwangerschaft lief problemlos, so wie es eben ist mit Kindern, Haushalt und Beruf dabei. Sicherlich kräftezehrend und zum Ende hin auch sehr mühsam, aber soweit so normal.
Ich startete gemeinsam mitmeiner Hebamme ein Experiment... Könnte ich durch meine Ernährung das Geburtsgewicht positiv beeinflussen? Und damit gewissen Risiken die damit verbunden sind aus dem Weg gehen? Dazu kamen einige Gespräche über die letzte Geburt und welch präventive Massnahmen man ergreifen könnte um diese aufzufangen. Denn es hatte sich bereits beim 5. Kind angezeigtund beim 6. Kind deutlich bemerkbar gemacht das ich eine Wehenschwäche entwickelt hatte, nicht zuletzt aufgrund der maximal überdehnten Gebärmutter und der sehr schweren Kinder. So hatte mein Körper nach der letzten Geburt deutliche Probleme mit der Rückbildung direkt nach Geburt der Plazenta und damit verbundene Nachblutungen. Diesmal waren wir aber vorbereitet und einer erneuten Schönen Geburt zu Hause stand nichts im Wege.

Die Geburt
Mein errechneter Geburtstermin fiel auf einen Freitag. Bereits am Mittwoch davor bemerkte ich den Tag über schon deutliche Wehen, die jedoch von der Intensität eher Übungswehen ähnelten... Sprich, nicht Kräftig genug waren um zur Geburt zu führen.
Die Nachtvon Mittwoch auf Donnerstag war dann dementsprechend blöd, um zu schlafen waren sie zu kräftig, aber damit es richtig losging zu schwach.
Donnerstag dann das gleiche. Deutliche Wehen, jedoch nicht stark genug, und vor allem unregelmässig und von wechselnder Intensität. Mein Gefühl sagte mir bereits ... Hier ist was im Gange... das Kind will kommen, aber dem Körper fehlt der letzte Schubs um es richtig losgehen zu lassen. So machte ich also ein Dampfbad, rödelte noch im Haus herum so gut es ging und ging am Abend schlafen in der Hoffnung das es nun bald richtig losgehen würde.
Die Nacht kam und ging, Schlaf bekam ich nur wenig und der dritte Tag der Geburt begann. Schon Freitag vormittag regte sich in mir der Gedanke das hier alles so ganz anders lief als ich es kannte. Natürlich waren meine vorherigen Geburten alle unterschiedlich gewesen, jedoch folgten sie alle einem gewissen Schema und hatten eine Eigendynamik die ich bei jeder Geburt wiederfand. Diese Geburt schien von Anbeginn an ganz anders zu laufen....
So wehte ich also auch den Freitag vor mich hin, ging noch mit meinem Mann einkaufen, bauten den Pool auf und ich war mir sicher... Dieses Kind kommt heute noch...

Um 18 Uhr platzte die Fruchtblase und ich dachte ich laufe nun leer. Scheinbar hatte dieses Kind genau wie seine Geschwister ein dickes Polster gehabt..
In der Hoffnung und Erwartung das es nun richtig losgehen würde zog ich mich ins Wohnzimmer zurück und bereitete mich auf Geburtswehen vor.

Es geht gleich weiter...
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Helen
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Re: Vom Geburtspool in den OP...wie alles ganz anders lief.

Beitragvon Helen » So 31. Mai 2015, 14:44

Dort sass ich nun und wartete...doch ausser den Wehen die ich schon seit drei Tagen hatte tat sich nichts. Zu meinem Gefühl das hier etwas ganz anders lief als sonst gesellte sich nun auch Verunsicherung. Warum ging es nicht los? Alleine durch den mechanischen Druck auf den Muttermund müsste ich doch deutliche Wehen bekommen? Dazu war ich schon seit Tagen bei 3cm... Wo blieben die Wehen die mich weiter öffneten? Hatte sich meine Wehenschwäche tatsächlich so gesteigert das ich nun überhaupt keine sinnvollen Wehen mehr bekommen würde?

