Selbstbestimmt im KH? Ja, mit kleinen Abstrichen

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hübchen
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Selbstbestimmt im KH? Ja, mit kleinen Abstrichen

Beitragvon hübchen » Di 23. Aug 2016, 12:20

Meine erste Geburt steht bevor, wir sind gerade erst umgezogen. Und Gedanken wie und wo ich meinen 1. Sohn bekommen möchte hatte ich mir nicht gemacht. Wie das so ist habe ich einige Ratgeber gelesen gehabt, und die ( da die Alternativen nicht den Weg zu mir gefunden hatten) auch nicht weiter in Frage gestellt. Also habe ich mir auf anraten 4 Wochen vor der eingetragenen ET ( dieser wurde vom FA vor meinem Umzug auf meinem Wunsch damit ich im Studium keine Probleme bekomme um 14 Tage vor datiert), die 2 Krankenhäuser hier in der Stadt angeschaut. Eins ging gar nicht, aber das andere klein und fein, die Ärzte kommen zur Geburt erst, wenn die Hebamme sie ruft, das Hebammenteam überschaubar, alle total lieb und nett, da ich starke Wassereinlagerungen hatte bin ich mehrmals die Woche zur Akupunktur dort hin und habe sie alle kennen lernen können. Meinen neuen FA hatte ich ca 3 Monate vor der Geburt kennen gelernt. Habe ihm das mit dem Datum gesagt, und er kein Problem, wir richten uns nach dem Baby. Er war noch recht jung und Unerfahren, was sich als Vorteil herausstellte. Er hört viel auf das Bauchgefühl seiner Patientinnen und macht nur die nötigsten Untersuchungen nach Absprache. Ein Arzt zu dem ich gerne gehe, da er die Frau als ganzes betrachtet und auch Alternative Behandlungsmethoden anwendet.

