Vermeidbare sekundäre Sectio?

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JulianeM
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Vermeidbare sekundäre Sectio?

Beitragvon JulianeM » Di 1. Mai 2012, 09:56

Hallo liebe Mitleser und -schreiber. Nachdem meine unfreiwillige Sektio nun 4 Monate zurückliegt, bin ich das Ganze am Reflektieren und hätte gerne ein paar nicht schulmedizinische Meinungen. Ich selber bin Neurologin und daher vielleicht etwas verkopft und auch mit unnötigen Ängsten vor allen möglichen Komplikationen an die ganze Sache gegangen. Für die nächste Geburt wünsche ich mir (wie übrigens auch schon bei meiner Sektio im Dezember) eine natürliche Geburt, was im KH aber wohl kaum gehen wird (zumindest, wenn ich wieder so lange brauche). Daher überlege ich eine HG, habe aber aufgrund der Vorgeschichte und meiner schulmedizinischen Prägung noch viele Fragen (und auch Ängste) und hoffe, dass mir diese hier genommen werden können. Jetzt aber erstmal der Geburtsbericht unserer Tochter Luise, die am 21.12.2011 zur Welt kam:
Nach einer völlig komplikationslosen Schwangerschaft bekam ich am Abend des 19.12. (3 Tage vor ET) erste, gut auszuhaltende Wehen, die aber von Anfang an regelmäßig, etwa alle 6 Minuten kamen. In der Nacht löste sich der Schleimpfropf und ich verabredete mich mit meiner Beleghebamme in der Klinik. Da ich1982 selber per Sektio zur Welt kam (bei meiner Mutter wurde allerdings wegen Übertragung eingeleitet und dann sekundär bei fehlendem Geburtsfortschritt sektioniert), hatte ich aus Angst, es würde bei mir auch ein Kaiserschnitt nötig, viel über aktive Geburt gelesen und fühlte mich gut vorbereitet. Mit meiner Hebamme hatte ich besprochen, dass ich auf keinen Fall irgendwelche invasiven Maßnahmen wolle, v.a. keine PDA und keine Medikamente. Bei Eintreffen in der Klinik gegen 6:00 Uhr morgens am 20.12. hatte ich alle 5 Minuten Wehen, die sich gut veratmen ließen. Der MM war bei 4cm. Nach dem CTG (Aufzeichnung 30min, Befund unauffällig), ging ich mit meinem Mann spazieren. Am späteren Vormittag nahm ich ein Wehenbad. Bis abends (17:00 Uhr) öffnete sich der MM bei regelmäßiger Wehentätigkeit auf 8cm. Ich wurde da schon langsam etwas müde, da ich in der vorherigen Nacht wegen der Wehen nur 2h gedöst hatte. Die zwei CTGs, die über den Tag verteilt geschrieben wurden, sahen super aus. Dazwischen konnte ich mich frei bewegen. Ich war immer mal wieder allein, da sowohl mein Mann als auch meine Hebamme noch Termine hatten. Im Krankenhaus fühlte ich mich nicht direkt unwohl, aber dennoch wusste ich nicht so recht, wohin mit mir… Zu Hause hätte man ja noch Hausarbeiten erledigen oder mit dem Hund spazieren gehen können, aber dort war ich nur auf die nächste Wehe fokussiert, wodurch mir alles endlos lange vorkam. Ab 17:00 Uhr kam es dann zu einem Geburtsstillstand bei weiterhin regelmäßiger und eher stärker werdender Wehentätigkeit. Die Hebamme konnte mittlerweile das Köpfchen gut ertasten und stellte eine Stirnlage des Kindes vor dem Beckeneingang fest. Bei fortschreitender Erschöpfung meinerseits (und Frage, was man nun tun könne), fühlte sie sich wohl irgendwie zum Handeln genötigt und schlug gegen 23:00 Uhr eine Amniotomie vor. Sie sagte, das Kind würde dadurch tiefer rutschen und könne sich dann evtl korrekt einstellen. Rein mechanisch überzeugte mich diese Argumentation und ich wurde ja auch langsam ungeduldig und kraftlos; also stimmte ich zu. Dieser Eingriff bewirkte jedoch eine massive Zunahme der Wehentätigkeit (im 2min-Rhythmus mit nur 1min Pause dazwischen), so dass ich innerhalb von zwei Stunden völlig am Ende war. Aber ich dachte noch, dass diese krassen Wehen doch bestimmt etwas bewirken. Als die Hebamme um 1:00 Uhr wieder tastete, hatte sich jedoch rein gar nichts verändert. In diesem Moment war das für mich auch psychisch sehr schwierig, da ich zwei Stunden lang ohne irgendeinen Sinn gelitten hatte. Ich fing an zu weinen und bettelte um eine PDA, die ich vorher strikt abgelehnt