Spezielle Hausgeburt mit Kinderintensinv...

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gina
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Spezielle Hausgeburt mit Kinderintensinv...

Beitragvon gina » So 11. Nov 2012, 22:01

Am 25. Oktober ist unser drittes Kind auf dem Sofa ins Leben gestartet. Mit 4320g, 55cm lang und 36cm Kopfumfang um 5.44 Uhr.

Begonnen hat alles am Morgen, als mich der totale Rappel packte und ich nochmal alles durchsaugen und ein wenig in Ordnung bringen musste. Ich bin ja eher eine "faule" Hausfrau, bei mir ist es eher immer unordentlich.... :blush: Irgendwie hat mich das schon ein wenig Gewundert.

Am Abend gegen 17 Uhr hab ich mit meiner Mama telefoniert, hab sie viel reden lassen und während dessen mir so ein paar Wehen nicht anmerken lassen. Mein Mann brachte dann die Kinder ins Bett und mir war klar, heute kommt Kind. Wir haben dann Sofa ausgeklappt, Pool aufgestellt, Wohnzimmertisch auf die Seite und den Korb mit den vorbereiteten Dingen bereit gestellt. Andrea haben wir dann auch mal bescheid gegeben, dass das heute was werden könnte.

Die Wehen gingen los, alle fünf - vier Minuten und ich "Oooooooooohhhhh"te schon fleißig vor mich hin. Ich denke so gegen 21 Uhr (an die Uhrzeiten kann ich mich kaum noch errinern) hab ich dann doch meine Andrea bei mir haben wollen. Auch Mirjam (auch Hebamme, die angefragt hat, mit dabei zu sein. War eine sehr gute Entscheidung sie auch dabei zu haben :daumen: ) hat sich auf den Weg gemacht.

Aber als dann so alles eingerichtet wurde im Wohnzimmer, die ganzen Hebammentaschen verteilt und es eben ein wenig wuselig wurde, wurden meine Wehen weniger und nicht mehr so intensiv. Die beiden haben das wohl bemerkt und sind für ca. eine Stunde spazieren und Schaukeln :bgrin: am benachbarten Spielplatz gegangen. Was meine Wehen wieder in Gang brachte. Kurze Zeit hatte ich das Gefühl, das Kindlein hats jetzt aber sehr eilig und will noch am 24. raus.

Ich bin dann in den Pool so gegen Mitternacht, herrlich. Da fingen dann auch mein Kampf gegen meine Ängste an. Ich konnte bis zum Schluss es nicht abschalten, es wahr wohl sehr speziell, wie Andrea im Nachhinnein sagte. Ich war Gedanklich immer bei der langen Geburt meiner Großen und bei dem Kaiserschnitt meines Söhnchens.

Die Wehen waren diesmal auch so anders, es zog so wahnsinnig ins Kreuzbein und in die Hüften. Ich klemmte auch gerne im Türstock, damit ich mein Kreuzbein dagegen drücken konnte.

Mein Mann und ich zogen dann aufs Sofa um, die Hebammen verzogen sich in die Küche und meine Wehen wurden heftigst. Ich schrie, konnte oft nicht mehr vertönen. (Einmal schrie ich, dass ich dieses blö.... Kind nicht mehr will... :blush: :blush: ) Ich hing an meinem Mann, an meiner Hebamme, ging wieder in den Pool, stieg wieder aus und versuchte bei jeder Wehe wenigstens auf "Jaaaaa!" zu schreien.

Nach einem der zahlreichen Klogängen, konnte ich dann doch endlich pressen. Ich hatte mal bei 5cm schon das Gefühl, schieben zu müssen. Erst am Boden vor dem Sofa kniend, dann auf dem Hocker, Seitenlage auf der Couch und dann doch wieder in Rückenlage. Das ist wohl meine Gebärposition.

Auch da, war ich mir noch sicher, dass sie mich einpacken und ich einen KS bekomme. Ich presste und presste, ich hatte das Gefühl, es geht nichts vorwärts, doch die Hebammen sahen den Fortschritt. Es dauerte für mich Gefühlt ewig und es tat einfach sau weh. In wahrheit dauerte es nicht lange. Ich schrie auch mal Andrea an, sie solle die Klappe halten und einmal bei einer Aufforderung, doch das Köpfchen mal zu berühren, damit ich spüre, es geht vorwärts, dass ich da nicht hinfassen werde. Zwischendrin jammerte ich sie immer wieder an, sie muss mir helfen, ich schaffe das nicht.

