Die Geburt des Februarzwockelchens

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Sedona
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Die Geburt des Februarzwockelchens

Beitragvon Sedona » So 23. Feb 2014, 16:52

Am 6.2. bin ich nachts gegen 2 Uhr wach geworden. Wie üblich krabbelte ich aus dem Bett uns tapste in Richtung Toilette um mich wie üblich darüber zu ärgern, dass es sich ja gar nicht lohnt für die paar Tröpfchen wach zu werden. Wie ich da so saß und mich ärgerte, bemerkte ich auf einmal die Rückenschmerzen, die da gerade kamen, ungefähr ne Minute blieben und dann wieder weg waren. Noch ein Grund sich zu ärgern...Rückenschmerzen haben mir ja grad noch gefehlt. Auf dem Weg zurück ins Bett kamen die Rückenschmerzen wieder und meine Laune sank ins Bodenlose :bissig: . Ich legte mich ins Bett und hoffte darauf, schnell wieder einzuschlafen, aber irgendwie war mir Liegen unangenehm. Diese dämlichen Rückenschmerzen :baeh: Ich bin dann erst mal ins Wohnzimmer umgezogen, weil ich Micha nicht wecken wollte und gehofft habe, auf dem Sofa noch ein bisschen dösen zu können. Aber auch das ging nicht. Und langsam dämmerte mir, dass dieses wiederkehrende ziehen im Kreuz eventuell ja Wehen sein könnten. Um halb drei bin ich dann noch mal hoch und hab meinem Mann geweckt. Irgendwie wollte ich, jetzt wo ich wusste das es Wehen sind, nicht alleine Schmerzen haben. Micha ist dann gleich sehr nervös geworden und hat gefühlt 15 Mal gefragt ob er nicht schon mal die Hebamme anrufen soll, während ich ein paar Wehen aufs Fensterbrett im Bad gestützt veratmet habe, mir gemütlich die Zähne geputzt habe (Zwischendrin wieder eine Wehe..scheinbar bin ich einfach kein Typ für gemütliche 10-Minuten-Abstände :zahnlos: ), und die Haare zusammen gebunden habe. Um 3:10 Uhr habe ich ihn dann doch gebeten, mir das Telefon zu bringen. Ich war mir ziemlich sicher, dass das jetzt kein Fehlalarm ist. Ich habe dann kurz mit Andrea telefoniert, ihr die Situation geschildert und sie gebeten sich ganz gemütlich auf den Weg zu machen. Kurz vor 4 Uhr stand sie dann mit einigen Taschen bepackt vor der Tür. Ich hing derweil am Treppengeländer im Erdgeschoss und schnaufte. Micha flitzte schnell zur Türe und dann zu mir zurück, weil ich wohl lautstark darum „gebeten“ habe, dass er mir das Kreuzbein massiert. Die Wehen spürte ich immer noch nur im Rücken und ohne Massage/Drücken waren sie schon richtig fies. Andrea brachte ihre Sachen rein, beobachtete mich ein paar Minuten und fragte dann, ob sie mich mal untersuchen dürfte. Das war mir ganz recht, denn schließlich war ich eh Neugierig wie der Stand der Dinge ist. Das Ergebnis war das gleiche wie bei der letzten Vorsorge: Gebärmutterhals verstrichen und Muttermund 1-2 cm offen. :panik: Na toll das kann ja heiter werden...Ich stellte mich innerlich irgendwie schon mal auf eine lange Geburt ein und erwartete den Schlupf frühestens gegen Abend. Weil das Köpfchen des Babys noch recht locker über dem Becken schwamm, sollte ich einige Wehen auf der linken Seite liegend veratmen. Genau das war die Seite auf der die Wehen richtig gemein waren und ich war von dem Plan nicht sonderlich begeistert. Andrea erklärte mir, dass mit dieser Art der Lagerung dem Baby der Weg Richtung Becken erleichtert wird und es sich besser mit dem Köpfchen einstellen kann. Das würde die Geburt wahrscheinlich um einige Stunden verkürzen. Ich vergrub also auf der Seite liegend, in den Wehen mein Gesicht im Stillkissen und tönte schon recht laut vor mich hin (und dabei dachte ich noch im Vorbereitungskurs, dass ich garantiert nicht sooo peinlich rumröhren werde :pfeif: ) Um 5:20 Uhr war der Muttermund 3-4 cm offen, und der Kopf noch immer nicht da, wo er sein sollte. Insgesamt lag ich etwa zwei Stunden so in Seitenlage auf dem Sofa. War mir dann auch ganz recht, denn so konnte ich mir eine Wärmflasche an den Rücken klemmen und in den relativ kurzen Pausen die Augen zu machen. Außerdem stand die olle Rührschüssel so gut in Griffweite, wenn mir mal wieder von einem Moment zum nächsten schlecht wurde. Glücklicherweise hatte ich das letzte mal am Abend vorher was gegessen, so dass die Kotzerei ausblieb. Kurz nach 6 Uhr wurde dann mein Mann den Pool aufbauen geschickt. So war er wenigstens gut beschäftigt, denn es machte ihm richtig doll zu schaffen, mich in den Wehen so leiden zu sehen.
