Meine zweite Geburt

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zorrochen
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Meine zweite Geburt

Beitragvon zorrochen » Sa 9. Apr 2016, 13:36

Ich schulde euch ja auch schon lange noch einen Bericht! :hausgeburt:
Hier kommt er endlich, auch in Vorbereitung auf die nächste Geburt!

Ich hatte damals keinen US gehabt, ging aber aufgrund meines Gefühls und anderer Hinweise von einem kleinen Mädchen im Bauch aus.
Ich hatte mich aus finanziellen Gründen gegen einen Geburtspool entschieden (allerdings auch, weil mir der Gedanke dann von jemandem abhängig zu sein, der sich um das Ding kümmert, nicht gefallen hat).
Zudem wurde ich von einem Geburtshausteam betreut, würde zur Geburt die Hebamme bekommen, die Dienst hat. Die Schwangerschaften sind dadurch leider immer ein bissl von der Sorge begleitet die "passende" Hebamme zu erwischen (bei der Tochter hab ich leider großes "Pech" gehabt)

Es war Winter und ich war bereits 4 Tage über dem erratenen Termin.
Nachmittags gegen 15.30Uhr nahm ich leichte Kontraktionen wahr. Ich wusste aber nicht, ob ich sie ernst nehmen konnte, oder ob das einfach ein wenig Übung meines Körpers war.

Eine Stunde später verließen der Mann und die Tochter (damals 3,5Jahre) die Wohnung, um mit Verwandten zum Indoorspielplatz zu gehen.
Ich genoß die freie Zeit, die Kontraktionen kamen immer bei der kleinsten Anstrengung.

Gegen 20Uhr kamen meine zwei wieder nach Hause und ich ging zum Mädchen und erzählte ihm noch, dass es sein könnte, dass heute Nacht endlich unser Baby geboren würde, bevor ich sie in den Schlaf sang.

Dann setzte ich mich ins Wohnzimmer zu meinem Mann, wo ich die Zeit stoppte. Ich sagte ihm noch, dass ich nur noch eine halbe Stunde warten müsse, bis MEINE Hebamme Dienst hätte.
Aber alles war total unregelmäßig, manche Wehen schienen zu kommen und als ich mir grad notieren wollte, dass etwas kommt, hörte es schon wieder auf. Andere waren "normale" Kontraktionen, aber alles in allem kamen sie zwischen 3 und 29Minuten.


Ich beschloß zu Bett zu gehen und zu schlafen, falls die Geburt diese Nacht beginnen sollte.
Ich lag etwa 1 Std im Bett. In dieser Zeit hatte ich etwa ein halbes Dutzend Kontraktionen in gefühlt regelmäßigen Abständen, die mich (vermutlich aus Aufregung) nicht schlafen ließen.

Ich stand also auf und schickte meinen Mann ins Bett (es war etwa 22.30Uhr) und der war etwas aufgeregt, dass es jetzt doch tatsächlich so weit sein könnte.
Ich duschte und legte mich dann auch nochmal ins Bett, denn nachdem ich aufgestanden war, kamen die Wehchen wieder unregelmäßig, also dachte ich: Legste dich hin, wird das vielleicht mal was.

So lag ich wieder eine Stunde, die ähnlich war wie die davor.
Dann musste ich zur Toilette. Im dunkeln tapste ich ins Bad. Beim abwischen bemerkte ich verdächtig-schleimige Flüssigkeit.
Ich machte das Licht an und bekam einen Schreck, ob der großen Menge Blut, die ich da hatte.
Durch meinen Kopf gingen Gedanken: Schleimpfropf? Es wird doch nicht die Plazenta sein?! Oh Gott, Kaiserschnitt? Muss ich in die Klinik? Ist es nur der Schleimpfropf? Wenn es die Plazenta ist, muss ich mich beeilen!
Ich entschied meinen Mann zu wecken.
Er war kaum wach zu bekommen und ich jammerte: "Da ist Blut! Komms dir angucken! Sag mir, ob es der Schleimpfropf oder die Plazenta ist!!!"
Also wankte er hinter mir her bis in den Türrahmen des Bades, meinte nur: "Schleimpfropf. Sag mir wenn du mich brauchst." Und wankte zurück ins Schlafzimmer, ignorierend dass ich jammerte: "Ich brauche dich jetzt!!"