Nach drei Stunden stieg ich in den Pool... Wenn diese Wehen echt sein sollten, dann würden sie bleiben. Und sie blieben.
Aber wie vorher auch. Nun war ich mir sicher... Ich befand mich definitiv unter der Geburt... Aber so würde das nichts werden.
So wehte ich also nun im Pool vor mich hin. Die Wehen kamen unregelmässig und von sehr wechselnder Intensität. Gegen 23 Uhr dann mein zweites Telefonat mit meiner Hebamme.( das erste war kurz nach dem BS gewesen). Sie riet mir in Anbetracht der Tatsache das ich bereits seit Tagen kaum geschlafen hatte, mich hinzulegen. Erfahrungsgemäss braucht der Körper eine Mütze voll Schlaf, danach gehe es dann meist von alleine richtig los.
Wieder einmal war ich dankbar für die Möglichkeit zu Hause sein zu dürfen...
Also ging ich ins Bett... Und schlief tatsächlich gute 2 Stunden. Gegen 2.30 Uhr weckte mich dann eine knackige Wehe. Uff... Ja, das war schon eine andere Hausnummer! Froh das es nun endlich richtig losgehen würde sprang ich in meinen Pool... Und blieb dort. Doch nachdem ich drei weitere Wehen veratmete, kam nun ganz deutlich etwas neues hinzu. Diese Wehen taten in einer Art weh... Das kannte ich nicht. Ich versuchte sie zu veratmen, doch so richtig wollte es mir nicht gelingen. Und obwohl ich nun auch richtige schmerzhafte Geburtswehen hatte... Mischten sich auch andere Wehen dazu. Wehen wie die, die ich vorher hatte... Mal ganz leicht, mal mittelschwer, mal ganz kurz, mal richtig lang, unterschiedlicher ging es kaum. Und zwischendurch so richtig heftige, die mir die Luft raubten.
Nachdem ich mich damit gute drei Stunden rumgequält hatte, rief ich meine Hebamme an. Sie sollte nach 20 minuten da sein.
Eine erste Untersuchung ergab ... 5 cm. Ich dachte ich höre nicht richtig.... 2cm nur weiter? Und dafür soviel Zeit? Himmel noch wann wollte mein Körper denn dieses Kind gebären? Übermorgen?

Meine Hebamme riet mir nun aus dem Pool zu kommen und etwas herumzulaufen. Ich hasse Wehen an Land, aber ich sah ein.. Hier läuft sowieso alles so ganz anders wie ich es kenne.. Vielleicht hilft es ja. Also stieg ich aus dem Pool und wehte nun im Stehen und vornübergebeugt vor mich hin... Lies mein Becken kreisen, stellte einen Fuss mal hoch, dann wieder in die Knie... Der Lohn der Mühe war um 8 Uhr dann 7 cm.

Doch nach wie vor kamen die Wehen so unregelmässig und von wechselnder Intensität. Und ich kam immer weniger mit diesen Hammerwehen zurecht. Ich atmete, stellte mir Schönes vor, versuchte mich in Trance zu begeben... Das was bei meinen anderen Geburten irgendwann von ganz alleine passiert war... Wollte sich diesmal überhaupt nicht einstellen. Ganz allgemein war ich nicht bei mir... Nicht eine Sekunde hatte ich das Gefühl das hier alles rund lief... Aber was war die Alternative?
Schliesslich wollte meine Hebamme mir helfen und bot mit Akupunktur und Globuli an, beides half nichts. Eine Stunde später und immer noch bei 7 cm, konnte ich dann das laut formulieren was ich im Unterbewusstsein eh schon dieganze Zeit wusste. Ich brauchte Hilfe, Hilfe in Form einer PDA, die mir den Schmerz und die Wehen nehmen sollte, mich dadurch entspannen lassen sollte, und mich endlich dahin führen wo ich hin wollte. Zurück zu mir selbst, zu meinem guten Gefühl. Doch dafür brauchte ich eine Pause, Pause von dieser seltsamen Geburt , Pause für meinen Kreislauf, Pause für diesen Körper der schon so viele Geburten hatte.