Gegen halb 7 war dann endlich genug warmes Wasser im Pool, so dass ich rein konnte. MM war inzwischen bei 6cm und der Kopf war auf Höhe Beckeneingang (Yippie, hat die Liegerei doch was gebracht :applaus: ). Die zweite Hebamme wurde informiert. Langsam wurden die Wehen immer stärker und zogen netterweise nicht mehr nur im Rücken, sondern auch in den Leisten. Trotzdem brauchte ich jedes mal Micha zum Hand halten und Andrea zum Kreuzbein drücken und massieren. Die armen beiden konnten nicht mal in Ruhe die Handtücher in den Ofen schieben oder Papierkram schreiben, weil ich sie alle 3 Minuten wieder Richtung Pool gerufen habe.
Irgendwie war es für mich schwierig, eine bequeme Position zu finden. Ich versuchte die Seitenlage im Wasser, setzte mich hin oder hängte mich im Vierfüßler über den Rand des Pools. So platze um 7:30 Uhr dann auch die Fruchtblase mit einem lauten „Plopp“ (unglaublich, dass die beiden das nicht bemerkt haben, für mich war das wirklich nicht zu überhören). Kaum war die Fruchtblase weg, kamen die Wehen immer kräftiger. Die Übergagsphase, vor der ich ganz schön Respekt hatte, erwischte mich mit voller Wucht. Ich versuchte in Seitenlage so viel wie möglich von mir unter Wasser zu bekommen und in den Wehen den Schmerzen „davonzuschwimmen“ (Blöd nur das diese Pools rund sind...So kommt man immer wieder da an, wo man los geschwommen ist). Irgendwann habe ich mich dann wieder mit den Armen auf den Rand gelegt. So konnte mein Mann mir die Pfötchen halten und Andrea kam gut an den Rücken zum dagegendrücken. Außerdem ließ sich der Gartenschlauch, der noch über dem Rand hing, wunderbar zum rein beißen nutzen und ersparte allen beteiligten böse Verletzungen. Die Geräusche, die ich inzwischen von mir gab waren wohl eine Mischung aus Urschrei und Dinosauriergebrüll, jedenfalls hatte ich tierische Halsschmerzen. Das die Angestellten der Fabrik nebenan, die auf der anderen Seite der Hecke keine 20 Meter von unserem Wohnzimmerfenster entfernt ihre guten-Morgen-Zigarette rauchten, quasi live mithören konnten, war mir total egal. Eigentlich war mir alles total egal. Es gab nur noch mich, den Pool und die Hände meines Mannes, in die ich mein Gesicht vergrub. Alles andere hatte ich total ausgeblendet. Die Ankunft der zweite Hebamme habe ich auch nur ganz nebenbei bemerkt und mich dann wieder mit allen Sinnen der Urgewalt in mir gewidmet.
An dieser Stelle des Geburtsberichts der Hebi muss ich jedes mal lachen. Sie hat meine Unmutsbekundung „Scheiße, verdammte, ich glaub mir platzt der A*s*h!!!“ nett umschrieben mit „spürt Druck nach hinten in der Wehe“ :charly_rofl: Um 8:50 Uhr hatte ich das erste mal das Gefühl, am Ende der Wehe etwas mitschieben zu müssen (und dabei fällt mir auf, dass die Übergangsphase über eine Stunde gedauert hat. Das erklärt, warum ich sie als das schmerzhafteste und zermürbendste der ganzen Geburt in Erinnerung habe). Mit den Presswehen hatte ich endlich wieder das Gefühl Herr bzw. Frau der Lage zu sein. Ich spürte den Kopf jedes mal etwas tiefer rutschen und konnte auch schon selbst fühlen, dass unser Baby Haare hat. Ein unbeschreibliches Gefühl, das erste mal den Kopf des eigenen Kindes zu berühren (oh Gott, da ist ja wirklich ein Kind drin!). Nach ein paar Presswehen hatte ich aber einfach keine Lust mehr auf Geburt und habe den kleinen Dickschädel mit einem Schrei durch das restliche Becken katapultiert und in meine Hand geboren. Die Schultern kamen mit der übernächsten Wehe und ich war auf einmal ganz irritiert, dass es schon geschafft war :shock: Andrea schob mir das kleine Bündel Mensch durch die Beine nach vorne und ich nahm mir mein Mädchen aus dem Wasser. Ein Mädchen, wusste ichs doch. Ich setzte mich erst mal hin und wir bestaunten das kleine Wunder. Sie gab nur einen kurzen Schrei von sich und guckte sich dann erst mal um. Die Nabelschnur war recht schnell auspulsiert, so dass Andrea nach gut 10 Minuten abnabelte und wir aus dem Pool stiegen und aufs Sofa umzogen. Dort unternahmen wir den ersten Stillversuch und die Plazenta kam nach kurzer Zeit auch. Ich wollte gleich noch wissen ob alles heile geblieben ist, weil ich eine Heidenangst hatte genäht werden zu müssen. Zum Glück war da nur eine winzige Schürfung und ein kleiner Riss, der eigentlich kein richtiger Riss war (die Haut war aufgeschürft, und es hat sich eine Art Tasche zur Seite unter der Haut gebildet). In Anbetracht der Tatsache, dass die kleine Dame mit der Hand am Gesicht zur Welt kommen wollte, geht das ja fast als unverletzt durch. Ich bin dann noch kurz unter die Dusche gehüpft und die U1 wurde gemacht. Dann haben wir uns erst mal mit der Maus ins Bett gekuschelt.

