Die lange Reise unseres Sternenguckers

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gwenyfar
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Die lange Reise unseres Sternenguckers

Beitragvon gwenyfar » Sa 15. Feb 2014, 15:45

Hallo ihr lieben,

sonst bin ich eher stille Mitleserin und ich habe hier im Forum noch mal viel gelernt. Nun möchte ich euch auch von unserer Geburtsreise erzählen. Ich hoffe es ist nicht zu langatmig geworden und ich hoffe ich habe alles in die richtige Reihenfolge gebracht ... :) Es begann am


Dienstag

den 04.02.2014. Ich wurde wach, weil ich nass war. Mir war sofort klar, das ist ein Blasensprung. Also Binde in den Slip und Hebamme C. (die mit dem Laden :rainbow: ) angerufen. Zwar hatte sie tags zuvor noch das Köpfchen tief getastet, aber auch nicht so tief und ich wollte doch sicher gehen, diesmal alles richtig zu machen. Ja, Kopf war tief genug, rumlaufen erlaubt. Antibiose wegen Streptokokken jetzt beginnen.Wir sollten uns noch schlafen legen und auf Wehen warten. Als ob ich nun noch schlafen konnte … :pfeif:

Mein Bauch wurde zwar zwischendurch mal hart, aber das war auch alles. Ich wartete gespannt den ganzen Tag auf anständige Wehen. Es blieb aber beim schmerzlos harten Bauch. Abends entschieden mein Mann und ich uns dann dazu die Jungs zu meinem Schwager und seiner Freundin zu bringen damit wir mehr Ruhe hatten. Die Jungs waren zunächst überhaupt nicht begeistert als sie hörten, dass sie dort über Nacht bleiben sollten und mir war dabei auch etwas mulmig. Sie würden das erste Mal über Nacht weg sein. Aber es schien uns die beste Lösung und sie packten dann doch bereitwillig ein paar Sachen und ließen sich auf das Abenteuer ein. :daumen:

Einen so ruhigen Abend hatten mein Mann und ich schon lange nicht mehr und wir wussten zunächst gar nicht was wir tun sollten. So sind wir relativ früh in das riesige leere Familienbett gegangen um ausgeruht zu sein, falls in der Nacht die Wehen einsetzen sollten. Aber es tat sich nichts.

Mittwoch


Wir machten einen Spaziergang ins Städtchen am Vormittag und gingen etwas bummeln und anschließend noch etwas essen. Zuhause habe ich dann erst mal etwas geschlafen und wieder auf Wehen gewartet. Doch auch bis zum Abend tat sich nicht mehr als am Vortag.
C. vermutete, dass es sich um einen hohen Blasensprung handelte und wies darauf hin, dass der sich auch wieder verkleben kann und es dann doch noch dauert.
Unter der Voraussetzung überlegte ich dann die Jungs wieder ab zu holen, aber eigentlich wollte ich gar nicht mehr auf das Babylein warten. Wir entschieden uns sie nicht ab zu holen. Ich trank Eisenkrauttee und nahm etwas homöopathisches um die Wehen in Schwung zu bringen.
Nachts kamen tatsächlich auch mal anständige Wehen im Abstand von ca. zehn Minuten, die ich durchaus veratmen musste. Leider verschwanden sie wieder als wir zum Frühstück aufstanden. Sie waren allerdings nicht nutzlos gewesen.

