Geburt in Wien 07. 06. 2010

öffentliches Forum

Moderator: Hausgeburtsforum

Soso
Beiträge: 190
Registriert: Di 1. Mai 2012, 22:06

Geburt in Wien 07. 06. 2010

Beitragvon Soso » Sa 5. Mai 2012, 09:45

5. 6. 2010:

Angefangen hat alles im Wiener Schlosspark Schönbrunn. Der Holger hat Proben für das Europakonzert und ich begleite ihn.
Das Wetter ist phänomenal und sehr heiß! Dass der Bauch immer wieder hart wird, kenn ich schon, aber seit heute spür ich auch ein leichtes Ziehen im Kreuzbeinbereich, wenn er sich, hart wie Stein, zusammenzieht. Vom Gefühl her, dauert es nicht mehr so lange, bis es losgeht.
Wir spazieren noch gemütlich zur Gloriette und es geht mir sehr gut. Die Kontraktionen sind unregelmäßig und ich nehme sie überhaupt nicht als solche wahr. Ich denk mir, dass sich jetzt endlich das Zwutschgerl ins Becken senken wird. Die 2. Probe ist um 22h aus und ich sage zum Holger, dass ich bald ins Bett gehen muss, weil ich nicht weiß, wie lange wir noch schlafen werden können. Und tatsächlich, ich bin noch einmal eingeschlafen, zu mindestens für 3 bis 4 Stunden.

6. 6. 2010:

Am nächsten Tag ist die Situation ähnlich. Unregelmäßige „Senkwehen“, die ich ignoriere. Der Holger hat wieder 3 Proben und ich will bei dem schönen Wetter nicht in der Wohnung herumsitzen und warten, dass sich was tut. Ausnahmsweise nehme ich mir ein Taxi zu meiner Mama. Leg mich dort in die Sonne und erzähle niemandem (außer der Mama), dass ich schon Kontraktionen habe. In der Zwischenzeit werden die aber auch häufiger und unangenehmer. Meine Schwester "tritt" mir manchmal ins Kreuz, weil das ein bisschen entlastet. Die Zeit vergeht und wir warten darauf, dass der Holger in der Oper mit dem Lohengrin fertig wird. Zur Ablenkung schauen wir einen Tatort. Inzwischen wird meine Mama ein bisschen nervös, weil sie merkt, dass ich ca. alle 4 Minuten eine Kontraktion habe. Für mich ist das aber noch nichts. Vielleicht geht’s auch wieder vorbei?!?!
Um ca. 22: 15 Uhr kommt der Holger von der Vorstellung und er isst noch etwas. Danach verabschieden wir uns und fahren nach Hause. Die Autofahrt ist nicht mehr so angenehm.
Zu Hause angekommen (ca. 23: 45 Uhr) meint der Holger, dass wir vielleicht doch der Sabine (unserer Hebamme) Bescheid sagen sollten. Ich ruf sie an und sag aber, dass ich glaube, dass sie noch nicht kommen muss, weil die Wehen noch relativ kurz sind und ich nicht glaube, dass schon viel weitergegangen ist.
10 Minuten später ruf ich sie allerdings gleich noch einmal an, weil ich nach einer unangenehmen Wehe einen Blasensprung (00: 00) hab.

07. 06. 2010:

Um halb 1 Uhr ist die Sabine da und die Wehen haben eine ganz andere Qualität. Noch kann ich halbwegs gut veratmen, aber ich merk schon, dass das Kreuz meine Schwachstelle ist. Erste Untersuchung durch die Hebamme um ca. 00: 45 Uhr: MM: 2 Finger, straff, Schädel – 3 „Na servas“, denk ich mir. Das kann ja heiter werden. Noch 10 bis 12 Stunden, oder so. „Ob ich das aushalte?“
„Ich will in die Badewanne“. In der Badewanne sind die Wehen zwar nicht wirklich erträglicher, aber in der Pause kann ich mich besser entspannen. Das Kreuz tut aber auch nach der Wehe weh.
Um ca 1: 45 Uhr, ich war keine Stunde in der Wanne, schrei ich um Hilfe und nach der Sabine, weil ich einen enormen Drang zum Mitdrücken habe. Ich kenn mich überhaupt nicht aus und fang langsam an, zu verzweifeln. Bei 3 cm einen Pressdrang, das ist gemein und, wenn das so weitergeht, halt ich das nicht aus. Stundenlanges Verhecheln geht gar nicht. Ich, aus der Badewanne heraus und die Sabine untersucht. (Auch etwas irritiert, durch den frühen Pressdrang, glaub ich) MM: 5-6 cm, butterweich, Schädel drückt massiv nach unten. Ich darf dem Druck, wenn ich muss, nachgeben, weil der MM so weich ist, dass der Kopf ihn hoffentlich wegschiebt. Ich versuch aber trotzdem zu atmen so gut es geht. Die Sabine hilft mir dabei. Ich fasse wieder Mut.
Zwischen den Wehen wechseln wir das Zimmer und richten die Matratzen vor das Sofa. Ich weiß auch nicht warum, aber ich will nicht im Schlafzimmer sein. Der Drang zum Mitdrücken ist jetzt so stark, dass ich es kaum schaffe, zu veratmen. Eine Stunde nach der letzten Untersuchung (so gegen 3 Uhr) schaut die Sabine noch einmal nach und schiebt in einer der Wehen die restliche MM-Lippe hinter das Köpfchen. Der Druck ist so stark.