Am eingetragenen ET hatte ich wieder VU Termin 16.=00 Uhr. Der Arzt ist hier im Stadtteil ca. 2 km Weg ich wollte laufe, mir war einfach danach. Mein Mann war schon zuhause und mußte noch ein paar von mir aufgetragene Aufgaben erledigen, Dinge die ich vor der Geburt gemacht haben wollte. Es zog schon die ganzen Tage im Bauch. Auf dem dem Weg dachte ich auch einmal autsch, was war das. Beim FA dann CTG, die Helferrin noch zu mir, und sie spüren nichts, ich nö, nur nen leichtes Ziehen. Der Arzt schaute sich das an und untersuchte mich kurz. Kind fest im Becken MuMu 4cm auf. Machen sie sich mal auf den Weg in KH. Ich dachte mir nur. Ja ja, jetzt gehe ich erstmal nach Hause schau was mein Mann geschafft hat, pack die Kliniktasche und dann können wir ja mal los.
Ich hab die Paxis verlassen und mach mich langsam auf dem Weg, keine 50 Meter habe ich geschafft, da muß ich mich an den nächsten Zaun krallen und eine starke Wehe ordentlich veratmen. Ich kann kaum noch laufen so zieht es. Also rufe ich meinen Mann an. Er sammel mich auf und weil ich noch nichts zum mittag hatte setzen wir uns erstmal gemütlich aufs sofa und schlecken ein Eis. Zwischendurch muß ich aber aufstehen, irgendwas stört mich. Die Bilder im Treppenhaus waren nicht aufgehangen, also mache ich das noch mal eben, packe die Tasche und gegen 19 Uhr machen wir uns dann auf den Weg ins KH. Die Hebamme war sehr nett wir durften gleich in einen Kreissaal, genau der, der mir bei der Besichtigung am besten gefallen hatte. Wir sollten es uns erstmal gemütlich machen, sie hatte gerade noch 2 Geburten laufen und ließ uns erstmal alleine. Da ich das CTG vom FA dabei hatte und ihr der Blick in den MuPa mit den Aktuellen Anmerkungen des FA gereicht hatte wollte sie mich auch nicht weiter untersuchen. Wir haben uns die Rolling Stones angemacht und erstmal mit meinem Mann gekuschelt. Später kam die Hebamme noch mal rein und fragte wie es mir so geht, und wie sie mir was gutes tun kann. Daraufhin hat sie mir Wasser eingelassen und mich an ein paar Düften schnuppern lassen, Und so umströmte mich ein entspannender Duft und ich genoß die Zeit in der Wanne, die Wehen waren gut zum aushalten. Da ich gerne Nabelschnurblut spenden wollte kam eine Wassergeburt nicht in Frage. Irgendwann so kurz vor Elf wurden die Wehen sehr stark, ich hatte einen Drang zum Pressen. Mein Mann holte die Hebamme, sie war die ganze zeit vielleicht 3-5 mal bei uns gewesen, und das war gut so. Sie sagte ich soll auf mich vertrauen, und das machte ich, das machte ich die ganze Schwangerschaft über schon.
Die Hebamme schaute da mal nach meinem MuMu. komplett offen und dann merkte ich nur wie der Druck nachlies. Sie hatte die FB gesprengt. Ich dürfte langsam mitschieben. Das Baby möchte kommen. Da mir sehr an der Nabelschnurspende lag musste ich nun also das Wasser verlassen. Ich wollte mich auf den Hocker setzen, das war aber nicht meins. Im Tuch hängen auch nicht, ich habe einiges ausprobiert. Und dann war es der Käfer der mir gut getan hat. mein Mann hinter mir und ich meine Beine in den Kniekehlen rangeholt mit 3 Wehen war mein erster Sohn geboren. Kurz vor Mitternacht also noch unecht Termingerecht ;-)
Als nur der Kopf da war fragte die Hebamme ob ich nicht mal fühlen möchte. Das ging aber gar nicht, es war ein ekliges Gefühl an der Hand. So gebar ich ihn ihn ihre Hände. Sie legte ihn mir gleich auf den Bauch und die Kleine wollte sofort was trinken, da die Nabelschnur recht kurz war wurde er abgenabelt. Und trank auch sofort. Ich spürte eine Wehe und presste etwas mit und die Plazenta war vollständig geboren. Ich wollte sie sehen und anfassen. Interessant und riesig war sie. Ich war so berauscht vor Glück ich habe gar nicht gemerkt wie ich genäht wurde, hatte nen Dammriss 2. Grades. Wir durften ausgiebig kuscheln und als ich mich frisch machen wollte hat die Hebamme die Zeit genutzt mit meinem Mann unseren kleinen Spatz zu vermessen.
52cm, 3680g.

Ich habe mich sehr wohl gefühlt und gut aufgehoben. Damals war es für mich die richtige Entscheidung in dieses Krankenhaus zu gehen. Die Ärztin habe ich auch erst nach der Geburt gesehen, als sie beim Kuscheln rein kam uns gratulierte uns noch mal zugedeckt hat. Dann hat sie sich in ruhe mit der Hebamme besprochen und dann einmal kurz auf die Naht geschaut. Gemeint, wenn was ist, soll ich mich melden, ansonsten sehn wir uns in drei Tagen bei der Abschlussuntersuchung.
Das Stillen hat gleich auf Anhieb geklappt und wir wurden ein eingespieltes Team. Der Milcheinschuß kam auch schon am nächsten Tag.

Und nun kommt mein Kleiner schon in die Schule.
Später schreibe ich auch noch den Bericht von meiner Tochter.

Luggele
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Re: Selbstbestimmt im KH? Ja, mit kleinen Abstrichen

Beitragvon Luggele » Mi 24. Aug 2016, 13:20

Das klingt wirklich gut!

Aber den Termin um 14 Tage verschieben ist natürlich schon heftig. Vielleicht war er aber doch richtiger als der ursprüngliche ET (Kindsdaten sind ja nicht so Mini).