hatte. Um 2:30 Uhr kamen die Anästhesisten und legten die PDA, die immerhin optimal lag, so dass die Schmerzen schlagartig weg waren und ich unter den Wehen nur noch einen leichten Druck verspürte. Ich konnte dann sogar 2h schlafen und um 5:00 Uhr wurde erneut getastet. Wieder unveränderter Befund. Nach der PDA wurde durchgehend CTG geschrieben, aber da dies immer noch gut war und ich trotz der PDA laufen konnte und mich wieder etwas besser fühlte, bat ich aufstehen und etwas laufen zu dürfen. Auch danach blieb es aber bei dem bereits um 17:00 Uhr erhobenen MM-Befund. Meine Kleine war mittlerweile ziemlich wild am Strampeln (bereits die ganze Nacht) und die Hebamme konnte tasten, dass sie ihren Kopf immer nach rechts und links drehte, ihn aber offensichtlich nicht zur Brust beugen wollte/konnte. Sie sagte im Versuch, witzig zu sein: „Das Baby sagt `Nein, nein, ich komm hier nicht raus’.“. Um 6:00 Uhr morgens holte sie schließlich den OA Gyn, der mitteilte, dass sich seiner Meinung nach hier nun nichts mehr tun würde und er zur Sektio raten würde. Dem Kind würde es zwar noch gut gehen, aber es würde jetzt durch die anhaltenden Wehen immer mehr Stress bekommen und irgendwann würde sich das CTG sicher verschlechtern. Jetzt wäre es halt noch eine semielektive Sektio und kein Notkaiserschnitt und wir müssten doch nicht warten, bis es dem Baby schlecht geht. Durch seine Implikation, ich würde auf jeden Fall riskieren, dass es dem Kind bald schlecht geht, willigte ich schließlich unter Tränen ein, da ich mich massiv unter Druck gesetzt fühlte. Ich fragte zwar noch, ob er nicht eine Position wisse, die ich einnehmen könne, damit sich das Kind besser einstellt oder ob wir nicht weiter warten könnten, ob sich doch noch von alleine was tut, aber er erwiderte nur, ich sei doch jetzt eh viel zu erschöpft und schließlich hätte er die klinische Erfahrung und ich solle ihm einfach glauben, dass hier jetzt nach 12 h Geburtsstillstand nichts mehr vorangehen würde. Also unterschrieb ich und 1h später war mein Baby schon auf der Welt. Wenigstens konnte man die wirklich gut liegende PDA für die Betäubung zur Sektio aufspritzen und ich spürte keine Schmerzen. Meine Tochter wurde mir im OP nur kurz gezeigt und verließ dann mit meinem Mann und der Hebamme den Saal. Ich wurde genäht und kam dann mit Oxytocintropf in den Wachraum. Dort wurde mir meine Kleine zum Anlegen gebracht und das Stillen klappte auch gut. Allerdings mussten wir zwei Tage lang zufüttern, weil die Milchproduktion nach dem Kaiserschnitt nur zögerlich in Gang kam und mein Baby sich vor Hunger nach den Strapazen der Geburt (sie lag ja Dank der Amniotomie auch schon lange auf dem „Trockenen“) die Seele aus dem Leib schrie. Ich war 5 Tage in der Klinik, in denen ich mein Baby die ganze Zeit bei mir haben konnte. Ich wurde von den Schwestern sehr gut zum Stillen angeleitet und auch beim Zufüttern mit Zufütter-Set zur Vermeidung von Saugverwirrung halfen sie mir geduldig.
Schulmedizinisch betrachtet haben im KH sicher alle lege artis gehandelt und auch die OP wurde tadellos durchgeführt. Die Narbe heilte problemlos, ich habe lediglich ein leichtes Taubheitsgefühl oberhalb davon, aber keinerlei Schmerzen oder Wundheilungsstörungen. Ich hatte auch keine Probleme, mein Kind anzunehmen oder so, aber fühlte mich dennoch irgendwie unfähig.
Jetzt mit 4 Monaten Abstand, brennen mir einige Fragen auf der Seele, die ich hoffe mit eurer Hilfe beantworten zu können.
Wie lange darf eine spontane Geburt eurer Meinung nach dauern, ohne das Leben von Mutter und Kind zu gefährden? Glaubt ihr, das Baby hätte sich irgendwann doch noch anders eingestellt und wäre spontan geboren worden? Sind solche Probleme beim Gebären evtl auch erblich (meine Mom hatte ja auch ne Sektio) und habe ich vielleicht ein Becken, mit dem man einfach nicht normal gebären kann?
Würde mich über Antworten freuen…
Liebe Grüße,
Juliane
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Re: Vermeidbare sekundäre Sectio?