:keinplan:

Ich ging nochmal zur Toilette. Nun kam der Schleimpfropf und die Blutung hörte auf. Ich war beruhigt und wusste: Jetzt wird mein Kind kommen! Es war etwa 23.30Uhr.

Ich schnappte meinen Wecker, zündete meine Kerze an und legte mich auf mein Sofa.
Dort entspannte ich, redete mit mir, meinem Baby, Gott. Ich schnaufte und veratmete immer mehr. Die Wehen kamen nun deutlich und regelmäßig und alle 20Min musste ich auf die Toilette, weil mein Darm das verlangte und im Anschluß hab ich geduscht. (Wehen, Toilette, Duschen, Sofa, Wehen, Toilette,....)
Das ging etwas ein halbes Dutzend Mal so, bis ich das mit dem Duschen aufgegeben habe und nur noch zur Toilette ging....
Die Wehen wurden intensiver, um Viertel vor 1Uhr (ET+5) war ich bei einer halben Minute alle 5Min und dachte mir: Oh nein... so wird das heute Nacht nichts mehr..... (Mein Wunsch war ja, das Kind nachts zu bekommen, dass die restlichen Verwandten im Haus nichts mitbekommen würden und ich von ihnen ungestört wäre).
Aber es ging rasch weiter und gegen halb 2 war ich bereits bei einer Dreiviertel Minute alle 3Min.
Ich kniete mittlerweile vor meinem Sessel und dachte mir: Oh nein. Das wird wieder so wehtun wie beim ersten Mal! Wie konnte ich nur so blöd sein zu denken, dass es diesmal weniger wehtun würde?! Das nächste Mal nehme ich einen Geburtspool!!! :hehe:

Um Viertel vor 2 kam ich an den Punkt, dass ich meine Hebamme anrufen wollte. Aber nicht als Hebamme. Ich wollte, dass sie mich in den Arm nimmt und tröstet.
Als ich grade aufstehen und den Mann wecken wollte, hörte ich, dass meine Tochter aufgewacht war. Sie war Nachts noch nie ohne mich, ich wartete zwei Ahhhhhh-Wehen ab, in der geringen Hoffnung, sie würde wieder einschlafen und ging dann zu meiner wachen Familie ins Schlafzimmer.
Ich schickte den Mann telefonieren und dann das Schlafzimmer vorbereiten, während ich mich zur Tochter setzte und mit ihr nochmal durchging, was wir besprochen hatten, ihr sagte, dass nun unser Baby käme und dass alles gut und richtig wäre, wie es ist. Und dass sie mit Papa im Wohnzimmer spielen sollte bis ich sie rufen würde.
Nur dass ich eben zwischendrin immer aufsprang und ins Wohnzimmer rannte, um sie mit meinem lauten Tönen wahrend der Wehen nicht zu erschrecken. (Na, ob das wohl beruhigend auf die gewirkt hat?)

Dann bezog ich meinen Gebärraum.
Ich versuchte mich auf die Seite zu legen, ich war müde. Aber es tat weh. Also kniete ich vor mein Bett. Die Wehen wurden intensiv und ich erreichte die Übergangsphase. Ich brüllte in mein Kissen, um die Tochter nicht zu erschrecken.

Um 3 kam endlich meine Hebamme. Sie redete mit meinem Mann im Flur, der aber keine weitere Auskunft geben konnte. Dann kam sie zu mir.
Also tat ich, weswegen ich sie kommen ließ: Ich warf mich in ihre Arme, jammerte und Wehklagte und lies mich trösten und mir Mut zusprechen.
Sie fragte, wie lange ich diese starken Wehen schon hätte. Ich dachte mir: SO fies die letzten 5 oder 6. Sagen konnte ich aber nichts mehr.

Es ging noch ein paar Wehen, da fragte ich sie, was sie denken würde, wie lange es wohl noch dauert.
Sie meinte: "Ich denke nicht mehr lang. Du kannst ja mal tasten, ich denke du merkst schon das Köpfchen."
Gefunden hab ich aber nichts als nur ein bisschen blutigen Schleim, es war alles sehr hoch.