Hier noch ein paar Daten:

Mira Susanne kam am 6.2.14 um 9:17 mit 3540g, 53cm und 35cm Kopfumfang zur Welt. :herzen: :wolke: :princess:


Im Nachhinein kann ich sagen: Die Geburt war zwar um einiges schmerzhafter, als ich sie mir vorgestellt hatte, aber schon nach einer halben Stunde habe ich meinen Mann gefragt, wann wir denn das nächste Baby machen. Es war beruhigend zu wissen, dass alle Anwesenden nur da sind um mit mir diese Geburt zu meistern, nicht um gegen mich zu arbeiten.
Wo kämen wir hin, wenn jeder sagte "Wo kämen wir hin?" und keiner ginge, um zu sehen wohin wir kämen, wenn wir gingen.

Kurt Marti
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Lavendel
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Re: Die Geburt des Februarzwockelchens

Beitragvon Lavendel » So 23. Feb 2014, 17:01

Toll gemacht :daumen: Danke für's teilen und viel Spaß mit eurer Tochter :herzen: :wolke: :rainbow:


Gesendet von meinem iPh*ne mit Tapatalk
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NIKE

Re: Die Geburt des Februarzwockelchens

Beitragvon NIKE » So 23. Feb 2014, 17:11

:rainbow: :rosabrille: :applaus:


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Re: Die Geburt des Februarzwockelchens

Beitragvon jessica » So 23. Feb 2014, 17:27

:blume: :herzen: :rainbow: :flagge: :blume:
danke fürs teilen. der letzte satz ist so schön.
sternchen 11/'12 und 10/'13 und 02/'14 und 11/'14

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gina
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Re: Die Geburt des Februarzwockelchens

Beitragvon gina » So 23. Feb 2014, 19:20

:herzen: :daumen: :daumen:

Bin ein wenig neidisch, dass es so schnell ging. Vielleicht blockier ich mich an bestimmten Punkten immer selber... :gruebel:

Freu mich schon, wenn ich Eure Maus kennenlernen darf! :hearts:
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Ardilla
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Re: Die Geburt des Februarzwockelchens

Beitragvon Ardilla » So 23. Feb 2014, 19:59

:danke:
Der Bericht ist sooo schön!
Julitochter * 2001 (ambulante Beleggeburt)
Februarkerlchen * 2005 (Hausgeburt mit KS beendet)
Julimädchen * 2011 (Hausgeburt)

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Re: Die Geburt des Februarzwockelchens

Beitragvon MorgaineDAvalon » So 23. Feb 2014, 20:00

herzlichen glückwunsch!!! :rainbow:
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die eule
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Re: Die Geburt des Februarzwockelchens

Beitragvon die eule » So 23. Feb 2014, 22:42

:herzen: :wolke: :wolke: Großartiger Bericht, ganz toll!
*7/2010* die Große, HG
*6/2014* der Wilde, AG
*11/2017* die Verrückte, HG

Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.
- George Bernard Shaw -

Wynn

Re: Die Geburt des Februarzwockelchens

Beitragvon Wynn » Mo 24. Feb 2014, 09:20

Vielen Dank für den schönen Bericht :herzen:


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