Beitragvon Axomonster » Di 1. Mai 2012, 10:32

Es gibt keine Faustregel wie lange eine Geburt dauern "darf"
Es ist sehr schwer zu akzeptieren (gerade als Schulmediziner) aber der Mensch ist sehr individuell und eigentlich nicht in ein Raster zu stopfen. Und gerade die Geburt ist so verschieden bei den Frauen wie kaum etwas anderes. Oft kann man aber verbindungen zu den Geburten der Mütter sehen.
Wie bei dir auch. Deine Mutter ist auch eine die "lange" braucht.
So lange es Mutter und Kind gut geht, gibt es keinen Grund zu intervenieren.

Dein "Geburtsstillstand" ist aus meiner sicht eine Erholungsphase gewesen. Dein Körper ist schlau, er läßt dich nicht bis zur absoluten Erschöpfung arbeiten. Es passiert oft, dass Mutter und Kind bei der Geburt pausieren und sich dann oft nochmal schlafen legen können um Kräfte zusammeln, vorallem bei lang dauernden Geburten.
Geburtshelfern, gerade im klinischen Bereich, fehlt aber die Kontroll über die Situation und bekommen Angst und greifen ein.
Du weißt ja selbst, wie sehr man auf Pathologien getrimmt ist. Natürlich es ist ja auch der Job Krankheiten frühzeitig zu erkennen. Nur ist an einer Schwangeren und einer Geburt nicht automatisch etwas krankhaftes und gefährliches zu sehen (Deswegen besser zu Hause bleiben, da wird man nicht als Patientin gesehen)
Aber als Mediziner hat man halt Angst und möchte alle "Gefahren" ausmerzen (auch wenn man dadurch die Gefahren oft maximiert) und interveniert wild drauf los und der sensible Mechanismus Geburt wird gestört und es entstehen reale Gefahren aus denen Mutter und Kind tatsächlich gerettet werden müssen (deswegern lieber zu Hause, da muss ich nicht gerettet werden)
Ich wage zu behaupten das die meisten Ärzte in der Geburtshilfe, auch wenn sie schon über 20 Jahre dort tätig sind, noch nie eine physiologische Geburt gesehen haben.


So zurück zu dir muss mich nur schnell nochmal reinlesen...
Ah Okay. Also das "Problem" begann bei dir mit der Blasensprengung. Vorher war alles wunderbar. Dein "Geburtsstillstand" Kann eine Verschnaufpause gewesen sein, oder aber auch dein Neocortex, der dir behilflich sein wollte damit du noch einen sicheren Ort zum Gebären finden kannst (Du kannst zwar dein Bewusstsein belügen und sagen, Hey ich bin im Krankenhaus, hier bin ich sicher hier sind viele Menschen die helfen mir, aber da kommt nur das an: viele fremde Menschen, fremder Ort...alles unsicher und gefährlich! Das Kind in Sicherheit bringen!!!)