Ich hatte keine Lust mehr auf noch eine Wehe und meine Hebamme meinte, dass ich ja mal probieren könnte, etwas zu schieben und das tat ich auch und merkte, die der Kopf tiefer kam.
Ich erinnere mich, dass meine tochter mehrmals reinkam und ich ihr sagte, dass alles gut sei, dass unser Baby fast draußen wäre, dass sie wieder spielen gehen solle und ich sie rufen würde, wenn es so weit wäre. Woran ich mich nicht mehr erinnere, was mir aber Hebamme und Mann später erzählten, war, dass ich wohl ständig nach der Tochter gerufen hätte und sie deswegen gekommen sei. Vermutlich hatte ich unterbewusst so Angst, mein Versprechen nicht zu halten (dass sie bei der Geburt dabei sein darf) und sie zu spät zu rufen, dass ich es einfach ständig tat.

Ich arbeitete mich also vorwärts und war fasziniert von den Empfindungen dabei. Bei der Tochter habe ich einfach gar nichts mehr gemerkt. Nun hatte ich Schmerzen und spürte richtig, wie mein Baby runterkam.
Ich jammerte ständig meine Hebamme an: "Das tut weh! Warum tut das weh?!" Sie: "Das ist normal, das war bei deiner Tochti auch so!" Ich: "Nein! Das hatte nicht weh getan!" Sie: "Doch, das hast du nur vergessen!" - Da hätte ich sie grad mal würgen können. Als wenn sie das wissen würde!

Zwischendrin versuchte die Hebamme zweimal die Herztöne mit dem Dopton zu finden, was mich ärgerte (übrigens ebenso wie die Tatsache, dass sie gegen meinen ausdrücklichen Wunsch Dammschutz machte, der Ärger beim Dopton war wegen dem US). Allerdings hörte ich keine HT, sie setzte mehrmals an, im Bericht standen allerdings Herztöne. Ich wusste, dass ich eine VWP hatte und schon in der Schwangerschaft haben die Hebammen die HT nur schwer mit der Rohr gefunden und war deswegen, dachte ich, nicht weiter beunruhigt.
Irgendwann zumindest fing die Hebamme an, meinen Mann zu rufen und weil ich fand, dass sie viel zu leise rief, brüllte ich ebenfalls nach ihm und unserer Tochter. Die beiden kamen rein und setzten sich dazu.
Und da kam er: der kleine Kopf und auch das brannte fies. Ich schrie einmal auf.
Während der Kopfgeburt sprang die Blase. Das kleine Wesen schimpfte ein wenig und ich sagte: "Mein Baby! Mein Baby!" Da wurde mir bewusst, dass mich das Dopton trotzdem unruhig gemacht hatte.
Noch eine letzte Wehe, und mein kleines Baby glitt heraus. Nicht ohne noch kurz den Arm nach vorne durchzuschieben, bevor der Rest geboren wurde.
Ich rief noch immer: "Mein Baby! Mein Baby!"
Und noch während ich mich umdrehte, bevor ich mein Kind das erste Mal sah, hörte ich meinen Mann: "Ein Junge!?!" :shock:
Und ich sagte: "Ein Junge?!!??" :shock: Und unsere Tochter rief: "Ein Clemens!!!" :yeah: (Sie wünschte sich die Schwangerschaft über einen Bruder, der "Clemens" heißen sollte)
Tatsächlich. Ein kleiner Junge.
Er hustete und schrie.
Ich zog mein Hemd aus und nahm ihn hoch.
Er hat Minutenlang gehustet und geschriehen, während ich ihm versucht hab den Busen zur Beruhigung in den Mund zu schieben und ihm sagte, dass alles gut sei (und ich auch über die Tatsache glücklich bin, dass er ein Junge ist (Ich dachte vielleicht beleidigte es ihn ja, dass ich ihn für ein Mädchen gehalten hatte und fürchtete er könnte Angst haben nicht angenommen zu werden :irre3: )) Und gefühlte 100 Mal sagte ich: "Du bist ja ein Junge?!? Wie kannst du denn ein Junge sein!?! Du bist ein Junge!" :hypno:
Meine Hebamme meinte dann irgendwann mal, dass ich ihn doch einfach mal erzählen lassen solle. lol

Wir wechselten aufs Bett. Sie wollte, dass ich mich hinlege, aber ich wollte das nicht (ich hätte irgendwo gelesen, dass es bei erhöhtem liegen öfter zu stärkeren Nachblutungen kommen würde). Irgendwann in der Phase nach Sohnis Geburt kam die zweite Hebamme, das hatte ich aber nur so halb wahrgenommen.
Sie wollte dann, als ich eine Wehe bekam, dass ich meinen Sohn ablege, aber das wollte ich auch nicht.
Außer der einen Kontraktion kam dann auch keine mehr, so dass nach fruchtlosem rumgepresse, die Hebammen dann irgendwann durch Ziehen an der Nabelschnur der Plazentageburt nachgeholfen haben.