Meine Hebamme nickte nur, sie hatte die Idee schon auch gehabt, wollte aber dasich ihr sage was ich möchte. Sie war genauso iritiert wie ich es war ob des ungewöhnlichen Ablaufes, kannte sie mich doch gänzlich anders. So fragte sie mich nur noch ob ich mir sicher sei? Ob des Prozederes in der Klinik müsste sie ja nichts sagen, das wüsste ich eh alles, sie stehe voll hinter mir und wenn ich ihr sage es stimmt was nicht dann glaubt sie mir das.

Der Entschluss stand also, wir brechen hier ab. Angst hatte ich lediglich vor der Fahrt mit dem Auto und in Anbetracht der Schlaglöcher in unseren Strassen... Uff, das würden sehr harte 12 Minuten werden. Kurz wollte ich kneifen... Konnte ich es nicht doch irgendwie zu Hause schaffen? Doch dann war es mir so klar wie nie zuvor... Nein, hier stimmt was nicht. Ich weiss zwar nicht was... Aber diese Geburt lief von Anfang an nicht rund.

Mein Mann packte schnell ein paar Sachen in eine Tasche, gab den Grossen Anweisungen und ich wurde angezogen. Die Fahrt zur Klinik war erwartungsgemäss grausam aber ich überlebte auch das und kurz nach halb 10 erreichten wir die Klinik.

Gut, das meine Hebamme vorher angerufen hatte um abzuklären wer Dienst hat. Eine Assistenzärztin die furchtbar ist hatte Dienst bis 9.30 , dann würde die Oberärztin kommen. So war klar... Wir würden auch erst nach dem Schichtwechsel kommen... Denn die OÄ hatte selbst zwei Kinder geboren... Zu Hause.

Da wir angekündigt waren lief dann auch alles recht schnell. Eine Schwester stand schon mit Rollstuhl bereit und ich fuhr direkt in den Kreissaal. Während mein Mann mir ausziehen half und Wehen irgendwie veratmen, hielt meine Hebamme die Ärztin von der letzten Schicht davon ab in den Kreissaal zu kommen... Sie solle sich um den Schichtwechsel kümmern, wir kämen prima zurecht. Nachdem dann keine drei Minuten später die OÄ eintraf nebst einem jungen Assistenzarzt, ging es dann weiter. Sie fragte mich nur kurz wie mein Gefühl nun sei und das es eine Möglichkeit wäre mit PDA, dann wollte sie mir noch die Nachteile erklären, doch ich lehnte ab. Meine Hebammeging dann kurz mit ihr raus um ihr ein paar Hintergrundinfos über mich zu geben.
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Helen
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Re: Vom Geburtspool in den OP...wie alles ganz anders lief.

Beitragvon Helen » Mo 1. Jun 2015, 07:43

Es geht bald weiter.
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Wurzel
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Re: Vom Geburtspool in den OP...wie alles ganz anders lief.

Beitragvon Wurzel » Mo 1. Jun 2015, 08:38

Uah spannend :panik: ich lese gebannt mit :buch:
"Man kann ein Problem nicht durch dieselbe Denkweise lösen, durch die es entstanden ist." (Albert Einstein)

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Herminette
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Re: Vom Geburtspool in den OP...wie alles ganz anders lief.

Beitragvon Herminette » Mo 1. Jun 2015, 08:55

Ich warte auch sehr gespannt... :D

Moggel
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Re: Vom Geburtspool in den OP...wie alles ganz anders lief.

Beitragvon Moggel » Mo 1. Jun 2015, 08:59

Ich warte auch ganz gespannt....

piggimädels2
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Re: Vom Geburtspool in den OP...wie alles ganz anders lief.