Ab diesem Moment brauche ich den Holger wie die Luft zum atmen. Er strahlt eine positive und ruhige Energie aus und motiviert mich. Ich halte mich an ihm fest und weiß, dass wir das gemeinsam schaffen.
Die folgenden 2 Stunden kommen mir vor wie Minuten und Tage gleichzeitig. Ich habe überhaupt kein Zeitgefühl. Ich wechsle alle paar Wehen die Position. Der Holger sitzt auf dem Sofa und entweder knie ich vor ihm, vergrabe meinen Kopf in seinem Schoß und halte mich an seiner Hose fest. Oder ich hocke zwischen seinen Beinen und er hält mich unter den Armen fest. Oder ich liege auf der rechten Seite und er hält mein Bein hoch. Ich drücke was das Zeug hält. Ich kann gar nicht anders. In der Pause ist der Druck weniger, aber das Kreuzbein tut mir weh. Ich versuche trotzdem zu entspannen.
Kommentare wie: „Genauso hab ich mir das vorgestellt.“ Oder „ Beim nächsten Kind geht dann die Austreibung schneller, oder?“ Oder „So schlimm ist das gar nicht“. Oder „Das schaff ich schon, gell?“, bringen meinen Mann und die Hebamme immer wieder zum lachen/ lächeln/ schmunzeln. Bei vielen Wehen habe ich das Gefühl, es geht überhaupt nichts weiter. Ich schimpfe die Hebamme und den Holger Lügner, weil ich wie verrückt drücken muss und es sich anfühlt, als ob überhaupt nichts passiert. Ein Spiegel zeigt mir dann aber das Köpfchen und ich glaube ihnen. Plötzlich fühlt es sich so an, als ob das Zwucki immer tiefer rutscht und dann aber wieder zurück gleitet. Der Griff nach unten entlockt mir nur ein: „Das ist gar nicht der Kopf, das ist nur die Beule!“
Immer wieder Positionswechsel. Ich drücke und drücke. Die Herztöne sind immer gut! Gott sei Dank! Ich brauche mir keine Sorgen machen. „Wir haben also keinen Stress, das kann noch Stunden so weitergehen. Also anstrengend ist das schon!“ Eine Wehe jagt die nächste. Kaum Pausen und die tun auch gemein im Rücken weh.

Unser Baby will unbedingt in die Sterne schauen. Leider kann ich ihm diesen Gefallen nicht machen, da erstens die Sonne schon aufgegangen ist und ich mich zweitens für die letzten zwei Wehen wieder hingekniet habe und er erst wieder nach unten schauen muss.

Um 05: 19 Uhr wird also unser L. bei uns im Musik-, Arbeitszimmer aus hinterer Hinterhauptshaltung geboren. Er schreit gar nicht, schaut durch die Gegend. Wird gleich rosig und ist einfach das hübscheste Kind der Welt. Trotz der Riesenbeule über der großen Fontanelle. (Die ist nach einer halben Stunde auch schon weg. Nur das Hämatom bleibt ein paar Tage) Er hat ganz viele rötlich blonde Haare.
Der Holger nabelt nach auspulsieren der NS ab. Er ist immer noch ganz entspannt. Er hat mir so geholfen. Ohne ihn hätt ichs nicht so gut geschafft. Die Plazenta kommt ohne Probleme. (Ist aber ein grausliches Gefühl) Vollständig.
„Du Sabine, ich glaub, der Damm ist heil geblieben, aber vorne ist schon was gerissen.“ Die Sabine schaut nach. Eine winzige Schürfung an der rechten Labie, die aber nicht blutet und nicht genäht werden muss. Ich bin so froh.
Ich geh duschen, pinkeln ist kein Problem und im Bett saugt der Kleine, als hätte er im Bauch nie etwas anderes gemacht. Wir sind so überglücklich! Die Sabine bleibt noch ein bissi. Dann schick ich sie nach Hause und ins Bett. Sie ist schon sehr müde. Sie hat versehentlich als Geburtszeit 05: 29 Uhr eingetragen. Naja, jetzt hat er eine offizielle und eine richtige.

Jetzt sind elf Tage seit der Geburt vergangen. Alles läuft super. Ich könnt schon wieder schwanger werden und gebären. (Naja, ganz so ist es auch wieder nicht.) Nur um zu demonstrieren, wie gut es mir geht. Schlafen tun wir zwar nicht so wahnsinnig viel, dafür hab ich Milch um Fünfling zu nähren.

So, jetzt tut mir alles weh vom einhändigen Tippen. Im anderen Arm liegt der Bub und kann sich nicht entscheiden, ob er müde ist, oder nicht.

Benutzeravatar
Axomonster
Beiträge: 781
Registriert: Di 24. Apr 2012, 10:23
Wohnort: Bayern

Re: Geburt in Wien 07. 06. 2010

Beitragvon Axomonster » Di 8. Mai 2012, 15:56

Ach wie schön!
:danke:
Schneeprinzessin 12/11 HG ungeplant UC
Goldjunge 01/14 HG mit Hebamme
Weihnachtswunder erwatet 12/18

Benutzeravatar
brummel
Beiträge: 4044
Registriert: Sa 21. Apr 2012, 10:59

Re: Geburt in Wien 07. 06. 2010

Beitragvon brummel » Di 8. Mai 2012, 16:50

Wie toll!!!!
Herzlichen Glückwunsch auch wenn es schon eine Weile her ist!
:herzen:
2 Hausgeburtskinder


Zurück zu „Hausgeburtsberichte“

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 1 Gast