Der schönste und schrecklichste Tag

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m@nu

Der schönste und schrecklichste Tag

Beitragvon m@nu » Mi 16. Mai 2012, 21:09

... war an einem Tag im Oktober 2009!

Nach tagelangem nass-kaltem Wetter, gab es in dieser Nacht den ersten Frost....
Dies war die Nacht, in der es endlich losgehen sollte :herzen:
(zum Glück von alleine, denn unwissend wie ich war, hätte ich am nächsten Tag einleiten lassen - bei 39+0)

Nebenbei noch erwähnt, es geht um eine Zwillingsschwangerschaft.
Die Schwangerschaft an sich war problemlos, bis auf eine kleine Blutung in der 12.SSW und danach auftretenden kleinen Wehen die auf den MuMu wirkten, woraufhin ich eine Cerclage bekam :klatsch: ...

Ich wurde wach, weil ich super dringend auf Toilette musste... saß da... und nix passierte... "komisch" dachte ich! Also wieder zurück ins Bett.
Dort angekommen, lag ich keine 2 Sekunden, wieder den drang, auf Toilette zu müssen. Also hoch geschossen, gleiches Spiel nochmal...
Wieder im Bett angekommen, konnte ich nicht mehr liegen, es tat total weh - wo weiß ich gar nicht mehr!? :?
So saß ich auf dem Bettrand und dachte dann "autsch, dass tut aber weh"! Stand auf, lief herum, weg wars, setzte mich wieder hin und wieder "autsch".
Da erwachte mein Mann, sah mich an und fragte "gehts los?"... Woraufhin ich meinte, "ich weiß noch nicht genau, ist irgendwie nur komisch grade"! So lief ich dann im Schlafzimmer und im Flur auf und ab und plötzlich überrumpelte mich eine Wehe... aber anstatt das ich diese richtig zuließ und veratmete, versuchte ich dem Schmerz nur auszuweichen (heute bin ich um einiges schlauer :dudu: )!

Mein Mann schaute auf die Uhr, beobachtete mich eine Weile, wartete eine Wehe ab und stellte dann fest, dass die letzte ja erst 5 Minuten her ist... "Wir müssen jetzt sofort ins KH, die haben doch gesagt, wenn die wehen so alle 7-8 Minuten kommen...."!
Mir war aber gar nicht nach sofort los fahren. Also, ERST MAL duschen :D schließlich wusste ich ja nicht, wann ich wieder unter die Dusche kommen :gruebel:

Danach informierten wir den Kreissaal das wir kommen würden in der nächsten halben Std. Es war bereits 4.30 Uhr (die erste Wehe war gegen 3 Uhr)!

Mein Mann kratze die Scheiben vom Auto und ich kämpfte mich zwischen zwei Wehen ins Auto (alle 3-4 Minuten)! Während der Autofahrt riefen wir dann die Oma´s an, die auch froh waren, dass es nun endlich los gehen würde. Wir würden uns wieder melden, wenn die zwei Jungs dann da sind...
Und so fuhren wir ins KH!
Dort angekommen, erwischten wir eine Wehenpause um vom Autoparkplatz zum Kreissaal zu kommen.

Und dann nahm das "Drama" seinen lauf....... :panik:

Wir kamen im Kreissaal an, und dort wurde ich dann erst mal verkabelt. Langzeit-CTG ... Klar dachte ich, sei das normal, wieso auch nicht, die wissen doch sicher was die da machen :keinplan:
Die Wehen kamen weiterhin alle 3 Minuten, dazwischen noch kleine Wehen, also Pause war nicht wirklich in Sicht... Der erste Befund war, 5-6 cm MuMu! Toll dachte ich, klingt doch super! Es war bereits nach halb sechs...
Die Nachtdienst-Hebamme meinte noch zu uns, "wenn es so weiter geht, sind die zwei noch in meiner Schicht da" :yeah: Schichtwechsel sollte um halb acht sein!
Der MuMu öffnete sich weiter und ich krampfte mich durch jede Wehe...
Ich musste die ganze Zeit auf diesem ach so schönen Bett liegen :kotz: bekam davon tierische Rückenschmerzen, aber jeder dachte, das kommt von den Wehen... KLAR!!! wieso sollte man auch auf eine wehende Frau hören :baeh:

Die nächste Hebamme kam, und mit ihr die Frage, ob man die Fruchtblase des führenden Kindes sprengen soll... damit es mal vorwärts ging...
Unwissend wie wir waren, stimmten wir natürlich ein, in der Hoffnung, es würde dann ganz schnell gehen...
(nebenbei bemerkt, schauten die Hebammen und Ärtze NUR auf das CTG um zu beobachten wann die nächste Wehe kommt... und was die Herztöne dann machen... und weil das nicht reichte, wurde ich ungefähr alle 30-60 Minuten untersucht)

Fruchtblase auf, NIX geschah... ein Schwall Fruchtwasser kam wohl raus, aber nicht viel... und dann immer wieder so tröpfchenweise. Mit der Aussage der Hebamme "der Kopf ist noch nicht tief genug im Geburtskanal drin, deshalb kommt immer wieder Fruchtwasser nach" konnten wir natürlich nix anfangen...

Meine Rückenschmerzen wurden immer schlimmer... ABER DAS SIND JA DIE WEHEN!!!
Selbst als ich versucht hatte, zu erklären, dass ich seit Jahren Rückenprobleme habe, wurde das weggeschoben....

Irgendwann kam ich an einem Punkt an, wo ich nicht mehr wollte und konnte. Ich schrie um Hilfe, ich könne nicht mehr, es tat so weh... Ich weinte und wollte nur noch, dass alles vorbei ist... Da kam die "erlösende" PDA....
Mir ist heute noch schleierhaft, wie ich es geschafft habe, während 2-3 Wehen einen runden, schmerzenden Rücken zu machen, damit die Nadel gesetzt werden konnte???? Kaum saß sie, waren alle Schmerzen weg :rosabrille: es war soooooooooooooo schön :irre3: mir kam es, als würde ich rosarote Elefanten sehen...

Und mit den verblassten Schmerzen, waren auch die Wehen weg....
Wehentropf ran, voll aufgedreht... nix tat sich... Herztöne hielten dem Stand, aber so recht wollten das die Ärzte auch nicht glauben...

Irgendwann sollte ich versuchen mitzuschieben (wie denn, wenn ich keine Wehe spüre), und die Hebamme drückte dabei auf meinen Bauch... Der Arzt schaute, ob sich irgendwas tat... scheinbar aber nicht :keinplan:

- zu diesem Zeitpunkt war schon für die Ärzte klar, dass es ein KS wird, denn draußen wurde alles vorbereitet, was mir mein Mann dann einen Tag später auf der Wochenbettstation sagte -

Der Arzt gab mir noch eine Frist von 30 Minuten, wenn sich dann nichts tat, dann müssten wir einen KS machen....
Mein Gedanke war dann nur "hauptsache vorbei" :wall: :shock: :red: :klatsch: :heul: :heul: :heul: :heul:

Die 30 Minuten verflogen, und ich wurde für den :saege: vorbereitet...

Im OP gelassene Stimmung... als ich fertig vorbereitet war, kam mein Mann in OP Kluft herein, gott war ich froh, dass er da war!
Kurz nachdem es hieß, dass sie anfangen, hielten sie uns auch schon unseren ersten Sohn übers Tuch...
STUMM, mit GROSSEN Augen schaute er uns an....
2 Minuten später folgte sein Bruder, laut schreiend und rot am ganzen Körper!

Mein Mann ging mit, und kam kurz darauf mit dem zweitgeborenen wieder, der mir dann auf die Brust in die Arme gelegt wurde. Danach kam dann die Hebamme mit dem erstgeborenen - er brauchte anfangs etwas Startunterstützung, war aber nach einigen Minuten voll da - und legte ihn in die Arme meines Mannes. So verharrten wir, bis ich vernäht war im OP!
Von dort aus wurden wir dann in den Aufwachraum gebracht, wo mein Mann auf eine Liege liegen durfte um mit seinem Sohn zu kuscheln. Die Hebamme wog und vermaß die Jungs, zog sie an, und ließ uns dann 2 std alleine (ganz alleine, ohne das jemand mal vorbei kam und mir mal das anlegen zeigte)!

