Ich war in den letzten Wochen der Schwangerschaft dazu übergegangen, mich allmorgendlich beim Duschen selbst zu untersuchen, weil ich wissen wollte, ob meine ganzen Wehen muttermundswirksam sind oder nicht. Nachdem ich nun also einige Tage mit 2cm geöffnetem MM rumlief und dabei immer direkt ans Köpfchen kam, stellte ich am Mittwoch fest, dass sich ein Fruchtblasenkissen vor dem Kopf gebildet hatte und der MM etwas weiter aufgegangen war. Das hatte ich auch bei der Geburt meiner ersten Tochter bemerkt und war mir daher sicher, dass das Baby heute auf die Welt kommen würde. Nun war ich mir in den letzten Wochen allerdings schon öfter sicher, dass es losgeht, so dass ich diesmal meinem Mann gegenüber auch nur andeutete, dass es wohl heute, oder aber spätestens morgen soweit sein würde. Er musste etwas früher zur Arbeit und fragte, ob ich das Töchterchen in die Kita bringen könnte. Ich traute mir das zu, aber kaum hatte er um 7Uhr die Tür ins Schloss gezogen, da kam eine Wehe, bei der ich dachte: Oha, Püppchen iss mal schneller dein Frühstück, sonst schaffe ich es nicht mehr rechtzeitig aus der Kita nach Hause.
Ich fuhr dann das Töchterchen mit dem Auto zur Kita, der Große ging zur Schule und auf dem Weg nach Hause fuhr ein Auto mit dem Kennzeichen „HG“ vor mir. Das hat mich sehr belustigt. Gegen 8.30Uhr sprach ich der Hebi aufs Band, ob wir den für 11.30Uhr geplanten Vorsorgetermin etwas vorziehen könnten. Dann informierte ich meine Mutter, die ja gern dabei sein wollte. Ich fing nochmal wie wild an zu putzen. Der Krach der Fensterbauer zwei Stockwerke tiefer störte nicht wirklich. Die Hebi kam dann und packte ganz gemächlich alle ihre Sachen aus, hörte nach den Herztönen und verbreitete eine angenehme Ruhe. Ich hatte ein paar Wehen und veratmete die noch recht locker. Um 11.30Uhr war dann auch meine Mama da und als ich ihr die Tür öffnete, war sie total froh, dass das Baby noch im Bauch war und sie nicht zu spät. Nun saßen also Hebi und Mutti am Esstisch im Wohnzimmer und ich lief so rum, legte mich mal auf die Couch, setzte mich mal auf den Ball und veratmete meine Wehen, die nun alle 5min kamen. Zwischen den Wehen unterhielten wir uns sehr nett über Gott und die Welt und ich fragte mich, ob ich die beiden nicht viel zu früh bestellt hatte. Zwischendurch ging ich immer mal wieder zur Toilette und untersuchte mich selbst. Freudig konnte ich feststellen, dass das Fruchtblasenkissen immer größer wurde. Meinen Geburtsbegleitern sagte ich davon nichts. Warum weiß ich nicht. Die Hebi meinte irgendwann, dass sie mich nicht zu untersuchen braucht, denn das hätte ja keine Konsequenz. Irgendwann würde ich anfangen zu pressen und daher bräuchten wir keine Untersuchung. Fand ich gut. Ich hätte mir auch nicht vorstellen können, mich hinzulegen. Um 13Uhr rief ich meinen Mann auf der Arbeit an und sagte ihm, dass er mit den Kindern bitte nach dem Abholen direkt auf den Spielplatz gehen sollte, bis ich ihn wieder anrufe. Die Sorge, dass meine restliche Familie während der Presswehen reinplatzen könnte, hatte mich mehrere Minuten arg beschäftigt. Als das geklärt war, ging es mir besser. Ab 13.30Uhr wurden die Wehen deutlich ungemütlicher. Ich stützte mich auf einen Stuhl und fing an im Stehen zu tönen. Dabei starrte ich immer auf einen Punkt zwischen meinen Füßen. Die Hebi forderte mich auf, laaange auszuatmen. Es fing an stark nach unten zu drücken. Ich wollte nicht, dass die Fruchtblase auf dem Laminat platzt, konnte mich aber auch nicht für den Gedanken erwärmen, mich auf ein Handtuch zu stellen. Außerdem hatte ich Angst, dass ich in den Presswehen Stuhlgang haben könnte. Daher lief ich ständig aufs Klo. Bei der ersten Presswehe wurde die zweite Hebi informiert, die