Schön, ich denke, so stellen sich die meisten eine KH-Geburt vor (also die, die ins KH gehen wollen).

Ja, die Zeit vergeht, wir haben auch nächstes Jahr "Halbzeit" zur Schule.
Luggele

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Re: Selbstbestimmt im KH? Ja, mit kleinen Abstrichen

Beitragvon Jeanie » Mi 24. Aug 2016, 13:47

Ich finde auch, daß klingt geradezu "traumhaft" für eine erste Geburt im Krankenhaus. Wie schön - so sollte es sein (wenn man ins Krankenhaus will ;-) )
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hübchen
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Re: Selbstbestimmt im KH? Ja, mit kleinen Abstrichen

Beitragvon hübchen » Do 25. Aug 2016, 07:43

Danke Euch,
ja, wenn ich so manchen KH- Bericht hier so lese, denn hatte ich richtig viel Glück.
Ich möchte hier keine Werbung für KH-Geburt machen. Nur aus Erfahrung berichten, das es auch welche gibt, wo die Frau noch Frau ist und bleiben darf. Und nicht jede traut sich ihre erste Geburt zuhause zu. ich habe mir die Kliniken vorher genau angeschaut.
Hier in der Kleinstadt gibt es 2 Krankenhäuser.( und im Umkreis von 20 km sind es so 6, bei 30km schon weit über 10, Ruhrgebiet halt) Das eine dieser beiden ist recht groß mit Kinderklinik, und die machen da einen KS nach dem anderen, und die Kreissääle sind da in nem Trakt wo jeder durch kann, also auch mal jemand unangemeldet im Raum stehen könnte. Das war nichts für mich. Das andere ist klein, ohne Kinderklinik. ( Kinderärzte kommen 3 mal die Woche für die U1 rein), daher nehmen die Frauen "eigentlich" erst ab der 37 SSW. Der Geburtsbereich ist abgetrennt. Nur nach klingeln wird einem da persönlich aufgemacht. Es gibt einen großen Empfangsbereich, wo sich auch die Hebammen aufhalten, die drei Kreissäle und einen OP der nur für KS ist. Wunsch KS sind sehr selten. ( hier gibt es viele Zwillinge, und alle bis auf ein Pärchen, die ich kenne und dort zur Welt gekommen sind, sind ohne KS ausgekommen. Auch BEL war eine in der Pekip-Gruppe.)
Es wird sehr viel mit Homöopathie und Akkupunktur gemacht. Und beim Vorstellungsgespräch kommt eine Hebamme dazu und die Wünsche für die Geburt werden alle schriftlich in der Akte festgehalten.


Zur Sache mit dem Termin noch mal: Ich hatte immer sehr schmerzhafte ES und die Diagnose, ich könne nicht Schwanger werden wegen zu vieler Zysten im Bauch. Am Tag des ES war ich beim Arzt, daher ist der ursprüngliche Tag sehr genau gewesen. Aber der Arzt, ein kleiner lustiger Bulgare war es damals, sagte, die meisten Kinder brauchen ein bisschen mehr Zeit, die wollen wir dem Wunder mal geben, und hat in den MuPa einen ET 5 Tage später rein geschrieben.( Besser gesagt, damit es bei anderen Ärzten nicht so auffällt hat er den letzten Tag der Regel genommen als Grundlage) Wegen der Vordiagnose war ich regelmäßig zur Kontrolle. Kindchen ab ca. 14 SSW immer gut 2 Wochen weiter entwickelt. Und als ich denn irgendwann die Bescheinigung für die Uni brauchte hatte er mit dem Vordatieren im MuPa keine Bauchschmerzen, ( ich war einfach zu naiv und wusste nicht, was es eventuell für Konsequenzen haben könnte) In der Praxisakte blieb alles beim alten.


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