Als der Kopf so halb da war, hat der kleine Zwerg ihn recht häufig bewegt und ich dachte, Andrea würde mit ihren Fingern um den Kopf rumfahren und ich schrie sie mal wieder an, sie soll ihre Finger weg nehmen. Die waren gar nicht dran, es war seine Bewegung, die sich so furchtbar anfühlte. Dann war der Kopf geboren und mein Babylein "maunzte" gleich los, genau das, was ich mir nie vorstellen konnte, dass das geht. Der Körper brauchte auch ein wenig mehr Anstrengung, als ich es von der Großen kannte. Er hing vielleicht ein wenig an der Symphyse.

Und dann war er da. Lag zwischen meinen Beinen, ganz ruhig, schaute nur, bekam ein wenig die Hände und Füßchen gestreichelt und ich zitterte. Dann kam er auf meinen Bauch und wurde mit Handtüchern zugedeckt. Die Plazenta löste sich schnell, aber auch die lies sich nicht so einfach rausbefördern. Da ich etwas stärker blutete mussten wir was tun und im Knien bekam ich sie dann doch raus und die Blutung war sofort vorbei.

Meine Große kam ca. 20 min bevor er geboren wurde runter, ging dann wieder ins Zimmer, weil ich sie nicht da haben wollte. Sie hatte nur Angst, weil sie dachte, dass es schon Schulzeit wäre und fragte total verdattert, wie sie heute denn in die Schule kommt. Wir waren ja wohl anders beschäftigt. Als Baby da war, wurde sie gleich zum mitkuscheln geholt. Das war so wunderbar. Söhnchen kam dann zu seiner üblichen Zeit, ca. 30 min nach Geburt, aus dem Bett geschlüpft und schaute ein wenig ungläubig, was da alles so im Wohnzimmer vor sich ging. Setzte sich dann gleich dazu und bestaunte und streichelte seinen kleinen Bruder. :hearts:

Nach erstem Stillen schauten wir dann mal, was sein großer Kopf, der auch noch ein wenig schräg raus kam, bei mir angerichtet hat. Die zwei Hebammen mussten wohl bei der Geburt des Kopfes gehofft haben, dass dieser "riesen" Kopf jetzt nicht zu viel kaputt macht, damit wir nicht verlegen müssen. Es war ein DR da und wir mussten nähen. Nach einer Dusche und Umzug ins Schlafzimmer, jammerte ich dann mal wieder entseztlich die zwei beim Nähen an.

Bei der U1 staunten wir über das Gewicht, aber alles dran und scheinbar gesund. Was leider nicht so blieb.

Trotzdem, dass ich das Kind gerade geboren hab, war ich sowas von fit, total wach und gestärkt. Mein Mann, die zwei Hebammen wandelten totmüde durch die Gegend. Ich wollte sie dann einfach nur noch nach Hause schicken, damit sie sich erholen können.

Abends kam Andrea noch einmal und merkte da schon, dass er sich mit der Atmung schwer tat, da er ja groß war und das nach so einer Geburt mal sein kann, warteten wir ab. Am nächsten morgen war es nicht besser und wir wollten einen Arzt drauf schauen lassen. Unsere Hausärtzin fand nichts dramatisches, riet aber das weiter zu beobachten. Wieder einen Tag später sind wir dann auf Andreas Rat ins KH, da es ihm offensichtlich schlecht ging. Ich selbst hätte es aber nicht so gesehen. Ich wollte es wohl auch nicht wahr haben, an den Fotos sieht man es deutlich, dass er sehr angestrengt aussieht und ein leicht bläuliches Munddreieck hatte.