Danach wurden wir auf das Zimmer auf der Wochenbettstation gebracht........ es war bereits Abend (die Jungs kamen kurz vor 15 Uhr zur Welt) und ich nahm, bis auf den Besuch der Oma´s, an dem Tag nichts mehr wahr... Meine Kinder lagen neben mir im Bett und schliefen - heute weiß ich wieder, dass die Hebammen und Nachtschwestern in der Nacht 2-3 mal kamen um die zwei zu holen und zu füttern :red: !!!

(gehört nicht mehr zum Geburtsbericht, aber dennoch zur Situation... am nächsten Tag wurde mir dann endlich mal das Anlegen gezeigt, von einer Schwester die keinerlei Geduld hatte... ein Sohn schrie die Brust an, der andere nahm sie nicht richtig in den Mund... der Frust wurde größer... Das Gefühl, versagt zu haben, die Kinder nicht geboren zu haben aus eigener Kraft, ihnen keine Nahrung geben zu können wuchs und wuchs. Ergebnis, die zwei tranken keine Muttermilch sondern industriell hergestellte Milch, der Milcheinschuss blieb aus, der Blutdruck schoss in die Höhe - 190/110 ab dem 3. Tag - und ich wollte nur noch heulen, konnte aber nicht.)



Selbst über 2,5 Jahre später, kommen mir noch die Tränen :heul: wenn ich an diesen Tag zurück denke, obwohl es doch der schönste Tag in unserem Leben war....
Ich brauchte über 1,5 Jahre, um das ganze einigermaßen verarbeiten zu können... Heute bin ich froh, gekämpft zu haben... um mich, um meine Beziehung/Ehe und um den WUNSCH irgendwann nochmal eine WUNDERSCHÖNE Geburt haben zu dürfen!!!!!!! :hearts:
Dennoch habe ich zwei wundervolle, kerngesunde Kinder bekommen und weiß heute, dass ich ein "opfer" der nichtwissenden war!!!

Es hat sich gelohnt, viel zu weinen, viel zu streiten, viel zu grübeln und zu zweifeln. Denn das Ergebnis davon war lesen, lesen, lesen und sich so zu informieren, dass beim nächsten Kind alles anders werden kann!!!
Und das wurde es :wolke: :herzen: wir, mein Mann und ich, durften uns versöhnen mit einer wundervollen Hausgeburt! :wolke:

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Re: Der schönste und schrecklichste Tag

Beitragvon parapluies » Mi 16. Mai 2012, 22:33

:streicheln:
es tut mir leid, wie es gelaufen ist.
du hast ganz tapfer gekämpft, viele hätten schon viel früher aufgegeben!

m@nu

Re: Der schönste und schrecklichste Tag

Beitragvon m@nu » Do 17. Mai 2012, 20:27

:streicheln:
es tut mir leid, wie es gelaufen ist.
du hast ganz tapfer gekämpft, viele hätten schon viel früher aufgegeben!
Ich danke dir :herzen:
Sicher hätte einiges anders laufen können...aber ändern kann man es jetzt nicht mehr...
Dennoch,oder grade deshalb,liebe ich meine Kinder über alles :herzen:

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Tarias
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Re: Der schönste und schrecklichste Tag

Beitragvon Tarias » Do 17. Mai 2012, 20:58

Meine ganz große Hochachtung an dich!
Viele Frauen kommen nach einem solchen Erlebnis zu dem Schluss, dass sie keine Kinder mehr wollen - und du hast sogar eine Hausgeburt gemacht (nach Kaiserschnitt, das geht ja gaaaaaar nicht!)!