bis dahin auf meinen Wunsch im Auto vor dem Haus gewartet hatte. Ich sollte wieder ins Wohnzimmer kommen, wollte aber gern, dass die Fruchtblase auf der Toilette springt. Meine Hebi wollte dann nachschauen, ob die Fruchtblase oder der Kopf drückte. In dem Moment sprang die Fruchtblase, das Fruchtwasser war klar. Die Hebis haben das für 13.52Uhr notiert. Schwer atmend lief ich ins Wohnzimmer auf meinen vorbereiteten Platz vor der Couch, aufgestützter Vierfüßler. Nachdem die Wehe ganz abgeklungen war, sagte ich erstmal der zweiten Hebi hallo. Meine Hebi fragte mich, ob meine Mama zu mir kommen sollte, aber mir war es lieber, dass sie am Tisch blieb. Auch die warmen Dammkompressen lehnte ich ab, das war mir total unangenehm. Ich schob mein zweites Töchterchen nun nach draußen und merkte, wie sie zum Ende der Wehe immer wieder zurück rutschte. Meine Hebi munterte mich auf, dass sie das zurückgerutschte Stück bei der nächsten Wehe ganz schnell wieder vorrutschen würde. Sie drückte leicht auf mein Kreuzbein und das war sehr angenehm. Ich hatte das Gefühl zu schreien, fand aber doch, dass es nicht schmerzhafter als bei meiner großen Tochter war. Meine Hebi fragte, ob da immer noch eine Wehe war oder nur der Druck des Köpfchens. Ich wusste es nicht. Ich kam etwas durcheinander. Ich wusste nicht mehr so richtig, wie ich atmen sollte, ob ich schieben sollte oder nicht. Luft anhalten oder nicht? Mir schossen furchtbar viele Gedanken durch den Kopf. 
Endlich hatte ich den Kopf ein Stück weit geboren. Ich legte meine Hand an diesen kleinen weichen Kopf und empfand ein warmes Glücksgefühl. Irgendwie schaffte ich es trotz meiner Herumdenkerei und Unschlüssigkeit bezüglich Pressen und Atmen den Kopf zu gebären. Dann gab es zwei Minuten Pause und ich konnte das Denken immer noch nicht lassen. Ich fragte mich, warum sie sich gar nicht bewegte. Ständig verglich die aktuelle mit der vorangegangenen Geburt. Meine Hebi beruhigte mich, dass wir Zeit haben. Da sie gesehen hatte, dass ich bereits leicht gerissen war, half sie bei der nächsten Wehe etwas bei den Schultern mit. Ich hatte die ganze Zeit mein Baby in der Hand und spürte, wie sie immer weiter hinaus rutschte. Sie kam mit einem ordentlichen Schwall Fruchtwasser. Ich fragte: Ist sie da? Meine Geburtsbegleiter bejahten das. Erst da konnte ich die Augen wieder aufmachen, die ich während der Presswehen die ganze Zeit geschlossen hatte. Es war 14.05Uhr. Da lag also unsere kleine Marlene mit ganz dunklen Haaren vor mir und fing an zu schreien. Ich zog mein T-Shirt aus, konnte sie aber nur bis auf den Bauch ziehen, weil die Nabelschnur so kurz war. Auf der Couch sitzend begrüßten dann meine Mama und ich unser Baby. Nachdem die Nabelschnur auspulsiert war, setzte ich mich nochmal auf den Boden. Die kurze Nabelschnur empfand ich als sehr störend, ich wollte sie gern richtig auf den Arm nehmen. Wir entschieden uns daher, Marlene schon vor der Plazentageburt abzunabeln. Das machte meine Mama, wie auch schon bei meinem Sohn. Ich selbst sah mich diesmal nicht dazu in der Lage. Dann nahm ich mein Baby richtig an mich und drückte die Plazenta raus. Nun konnten wir beide auf der Couch richtig kuscheln.
Den Dammriss ersten Grades habe ich nicht nähen lassen, weil er wohl gut adaptierte Ränder hatte. Weh getan hat er in den Folgetagen ebenso wie die Nachwehen.
Marlene war 52cm lang und 3130g schwer, das schwerste Baby, das ich zur Welt gebracht habe. Die ersten zwei Tage hat sie viel geweint und ich merkte schon, wie mir das aufs Gemüt schlug, aber dann war alles wieder schön. Und nachdem jetzt auch der für meine Begriffe heftige Milcheinschuss überstanden ist, kuscheln wir zwei ganz unbeschwert.
für deinen Bericht
(selten, so was).
