Entschuldigt bitte, daß ich mich erst heut melde. Urlaub, kaputte Rechner, ... .
Wie geht es deinem Uli denn heute?
Heut geht's ihm prima! Er ist fit und gesund und hat den Sonnenschein gepachtet. Ein ruhiger, der aber genau weiß, was er will (von wem hat er DAS bloß
). Im ersten Jahr hab ich aber schon noch sehr gemerkt, daß sich die Frühgeburt bemerkbar gemacht hat. Er war mehr als die 5 Wochen in der Entwicklung hinterher (als "Maßstab" nehm ich da den großen Bruder, obwohl ich natürlich weiß, daß das eigentlich Quatsch ist - vielleicht war's auch nur sein Tempo). Er ist zum Beispiel erst mit 15 Monaten gelaufen. Aber inzwischen hat sich das "verwachsen".
Sei gewärtig, dass NUR DAS KIND stationär aufgenommen wird und Du im Zweifel auf einem harten Stuhl als Frischwöchnerin stillen und beim Kinde sein darfst. Sofern Du nicht in dem Krankenhaus geboren hast, bist DU keine aufnahmefähige Patientin.
Ich weiß. Da hab ich in Gedanken auch lang mit gerungen. Aber ich bin wirklich davon überzeugt, daß dieser KH-Geburts-Streß GERADE bei einer Frühgeburt den Zustand des Neugeborenen noch verschlechtert weil er die Geburt viel anstrengender für's Baby macht, als sie von Natur aus ist. Und wenn ich meinem Baby durch eine streßarme Geburt den Start ins Leben erleichtern kann bezahle ich dann wohl auch wenn nötig den Preis. Oder suche wohl eher nach Alternativen und streite mich mit den Ärzten rum. Sitzstreik vor der Tür zur Frühchenintensiv oder so. Hoffe wirklich, daß mir das erspart bleibt....
Darf ich dich fragen: Wie hast du eure Kinderklinik-Zeit empfunden? Meine Tochter war nur sechs Tage dort, aber es war die Hölle für mich. War es für dich besser zu ertragen, weil du wusstest, dass ihr wenigstens eine gute Geburt zusammen hattet?
Schrecklich. Hölle ist das richtige Wort. Ständig im Zwiespalt: Was ist grade nötig und sinnvoll? Erzählen die mir hier nicht gerade die Geschichte vom Pferd? Warum geht es Uli noch immer nciht besser? Wo kriege ich Antworten her, denen ich glaube?
Zunächstmal: Alle, Ärzte, Hebammen, Schwestern, waren wirklich nett. Ich durfte ständig bei ihm am Inkubator sein, Hände am Baby. Immer, bis auf kurze Essenspausen und ca. 6 Stunden Schlaf in der Nacht. Uli habe ich selbst mit abgepumpter Muttermilch gefüttert. Ihn selbst gewickelt. Mit ihm geschmust, wenn sie in der Ferse Blut für den Billiwert gestochen haben. Gekanguruht so oft es "erlaubt" wurde.
Trotzdem: War der Überzeugung, daß es ihm besser gehen würde, wenn ich ihn immer auf der Brust hätte - durfte aber nicht und hatte keine Kraft zum kämpfen mehr. Hab geheult und mich dafür gehaßt.
Hab die 3fach-Antibiose in seinen kleinen Körper laufen sehen und gemerkt, wie ihn das anstrengt. War die Entscheidung da zuzustimmen wirklich richtig? Hab die Ärzte gefragt, wie man dem Körperchen helfen könne, die Antibiose gut zu verdauen und mir verständnislose Kommentare von wegen dem Gewicht entsprechender Dosierung und Möglichkeit eines Blutaustauschs bei Überdosierung anhören dürfen. Hab mit dem Blackberry stundenlang versucht im Netz an Infos zu kommen.
Dann ist regelmäßig die aktuell gestochenen Vene kaputt gegangen, die Antibiotika sind echt aggressiv. Hoffen, daß der Zugang, den sie jetzt stechen, die nächsten 12h hält.
Kind apathisch.
In der Nachtpause alle paar stunden aufwachen und sich eine im Ruhen gekommene Frage an den Kinderarzt notieren.
Frage nach möglichen Ursachen.
Telefonate mit einer Tante, die selbst homöopathische Ärztin ist und eine Freundin hat die homöopathische Kinderärztin ist und meine Fragen weitergibt und die Antworten übermittelt.
Dann ein Tag, an dem auf der Miniintensivstation (in dem KH gab's eigentlich keine Kinderstation, dieses Intensivzimmer war auf der Wöchnerinnenstation und der Kinderarzt eine Dauerleihgabe des Schwersterkrankenhauses) der 2. Inkubator belegt wurde. Da mußte ich raus als sie das 2. Baby inkubatorfertig gemacht haben. Als ich zurückkam meinte die Schwester zu mir, sie hätte ne Überraschung für mich. Und da sehe ich Uli im Wärmebettchen im Schwesternzimmer liegen. Mir kommen grad jetzt noch die Tränen. Ich bin neben dem Bettchen total zusammengebrochen und hab nur noch geheult. Die Schwerstern haben das für Freudentränen gehalten, waren aber keine. Nur totale Erschöpfung, Ausgebranntsein, Erleichterung. Er hat Klamotten angehabt, die uns nicht gehörten und die ich ihm nicht angezogen hatte.
Wir mußten wegen der starken Gelbsucht noch im KH bleiben und er mußte nochmal 2 Nächte unter die Lampe. Das hat so wahnsinnig weh getan, ihn wieder herzugeben. Auch da hab ich wieder einen Crashkurs zum Thema Gelbsucht gemacht und mir per Handy alles mögliche über Muttermilchikterus, Bluthirnschranke und Co angelesen und mich dann aufgrund der Frühgeburt dafür entschieden.
Bis ich diese Geburt kräftemäßig "verdaut" hatte hat es ewig gedauert. Ich merke das gerade im Vergleich zu der Geburt dieses Jahr: Ich bin nach 2 Monaten wieder so fit gewesen wie etwa ein Jahr nach der KH-Geburt...