Und dann nahm es seinen Lauf. KH A, meinte es ist eine angeborene Lungenentzündung nach dem ersten Röntgen. Größtenteils wurden wir nett behandelt, aber leider hat Stillen dort keinen hohen Stellenwert und zwei Schwestern waren unmöglich. Auf meine Frage, am Montag (nach deutlich mehr als 24h AB-Behandlung), warum es durch das Antibiotika nicht deutlich besser wird, wurde mir erzählt, dass das normal sei, er hätte ja keine Sepsis gehabt, deshalb braucht das Antibiotika länger. Tja, man wollte wohl den Privatpatienen nicht hergeben und Abends wurde dann seine CO2-Sättigung so schlecht, dass sie verlegen mussten. Hätte man da schon früher dran gedacht, wäre es nicht so ein Nervenkitzel. Es ging ihm wirklich sehr schlecht und ich hatte Angst, so richtig Angst, dass ich mein Baby nicht mehr nach Hause bekomme.

Dann in KH B angekommen, auf der Kinderintensivstation. Es ist ein sehr alter Bau und alles andere als schön. Aber gefüllt mir Menschlichkeit, was einen darüber großzügig hinwegsehen lässt. Ich muss wirklich alle Schwestern und Ärzte loben. Ich hatte nie das Gefühl, dass etwas unnötig gemacht wurde, wir durften Stillen ganz nach bedarf, größtenteils kein wiegen vorher und nachher und man nahm sich immer Zeit, egal wie stressig es war. Man lies mir viel selbst machen und auch Dinge wie Fiebermessen, Wiegen wurde nicht überwacht, als würde die unfähige Mama das nicht können oder sogar falsche Werte angeben. Die Schwestern sprachen mit ihren Schützlingen, sangen etwas vor und versuchten immer Blutabnehmen, Sekret absaugen oder Pflaster abziehen so angenehm wie möglich zu machen.

Mich machten das dauernde gepiepse der Monitore schier wahnsinnig. Ich fieberte mit den Früchen mit, vor allem mit der einen kleinen Maus, die noch so oft abstürzte, hatte aber auch schöne Gespräche mit Müttern dort. Vor allem die letzte Nacht, wo es hieß, braucht er kein O2 mehr, kann er mit heim, hätte ich das Ding mit den dazugehörigen Fehlalarmen am liebsten aus dem Fenster geschmissen. Nach 11 Tagen KH waren wir wieder glücklich zu Hause und wir hoffen, dass bei den Nachuntersuchungen jetzt dann alles gut ist. Vor allem, als sie Mukoviszidose ansprachen, hatte ich große Angst um ihn.

Mein Körper sagte dann, als wir zu Hause waren, jetzt ist schluss. Eine Drüse am Scheideneingang schwoll an (ist zum Glück schon wieder schmerzfrei, muss sich nur noch wieder zurückbilden) und ein netter Herpes blüht. (Wie soll man da so richtig mit Baby schmusen!! :banned: ) Jetzt ist einfach Wochenbett angesagt und mein Mann und meine liebe Hebamme :lu: :lu: verwöhnen mich so richtig.

Ich bin meinen beiden Hebammen bei der Geburt sehr dankbar, über ihre Geduld mit mir und dass sie genau wussten, was ich brauchte. Dankbar, dass mein Mann mich immer unterstützte in der Entscheidung Hausgeburt und dass wir dadruch für die Zeit danach viel Kraft mitnehmen konnten. Auch jetzt im Wochenbett zeigt sich, was für ein Glücksgriff meine Hebamme ist. :lu:

Und jetzt, haben wir wieder einen so ausgeglichen süßen Spatz im Arm und zwei Geschwister, die toller und liebevoller zu ihrem kleinen Bruder nicht sein können. Geborgen in den Schwesterarmen schläft er fast immer ein und sie sitzt dann ewig geduldig auf dem Sofa und der große Bruder streichel immer mal wieder übers Köpfchen. :herzen: :wolke: :rainbow: :love2:
Töchterchen Feb/2006
Söhnchen April/2010
kleinSöhnchen Okt/2012
kleinTöchterchen Feb/2017

Antonia

Re: Spezielle Hausgeburt mit Kinderintensinv...

Beitragvon Antonia » So 11. Nov 2012, 22:18

Wow, Gina, die Geburt hört sich sehr kraftvoll an! Wunderschön, vielen Dank fürs Teilen! :herzen: :rainbow: wp-cry
Und die Zeit im KH, wenn man von KH A absieht :red: , war dann ja verhältnismäßig ok, insofern ein KH-Aufenthalt eines Neugeborenen ok sein kann... :streicheln:
Wie schön, dass ihr jetzt zuhause kuscheln könnt! Ich kann mir deine anderen Kinder gut vorstellen, so ist es hier auch! :herzen:

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die eule
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Re: Spezielle Hausgeburt mit Kinderintensinv...