Beitragvon piggimädels2 » Mo 1. Jun 2015, 09:04

Die Spannung ist Ja kaum auszuhalten, bitte bitte weiter...... :beten: :beten:

Auraya
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Re: Vom Geburtspool in den OP...wie alles ganz anders lief.

Beitragvon Auraya » Mo 1. Jun 2015, 09:08

Um die spannung und den druck für leser und schreiberin zu nehmen löse ich auf:

es endet leider im Kaiserschnitt, Mutter und sohn sind mittlerweile daheim und es ist alles gut gegangen...

und nun :schweb: :schweb: :schweb:

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Herminette
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Re: Vom Geburtspool in den OP...wie alles ganz anders lief.

Beitragvon Herminette » Mo 1. Jun 2015, 09:25

Ich glaube, es endete nicht leider im Schnitt. Helen schrieb ja in ihrem Thread zur Schwangerschaft, dass der Entschluss selbstbestimmt von ihr käme und sie ihren Frieden damit habe. Sie sei nur traurig über den Ablauf.

Aber ich bin gespannt, wie der Verlauf war...

Helen
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Re: Vom Geburtspool in den OP...wie alles ganz anders lief.

Beitragvon Helen » Mo 1. Jun 2015, 21:10

Ich stelle fest das ich doch sehr detailreich geworden bin. Um Euch nicht zu überstrapazieren, versuche ich ein bischen mehr zusammenzufassen:

Nachdem meine Hebamme mit der OÄ gesprochen hatte, kam dann auch recht schnell die Gerinnung aus dem Labor, die meine Hebamme direkt nach Ankunft bereits von mir abgenommen hatte. Die Gerinnung bzw. eine unauffällige derselbigen ist die Voraussetzung für eine PDA. Da die Anästhesie bereits informiert war und in den Startlöchern stand, warteten quasi alle nur noch auf das Labor. Meine Gerinnung war demnach in Ordnung, die PDA wurde vorbereitet, leider stellte sich aber auch heraus das meine Entzündungswerte erhöht waren, knapp unter der Grenze zum Pathologischen. Die OÄ und ich hatten dann noch ein Gespräch, in dem sie mir Mut zusprach und sich sicher wäre das ich in Kürze mein Baby wunderbar gebären würde...Sie und meine Hebamme gingen zu diesem Zeitpunkt selbstverständlich davon aus das ich vaginal gebären würde.

Da meine Entzündungswerte nun erhöht waren schlug meine Hebamme nun vor regelmäßig Fieber zu messen , leider war direkt das erste Messen schon bei 38,0, weswegen die OÄ mich nun informieren wollte über Antibiose usw. doch da mir klar war das es sehr unvernünftig wäre diese abzulehnen, legte mir meine Hebamme nun einen Zugang und ich bekam eine erste Einheit Antibiotikum. Inzwischen waren mehr als 17 Stunden vergangen nach Blasensprung, scheinbar hatte ich eine Infektion. Ob diese nun schon vorher in mir war oder erst während der Geburt aufstieg...ich weiss es nicht. Fakt ist..ist hatte Fieber und meine Erys waren deutlich erhöht, wenn auch noch nicht gefährlich hoch, so dass wir nun mit besonderem Augenmerk vorgehen mussten.

Für das legen der PDA bekam ich eine Tokolyse und war das erste mal seit Stunden Schmerz- und Wehenfrei. Leider zeigte sich auf dem CTG, welches die gesamte Zeit bereits lief... das mein Sohn schon stark gestresst war. seine Herztöne waren eingeengt und seine Frequenz nun jenseits der 180... Damit war mir nun klar....selbst wenn ich mich unter der PDA entspannen konnte, und selbst wenn sich meine Entspannung auch auf mein Kind übertragen würde...Diese Geburt würde nicht mehr rund laufen, egal was wir tun würden. Und da ich nun genug Erfahrung hatte wusste ich ebenso..diese Wehen würden auch nicht ausreichen, es würde auf einen Oxytropf hinauslaufen...das jedoch würde ich einem Kind welches jetzt schon unter Stress stand nicht antun.