Donnerstag

Die Untersuchung durch C. ergab am Donnerstagmorgen, dass der Muttermund wesentlich weicher war und etwa bei zwei cm. Immerhin!
Irgendwie viel mir die Decke auf den Kopf und er Quark im Kühlschrank ein. Also kam mir die Idee einen Geburtstagskuchen für den kleinen Mann zu backen. Es gab Zupfkuchen :)
Nachmittags kamen die Wehen wieder und sie kamen alle vier Minuten, waren aber recht kurz. Bis das Telefon zum tausendsmal klingelte und unser Vermieter anrief. Einen besseren Zeitpunkt um sich über die Lautstärke unserer Kinder beschweren gab es wohl nicht. :red: Auch wenn mein Mann die Sache geregelt hat und wir das Telefon dann abschalteten war ich dennoch tierisch genervt.
Am Abend kam C. wieder. Muttermund war nun bei drei cm. Wir sprachen über die weiteren Möglichkeiten und auch über die Option im Krankenhaus einleiten zu lassen, wenn ich denn wollte. Da wir aber alle entspannt waren, Babylein inklusive, beschlossen wir weiterhin den Dingen ihren Lauf zu lassen. C. war der Meinung, dass der Kleine schon genau weiß was er tut und das diese Langsamkeit für etwas gut ist. So konnte ich zum Beispiel drei Tage lang schon Antibiotikum nehmen und somit die Streptokokken eliminieren. :bissig:
C. schlug vor, dass wir versuchen sollten uns einen schönen Abend zu machen und verabschiedete sich mit den Worten: „Bis später.“
Mein Mann und ich watschelten dann eine kleine Runde um den Block, aber so richtig weit vom Haus wollten wir uns nicht entfernen. Also sind wir zeitig wieder rein. Wir sahen uns einen recht zäh vor sich hin plätschernden Film an und dann setzten auch die Wehen wieder ein.
Gegen halb elf waren wir bei Abständen von vier Minuten und riefen C. an. Die kam dann um elf Uhr mit frischem Lidstrich an und schickte mich erst mal in die Minibadewanne. Das tat richtig gut. Irgendwann wurde es mir in der Wanne aber zu kalt und unbequem und wir wechselten wieder ins Wohnzimmer. Mir wurde furchtbar schlecht und ich glaubte mich übergeben zu müssen, aber da war nix was raus wollte. Kaum auf dem Sofa angekommen sprang die Fruchtblase dann richtig und ab da ging es zur Sache.
Ich gab mir echt alle Mühe bei mir zu bleiben und die Wehen zu vertönen, aber zwischenzeitlich habe ich glaube ich die ganze Straße zusammen gebrüllt. C. drückte eine Wärmflasche auf mein Kreuzbein, das tat unheimlich gut und gleichzeitig war mir tierisch warm denn ich hatte nach dem Baden zwei Shirt angezogen.
C. untersuchte mich dann noch mal und stellte fest, dass noch ein kleiner Saum am Muttermund stand. Und da war mir klar, es ist wieder ein Sternengucker. Während einer Wehe versuchte sie den Saum etwas zu Seite zu schieben, aber das war einfach zur furchtbar. Buscop*n sollte den Muttermund weicher machen und die Schmerzspitzen nehmen, ob es was brachte weiß ich nicht.
Ich versuchte es mit einem Positionswechsel und setzte mich auf den Ball. Das war aber leider kontraproduktiv, denn da rutschte der Kopf des kleinen Mannes wieder etwas nach oben, was dadurch auffiel, dass ich in einer Tour massig Fruchtwasser verlor. Also wieder aufs Sofa in den Vierfüßer und dann durfte ich auch mitschieben. C. meinte nur noch ein paar Wehen und die Maus wäre da. Das war so gegen zwei Uhr und die Stunde zwischen zwei und drei Uhr war die längste meines Lebens, die Wehen kam etwa im Minutentakt. Aber irgendwie kam ich mir so verstopft vor. Ich wollte noch mal in die Wanne. Im Schneckentempo und gefühlte einhundert Wehen später kam ich im Bad an.
Hebamme C. sagte, dass wir auch die Möglichkeit hätten in die Klinik zu fahren, wenn es denn nicht mehr ginge. Darüber dachte ich kurz nach und eine PDA war sehr verlockend, aber ich rechnete mir aus, dass wir ca. dreißig Wehen bis zum Kreißsaal brauchen würden und dass ich das im Leben nicht durchhalten würde. Nette Option, die nicht zur Debatte stand. In der Wanne wollte Hebamme C., dann nochmal während einer Wehe untersuchen und da wäre ich fast aus der Wanne gesprungen. Der Kopf war wieder tiefer gerutscht und das Wasser war versaut und ich wollte da raus. „Kommt Kacke, kommt Kind, alte Hebammenregel“, meinte die Hebamme trocken.
Mittlerweile war ich echt schon ziemlich platt. Wieder Vierfüßer auf dem Sofa und dann auf den Hocker mit Mann im Rücken, der mich hielt. Dann versuchten wir die Seitenlage auf dem Sofa und wieder den Hocker und irgendwann dann Rückenlage auf dem Teppich und die Hebamme schob von oben mit und versuchte nach der Wehe, den Kopf am Zurückrutschen zu hindern. Mein Mann konnte den Kopf immer schon sehen und war ganz aus dem Häuschen und sprach immer ermutigend auf mich ein. Ich fluchte so vor mich hin und hätte am liebsten geheult, wenn der Kopf schon wieder zurück rutschte. Mit einem Spiegel wollte mir C. zeigen, dass man den Kopf schon sehen konnte und hinfassen sollte ich auch, aber mir fehlte für beides die Kraft. Das letzte Bisschen was ich noch hatte ging fürs Pressen drauf. Irgendwann fragte ich die Hebi, ob nicht ein kleiner Schnitt vielleicht helfen würde. Sie wollte nicht so gern schneiden, auch weil ich bei der letzten Geburt einen ganz ordentlichen Riss schon hatte, tat es dann aber doch. Und dann dauerte es tatsächlich nicht mehr lang und der kleine Mann wurde um 5.23 Uhr am 07. Februar 2014 (meinem errechneten Termin und dazu noch Wunschtermin :herzen: ) geboren. Der Kleine Mann kam auf mein müffelndes Shirt und wir kuschelten erstmal. :herzen: :rainbow: :hearts:
Die Plazenta kam gefühlt sofort hinterher und ich war erstmal leer und total fertig. C. wollte, dass wir gemeinsam die Nabelschnur durchschneiden, aber selbst dafür fühlte ich mich zu schlapp und so machte der stolze Papa das allein.
Der Papa war für mich mit überglücklich und sofort total verliebt. Ich war ziemlich klapprig und froh über ein riesen Glas Saftschorle.
Das Nähen des Schnitts bzw. Riss war noch mal etwas fies, doch die Nachwehen waren fieser. Da habe ich dann auch Ibuprofen genommen, hatte aber das Gefühl, die bringen mal gar nichts.
Anschließend habe den kleinen Großen gestillt und wurde auch direkt mit Mekonium belohnt. :zahnlos:
Und dann wurde U1 gemacht: Alles dran und Kind fit (während der gesamten Marathongeburt waren die Herztöne immer super) 56 cm lang, 4420g schwer und einen Kopf mit 37,5cm Umfang. Der Papa und C. tranken Sekt, ich enthielt mich lieber mir war eh schon so schummerig. Es wurde noch die Plazenta begutachtet und etwas aufgeräumt und dann verließ die Hebamme uns erstmal und wir drei kuschelten uns ins Bett. So richtig schlafen konnte ich nicht. Alles war so aufregend und außerdem hatte ich auch tierischen Hunger. Was hätte ich für einen Frühstücklieferdienst gegeben :dafuer: … und eine Dusche. Die Dusche bekam ich mittags dann endlich und zum Frühstück gab es Zupfkuchen.
Nachmittags kamen dann die stolzen Omas und die großen Brüder und wir futterten Geburtstagskuchen. Die „großen Jungs“ sind total verliebt in das „Bibi“ und wolle am liebsten den ganzen Tag kuscheln, so wie ich auch. :love2:

Jetzt ist schon eine Woche vorbei und ich kann unser Glück immer noch nicht richtig fassen. Ich bin so stolz und so froh doch eigene Wehen gehabt zu haben und eine Hausgeburt erlebt haben zu dürfen ohne Angst- und Panikmache. Alles lief wie es sollte, auch wenn es tiersisch anstrengend war. Wir sind nun zu fünft und komplett :hearts:
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Hibbeltrine
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Re: Die lange Reise unseres Sternenguckers

Beitragvon Hibbeltrine » Sa 15. Feb 2014, 16:04

Ein anstrengendes, aber lohnendes Geburtserlebnis, herzlichen Glückwunsch zum großen kleinen Mann!!! :blume: Schöne Babyflitterwochen zu fünft, frohes Kennenlernen und gaaaanz viel Kuscheln wünsche ich euch allen! :princess: :flagge: :babyglueck: :byhop: :hausgeburt: :dafuer:
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Es grüßt die Trine (Boardgrantlerin)

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maia

Re: Die lange Reise unseres Sternenguckers

Beitragvon maia » Sa 15. Feb 2014, 17:04

Herzlichen Glückwunsch!
:blume: :blume: :hausgeburt:

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jessica
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Re: Die lange Reise unseres Sternenguckers

Beitragvon jessica » Sa 15. Feb 2014, 17:52

herzlichen glückwunsch und kuschelt schön.
:blume: :rainbow: :flagge: :blume:
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Re: Die lange Reise unseres Sternenguckers

Beitragvon parapluies » Sa 15. Feb 2014, 19:31

Herzlichen Glückwunsch!
Das klingt wirklich sehr anstrengend.

quorine
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Re: Die lange Reise unseres Sternenguckers

Beitragvon quorine » Sa 15. Feb 2014, 19:44

Supe, wie ihr diesen Marathon überstanden habt! Wer weiß wie das im KH alles ausgegangen wäre
Alles Gute!!!!

Lustig, die Abstände unserer Kinder unterscheiden sich um nur einen Monat beim ersten Kind.
Madl 2009, sek. KS
Buabm 2011, Luxusgeburt bei der Hebamme
Bua 2014, Luxusgeburt zu Hause
Summawunda 2017, Luxusgeburt zu Hause

Lela
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Re: Die lange Reise unseres Sternenguckers

Beitragvon Lela » Sa 15. Feb 2014, 20:56

Danke für diesen Bericht! Und herzliche Glückwünsche zum kleinen Sterngucker-Mann :blume:
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MorgaineDAvalon
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Re: Die lange Reise unseres Sternenguckers

Beitragvon MorgaineDAvalon » Mo 17. Feb 2014, 19:39

alles gute zur geburt :blume:
mir wären die eingriffe der hebamme definitiv zu viel gewesen, aber so empfindet jede frau anders.
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gwenyfar
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Re: AW: Die lange Reise unseres Sternenguckers

Beitragvon gwenyfar » Di 18. Feb 2014, 10:14

Danke für die Glückwünsche:smile:

Ja zwischenzeitlich dachte ich auch, es ist zu viel und ich habe auch mal ordentlich gemotzt. Mein Mann war schwer beeindruckt :grin:
Aber letztendlich war ich sehr froh, dass alles geklappt hat:smile:
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caar
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Re: Die lange Reise unseres Sternenguckers

Beitragvon caar » Di 18. Feb 2014, 16:46

Danke für deinen Bericht und schlußendlich muss es für dich stimmig sein. Diese Hebamme ist was besonderes, auch wenn es anstrengend war habt ihr vier Das doch gut gemeistert. :rainbow:


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