Meiner Tochter war, wie sie schon angekündigt hatte, die Plazenta zu gruselig, sie blieb im Wohnzimmer und wie Papa die Nabelschnur durchschnitt, wollte sie auch nicht sehen.

Als alles grob fertig und die Plazenta untersucht war, gingen die Hebammen mit meinem Mann ins Wohnzimmer um den Zettelkram zu erledigen und ich blieb mit meinem Sohn alleine zurück.
Er brauchte recht lange bis er das erste Mal gestillt hat (ich meine er waren so 1Std20Min) und er tat sich damit auch noch Wochen schwer.

Als wir zwei so lagen kam irgendwann die Tochter rein und meinte im Flüsterton zu mir: "Du hast doch Mal gesagt, dass du wieder Milch hast, wenn das Baby da ist!?" :lol3:

Der kleine Sohn war gegen halb 4 geboren, zwei Stunden später kuschelte ich mich mit meiner Familie in unser Bett und stillte meine beiden Kinder gleichzeitig. Dann schliefen wir den kurzen Rest der Nacht alle miteinander. :love:
Meine Kinder:
Tochter 08/10 - Im GH
Verlorenes 08/12
Verlorenes 11/12 - kleine AG
Sohn 01/14 - HG
Sohn 07/16 - AG

aramis
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Re: Meine zweite Geburt

Beitragvon aramis » Sa 9. Apr 2016, 15:24

:danke:
das liest sich irgendwie schön rund das ganze :herzen:

wie denkst du jetzt im nachhinein über diese Geburt? Falls du drüber reden magst.
von Herzen alles Liebe
Manu
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Frl_Lotta

Re: Meine zweite Geburt

Beitragvon Frl_Lotta » Sa 9. Apr 2016, 18:53

Danke fürs Teilen! :herzen:

babsi2011
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Re: Meine zweite Geburt

Beitragvon babsi2011 » So 10. Apr 2016, 19:34

ein schöner Bericht! :rainbow:
Danke fürs teilen!
Bub 09\15 GH
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Babybub 11/19 HG

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selkie
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Re: Meine zweite Geburt

Beitragvon selkie » Mi 13. Apr 2016, 21:31

Danke fürs teilen deines schönen Berichtes :blume:
sternchen 2000 (5.woche), sternchen 2009(5.woche), wunschkind 2009 (abgebrochenen HG), sommerkind 2013 (HG), sternenkind 2015 (HG 13.woche), winterkind 2015 (HG)
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zorrochen
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Re: Meine zweite Geburt

Beitragvon zorrochen » Do 14. Apr 2016, 10:56

Was denke ich mittlerweile über diese Geburt?

Es war eine schöne Geburt. Fast so, wie ich mir das ausgemalt hatte. Ich wollte das Kind ja gerne nachts bekommen.
Allerdings hat mir der Schlafmangel lange nachgehangen, die nächste Geburt habe ich also auf etwa 23.30Uhr bestellt. :lol3:

Mich haben nur eben die "Übergriffigkeiten" vor allem in Nachhinein gestört. Währenddessen war es aber nicht so schlimm. Aber blöd war es schon, da gedanklich rumdiskutieren zu sollen.

Ich habe hinterher festgestellt, dass ich die Verantwortung für diese Geburt abgegeben hatte, sobald die Hebamme da war. Plötzlich kamen Fragen auf, auf die ich von ihr eine Antwort wollte, vorher habe ich es mit mir alleine ausgemacht.
Das ist mit ein Grund, warum ich mir wünschen würde, dass das nächste Kind eine AG wird. Ich glaube, dass es mir gut tun würde, das Kind wirklich selbst zu gebären. Wenn jemand fremdes da ist, dann lasse ich mich fremdbestimmen. Es ist, als würde sofort ein Schalter umgelegt.

Aber die Geburt war schön. Noch immer, auch im nachhinein. Ich wusste eben zuvor nicht, wie dringend ich jemanden in der Übergangsphase brauche. Und dann war es gut, dass meine Hebamme da war.
Meine Kinder:
Tochter 08/10 - Im GH
Verlorenes 08/12
Verlorenes 11/12 - kleine AG
Sohn 01/14 - HG
Sohn 07/16 - AG


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