Eine ganz, ganz wunderbare Zeit mit deinen Kindern wünsche ich dir :herzen:

Liebe Grüße
Bianca
Bianca
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Funke 08/2010 und Kelani 01/2013 fest im Herzen

m@nu

Re: Der schönste und schrecklichste Tag

Beitragvon m@nu » Do 17. Mai 2012, 21:25

Meine ganz große Hochachtung an dich!
Viele Frauen kommen nach einem solchen Erlebnis zu dem Schluss, dass sie keine Kinder mehr wollen - und du hast sogar eine Hausgeburt gemacht (nach Kaiserschnitt, das geht ja gaaaaaar nicht!)!

Eine ganz, ganz wunderbare Zeit mit deinen Kindern wünsche ich dir :herzen:

Liebe Grüße
Bianca
Vielen dank :)
Die Entscheidung für eine weitere Schwangerschaft wurde auch erst nach der Möglichkeit einer hausgeburt weiter verfolgt. Wäre diese Möglichkeit überhaupt nicht offen gewesen, hätte ich mich bewusst gegen ein weiteres Kind entschieden.
Und nach der Möglichkeit war auch so was von klar, DIESES KIND KOMMT ZUHAUSE, egal was andere sagen oder denken....

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oxxl
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Re: Der schönste und schrecklichste Tag

Beitragvon oxxl » Do 24. Mai 2012, 14:15

danke für den ehrlichen bericht!
respekt vor deiner/eurer einsicht ... (und ganz egoistisch mekre ich für mich an, wie froh ich bin, dass wir der krankenhausmaschinerie entgangen sind mit unseren zwillis...)

freut mich, dass du es als schwerstrisiko ( ;) ;) ) patientin geschafft hast, dass es doch noch eine hausgeburt danach gab! hast du das gefühl, dass auch eure jungs - so wie du - etwas nachzuholen hatten nach der geburt? geht es ihnen jetzt denn gut?

lg
oliver
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m@nu

Re: Der schönste und schrecklichste Tag

Beitragvon m@nu » Do 24. Mai 2012, 17:54

Den beiden geht's prima,sie hatten nie Probleme u waren bisher immer Entwicklungsmäßig vorne dabei.

Also nach dieser Geburt kuscheln beide viel mehr, sowohl mit uns als auch mit ihrem Bruder.

Uns fehlt ja "nur" das Geburtserlebnis,ansonsten waren sie rund um die Uhr immer bei mir.
Natürlich fehlt auch das stillen, um so mehr genieße ich es jetzt. Aber die Jungs wissen ja nicht,dass ihnen das fehlt (leider aber auch zum Glück)


Eins ist sicher, gäbe es nochmal eine Schwangerschaft u würde uns das Glück nochmal doppelt segnen, würde mich nichts u niemand mehr in ein kh bringen.

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Re: Der schönste und schrecklichste Tag

Beitragvon Myself » Do 24. Mai 2012, 18:38

Ich freu mich so für dich, dass du nach dieser Erfahrung dann diese wundervolle HG haben durftest. :hug:
Mai 2012: wunderschöne Hausgeburt im Geburtspool
November 2014: 2. wunderbare Hausgeburt im Geburtspool

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Ardilla
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Re: Der schönste und schrecklichste Tag

Beitragvon Ardilla » Do 24. Mai 2012, 18:54

Danke fürs Teilen!!! Du hast alles gegeben und deine Jungs durften Wehen erleben, das ist den meisten Zwillingen ja leider nicht mehr vergönnt!
Julitochter * 2001 (ambulante Beleggeburt)
Februarkerlchen * 2005 (Hausgeburt mit KS beendet)
Julimädchen * 2011 (Hausgeburt)

m@nu

Re: Der schönste und schrecklichste Tag

Beitragvon m@nu » Do 24. Mai 2012, 20:03

Danke fürs Teilen!!! Du hast alles gegeben und deine Jungs durften Wehen erleben, das ist den meisten Zwillingen ja leider nicht mehr vergönnt!
Das stimmt,leider.
Und dabei verstehe ich bis heute noch nicht wieso Zwillinge bei 38+0 FERTIG sein sollen...

Danke myself,ich bin auch sehr dankbar u froh um diese Erfahrung reicher zu sein.


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