Die PDA wirkte dann leider auch nur einseitig, so dass ich zwar auf meiner einen Körperhälfte keinen Schmerz mehr spürte, auf der anderen Hälfte jedoch schon. Die Entscheidung für mich war jedoch bereits klar, deshalb verzichtete ich darauf die Anästhesistin zurückrufen zu lassen und formulierte das was ich nun sagen wollte laut. Die OÄ und meine Hebamme hörten mir kopfnickend zu und die OÄ sagte dann, dass sie auch schon darüber nachgedacht hatte, jedoch so sehr gehofft hatte das wir hier im Kreissaal unser Kind empfangen würden...jedoch die meine beginnende Amnioinfektion und dazu das gestresste Kind , mein Bauchgefühl was eh schon die gesamte Zeit Alarm Schlug...ja, sie würde mich unterstützen in meiner Ansicht..wir machen einen Kaiserschnitt.

Dann ging eigentlich alles recht schnell. Die OÄ rief das OPTeam zusammen, mein Mann half mir in ein OP Hemd. Meine Hebamme und der Assistenzarzt zogen mir jeweils einen Thrombosestrumpf an und die OÄ orderte bei der Schwester ein Bett. Innerhalb von 3 Minuten war ich fertig und mein Mann und meine Hebamme schoben mich durch den Gang in den Op Bereich, wo schon die OÄ und der Assistenzarzt sich bereit machten.
Nachdem mein Mann auch zum Umziehen in den Nebenraum ging, hielt meine Hebamme bei mir Stellung bis mein Mann wieder da war, er nahm dann neben mir Platz und hielt meine Hand während das OP Team das Protokoll durchging, ich desinfiziert wurde und der Bereich steril abgedeckt wurde. Meine PDA war schon zu Beginn aufgespritzt worden und nun wartete das Team darauf das diese wirkte. Leider konnte ich meine Beine und Füße bewegen, und spürte nach einem ersten Test auch noch alles, so dass die PDA ein zweites Mal aufgespritzt wurde. Die OÄ meinte mit Blick auf die Uhr das wir nicht mehr allzu lange warten sollten, maximal 5 Minuten. Nach abgelaufener Zeit spürte ich jedoch immer noch alles, so dass der Anästhesist einen Test mit Spray an mir vornahm, leider spürte ich auch das noch. Dann wurde kurz verhandelt zwischen OÄ und Assistenzarzt, man einigte sich noch auf weitere 3 Minuten, dann sei aber Schluss, man habe ja schliesslich keine Überwachung mehr und wüsste somit nicht wie es dem Kind geht. Nachdem ich auch nach 3 Minuten immer noch alles spürte, war klar das es wohl nur mit Vollnarkose gehen würde. Das war dann tatsächlich der Moment in dem ich das erste Mal unsicher wurde und ein wenig Angst verspürte...ich würde die Geburt meines Kindes nicht mitbekommen, kein Bonding, kein Stillen...mir rannen ein paar Tränen die Wangen runter, die OÄ schaute kurz über das Tuch und meinte nur..keine Sorge, ihre Hebamme und ihr Mann machen das schon....dann schlief ich ein.

Als ich wach wurde lag ich im Aufwachraum der Intensiv und zitterte am ganzen Leib, mir war schrecklich kalt. Eine Schwester schaute nach mir und ich hörte nur wie sie in ihr Telefon sagte..Sie ist wach, ja ihr könnte kommen.