So zur Sprengung habe ich es gerade nichtmehr so genau auf dem Schirm wie es sich da verhält und muss nochmal nachsehen oder jemand anderes schreibt noch was dazu.
Aber es war eine sehr massive invasive Intervention und hat dein Kind ganz schön ins straucheln gebracht. Außerdem schien sie ja immer wieder mit dem Köpfchen rauszurutschen. Ein Nabelschnurvorfall wäre denkbar gewesen und wenn Nabelschnur zwischen Becken und Kindskopf gerät...

Das verhalten des OA finde ich :red: und da lese ich auch eine sehr häufige Masche heraus (Neben Angst und die Geschäftsleitung im Nacken Geld ranzubringen) und zwar die der Lustlosigkeit. Bevor man sich die ganze Schicht mit einer gebärenden herumärgern muss, säbelt man sie schnell auf.
Und ganz ehrlich mir wäre es nicht anders gegangen!
Ich habe zu Hause geboren (12 Tage nach dir) und es gab Punkte während meiner Geburt da hätte ich nach PDA und allem geschrien, wenn mir da ein OA Druck gemacht hätte mit "Kind gefährden"... :saege:

Und man hätte sicher (also eine erfahrene Hebamme wüsste das bestimmt) durch andere Haltungen die Einstellung des Köpchens verbessern können. Also ich habe eine hintere Hinterhauptslage "Sternengucker" ohne Verletzung gebären können. Vordere Hinterhauptslage ist zwar optimal, das bedeutet aber nicht, dass alle anderen Haltungen unmöglich sind!

Und die "ungeeignetes-Becken-zum-Gebären" Theorien die föhlich von allen möglichen Geburtshelfern verbreitet werden finde ich furchtbar! Es ist soooooo selten, das eine ein zu enges Becken zum gebären hat!
Bedenke wie flexibel das Becken eigentlich ist und auch das Köpfchen des Kindes ist auch sehr beweglich und hält es auch gut aus "gequetscht" zu werden. Und all die schönen Hormone die alles so weich und beweglich machen.

Ich empfehle dir von Ina May Gaskin "Die selbstbestimmt Geburt", sie schreibt sehr schön von den Vorgängen der Geburt und was die ganzen Mittelchen so bewirken und Alfred Rockenschaub beschreibt in "Gebären ohne Aberglaube" glaube ich auch sehr anschaulich, habe es aber noch nicht gelesen.
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Re: Vermeidbare sekundäre Sectio?

Beitragvon Axomonster » Di 1. Mai 2012, 11:07

Antwort aktualisiert
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JulianeM
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Re: Vermeidbare sekundäre Sectio?

Beitragvon JulianeM » Di 1. Mai 2012, 11:12

Liebe Axo, danke für deine Antwort. Mit Geburtsstillstand meinten sie bei mir wohl nur, dass sich am MM nix mehr tat (weil Kind in Stirnlage?). Wehen hatte ich durchgängig alle 5 min kräftig und an Ruhen war so nicht zu denken. Ich hatte auch das Gefühl, dass die Wehen bereits vor der Amniotomie mehr wurden (vielleicht weil mein Körper merkte, da tut sich gerade nix, und richtig Gas geben wollte, um das Kind herauszubekommen). Deswegen habe ich dem Eingriff überhaupt zugestimmt, weil ich immer erschöpfter wurde. Vielleicht bin ich aber auch durch Lektüre im Vorfeld ("Aktive Geburt" etc) das Ganze zu ehrgeizig angegangen. Gelegen habe ich in der ganzen Wehenphase eigentlich gar nicht (immer schön aufrecht bleiben, rumlaufen, Pezziball, Badewanne), weil ich es besonders gut machen wollte, um die gefürchtete Sektio zu vermeiden. War das der Fehler? HAbe ich es vielleicht gerade dadurch provoziert? Achja, Fragen über Fragen... :gruebel:
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Re: Vermeidbare sekundäre Sectio?