Beitragvon die eule » So 11. Nov 2012, 22:42

Das hast Du toll gemacht, Gina. ich hoffe ihr erholt Euch alle gut und lasst Euch verwöhnen :rainbow:
*7/2010* die Große, HG
*6/2014* der Wilde, AG
*11/2017* die Verrückte, HG

Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.
- George Bernard Shaw -

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Alva
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Re: Spezielle Hausgeburt mit Kinderintensinv...

Beitragvon Alva » So 11. Nov 2012, 22:45

Zuerst so eine kraftvolle Geburt und dann der Mist mit der Atmung... Nun lasst euch aber noch richtig verwöhnen und genießt die Kuschelei. :flagge:
Drei Dinge sind uns aus dem Paradies geblieben: Sterne, Blumen und Kinder.
Dante

Unser Stück vom Paradies:
Konstantin 17.5.2012 - abgebrochene Geburtshausgeburt
Felicitas 25.10.2014 - schnelle Alleingeburt

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Ardilla
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Re: Spezielle Hausgeburt mit Kinderintensinv...

Beitragvon Ardilla » So 11. Nov 2012, 23:33

Danke für den Bericht! Ich wünsche euch eine schöne Kuschelzeit zu Hause und hoffe dass alles gut bleibt :schweb:
Julitochter * 2001 (ambulante Beleggeburt)
Februarkerlchen * 2005 (Hausgeburt mit KS beendet)
Julimädchen * 2011 (Hausgeburt)

Mutzi
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Re: Spezielle Hausgeburt mit Kinderintensinv...

Beitragvon Mutzi » Mo 12. Nov 2012, 06:56

Klingt wirklich nach tollen Hebammen wenn sie dich in deiner Angst so gut aufgefangen und unterstützt haben! Jetzt wünsch ich euch nach dem bescheidenen ersten Tagen eine ganz tolle Kuschelzeit :babyglueck:
* 01/11 sek. Sectio mit T-Schnitt

* 02/13 tolle Spontangeburt in der Hebammenpraxis

* 04/20 Alleingeburt

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weib1969h
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Re: Spezielle Hausgeburt mit Kinderintensinv...

Beitragvon weib1969h » Mo 12. Nov 2012, 08:58



herzlichen glueckwunsch :blume: zur geburt :clap: , zum mann, zu den hebammen.....und natuerlich zum baby! :blume: :flagge:

:hug: moegen euch nach dem aufregenden start ganz viele schoene momente :wolke: entschaedigen! :herzen:

Yvonne
Hummelin 11/2012 AG Strahlekeks 09/2010 HG Traumsohn 02/2008 HG
Wunschtochter 12/93 KH Wunschtochter 08/92 KH Kurzglück 07/14+12/15 HG 09/20 :candle:

Inema
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Re: Spezielle Hausgeburt mit Kinderintensinv...

Beitragvon Inema » Mo 12. Nov 2012, 09:05

Hallo Gina!
Wunderschön nun auch diesen Bericht und den positiven Ausgang eures Krankenhausaufenthaltes zu lesen. Un nun "ab ins Wochenbett" :arbeit:
Alles Liebe und Gute!
"There is no way to be a perfect mother and a million ways to be a good one"
Jill Churchill

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Nyaah
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Re: Spezielle Hausgeburt mit Kinderintensinv...

Beitragvon Nyaah » Mo 12. Nov 2012, 11:34

:herzen: Danke für den schönen Bericht :applaus:
Schön das nun alles in Ordnung ist und ihr zu Hause in Ruhe kuscheln könnt :wolke: hab die drei süßen Geschwister richtig vor Augen, hach!!! :rosabrille:
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parapluies
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Re: Spezielle Hausgeburt mit Kinderintensinv...

Beitragvon parapluies » Mo 12. Nov 2012, 19:05

ich freue mich, dass ihr endlich zuhause seid.
Und dass ihr all das aufholt, was ihr verpasst habt. :hug:
Du bist wirklich sehr stark!


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