Eine Minute später hielt mein Mann mir unseren Sohn an die Wange und meine Hebamme nahm mich in den Arm. Dann legten sie meinen Sohn auf meine Brust und ich roch das erste Mal diesen wunderbaren Babygeruch..hach...herrlich...ein Junge!
Mein Mann gab mir dann noch einen Schluck zu trinken, dann kuschelten wir zu dritt eine Runde. Ca. 15 Minuten musste ich noch bleiben, dann schob mich mein Mann und meine Hebamme über den Flur in den Kreissaal. Dort blieben wir dann insgesamt etwa noch 1 Stunde, kuschelten und schliesslich machte meine Hebamme die U1 und mein Sohn wurde gewogen und vermessen, und angezogen. Ich erfuhr dann das meine Hebamme alles genauso gemacht hatte wie ich es auch getan hatte..als mein Sohn geboren war, bekam sie ihn direkt auf den Arm, in unser Handtuch was wir mitgenommen hatten, dann ging sie sofort raus aus dem OP zu meinem Mann und gab ihm den Zwerg auf die Brust. Dort angekommen wurde er noch ein paar Minuten beobachtet, aber da er gut atmete, wurde alles andere auf später verschoben. Insgesamt lag mein Kind eine Stunde etwa bei meinem Mann und konnte in Ruhe ankommen.

Die Ersten Stunden

Wir bekamen das Privatzimmer, sehr angenehm da ohne Bettnachbarn. Da ich nun eine gut sitzende PDA hatte ( *Ironie*), hatte ich nicht nur keine Schmerzen , sondern spürte ab Brust abwärts überhaupt garnichts. Das dauerte dann auch in etwa 8 Stunden noch, bis ich meine Zehen wieder bewegen konnte, und erst am nächsten Morgen konnte ich aufstehen.
Meinen Sohn hatte ich die gesamt Zeit auf meiner Brust, bzw. neben mir liegen, das erste Anlegen klappte wunderbar und ich war einfach nur froh es doch noch irgendwie geschafft zu haben. Noch am selben Abend kam ein externer Kinderarzt um sich meinen Sohn anzusehen. Die OÄ hatte darum gebeten da ich ja eine Infektion hatte , und sichergehen wollte das der Zwerg nichts abbekommen hatte. Nachdem der Kinderarzt sich meinen Sohn angesehen hatte, wurde Fieber gemessen...37,9...definitiv zu viel für ein Neugeborenes. Er war nun sichtlich besorgt und sagte mir das er eigentlich jetzt gerne Blut abnehmen würde, ich lehnte jedoch ab und sagte ihm das ich meinen Sohn die gesamte Zeit unter meiner Decke nahe bei mir hatte, und da ich selber schwitzte und ja Fieber hatte...nunja...er lies sich insofern darauf ein als das er meinte das er nun verzichten würde auf weitere Untersuchungen, jedoch im Laufe der Nacht noch mal Fieber gemessen werden müsste. Bei der nächsten Messung war er dann schon auf 37,7, am nächsten Morgen bei 37,5 und schliesslich gegen Vormittag bei 37,2, was dann auch für die Ärzte akzeptabel war.

Am Morgen des dritten Tages wurde ich entlassen , und es fand noch ein sehr schönes Gespräch mit der OÄ statt, die sich quasi schon entschuldigte das es so hatte enden müssen und die sichtlich Angst hatte das ich nun traumatisierte sei. Ich habe ihr dann gesagt das ich es ihr sehr hoch anrechne, das sie in jeder Minute ihrer Betreuung nicht über mich oder für mich gehandelt und entschieden hat, sondern immer auf Augenhöhe mit mir kommunizierte und mir und meinem Gefühl vertraut hat, so wie meine Hebamme es getan hatte. Sie war dann sehr froh das ich nicht am Boden zerstört bin und übergab mich dann in die Hände meiner Hebamme. Diese kam dann im Wochenbett noch quasi täglich und sorgte gemeinsam mit meinem Mann dafür das ich fast 2 Wochen tatsächliches Wochenbett hatte.

