Der Tag der Geburt (38+4, nach Monaten "drohender Frühgeburt") war der erste Tag seit Beginn der Rufbereitschaft, an dem ich das Kind gebeten habe, heute noch im Bauch zu bleiben. Denn am Abend zuvor war ich auf einer laaangen Ratssitzung und hatte kaum Schlaf abbekommen. Naja, die Kinder haben ihren eigenen Willen und von Müdigkeit war dann auch nichts mehr zu spüren.
Morgens um 6 Uhr, lag ich also zum Kuscheln bei den Kindern, da hörte ich ein kleines "Knack" und vermutete einen Blasensprung. Das hat sich mit dem Aufstehen auch bestätigt.
Mein Mann hat die Hebamme mit 1h Anfahrt angerufen und ich habe aufgeregt, vorfreudig und gleichzeitig gelassen die Sauerei versorgt, mich entleert und auf´s Sofa gelegt. Ich wusste jetzt geht es schnell. Warum auf´s Sofa weiß ich nicht mehr. Vielleicht wollte ich dem Kind die Möglichkeit geben tiefer zu rutschen, aus Angst vor einem Nabelschnurvorfall?! Ich hatte sofort regelmäßige, gut auszuhaltende Wehen.
Nach einer halben Stunde habe ich mich ans Klavier gesetzt und in den Wehenpausen gespielt. Inzwischen kam auch die Hebamme. Die wollte einmal die Herztöne hören, um eben einen Nabelschnurvorfall auszuschließen (eigentlich unnötig, da sich das Kind normal bewegt hat).
Mein Mann und die Hebamme saßen nun mit mir im Zimmer und haben sich unterhalten, während ich weitergespielt habe. Die Wehen waren gut zu meistern. Aber auf einmal fand ich, dass sich das Klavier furchtbar anhörte und hatte keine Lust mehr. Ich setzte mich zu den beiden. Nun waren die Wehen recht schmerzhaft und ich dachte mir, dass ich den Bauch lieber für immer behalten würde. Gleichzeitig hatte ich etwas Sorge wie dann erst die Übergangsphase werden wird, wenn es sich jetzt schon so grenzwertig anfühlt.
Wenige Minuten später bat ich meinen Mann dringend Badewasser ein zu lassen, ich hatte das Gefühl ich müsste irgendetwas komplett anderes haben. Kaum in der Wanne verspürte ich Stuhldrang und war genervt, wieder aus dem Wasser zu müssen. Musste ich dann aber gar nicht, da schon die zweite, nun eindeutige Presswehe kam. Ich war selber überrascht, dass die Geburt schon so weit fortgeschritten ist und die Übergangsphase tatsächlich schon diese wenigen schmerzhaften Wehen gewesen waren. Nach zwei weiteren Presswehen ist das Kind unkompliziert geboren (2 Stunden nach Blasensprung). Dieses Wunder, das Kind immer tiefer zu spüren und dann den Kopf zu sehen und gleichzeitig meinem Körper beim "Machen" zu zuschauen! Inzwischen ist auch die Hebamme dazu gekommen. Diese hatte erst noch ihre Sachen geholt, weil sie mir nicht angemerkt hat, dass die Geburt schon so weit ist. Sie hat mir geholfen das Kind aufzunehmen. Nach 20 Minuten hat mich die Hebamme gefragt, ob ich nicht das Geschlecht wissen wollte. Ich verneinte, weil ich das in meinem Glück für so nebensächlich hielt. Ich hätte ewig mit diesem schmierigen, schrumpeligen Menschlein da sitzen können. Da hat sie trotzdem ein wenig das Handtuch gehoben und geguckt. War vielleicht für meinen Mann wichtig, mich hat es gestört.
Wir lagen noch eine dreiviertel Stunde in der Wanne. Obwohl ich gleich nach der Geburt des Kindes noch ein paar leichte Presswehen hatte, war die Plazenta nicht geboren. Die Hebamme und ich haben aber vermutet, dass sie schon gelöst ist. Im Liegen habe ich es nicht geschafft sie zu gebären, sodass ich den Bub meinem Mann gegeben habe und mich ins Wasser gekniet habe. Ich musste sehr stark pressen bis ich die Plazenta draußen hatte, das kannte ich so nicht (im KH gab es hier immer Interventionen). Sie kam mir riesig vor und war irgendwie kugelig?! In dem Moment war ich um die Hebammenhilfe froh, ich wusste nicht, dass ich einfach soo stark drücken musste.
Nackig sind wir nach kurzer U nun auf´s Sofa umgezogen und haben gekuschelt...wundschön...und mir war klar, dass dies nicht das letzte Mal sein soll.
Die Geburt an sich war perfekt, gelassen, ich war mit mir und dem Kind eins und blieb zum dritten Mal unverletzt. Einzig die Hebamme (auch ohne Untersuchung, bis auf die Herztöne) hat mich eher (bis zur Plazentageburt) gestört. Dies hatte keinen merklichen Auswirkungen auf den Geburtsverlauf, aber alleine wäre wohl noch entspannter gewesen.