Beitragvon Axomonster » Di 1. Mai 2012, 11:31

Was ich dir noch sagen wollte:
Versuche den Kaiserschnitt nicht als deinen Fehler zu sehen (kommt bei mir gerade so an und ist ja wirklich häufig ein Problem von Sectio-Müttern). Es hätten sicher manche Dinge besser laufen können aber es ist nicht dein VERSCHULDEN. Bitte versuche dich nicht damit zu belasten.

Ja mit sicherheit. Denken ist etwas fehl am Platz beim Gebären :biggrin:
Hirnleistung zu erbringen bringt einen von der Geburt "weg". Deswegen wählen die meisten (auch Tiere) einen ruhigen, abgeschiedenen Ort zum gebären.
Jede einfache Frage, Unterschrift die man zeichnen muss, Anweisung die umgesetzt werden muss können sehr hinderlich sein. Wie es da erst ist, wenn man jeden Vorgang analysiert und abgleicht mit dem Wissen das man hat...
Man blockiert richtig.
Und vorallem kann man nicht mehr hinhören, auf seinen Körper, auf seine Bedürfnisse...

Ich habe jetzt leider mein "Gaskin" nicht da (verliehen) da stehen sehr ansprechende Sätze drinnen die auf deine Fragen passen. Ich jetzt aber aus dem Kopf nicht zusammenzitieren möchte...
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NIKE

Re: Vermeidbare sekundäre Sectio?

Beitragvon NIKE » Mi 2. Mai 2012, 08:05

Also 5min Abstand zwischen den Wehen ist ja ziemlich lang. Ich weiß auch das Wehen ziemlich Kräfte raubend sind.

Dein Kind war noch sehr weit oben und hätte vielleicht noch eine ganze Weile gebraucht um sich einzustellen.

Der Punkt ist das im KH, arbeiten man sich von Wehe zu Wehe ohne Ablenkung, oft kriegen Frauen und Geburtshelfer Zweifel und sind motiviert irgendwas zu tun.

Nur das Irgendetwas meist nichts mit abwarten zu tun hat.

Möglich das du zu den Frauen gehörst die einfach 24h oder 30h für einen Geburtsprozess brauchen. Da ist jede Frau individuell.

Ich hatte alle 3 min Wehen über mehrere Stunden ohne das sich was am Muttermund getan hätte, auch total doof und erschöpfend. Das ist ein Geburtsstillstand ohne Geburtsbeginn.

Du hattest sicher keine Schuld daran und lad dir diese Schuld auch nicht auf.

Ich denke du hattest einfach nicht die richtigen Geburtshelfer für dich damit du ihn Ruhe normal gebären konntest.

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Re: Vermeidbare sekundäre Sectio?

Beitragvon Axomonster » Mi 2. Mai 2012, 10:45

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Mini
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Re: Vermeidbare sekundäre Sectio?