Einige Gedanken im Nachgang:

Ich bin traurig wie die Geburt gelaufen ist. Traurig darüber das ich 6 Kinder problemlos gebären konnte und es dann beim 7. Baby nicht mehr "geschafft" habe. Traurig und enttäuscht auch ein Stück über meinen Körper, zu dem ich eigentlich immer eine sehr gute Verbindung hatte, ich ein sehr gutes Bauchgefühl habe und der mich bei dieser Geburt so schändlich im Stich gelassen hat. Meine Hebamme hat gemeint das ich so nicht denken sollte, schliesslich habe er 6 mal wunderbar funktioniert und manche Frau bekommt nach 2 Kindern Probleme, manche erst nach 12 Kindern und ich eben beim 7. Kind. " Früher"haben die Frauen 10 Kinder bekommen und sind beim 11 gestorben...niemand weiss was noch passiert wäre oder wie die Geburt verlaufen wäre, wenn wir noch weiter gewartet hätten...Hätte, Hätte...alles Spekulation.
Fakt ist...von Anfang an fühlte sich diese Geburt nicht rund an. Von Anfang an hatte ich ein schlechtes Bauchgefühl. Ich war nicht bei mir, konnte mit der Geburt und dem Ablauf nicht umgehen. Schliesslich dann die Infektion und die Reaktion meines Sohnes. Letzteres könnte man eventuell auf die Umstände schieben, natürlich bekommt mein Kind Stress ab wenn ich unter Stress stehe. Nichts desto trotz habe ich natürlich ein bischen Wehmut...es ist ein Gefühl des Versagt-habens, des nicht selbst geboren haben....und schliesslich der verpasste Geburtsmoment...

Trotz allem..traumatisiert bin ich nicht. Bis auf die Sache mit der Vollnarkose war ich von Anbeginn des Betretens der Klinik bis zu meiner Entlassung immer würdevoll und auf Augenhöhe behandelt worden. Die Oberärztin hat mich als das behandelt was ich bin, als mündige und ernstzunehmende Frau, sie hat in keiner Sekunde über mich hinweg entschieden, im Gegenteil. Während sie noch daran tüftelte mich normal entbinden zu lassen, war für mich schon klar das ich einen Kaiserschnitt brauche. Als ich das dann formulierte, hat sie mich in jeder Hinsicht ernst genommen auch wenn meine Argumentation lediglich auf " Bauchgefühl" begründet war. Meine Hebamme musste hinterher zugeben wie sehr sie die Geschichte mitgenommen hat, sie hat im Durchschnitt eine einzige Geburt pro Jahr die sie von zu Hause aus verlegt und sie hätte niemals gedacht das ich diese Person sein könnte. Mein Mann musste weinen als sie mit unserem Sohn aus dem OP kam, nicht vor Freude oder Traurigkeit, sondern weil in dem Moment die ganze Anspannung von ihm fiel, als ihm klar wurde das alles gut ausgegangen war.

Für mich bin ich inzwischen an dem Punkt angelangt das ich diese Geburt so annehme wie sie war. Ich darf dankbar dafür sein das ich sechs Mal komplikationslose Geburten haben durfte und ich darf ebenso dankbar für die Medizin sein die im Falle des Falles auch parat steht. Dankbar kann ich sein über das großartige Team was ich an meiner Seite haben konnte und dankbar kann ich sein über meine eigene Gesundheit und ein gesundes Kind. Und ich darf dankbar sein das dies meine letzte Geburt war und nicht meine erste...sonst hätte ich bestimmt keine Kinder mehr bekommen.

Was habe ich gelernt?

Ich habe gelernt das Kaiserschnitt nicht schön ist. Aber er manchmal der einzige Weg sein kann. Das ich jede Mutter nun verstehen kann die so entbunden hat und dies als erste Geburt hatte und danach traumatisiert ist. Wie wichtig das Team um einen herum ist. Und das wir viel zu schnell urteilen über Frauen die einen Kaiserschnitt hatten. Sicher..die meisten davon sind hausgemacht oder provoziert. Aber nicht immer wissen wir die genauen Umständen und urteilen trotzdem. Das habe ich nun gelernt...manchmal passieren Dinge die kann man nur dann wirklich nachvollziehen wenn man sie erlebt hat.

In dem Sinne.
1x KH, 1x GH, 4x HG, 1x KS


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