Beitragvon Mini » So 6. Mai 2012, 21:05

Liebe Juliane,
eine Stirnlage ist eine Haltungs-, als auch Einstellungsanomalie. Bei einem solchen Befund eine Amniotomie zu machen ist ein Kunstfehler. Ich könnte Deine Beleghebamme gerade :haue:
Bei einem solchen Befund wäre es erst mal interessant den Schwangerschaftsbefund zu wissen (Lage, Haltung, Stellung, Einstellung, Höhenstand...), aber ich vermute, dass Deine Hebamme da nix erhoben hat, wenn sie schon so einen Quatsch macht.
Vorgehen bei einem solchen Befund: Im Stand ist Dein Bänderapparat als auch die Muskulatur angespannt um Dich zu tragen, im angespannten Bänderapparat kann sich das Köpfchen nicht korrigieren. Es ist eingekeilt und die Wehen drücken es noch fester in seine Position. Wenn man jetzt noch die Fruchtblase aufmacht, hat der Kopf keine Chance mehr. Folge - Geburtsstillstand.
Als erstes Befund erheben, ich kann jetzt nur vermuten wie dieser ausgesehen hat, aber Du hast ja recht detailliert beschrieben und bei Dir wäre notwendig gewesen: Platz schaffen, Pieseln gehen, einen medizisch indizierten hohen Einlauf, HINLEGEN(!!!), damit der Bänderapparat locker lässt, Bänderapparat wärmen (mit Wärmflaschen - unteres Uterinsegment/Kreuzbein), richtige Lagerung um dem Köpfchen die Wendemöglichkeit zu geben, am besten daheim, weil in sicherer Umgebung die Hormonwirkung besser ist.
Auf keinen Fall: Rumlaufen, auf dem Ball sitzen, NIEMALS bei einem solchen Befund die Fruchtblase aufmachen, NIE, NIE, NiE (dann kann man ja gleich einen OP Termin ausmachen).
Schade, schade. :-(
Beim nächsten Kind eine Hebamme suchen, die nach traditioneller Hebammenkunst arbeitet und eine Hausgeburt machen.
Lieben Gruß, Mini

Ranunkel
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Registriert: Di 1. Mai 2012, 20:16

Re: Vermeidbare sekundäre Sectio?

Beitragvon Ranunkel » Mo 7. Mai 2012, 12:36

Liebe Juliane,
es tut mir sehr leid, was dir passiert ist! Bitte such die Verantwortung für das Geschehene nicht bei dir; ich finde es absolut bemerkenswert, wie lange du durchgehalten und gekämpft hast!
Du bist informiert in die Geburt gegangen, hast dich viel bewegt, wie es ja auch grundsätzlich richtig ist und auch die PDA erst als letztes Mittel zugelassen. Das finde ich sehr tough, insbesondere im klinischen Umfeld und als Medizinerin (und das versteh nicht falsch, bitte!).

Ich kann mich Mini nur voll und ganz anschließen: zu diesem Zeitpunkt mit diesem Befund die Fruchtblase zu öffnen ist ein Kunstfehler! Leider weiß ich auch, dass in der Klinik oft der Satz fällt:"Blase auf, hop oder top!" Sprich, es klappt oder halt nicht, und wenn nicht, machen wir eben die Sectio. Das ist blinder, gefährlicher Aktionismus! Ich frag mich eh, warum man nicht mal die Finger von den Fruchtblasen lassen kann :laser:

Mini hat ja schon ausführlich beschrieben, was in deiner Situation hilfreich gewesen wäre, da kann ich nix mehr hinzufügen. Aber dieses Wissen konntest du ja nicht haben, also mach dir keine Vorwürfe, z.B. weil du dich viel bewegt hast. Grundsätzlich ist das ja auch super, nur hätte dich deine Hebamme da etwas bremsen müssen nachdem sie die Stirnlage festgestellt hat, da wäre liegen einfach besser gewesen. Die Zunahme der Wehentätigkeit nach der Amniotomie hat die Haltungs-und Einstellungsanomalie nur noch sehr verschärft und dich zudem erschöpft. Ein Teufelkreis!

Ich hoffe, du kannst dein Geburtserlebnis verarbeiten, nimm dir Zeit und trauere drum. Du hast wirklich alles getan um dir und deiner Tochter eine gute Geburt zu ermöglichen, dafür klopf dir auf die Schulter!

Herzliche Grüße

Ranunkel
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Vadelma
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Re: Vermeidbare sekundäre Sectio?

Beitragvon Vadelma » Mo 7. Mai 2012, 14:22

Tut mir leid dass es nicht so verlaufen ist, wie du wolltest! Wenn du wieder bereit bist, dich mit einer neuen Geburt auseinanderzusetzen, empfehle ich auch Gaskin. Das ist finde ich das einzige Buch zum Thema Geburt, das man unbedingt gelesen haben muss. Es gibt da auch einen Bericht von einem Ärztepaar, die sich extra dazu entschlossen hatten ihr Kind ausserhalb der Klinik zu bekommen, viel Angst hatten und es hat trotzdem gut geklappt. Der Bericht hat mich sehr berührt.


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